Brand und Mord. Die Britannien-Saga. Sven R. Kantelhardt

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Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt

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wenigstens einer, der nicht gleich den Kopf hängen lässt und mir etwas zutraut, dachte Ceretic. Der Gedanke versöhnte ihn mit seiner Situation. Der Junge war tatsächlich einen Kampf wert.

      Ceretic nahm das kleine Bronzekreuz von seinem Hals und reichte es Ordulf. „Wenn ich morgen falle und du hingerichtet wirst, dann gib dieses Stück zuvor an Rowena weiter“, sagte er. Ordulf sah ihn erstaunt an. „Die Tochter von Hengist meine ich“, fügte Ceretic hinzu, um sicher zu stellen, dass er richtig verstanden wurde.

      „Aber wieso …“, begann Ordulf.

      „Kein weiteres Wort, das habt ihr versprochen“, unterbrach ihn Ceretic. „Los jetzt, wir haben noch Arbeit vor uns“, wandte er sich an Swæn. Sie ließen Ordulf zurück, der grübelnd auf das kleine Metallkreuz starrte.

      Den ganzen letzten Tag hatte er mit seinem neuen Waffenbruder Swæn, sowie Tavish und Malo auf der anderen Seite des Fleetes hinter den Büschen verbracht. Jenseits der neugierigen Blicke der Mannschaft im Lager, insbesondere der der Ebbingemannen, versuchte er wieder in Form zu kommen. Malo hatte sein Schwert sorgfältig geschärft. Es war eine wertvolle Waffe, das Werk eines römischen Schmiedes. Ein Gladius hispanicus, wie es die römischen Legionäre seit uralten Zeiten trugen. Viel kürzer jedenfalls als die sächsischen Langschwerter, in erster Linie eine Stichwaffe. Ceretic hatte sie von Wulf geerbt. Einen eigenen Schild hatte Ceretic in der kleinen Curach nicht mitgebracht und da Horsa ihn als unparteiischer Richter nicht unterstützen durfte, brachte Swæn seine beiden Schilde zur Auswahl mit. Beide waren rund und kleiner als die rechteckigen oder ovalen Römerschilde, die Ceretic bevorzugte. Er entschied sich schließlich für den unbeschlagenen Schild aus Lindenholz. Der war immerhin leicht. So ausgerüstet fühlte er sich für den Kampf ausreichend gewappnet.

      Ceretics Hoffnung, vor dem Kampf noch einmal mit Rowena zu sprechen, erfüllte sich nicht. Er bekam sie nicht mehr zu Gesicht. Auch Gutha mied ihn seit dem Abend im Moor. Ceretic seufzte. Er wollte Rowena kein Herzeleid zufügen, aber vor den Augen der Geliebten konnte er sich doch auch nicht wie ein Feigling von dem Sachsen mit dem seltsamen Namen auslöschen lassen!

      Aus Sorge um Rowena schlief er in der folgenden Nacht lange nicht ein. Er wälzte sich auf seinem Lager hin und her, bevor er schließlich, erst nach Mitternacht, in einen unruhigen Schlummer verfiel. Tavish weckte ihn viel zu früh. Horsa wartete bereits in der Halle auf ihn.

      „Ich hoffe, du weißt, was du tust“, sagte er düster, drückte dann aber Ceretics Unterarm einen Augenblick länger als notwendig und sah ihm ernst in die Augen. „Mögen die Götter mit dir sein.“

      „Ich brauch nur einen“, brummte Ceretic peinlich berührt. Musste ihn ausgerechnet der Heide Horsa daran erinnern, vor dem Kampf sein Leben in Gottes Hand zu legen?

      Dann brachten ihn Tavish und Malo zu der kleinen Curach. Malo blieb am Ufer und Tavish ruderte ihn schweigend in der gerade anbrechenden Dämmerung hinaus. Sie hielten sich in Richtung der von Horsa für den Kampf ausgewählten Sandbank, einer der zahlreichen Sanden in der Ælfmündung. Dicht über der Wasseroberfläche lag Nebel, sodass man die flache Insel nur verschwommen erkennen konnte. Während die Wellen leise an das Boot schwappten und Tavishs Riemen knarrten, konzentrierte sich Ceretic auf ein stummes Gebet.

      Endlich langten sie an dem flachen Eiland an und Ceretic sprang aus dem Boot. Durch den Nebel konnte er auf der anderen Seite bereits eine Gestalt erkennen. Zweifellos Hoger. Dahinter lag ein weiteres Boot. Swæn hatte ihm erklärt, dass die Boote mit jeweils einem Ruderer an der Insel blieben. Die Ruderer durften das Eiland aber vor Sonnenaufgang nicht betreten.

      Ceretic nahm Schild und Schwert, schluckte und schritt dann langsam auf die wartende Gestalt zu. Zunächst sank er tief in den feuchten Strand, doch bald schon knirschten seine Sohlen auf trockenem Kies. Hier wuchs allerhand Kraut, die Flut stieg offenbar nur selten und in unregelmäßigen Abständen darüber. Der Nebel legte sich feucht auf Ceretics Gesicht und die Kälte des Morgens begann in ihn zu dringen. Nun kam auch die fremde Gestalt näher.

      War dieser Hoger gestern auch schon so groß?, wunderte sich Ceretic.

      Dann standen sie sich gegenüber. Dünner Nebel wehte zwischen ihnen hin. Doch der zweite Mann war nicht Hoger! Er war tatsächlich größer und bedeutend jünger!

      „Was soll denn das?“, fragte Ceretic verärgert. Vor Erstaunen vergaß er, dass vor Sonnenaufgang auf der Insel nicht gesprochen werden durfte.

      Der andere holte stumm zum Schlag aus und Ceretic parierte mit seinem Schild. Sein Gegner sprang einen Schritt zurück. Langsam umkreisten sich Ceretic und der Fremde. Unvermittelt sprang Ceretic vor und stieß mit dem Schwert nach dem unteren Schildrand seines Widersachers. Scheppernd prallte die Klinge an dem rasch gesenkten Holz ab. Im Gegenzug hieb der Fremde mit voller Wucht von oben auf Ceretic. Ein großes Stück Lindenholz splitterte von seinem Schild ab und traf Ceretic an der Schulter. Vielleicht hätte er doch den eisenbeschlagenen Schild wählen sollen. Aber es blieb ihm keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sein Gegner schlug wieder zu und dann noch einmal. Ceretic merkte, dass er nicht den richtigen Rhythmus fand. Er wurde in die Defensive gedrängt und wehrte nur die Schläge seines Feindes ab. Und dieser schien sehr viel stärker als Hoger. Wieder flog eine Latte von Ceretics Schild auf den Kies.

      Was würde nur Rowena sagen, wenn ich hier fiele?, schweiften seine Gedanken ab.

      Der Gegner bemerkte es und schwang sein Schwert blitzschnell in einem Bogen nach unten. Ceretic reagierte einen Augenblick zu langsam. Die Schwertspitze beschrieb einen tiefen Kreis und traf Ceretic oberhalb des linken Knöchels. Der Schmerz riss ihn aus seinen Gedanken. Erschrocken schaute er auf seine karierte Hose, deren Saum sich dunkel färbte. Ein stechender Schmerz fuhr bis in seine Fußsohle. Der Knochen schien jedoch unverletzt, zumindest konnte er noch fest stehen.

      Ceretic musste langsam etwas unternehmen. Im Geiste erinnerte er sich an seinen Lehrer Wulf. Er hatte ihn immer wieder aufs Kreuz gelegt, obwohl Ceretic damals schon viel größer und stärker war als der alternde Söldner. Nun war er es, der nicht mehr in Übung war und sein Gegner besaß sicherlich eine größere Ausdauer. Doch wie alle Barbaren hieb er mit seinem Langschwert wild um sich, statt einen einzigen gezielten Stoß zu führen.

      „Eine Spanne Spitze ist mehr wert als zwei Ellen Schneide“, hatte Wulf behauptet, als er unter Ceretics wuchtigem Schlag abtauchte und ihm das Holzschwert schmerzhaft in die Rippen rammte. Dankbar erinnerte sich Ceretic nun an diese Lektion. Ja, Wulf hatte ihn Besseres gelehrt. Er trat einen Schritt rückwärts und täuschte vor, auf dem verletzten Bein einzuknicken.

      „Jetzt nehme ich dich aus wie einen Fisch und werfe deine Eingeweide den Möwen zum Fraß vor“, höhnte der Fremde und hob sein Schwert zu einem letzten mächtigen Hieb.

      Damit besiegelte er sein Schicksal. Ceretic drehte seinen Schild so, dass der ungefasste Holzrand mit der Maserung nach oben wies und das Schwert seines Gegners fraß sich tief hinein. Im gleichen Augenblick drehte er seinen Oberkörper mitsamt Schildarm und Schild nach links und riss die verkeilte Klinge des Ebbingemannen mit sich. Sein Gegner hielt den Griff der Waffe verzweifelt umklammert und stolperte einen Schritt nach vorn. Darauf hatte Ceretic gewartet. Er tauchte unter dem gegnerischen Schildrand durch und stieß sein Schwert in die Achselhöhle seines Widersachers. Heißes Blut wallte aus der Wunde und ein Schleier aus feinen Wassertröpfchen trübte schlagartig das kalte, blanke Eisen.

      Schwer atmend richtete sich Ceretic auf, während der gefällte Hüne in einer rasch wachsenden Blutlache sein Leben aushauchte. Außer dem eigenen pfeifenden Atem hörte er nichts. Ceretic schwindelte. Er zwang sich, ruhiger zu atmen und bemerkte den metallischen Geruch des Bluts und was war da noch? Ach ja, der Geruch, wenn Staub nach langer Trockenzeit vom ersten Regen benetzt wird. Er schüttelte den Kopf. Dem Staub war es wohl gleich,

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