Brand und Mord. Die Britannien-Saga. Sven R. Kantelhardt

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Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt

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Wahrheit wird auch ohne unser Zutun herauskommen.“

      Gutha senkte den Kopf, dann schluckte sie und nickte zweimal.

      „Mische dich bloß nicht ein, du kennst unser Recht nicht, Liebster. Verstehst du? Außerdem hast du selbst gar nichts gesehen“, flehte ihn Rowena leise an. Dann ergriff sie Guthas Hand und zog sie aus dem Gebüsch auf den Fleet zu.

      Ceretic blickte ihnen kurz nach, aber niemand schien die beiden Mädchen zu bemerken. Er drehte sich um und rannte in Richtung seines wartenden Pferdes. Als aufrechter britannischer Krieger und Anhänger der christlichen Lehre konnte er doch nicht mit ansehen, wie ein unschuldiger Junge ermordet wurde! Aber er konnte auch nichts dagegen unternehmen.

      Sein Auftrag, Hengist, Rowena, Rowena!

      „Oh Herr im Himmel“, flehte er im Laufen, „was soll ich tun? Willst du den Jungen für meine Lügen und Heimlichkeiten bestrafen?!“

      Beufleet, Juni 441

      Ordulf

      So also endete sein erstes großes Abenteuer. Vor Enttäuschung, Wut und Angst konnte Ordulf kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Unsanft rissen die Männer an seinen Armen. Das konnte doch nicht alles gewesen sein? Horsa musste doch erkennen, welche Bosheit die Ebbingemannen da ausgeheckt hatten. Aber die Männer zogen ihn unbarmherzig fort. Halvor spuckte in seine Richtung, traf aber nicht. Der verzweifelte Swæn lief hinter ihnen her und rang die Arme. Man zerrte ihn aus dem Lager.

      Zuerst ging es am Fleet entlang nach Süden. Bald nahmen sie eine Abzweigung nach rechts und der Grund senkte sich, wurde weicher und sumpfiger. Feuchte Stellen tauchten auf. Dann erkannte Ordulf vor sich ein Erlenwäldchen. Beim Näherkommen sah er, dass der Weg in den Hain hineinführte. Die Dunkelheit war nun vollends hereingebrochen und langsam begannen Ordulfs Gedanken sich wieder zu ordnen. Vielleicht könnte er im Dunkel zwischen den Bäumen entfliehen? Das war seine letzte Chance. Als sie ein kleines Stück in den Wald eingedrungen waren, ließ er sich plötzlich nach rechts fallen. Seine Bewacher, gerade ganz auf den Weg konzentriert, wurden völlig überrascht. Wie erhofft ließ sich der linke der Wächter von dem plötzlichen Gewicht herüberziehen. Das brachte ihn so dicht an Ordulf, dass dieser aufspringend mit dem Kopf nach seinem Kinn stoßen konnte. Er spürte den Aufschlag und hörte das Knirschen der Zähne seines Gegners. Einen Augenblick später flutete der Schmerz wie eine Welle von seinem eigenen Scheitelbein herab. Der Stoß hatte gesessen. Der Mann rechts stöhnte und lockerte seinen Griff. Ordulf riss seinen Arm frei und schlug blind nach links, wo er das Gesicht des zweiten Gegners vermutete. Auch hier krachte es. Ein brennender Schmerz durchzuckte diesmal seine Faust. Der Mann hatte nach Ordulfs gezieltem Fall sein Gleichgewicht noch nicht wieder gefunden und stürzte nun vollends. Das ganze Manöver hatte nur einen Augenblick gedauert und Ordulf war frei.

      Da bohrte sich eine scharfe Spitze zwischen seine Schulterblätter. „Bleib verdammt nochmal stehen!“, schrie eine unbekannte Stimme.

      „Lauf!“, hörte er im gleichen Augenblick seinen Bruder rufen und die Lanzenspitze verschwand aus seinem Rücken.

      Ordulf sprang vor. Nach drei, vier Schritten drehte er sich um und sah Swæn, der den Mann mit der Lanze von hinten umklammert hielt. Doch hinter ihm war Hoger aufgetaucht und erhob seinen Sax zum tödlichen Hieb. Ordulf reagierte instinktiv, wendete, stürzte sich auf Hoger und seine noch unverletzte Linke traf auf die Nase des Ebbingemannen. Aber da warfen sich schon mehrere Männer auf ihn. Der Fluchtversuch war misslungen. Schwer atmend ließ sich Ordulf wieder auf die Beine zerren.

      „Verdammt zäher Bursche“, schimpfte Horsa, der den Zug anführte. Aber es schwang mehr als eine Spur Anerkennung in seiner Stimme mit. „Lasst uns die kleine Rauferei gerade vergessen“, sagte er mit einem Stirnrunzeln in Richtung des inzwischen ebenfalls überwältigten Swæn und seines Knechtes, der sich das Kinn rieb, welches vor wenigen Augenblicken mit Ordulfs Schädelknochen Bekanntschaft geschlossen hatte. „Komm mit, Junge. Du siehst, es hat keinen Zweck. Uuoden fordert Gerechtigkeit. Vielleicht schenkt er dir in der Unterwelt ein besseres Leben, immerhin hast du bis zum Ende gekämpft!“

      Aber Ordulf wollte nicht in die Unterwelt, er wollte nach Britannien oder auch heim auf die Wurt. Er war noch niemals aus Dithmarschen fortgekommen, hatte noch nie bei einem Mädchen gelegen und schon sollte sein junges Leben enden? Er spürte, wie ihm die Tränen kamen, als er nun auf der anderen Seite des Waldes wieder ins blasse Mondlicht gezerrt wurde. Zwei grob behauene Holzfiguren flankierten einen Bohlenweg, der in ein besonders sumpfiges Stück Morast hinausführte. In der Runde am Waldrand hingen die Häute geopferter Tiere auf Holzgestellen. Ordulf blickte in die leeren Augenhöhlen eines fahlen Rosses. Da ergriff von hinten ein Mann die geflochtene Hanfschnur, die ihm um den Hals hing. Ordulf würgte, obwohl die Schlinge noch nicht zugezogen war. Der Gedanke, dass sein lebloser Körper für immer in dem kalten, zähen Morast verschwinden sollte, ließ ihn erschauern.

      Plötzlich erklang Hufgetrappel auf dem Weg hinter ihnen.

      „Horsa, halte ein“, gellte eine Stimme. Dann trabte ein Krieger aus dem Waldweg auf die Lichtung. „Haltet ein“, wiederholte er außer Atem.

      „Was gibt es nun schon wieder?“, fragte Horsa streng. Die andauernden Unterbrechungen schienen seine Geduld zu strapazieren.

      „Der Britannier ist gerade wieder ins Lager gestolpert. Du solltest dir anhören, was er zu berichten hat!“

      „Das hat doch sicher Zeit, bis dieser verdammte Mörder hängt“, drängte Hoger sich mit etwas näselnder Stimme dazwischen.

      Horsa sah ihn finster an und wandte sich dann wieder an den Boten. „Eins nach dem anderen. Lasst uns diese unerfreuliche Geschichte hier zuerst zu Ende bringen“, knurrte er.

      „Nein, Herr, bei Uuodens Zorn, es muss sein!“, drängte der Bote.

      Horsa sah ihn erstaunt an. Der Mann gehörte zu seinen eigenen Knechten und das gab wohl den Ausschlag. „Na gut, wenn du es sagst, Witiko. Warum reitest du überhaupt den Braunen des Britanniers? Und wo ist Ceretic selbst?“

      Nun grinste Witiko breit. „Der Britannier wollte gerade zurück zum Hof reiten, da hat er am Fleet etwas beobachtet und ist vor Aufregung vom Gaul gefallen. Du wirst seine verbeulte Visage gleich selbst zu Gesicht bekommen, er folgt mir zu Fuß, damit er nicht noch einmal vom Pferd fällt. Da Eile geboten war, habe ich den Gaul genommen und bin ihm vorausgeritten.“

      Und tatsächlich erschien bald darauf ein schmutziger Ceretic mit verschwollenem Gesicht.

      „Du siehst ja bedauernswert aus, man könnte meinen, du hättest den ganzen Tag über mit einem Mückenschwarm gekämpft“, empfing ihn Horsa und grinste dünn.

      Ceretic schnaufte verärgert. „Ich bin von dem wackligen Biest dort gefallen. Aber nur weil er nicht so schnell wollte wie ich.“

      Dann trug Ceretic vor, was ihm Gutha berichtet hatte, so als habe er alles mit eigenen Augen gesehen. „Ich wollte sofort dazwischengehen und drückte dem Gaul dort“, er schaute den unschuldigen Wallach finster an, „die Schenkel in die Flanken. Und da hat er mich einfach abgeworfen, dieses Mistvieh. Ich muss wohl kurz bewusstlos gewesen sein, denn als ich wieder zu mir kam, war der Fleet verlassen und ich habe auf der anderen Seite nur einige Männer getroffen, die mir berichteten, ihr wäret hierher unterwegs. Der Mann dort“, dabei zeigte er grimmig auf Witiko, „wollte mich auf keinen Fall selbst hierher reiten lassen, sondern hat mein Pferd genommen und ist vorausgaloppiert.“

      Hoger hatte mehrfach angesetzt, um den Vortrag zu unterbrechen, aber ein Blick Horsas brachte ihn jeweils wieder zum Schweigen. Nun schaute der Häuptling mit

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