Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian. Florian C. Booktian

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Читать онлайн книгу Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian - Florian C. Booktian страница 16

Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian - Florian C. Booktian Milten & Percy

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mit leckerer Füllung. „Du kannst das Teil nicht behalten. Ich besorg dir mal ein Pfefferspray.“

      „Hab ich schon. Und einen Elektroschocker, den ich an einen Besenstiel gebunden habe. Sag, mein Lieber, wo ist denn dein Partner, Milten, wolltest du mir den nicht mal vorstellen?“

      „Er muss arbeiten“, sagte Percy und schluckte den Rest von seinem zweiten Keks. Die waren nicht nur gut, die waren verdammt gut. In seinem Bauch breitete sich ein angenehmes Wärmegefühl aus. Es schien, als wäre es Samstagmorgen, draußen regnete es und er konnte heute den ganzen Tag im Bett bleiben. Das Erdmännchen schnappte sich zwei weitere Kekse, nahm einen in jede Hand und biss abwechselnd hinein.

      „Gut, oder?“, fragte seine Oma.

      „Verdammt gut“, sagte Percy mit vollem Mund. „Was ist da drin? Nugat?“

      „Marihuana.“

      Percy überlegte kurz, ob er den Keks auf den Boden spucken sollte. Offiziell war er noch im Dienst, jederzeit konnte über das Funkgerät ein Fall hereinkommen. Percy schluckte den Rest der Kekse herunter und legte die angebissenen Reste zurück auf das Tablett.

      „Oma, hast du gerade deinem Enkel, einem Detective im Dienst, mit Haschkeksen gefüttert?“

      „Sind gut, oder?“

      „Ja aber ... Oma!“

      „Sehr gut. Dann kann ich die Kekse meinen Gästen servieren“, sagte seine Oma. „Raus mit dir, Percy. Gleich kommen ein paar neue Kunden, die meinen Vertrieb übernehmen wollen. Ich wollte nur kurz sehen, ob es dir gut geht.“

      „Mir gut geht?“

      „Natürlich. Du bist doch mein absoluter Lieblings- Enkel. Nicht wie deine doofe Cousine, die sich von diesem Greifvogel hat fressen lassen.“

      „Oma!“, protestierte Percy.

      „Ach, wenn es doch stimmt. Auch wenn Herr Schnabel ewig neben uns gewohnt hat, war er dennoch ein natürlicher Feind. Es ist immer noch schade um den Rasenmäher, den er geliehen und nie zurückgebracht hat. Um deine Cousine eher weniger.“

      „Oma!“

      „Ach hör doch auf“, sagte sie und winkte ab. „Die wusste doch nicht mal, an welchem Ende ihres Körpers ihr Schwanz saß.“

      „Ich muss ...“, setzte Percy an und begann heftig zu blinzeln.

      „Du musst was, Schatz? Auf den Topf? Ist dir übel?“

      „Nein. Ich muss“, sagte Percy wieder und drehte sich um. Er griff nach dem Verschluss des Koffers, der sanft wie Butter einrastete und ihm mit einem Klack versprach, sich nie wieder ohne sein Einverständnis zu öffnen. Dann nahm er den Koffer unter den Arm und drehte sich zu seiner Oma um.

      „Du kannst doch nicht einfach so mein Gewehr mitnehmen. Das hat teuer Geld gekostet!“

      „Kann ich, will ich und werd ich“, sagte das benommene Erdmännchen. „Ich muss nach Hause, bitte entschuldige mich, Omimi.“

      „Och, so hast du mich nicht mehr genannt, seitdem du klein warst“, sagte sie und drückte ihm einen Schmatzer auf die Backe. „Na gut, nimm das Ding mit. Dann musst du jetzt eben aufpassen, dass mir nichts passiert.“

      Mit federleichten Schritten ging Percy zum Ausgang. Der Boden war weich und gab mit jedem Schritt nach.

      Er verabschiedete sich von seiner Oma und gerade als er gehen wollte, schob sich eine Traube aus alten Damen, die nach Haarspray und Parfüm rochen, an ihm vorbei und setzte sich. Pokerkarten wurden ausgebreitet und die Ladys stürzten sich auf die Kekse. Die Haustür ging zu, der Besuch war beendet.

      Das Maschinengewehr verstaute Percy im gesicherten Kofferraum seines Mustangs. Den Wagen selbst ließ er stehen. In diesem Zustand konnte er es nicht verantworten zu fahren. Percy taumelte mit einem weggetretenen Lächeln die Straße hinunter. Mal ein bisschen nach rechts, mal ein bisschen nach links. Was er jetzt brauchte, war weibliche Gesellschaft. Viel weibliche Gesellschaft.

      Und er wusste auch ganz genau, wo er die bekommen konnte.

      6

      Die Uhr tickte und mit jeder Sekunde kam das gelbe Taxi dem Polizeipräsidium näher. Milten war schon auf die Straße herausgetreten, als ihm einfiel, dass er mit Percy hierhergekommen war und kein Auto hatte. Also hatte er sich kurzerhand ein Taxi bestellt und gewartet. Er hätte auch einen Dienstwagen beantragen können, aber da es sich nicht um eine offizielle Polizei-Angelegenheit handelte, hatte er darauf verzichtet. Vorschriften waren Vorschriften, auch wenn es ihn inzwischen nicht mehr so sehr störte, ein paar davon zu übertreten.

      Die Wartezeit hatte Miltens Gedanken tief abdriften lassen. Es fing an mit Vanessas Tod, über die Ereignisse in Sharpytown bis hin zu dem Tag, als er Melody auf der Polizeiakademie kennengelernt hatte. Eigentlich war er ein Erfinder und kein Detective, aber nach der Zeit mit dem Erdmännchen in Sharpytown wollte er Percy nicht mehr von der Seite weichen. Das Erdmännchen, Detective und Jungesselle, war sein erster richtiger Freund geworden. Natürlich hatte Milten zuvor schon auf der Universität Freunde gehabt. Aber die Freundschaften zu seinen Mitschülern waren oftmals nur flüchtige Zweckbekanntschaften, die sich nach dem Semester auflösten. Wobei das nicht ganz stimmte. Milten hatte einen Freund, seinen Professor Charles P. Notlob, mit dem er ein gemeinsames Interesse an Erfindungen teilte. Notlob arbeitete an großen Projekten wie der Perpetuum-mobile-Eisenbahn und einer Zeitmaschine. Milten hatte dem Professor während seiner Studienzeit assistiert, ihm beim Korrigieren von Arbeiten und Vorbereiten von Lesungen geholfen. Zeitweise weckte er den Professor morgens sogar auf und schubste ihn unter die Dusche, wenn er wieder mal die ganze Nacht damit verbracht hatte, Berechnungen durchzuführen und Pläne zu zeichnen. Bisher war Notlob nur ein markanter Durchbruch gelungen. Er hatte ein Putzmittel erfunden, das Staub davon abhielt, sich auf Oberflächen abzusetzen, und ihn dazu zwang, sich in einem gesonderten Behältnis anzusammeln: direkt im Mülleimer. Ein Spritzer auf ein Regal, ein zweiter in die Tonne, fertig. Der Staub verkroch sich von alleine. Das Mittel bescherte ihm finanzielle Unabhängigkeit und einen Lehrstuhl, mit dem er weiter forschen konnte. Mancher Tage war Milten froh, dass der Professor jeden Morgen im Vorlesungssaal sein musste, denn wenn man ihn sich selbst überließ, schlief er bis in den Mittag und arbeitete bis in den Morgen hinein. Das ging so lange gut, bis er immer später aufstand und immer später schlafen ging. Dann brach für einen Monat alles zusammen, als der Biorhythmus von Notlob die Kapitulation anmeldete und durch Schlafstörungen klarmachte, dass keiner von beiden mehr wusste, wie ein geregelter Tagesablauf überhaupt auszusehen hatte.

      Als Spätfolge wanderte der Professor einen Monat nachts umher und schlief irgendwann aus Erschöpfung an Ort und Stelle ein. Das hatte Milten genau einmal miterlebt. Es war scheußlich gewesen, seinen Freund so leiden zu sehen. Er wusch sich nicht mehr und verlor mehr und mehr an Gewicht, sodass man ihn schon fast nicht mehr wiedererkannte. Seitdem hatte Milten peinlichst genau darauf geachtet, dass Charles P. Notlob seinen Pflichten als Professor nachkam und sich ansonsten seiner Forschung widmete. Am Ende seines letzten Semesters hatte Notlob Milten gratuliert und ihn gefragt, was er jetzt vorhabe. Milten hatte gelächelt. Es war typisch für den Professor, so viel Zeit mit jemandem zu verbringen und dennoch derartige Kleinigkeiten zu vergessen. Milten hatte ihm etliche Male gesagt, dass er keine Ahnung habe, was er nach dem Studium machen wolle. Am liebsten hätte er einfach weiter studiert, weiter assistiert und weiter vor sich hin getüftelt. Notlob führte ihn in seine Lieblingskneipe, den Steppenden Drachen, und fragte bei einem heißen Donnerschwarztee, was ihm denn

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