Milly con Carne. Carola Käpernick
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Einladung von Ben
„Maria, danke dass du uns so fleißig hilfst mit dem Hundetraining. Darf ich dich als kleine Anerkennung zu einem Grillfest im Hof meiner Praxis einladen?“
„Gerne, auch wenn das natürlich eigentlich nicht nötig ist.“
„Ich weiß. Trotzdem. Mir ist es ein Anliegen.“
„Wir kommen gern, oder?“, fragte Maria während sie mich zärtlich in die Seite buffte. Natürlich kämen wir gerne. Grillfest – das roch doch schon von Weitem nach Fleisch. Und Fleisch war mein zweiter Vorname – oder so. Jedenfalls schmeckte es mir hervorragend.
„Kann ich denn etwas mitbringen? Einen Salat vielleicht?“ Maria ließ sich wohl nicht gerne einladen oder war von Lukas nicht gewohnt, eingeladen zu werden. Was mich nicht wundern würde, denn ich hatte zwischenzeitlich das zweifelhafte Vergnügen, Lukas kennenzulernen. Der roch zwar nicht ekelhaft nach Alkohol wie Gregor, aber charakterlich war der ihm wohl ähnlich. Ben war da ganz anders und zeigte das sofort ganz deutlich: „Aber nein. Dann wäre das ja keine Einladung mehr, Maria.“ Ben lächelte, als er es sagte. Sollte bei ihm endlich mal der emotionale gordische Knoten geplatzt sein?
„Also gut. Wann dürfen wir denn erscheinen?“
„Wie wäre es mit nächstem Samstag um 18 Uhr?“
Maria zögerte mit der Antwort. Kurz war es ihr in den Sinn gekommen, dass dies Lukas Geburtstag war. Doch den wollte sie doch endlich abhaken und vergessen und da war ein kleines Fest bei und mit Ben, genau das Richtige. „Passt perfekt! Ich freue mich.“ Das klang so herzlich, wie ich meine Maria kannte.
Die Vorfreude währte nicht lange, denn Samstag war übermorgen und Maria hatte keine Idee, was sie als Geschenk für Ben mitbringen könnte. Mich hat sie leider nicht gefragt. Ich hätte ihr zu einem Paket Gummihandschuhe geraten. Es gab kaum ein Treffen, an dem Ben keine anhatte. Scheinbar war er der Latex-Typ. Zum Glück kam Tamara vorbei und half Maria beim Überlegen.
„Mon Cherrie geht immer. Wenn ich nicht weiß, was ich mitbringen soll, kaufe ich Schokolade.“
„Ja, aber da ist Alkohol drin.“
„Na und? Glaubst du, ihr spült euer Grillfleisch mit Limo nach?“
„Und wenn er keinen Alkohol mag?“
„Dann verschenkt er sie weiter. Achte also besser auf das Haltbarkeitsdatum.“
„Du nun wieder. Nein, ich würde gerne was ohne Alkohol schenken.“
„Dann kauf doch Pralinen ohne Alkohol!“
„Ok, ich würde auch gerne was Kreativeres als Pralinen mitbringen. Weißt du, wie wir im Geschäft die Augen verdrehen, wenn unsere Kunden uns mit Merci überhäufen?“
„Eine Flasche Wein?“ Tamara gab nicht auf.
„Ohne Alkohol!“
„Sorry, ich vergaß. Aber kannst du dir echt nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die anders wie dein Lukas, Spaß am Leben haben und nicht gleich Alkoholiker werden, wenn sie mal ein Glas Wein trinken?“
„Natürlich kann ich mir das vorstellen. Und Lukas hat mit Sicherheit seine Fehler, aber er hat meine Sensibilität geschärft für dieses Thema. Ich möchte niemanden in Verlegenheit bringen oder den Eindruck erwecken, dass sich Jemand rechtfertigen muss, weil er keinen Alkohol trinkt. Wenn ich Ben besser kenne, hat sich das Problem dann ja erledigt.“
„Oh, du willst ihn besser kennenlernen. Milly, was sagst du denn dazu, wenn dieser Tierquäler sich dein Frauchen krallt?“
„Er ist kein Tierquäler. Er hilft Tieren. Und du brauchst mir nicht erzählen, dass du als Krankenschwester nicht auch deinen Patienten mal wehtun musst.“
„Ist ja schon gut.“ Tamara lachte.
„Ist es nicht. Ich hab immer noch kein Geschenk für ihn. Es kommt sogar noch viel viel schlimmer, ich hab nicht mal eine Idee für ein Geschenk. Und du bist mir keine Hilfe, liebe Tamara!“
„Sollen wir Bianca anrufen?“
„Anrufen? Nee, besser herbestellen und sie kann das Abendessen mitbringen.“
Tamara, die zum Dramatisieren neigt, spricht Bianca schnell eine Sprachnachricht ein. „Liebe Bianca, bin bei Maria, die braucht unbedingt unsere Hilfe. Komm so schnell du kannst! Achja, und bring Essen mit! Tamara uhuunndddd…“ „Maria.“
Die beiden Freundinnen nicken sich zu und widmen sich mir. Nicht, dass sich das Problem mit der Geschenkidee gelöst hat, wenn Bianca eintrudelt. Sie hasst es nämlich, wenn sie dann zu spät kommt und vor allem soll sie nicht denken, dass sie nur zum Essenmitbringen ausgenutzt wird.
Ich genieße die Streicheleinheiten und recke und strecke mich. Tamara kontrolliert immer mal ihr Handy. Nach ein paar Minuten wird angezeigt, dass Bianca die Nachricht abgehört hat. Dass keine Antwort kommt, heißt natürlich, dass sie auf dem Weg ist.
Mädelsabend
Dingdongdingdongdingdingdong! Bianca klingelt Sturm, als sie erscheint. Wie von der Tarantel gestochen, springe ich auf und belle wie verrückt. Ich schlage sonst nicht unbedingt an, aber wenn es Sturm klingelt, kann ich einfach nicht anders. Bianca weiß das und sie liebt mein Spektakel, wenn sie ankommt und ich sie dann aufgeregt begrüße. Das wissen hier alle Anwesenden, trotzdem kann Maria sich eine Belehrung nicht verkneifen. Irgendwie denkt sie immer, dass die Nachbarn von mir genervt sein könnten. Dabei sind die Nachbarn und ich eine eingeschworene beziehungsweise verschworene Gemeinschaft. Die stecken mir nämlich heimlich Leckerli zu und sagen immer: „Wenn Milly bellt, wissen wir wenigstens, dass es ihr gut geht.“ Ja, so sind sie die Nachbarn. Und Maria ist eben anders. Am Ende sind alle gut so, wie sie sind.
Bianca duftet verboten gut nach Dönerbude. Am liebsten würde ich sie auffressen. Das lassen Bianca und Maria aber nicht zu. Sie schieben mich zur Seite und fallen sich alle um den Hals.
„Du bist meine Rettung!“, ruft Maria und gibt ihrer zweiten besten Freundin einen dicken Kuss auf die Wange. Bianca tut es ihr gleich. Mir geht das Herz auf, wenn ich die drei so erlebe. Wir stürmen erstmal alle in die Küche. Solange der Duft von Essen in der Luft liegt, klebe ich an den Mädels, bis sie mir etwas abgeben oder mein Futter fürs Abendessen richten. Heute hab ich richtig Glück. Bianca hat in einer kleinen Styroporschachtel etwas Dönerfleisch extra für mich mitgebracht, das Tamara mir direkt runter stellt. Maria mag das zwar nicht so, wegen der Futterexperimente, die sie ja machen soll. Aber ehe das Jemand von den anderen beiden erfährt, hab ich die Köstlichkeiten schon einverleibt und rülpse laut vernehmlich. Nicht sehr damenhaft, das muss ich zugeben, aber Maria und ihre Freundinnen amüsiert es. Sie lachen laut und Tamara knuddelt mich. „Milly con Carne“, nennt sie mich nach dem Essen immer. Und ich liebe das. Nicht nur, weil dieser Name mit einer freudigen Erinnerung an Fleisch verbunden ist, sondern auch, weil ich weiß, dass die drei Freundinnen scheinbar alles, was auf „con Carne“ endet, zum Fressen gern haben, wie sie beteuern.
Nach dem Essen klappt Bianca das Sofa im Wohnzimmer aus und wir machen es uns dort gemütlich. Maria legt eine CD ein und eine bleierne Müdigkeit macht sich über uns alle her. Ich hab Glück,