Namibia - Von der Weite der Landschaft zur Enge des Denkens. Helmut Lauschke

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Namibia - Von der Weite der Landschaft zur Enge des Denkens - Helmut Lauschke

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      Helmut Lauschke

      Namibia - Von der Weite der Landschaft zur Enge des Denkens

      Band 1

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Namibia – Von der Weite der Landschaft zur Enge des Denkens

       Band I

       Ein erster Rückblick

       Die letzten Jahre der Apartheid

       Medizin inmitten des Krieges

       Charakter gegen Charakterlosigkeit; vom interkontinentalen Genpool

       Gesichter und Gespräche im International Guesthouse

       Der erste Arbeitstag für Dr. Ferdinand

       Der Intrigant und das Verhör

       Jahre der Entscheidung

       Perspektiven in die Zukunft

       Aus den Tiefen der Daseins- und Glaubenskonflikte

       Von großen Ärzten und ihrer Menschlichkeit in der schweren Zeit

       Die orthopädische Arbeit an verkrüppelten Menschen

       Die Dorfsirene heult

       Anhang

       Impressum neobooks

Namibia – Von der Weite der Landschaft zur Enge des Denkens

      Band I

      Den Menschen, die in der schwersten Zeit Menschlichkeit zeigten und Vorbild waren, zum Dank.

      Ihr steht da und hofft vergebens, weil da nichts kommt, was längst hätte kommen müssen.

      Im Gedenken der Kinder, die ihre Väter oder Mütter oder beide verloren haben, der Kinder, die vor Hunger Steine schluckten, der Kinder mit den Wasserbäuchen auf stelzigen Beinen und den großen Augen, die das Leben nicht mehr packten, der vielen Kinder, die die Minen in der Luft zerrissen, denen, weil sie überlebten, Arme und Beine abgeschnitten wurden, der Kinder, denen die Geburt den Nachteil brachte, und jener, die es zur Geburt nicht schafften.

      Ein erster Rückblick

      Jahre später, es war an einem Junidienstag, sollte Dr. Ferdinand endlich begreifen, dass das Leben auch für ihn seine Grenzen hatte. Es waren persönliche Gründe, dass er vor gut dreißig Jahren den Jahreswechsel in dem afrikanischen Land, das noch den alten Namen "Südwest-Afrika” trug, mit dem Gefühl höchster Einsamkeit verbracht hatte. Menschen, mit denen er zusammen war und sich als Freunde ihm gegenüber bekannten, sprachen vom guten Leben, das sie führten, und vom Wohlstand, zu dem sie es gebracht hatten, und Dr. Ferdinand es auch bald bringen werde. Diese Gespräche, zu denen Kaffee und Kuchen oder südafrikanische Weine aufgetischt wurden, offenbarten die aufs Materielle zusammengeschrumpfte Sichtweise dieser Erfolgsmenschen, denen es an geistigen Inhalten in erschreckendem Maße fehlte. Sie konnten es nicht erfühlen, was in seinem Herzen vorging. Ihre Oberflächlichkeit berührte ihn nicht. So blieb er innerlich allein. Doch Windhoek war nur die erste Zwischenstation, die er nach wenigen Tagen in Richtung Norden verlassen sollte.

      Es war die Bundesrepublik Deutschland der achtziger Jahre, wo Dr. Ferdinand in einer kleinen Stadt im Flusstal der Lahn, die sich zwischen den Hügelketten des Taunus und Westerwalds in kurzen Kurven entlangschlängelt, als Chirurg und Unfallarzt in einem Krankenhaus tätig war, dessen erstes Fundament auf die Töchter des Reichsfreiherrn Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein, geboren am 26. Oktober 1757 in Nassau an der Lahn, zurückging. In diesem Tal mit seiner dahinfließenden Idylle hielten sich in großer Zahl jene Menschen auf, die die Ausübung ihrer Berufe mehr oder weniger abgeschlossen hatten. Menschen, die das Leben in Ruhe zu Ende gehen wollten, waren auch jene, die die Großzahl der Patienten von Dr. Ferdinand ausmachten.

      Die letzten Jahre der Apartheid

      Im Norden des Landes, wohin ihn Dr. Witthuhn in seinem Wagen als Superintendent eines dortigen Krankenhauses in einer Tagesfahrt über die siebenhundertdreißig Kilometer lange, kochendheiße Teerstrasse gebracht hatte, wo die afrikanische Sonne erbarmungslos sengte, war alles anders. Das Hemd mit weit geöffnetem Kragen war schweißdurchtränkt und klebte widerspenstig auf der Haut, als Dr. Ferdinand mit dem unwohlen Gefühl der Trockenheit im Munde den Eingang betrat, dessen Türen aus den oberen Angeln herausgebrochen waren und den Durchgang halb versperrend spitzwinklig gegen die Seitenwände lehnten. Ungewöhnlich war für ihn der penetrante, atemberaubende Uringestank, der ihm beim Betreten des Hospitalgeländes entgegenschlug. Seine Schritte wurden schneller, als wäre er in großer Eile. Doch diesem Gestank konnte er nicht entrinnen, auch nicht bei dem kurzfristigen Versuch, den Atem anzuhalten.

      So kam es, dass Dr. Ferdinand seiner Begleitung fast entschlüpfte, durch den Eingang eilte und in einer hitzekochenden Halle stehenblieb, in der Menschen auf dem Boden wie verdrückte Trauben hockten, saßen und lagen und sich in ätzenden Schweißgerüchen verballten. Da bewegte sich kein Lüftchen, und die Menschen warteten geduldig auf einen Arzt. Der Anblick nahm ihm fast die Luft, denn so etwas hatte er noch nicht gesehen. Dr. Witthuhn, der Superintendent des Hospitals, folgte ihm mit auffallender Gelassenheit und ging mit der Sicherheit des Instinkts zwischen den menschlichen Knäuels, die das Gefühl der Trostlosigkeit erweckten, hindurch und zielsicher auf den fast verloren dastehenden Kollegen zu, um ihn mit den Gegebenheiten bekannt zu machen. “Es ist alles nicht so schlimm”, brummte Dr. Witthuhn vor sich hin und nahm den Kollegen am Arm und bahnte sich einen Weg durch die wartenden Menschenmassen,

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