Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian. Florian C. Booktian

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Читать онлайн книгу Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian - Florian C. Booktian страница 13

Milten & Percy - Der Tod des Florian C. Booktian - Florian C. Booktian Milten & Percy

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      Milten fasste das eine Ende des Magazins, das nicht von Blut und Speichel aufgelöst war und zog es aus dem Rachen. Dann entrollte er das Magazin, das sich als Buch entpuppte.

      „Es ist ein Softcover-Buch.“

      „Wie lautet der Titel?“

      „Der kleine Schnitzelbär – Was sind Träume?“

      „Was?“, sagte Percy entgeistert. „Das kann nicht sein.“

      „Doch. Von Florian C. Booktian. Tz, der Typ hat seine Bücher wirklich überall rumliegen.“

      „Er ist recht berühmt“, sagte Rivierie. „Ich lese gerade selbst eines, der erste Teil seiner zweiten Farbenwochen-Heptalogie. Die Bücher sind gut, sie handeln von ...“

      „Danke, das wäre alles“, würgte Percy den jungen Polizisten ab. „Bitte gehen Sie wieder nach oben und halten Sie nach der Spurensicherung Ausschau.“

      „Natürlich“, sagte Rivierie und ging davon.

      Milten blätterte das Buch durch. Auf jeder Seite waren farbige Bilder und dazwischen etwas Text. „Ein Bilderbuch“, sagte Milten, „wieso würde eine erwachsene Frau so etwas lesen?“

      „Wer kann schon sagen, was in den Köpfen der Leute vorgeht. Aber das Buch kenne ich, das hat mir schon meine Mama immer vorgelesen. Es handelt von zwei Bären, die herausfinden wollen, was Träume sind.“

      Milten überlegte. „Meinst du, das ist so eine Sache, wo irgendein Fan, der die Schwelle zwischen Realität und Fantasie nicht mehr unterscheiden kann, durchgedreht ist und irgendeine Mordserie aus einem Buch nachahmt? Sein Name steht groß an der Wand. Möglich, dass er in Gefahr schwebt, das nächste Opfer zu werden.“

      „Wenn es Sonia war, hast du sie auf jeden Fall schon aus dem Weg geschafft. Wäre das dann überhaupt noch so wichtig?“

      Milten war es wichtig, denn das Warum war für ihn genauso wichtig wie das Wie. Er wollte wissen, was die Verbrecher antrieb, denen sie auf der Spur waren. Seiner Erfahrung nach konnte man jeden missratenen Trieb, jede Neigung zur Gewalt auf irgendetwas im Täter zurückführen, der die Straftat begangen hatte. Und die Ursache zu bekämpfen war wichtig. Auch wenn es oft unmöglich war. Aber dann konnte er zumindest einen ausführlichen Bericht schreiben und der würde vielleicht irgendwann helfen vorzubeugen und andere Ermittlungen zu beschleunigen.

      „Ich glaub, ich spinne, spielst du da etwa an meinem Arbeitsplatz rum?“, rief ein Mann, der in einem weißen Ganzkörperoverall steckte. Mit schnellen Schritten kam er auf seinen gelben Gummistiefeln näher.

      „Will Fleisher“, sagte Percy und steckte die Hände in die Hosentasche, „wie geht es dir, du alter Ganove?“

      „Gleich besser, wenn du deinem schicken Partner sagst, er soll seine Hände von meinem Tatort lassen.“

      Percy drehte sich zu Milten. „Partner, du sollst deine Hände von seinem schicken Tatort lassen.“

      Der Erfinder stieg vorsichtig aus dem Keller, das Bilderbuch noch immer in der Hand und verpackte es in einen Plastikbeutel.

      „Was hast du denn da?“, fragte Will. „Klaust du wieder Beweismittel?“ Er verrenkte sich den Kopf, um den Titel des Buches lesen zu können.

      „Ja leck mich doch! Der Schnitzelbär, och das Buch ist aber süß. Ist das deine persönliche Ausgabe? Hast du dich gleich mal auf andere Gedanken bringen müssen, als du die böse tote Frau gesehen hast, Milty?“ Will lästerte gerne und ausgiebig und Milten stand dabei im Mittelpunkt.

      „Das ist ein Beweisstück, hier“, sagte er und reichte Will Fleisher das Buch.

      „Danke, Milty, ich hab jetzt leider keinen Lutscher dabei, du musst mir also versprechen, dass du nicht anfängst zu heulen, weil der Onkel Will dein Spielzeug mitnimmt, versprichst du das, Milty, ja? Versprichst du es?“

      „Kann ich gehen?“, fragte der Hausmeister hinter ihnen.

      „Aber natürlich“, sagte Milten und geleitete den Mann davon, die perfekte Gelegenheit, sich aus der Situation zu stehlen.

      „Was musst du immer so an ihm herumpicken“, sagte Percy. „Er ist emotional instabil, da brauch ich nicht auch noch deinen Schwabbelhintern, der ihm Mist ins Ohr flüstert.“

      „Oho, Entschuldigung, Detective Erdmännchen“, sagte Will und salutierte.

      „Mach dich an die Arbeit.“

      Will nickte und stellte seinen Koffer neben dem Keller ab. Er war zwar gelegentlich nervig, aber angesichts seiner Arbeit konnte Percy das auch verstehen. Will Fleisher rannte von einem Toten zum nächsten und da waren schon manchmal die übelsten Sachen dabei. Irgendwie musste er sich davon abhalten, irgendwann schreiend gegen eine Wand zu rennen, bis er selber zum Tatort wurde. Percy seufzte und rückte seine Sonnenbrille zurecht. Bis die Ergebnisse aus dem Labor zurück waren, gab es keine Sicherheit. Aber große Zweifel zu haben, lohnte sich hier nicht. Es war der Keller von Sonia Kealy und Milten hatte sie mit drei Schüssen über die Kante des Daches geschickt. Würde man sie vor Gericht stellen, käme zu schwerem Diebstahl auch noch Mord. Aber in diesem Fall blieb nichts außer einer Bürgermeisterin, die einen grausamen Tod gestorben, und einem Täter, der viel zu schnell abgetreten war. Arme Vanessa May, er musste unbedingt in Sharpytown anrufen und die Leute in Kenntnis setzen.

      Vor dem Gebäude unterhielt sich Milten noch immer mit dem Hausmeister, der von seinen Abenteuern auf hoher See berichtete. Nelson Faison war jahrelang beim Fischfang zur See gefahren, bis seine Gesundheit ihn davon abgehalten hatte. Der erste Herzinfarkt hatte ihn über Bord stürzen lassen und er wär beinahe ertrunken. Beim zweiten landete er, während er Fische sortierte, kopfüber im Bottich. Und damit war er seinen Job los und wie er es nannte, auf das Festland verbannt worden.

      Milten und Percy bedankten sich bei Faison, hinterließen eine Visitenkarte und nahmen ihm das obligatorische Versprechen ab, sich zu melden, sollte ihm noch irgendetwas einfallen.

      4

      Zurück im Revier setzten sie sich an ihre Schreibtische. Die Bildschirme ihrer Computer waren so aufgestellt, dass sie sich problemlos ins Gesicht sehen konnten. Auf Miltens Schreibtisch herrschte penible Ordnung, während auf Percys zwischen halb ausgefüllten Berichten angebissene Schokoriegel lagen, die sich mit einem Slinky und Gameboy Advance das Durcheinander teilten. In dem Gameboy steckte das Spiel Donkey Kong Country und genau damit wollte Percy die nächste halbe Stunde verbringen.

      Er schnappte sich die mobile Spielkonsole und schaltete sie ein. Der Bildschirm blieb schwarz. Die Batterien waren leer. Percy seufzte und warf den Gameboy zurück auf den Schreibtisch. Dann konnte er genauso gut in Sharpytown Bescheid geben, dass die ehemalige Bürgermeisterin getötet worden war. Trotz der gegensätzlichen Schreibtischverhältnisse war es doch er, der regelmäßig die Berichte tippte und einreichte. Milten korrigierte dann seine Rechtschreibfehler und stellte hier und da eine Formulierung um. Das gefiel ihm, denn so wurden die Berichte zu kleinen Geschichten und Percy gab sich Mühe und hatte Spaß daran, alles sachlich aufzuarbeiten. Dass ihm Milten beigebracht hatte, Spaß mit dem Papierkram zu haben, war bewundernswert, denn es war der lästigste Teil seines Berufes. Das Einzige, das er noch weniger leiden konnte, war, einen Angehörigen vom Tod eines geliebten Menschen zu berichten.

      Vanessa

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