Brand und Mord. Die Britannien-Saga. Sven R. Kantelhardt

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Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt

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seine blutgetränkte Hose hoch und untersuchte seine Beinwunde. Der Schnitt war ungemütlich tief, aber er konnte keine Knochensplitter in der Wunde erkennen. Er riss einen Streifen von seiner Hose und band ihn um die Wunde. Wenn er nicht den Brand bekam, sollte es in einigen Tagen wieder verheilt sein. Dann blickte er in Richtung Osten, wo die Sonne jeden Moment aufgehen würde.

      Tavish kam – unter Missachtung des Verbotes, die Insel vor Sonnenaufgang zu betreten – auf ihn zugerannt. Ceretic winkte: er solle bleiben, wo er war; wegen des Schweigegebotes wollte er nicht laut rufen. Da blendeten ihn die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne.

      „Alles gut, du brauchst nicht zu eilen“, rief er auf Britannisch.

      Doch da war Tavish schon heran und umarmte seinen Gefährten und Meister wild. Dann sah er das Blut an der Hose. „Du bist verletzt?“, fragte er besorgt.

      Ceretic winkte ab. „Nicht so schlimm, ich brauche nur an Land einen sauberen Verband, damit ich mir nicht den Brand hole. Aber sieh dir mal den da an.“ Dabei zeigte er auf den Toten. „Das ist nicht der alte Hoger.“

      Tavish sah erstaunt zu dem Toten, der inzwischen reglos in seinem Blute lag. „Der war aber immer mit ihm zusammen. Hoger, dieser Feigling, hat einen seiner Männer geschickt. Was machen wir denn nun mit ihm?“

      Ceretic zuckte die Achseln und ließ seinen Blick zur anderen Seite der Insel schweifen, wo das gegnerische Boot angelegt hatte. Doch da war kein Boot mehr.

      VI. Abrechnung und Aufbruch

      Beufleet, Juni 441

      Swæn

      Am Ufer warteten Witiko und Swæn angespannt auf den Ausgang des Kampfes. Endlich tauchte im Nebel die Silhouette eines Bootes auf.

      „Das ist das Boot des Britanniers“, rief Swæn aufgeregt und dann sah er zwei lebende Gestalten. „Er hat es geschafft!“ Damit war Ordulf gerettet. Begeistert umarmte er den verdutzten Witiko. Er rannte dem Sieger aufgeregt entgegen und half, das Boot an Land zu ziehen.

      „Das ist doch Kjeld, der junge Ebbingemanne, der Hoger zum Holmgang rudern sollte!“, wunderte sich Swæn, als er die Leiche gewahrte. „Wie kommt der denn hierher?“

      „Hat er sich nach Hogers Tod etwa auf euch gestürzt?“, mutmaßte Witiko.

      Ceretic unterrichtete sie in aller Kürze über das Vorgefallene und Hogers Flucht.

      „Dieser Feigling hat seinen Knecht vorgeschickt und ist selbst getürmt! Ich muss sofort nach Dithmarschen zurückkehren, der Schuft sinnt sicher auf Rache und wird sich noch an unserem Hof vergreifen!“, rief Swæn erschrocken.

      „Erst einmal muss er den Verlust von dreien seiner Krieger verschmerzen“, bemerkte Witiko beruhigend. „Da wird er nicht so schnell wieder zu einem Überfall bereit sein. Und jetzt lasst uns Horsa berichten.“

      „Und Ordulf befreien!“, stimmte ihm Swæn zu.

      „Lauft ihr schon vor, der Kerl hat mich am Knöchel erwischt und ich komme lieber etwas langsamer hinterher, damit die Wunde nicht wieder zu bluten beginnt“, wies Ceretic sie an.

      Als die beiden Sachsen in Hengists Halle stürmten, warteten Horsa und weitere Krieger und Hofbewohner bereits voll Spannung auf den Ausgang des Kampfes. Schlagartig verstummte das aufgeregte Gemurmel. Alle Augen richteten sich gespannt auf die Neuankömmlinge.

      „Hoger, der Schuft, hat überlebt und ist geflohen!“, rief Witiko atemlos in die Stille hinein.

      Ein erstickter Schrei, gefolgt von einem dumpfen Poltern antwortete ihm aus dem hinteren Teil der Halle. In dem sich daraufhin ergebenden Durcheinander dauerte es einen Augenblick bis Swæn einen Überblick gewann. Eine der Frauen war ohnmächtig geworden.

      „Was ist mit Rowena los?“, rief Horsa besorgt und drängte zu seiner am Boden liegenden Nichte. „Bringt sie sofort an die frische Luft. Gero und Worad, ihr fasst mit an.“

      War das nicht dasselbe Mädchen, welches am Vortag die Schale mit der Milch hatte fallen lassen?, fragte sich Swæn.

      Aber bevor er weiter darüber nachdenken konnte, trat Ceretic in die Halle und sorgte für neue Verwirrung.

      „Hoger lebt, aber unser guter Ceretic steht dort ganz lebendig in der Tür“, rief Horsa erstaunt über den Tumult hinweg. „Was hat das alles zu bedeuten?“

      Beufleet, Juni 441

      Ordulf

      Kurz nach Sonnenaufgang öffnete eine kleine rothaarige Magd die Tür zu Ordulfs Gefängnis.

      „Weißt du, wie es ausgegangen ist?“, bestürmte er sie sogleich.

      Das Mädchen grinste frech. Das Grinsen kannte er irgendwoher. Wo nur hatte er sie schon gesehen? Doch das war jetzt zweitrangig.

      „Wie ist was ausgegangen?“, fragte sie zurück.

      „Ach, komm schon, du dummes Ding. Der Holmgang natürlich! Wer hat überlebt? Hoger oder der Britannier?“

      „Ich glaube beide“, antwortete sie nach kurzem Nachdenken und grinste schon wieder.

      „Es geht um mein Leben du, du …“ Ihm fehlten die Worte.

      Sie setzte eine strenge Miene auf. „Komm jetzt mit zu Horsa, dann wirst du alles erfahren, du Raufbold.“

      Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und gab die Tür frei. Erstaunt, doch bereits ziemlich erleichtert, folgte Ordulf ihr. Wenn man nur eine Magd schickte, um ihn zu holen, dann gab es offenbar keinen Grund mehr seine Flucht zu befürchten, oder? Warme Dankbarkeit zu dem Mädchen wallte in ihm auf, obwohl sie ja gar nichts zu seiner Rettung beigetragen hatte.

      Als sie kurz darauf in die Morgensonne hinaustraten, warteten Horsa und mehrere Krieger bereits unter der alten Linde im Zentrum der kleinen Siedlung. Beim Nähertreten entdeckte Ordulf den riesigen roten Schnurrbart des Britanniers. Uuoden hatte also seine Unschuld bestätigt!

      Gleich daneben standen sein Bruder Swæn und Horsa. Vor Horsa auf dem Boden lag … Ordulf sah genauer hin. Es handelte sich zwar um einen Toten, aber etwas stimmte nicht. Das war gar nicht Hoger. Es war einer der jungen Ebbingemannen, die versucht hatten, ihn zu ersäufen. Der einzige außer Hoger, der das bisher nicht mit seinem Blut bezahlt hatte. In der Ecke stand der einäugige Halvor.

      „Die Götter haben entschieden“, begann Horsa. „Ceretic, unser nun doppelt geachteter Freund aus Britannien, hat die Wahrheit bewiesen, während Hoger nicht nur ein Lügner, sondern auch ein Feigling ist.“ Horsa blickte ernst zu der Leiche, die zu seinen Füßen lag. „Er hat einen Knecht an seiner statt in den Kampf geschickt und ist selbst geflohen, als der Britannier ihn erschlug. Damit hat er nicht nur unseren Frieden gebrochen, sondern auch den heiligen Holmgang entweiht und Uuoden beleidigt. Vorerst ist er seiner gerechten Strafe entkommen. Vorerst.“ Dann wandte er sich an Ordulf. „Du bist frei, der Britannier hat deine Unschuld bewiesen.“ Schließlich drehte er sich mit finsterer Miene in Halvors Richtung. Das Gesicht des verwundeten Ebbingemannen war bleich wie ein Laken. Ordulf fragte sich, ob aus Angst oder in Folge der Verletzung und des Blutverlustes.

      „Was habt ihr getan?“, grollte Horsa. „Ihr habt vorsätzlich meinen Frieden gebrochen und mir eine Lügengeschichte aufgetischt!“

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