Zarin der Vampire. Böse Spiele: Der Zar und selbst Russland können fallen, das Haus Romanow ist jedoch unsterblich. Tatana Fedorovna

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Zarin der Vampire. Böse Spiele: Der Zar und selbst Russland können fallen, das Haus Romanow ist jedoch unsterblich - Tatana Fedorovna Zarin der Vampire

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erwiesen. Die Welt gab dem Stärkeren das Recht und nicht dem Einsichtigen. Das Böse verstand nur seine eigene Sprache.

       Die weißgardistischen Truppen wurden von den Tschechen angeführt. Ihr Ring um Jekaterinburg hatte sich anscheinend inzwischen geschlossen.

      Immer wieder peitschten Schüsse durch die Luft und Granateneinschläge detonierten auf dem Schlachtfeld. Soldaten stöhnten zu Tode getroffen oder schwer verletzt. Pulverrauch durchzog zusammen mit dem frühmorgendlichen Nebel den blattlosen Birkenwald. Gelbgraue Grashalme wiegten sich leicht im Wind. Zwischen den Bäumen und Sträuchern huschten Rehe und Wildschweine verängstigt umher. Wohin sollten sie fliehen inmitten des Kampfes?

       Das äußere Geschehen erschien vollkommen unwirklich, wie aus einem Traum geboren. Mir war sehr übel, Frost schüttelte mich.

      Aus dem Mund ergossen sich immer wieder Schwalle säuerlichen schwarzen Magensaftes und die Reste meiner menschlichen Fäkalien liefen stinkend an den zuckenden, nackten Beinen herunter. Dieser Geruch biss scharf in der Nase. Ich vermochte mich kaum zu bewegen. Die Riech- und Hörkraft funktionierten von allen Sinnen am besten.

      Ich spürte einen Tritt auf mir. Ein Mann stieg mit vorausgerichtetem Gewehr eilig über meinen gequälten Körper hinweg. Entweder bemerkte er ihn nicht oder die vermutete Frauenleiche war ihm egal. Andere Soldaten folgten ihm gebückt. Sie trugen entweder tschechische oder zaristische Soldatenuniformen. Es waren die lange erwarteten Unsrigen. Endlich waren sie da.

      Der Plan des jungen charismatischen tschechischen Generals Radola Gajda war also aufgegangen. Mit nur wenigen Soldaten hatte er Teile der transsibirischen Eisenbahnlinie unter Kontrolle gebracht und so die wichtigste Nachschublinie der Rotgardisten unterbrochen. Sie konnten keine Hilfe aus Zentralrussland auf diesem Weg erhalten.

      Der junge General war gerade vierundzwanzig Jahre alt. Eine solche Karriere war sicher nur in diesen schwierigen Zeiten möglich. Mama hatte uns gesagt, er sei ein ehrenwerter junger Mann und werde unserer Familie helfen. Wir hatten alle für seinen Sieg gebetet. Es gab sie doch noch, die letzten Helden, welche nicht der neidischen Hetze gegen meine Familie gefolgt waren.

      Unseretwegen war der schnelle Vormarsch seiner Truppen auf Jekaterinburg erfolgt. General Gajda wusste sicher nicht von unserem Tod und erhoffte, sowohl den Zaren als auch seine Angehörigen zu retten und vor einem Mord durch die Bolschewiken zu bewahren.

      Doch diese hatten das nicht zugelassen. Unsere Leben wurden herzlos ihrer proletarischen Idee geopfert. Ihr boshaftes Ziel war die Vernichtung aller Adeligen, aller Bürger, der gesamten Intelligenz, der Künstler und Kosaken. Das Leben anderer wiegt immer leichter als das eigene.

      Die Sonne war bereits aufgegangen. Ich konnte ihr gleißendes Licht kaum ertragen und steckte meinen Kopf tief unter den Blätterhaufen in weiches Moos. Das linderte den ungeheuerlichen Schmerz.

      Mir war so unendlich übel, meine Muskeln zitterten und ich wagte mich nicht zu erheben.

      Wie würde der Empfang durch die Unsrigen sein? Eine erneute Ohnmacht umfing mich. ...

      Es war mitten in der Nacht, als mein Bewusstsein zurückkehrte. Ich wusste nicht, wie lange ich so gelegen hatte. Waren nur Stunden oder gar ein Tag vergangen? Die Kämpfe hatten sich noch weiter in Richtung Jekaterinburg verlagert. Aus der entfernten Stadt hörte ich Geschrei, Angriffsgebrüll und Gewehrsalven. Noch immer wurde hart um die Stadt gerungen. Aber die Front lag nun hinter mir. Der geschundene Körper war noch sehr schwach. Trotzdem erhob ich mich vorsichtig und trottete dumpf benommen auf wackeligen Beinen durch den Wald und die Hügel in die entgegengesetzte Richtung, fort vom Kampfgeschehen. Lebensdurst und Hoffnung trieben mich an. Ein grauer zerzauster Wolf stand plötzlich rechts vor mir und sah mich an. Er wusste nicht so recht, was er mit dem unerwarteten Besuch anfangen sollte. Sein graues Fell stand zu Berge und er knurrte, die schleimigen Lefzen dabei herunterziehend. Ein anderer noch größerer Wolf, das Leittier, speiste in einiger Entfernung. Sein Opfer, das eine blutverschmierte Rotgardistenuniform trug, zappelte noch etwas, da ein kleiner Rest Leben in ihm steckte.

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      Ein herzloses, von Wahnsinn beflügeltes Lachen entrang sich meiner Kehle. Der Schreck über diese Art des Humors, die ich augenscheinlich empfand, schnürte mir diese jedoch sofort wieder zu. Hatte ich überlebt, um nun vielleicht durch die Wölfe zu sterben? Ich durfte meine Angst nicht zeigen. Vielleicht waren die Tiere durch die Schüsse noch verängstigt.

       Ein seltsamer unbändiger Hunger und auch Furcht krampften den geleerten Magen zusammen. Der Geruch von frischem menschlichen Blut wehte köstlich herüber und machte mich von einem Moment auf den anderen unermesslich gierig. Der Verstand trat dahinter zurück. Ich ging frech zu dem fressenden Leitwolf und stieß ihn, meinen neuen Rang in dieser Welt klarstellend, beiseite. Er jaulte erschrocken auf, wagte aber keine Gegenwehr und beäugte mich zusammen mit den anderen Tieren des Rudels misstrauisch und furchtsam. Sie knurrten, fletschten drohend ihre Zähne, wagten jedoch keinen Kampf.

      „Danke“, flüsterte der Rotgardist. Er konnte sogar noch sprechen. Durch eine Schussverletzung fehlte ein Teil von seinem Kopf. Sein verbliebenes Auge war auf mich gerichtet.

      „Gern geschehen!“, erwiderte ich sarkastisch und biss in seinen Hals. Das Blut des Sterbenden schmeckte ausgezeichnet. Die Bitterkeit des ersten Trunkes im Schacht wich einer ganz neuen Empfindung. Dieses Getränk war köstlich, frisch, zitronenhaft, seidig und sämig zugleich. Die Welt wandelte sich mit jedem Schluck weiter, erschien wunderbar, kristallen, mystisch, zauberhaft verändert und rein. Mein Blick wurde schärfer und die Kraft aller Sinne nahm zu.

      Ich ging gestärkt weiter und fühlte mich immer besser, fast euphorisch. Die Wölfe folgten mir vorsichtig in einigem Abstand. Sie waren irritiert. Ich roch noch mehr frisches Blut. Hinter einem Gebüsch lag ein weiterer bewusstloser Rotgardist. Mein Hunger war unermesslich. Gier stieg in mir hoch. Sie glich der eines Trinkers auf einer Feier. Das war mein Blutfest! Ich vergaß alles um mich herum und grub genussvoll die Zähne in den neuen Hals. „Was machst du da?“, hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir.

      Die Mordlust hatte zur Unachtsamkeit geführt. Langsam wandte ich mich um. Drei Gewehrmündungen wiesen direkt auf meinen Körper. „Mein Gott!“, rief einer der drei und wollte sich im ersten Moment bekreuzigen. Stattdessen zielte er noch genauer. Die Männer schauten mich von oben bis unten schockiert an. Der Anblick war wohl erschütternd. Für den Moment war auch ich sprachlos.

      Konnte ein Kampf erfolgreich sein? Durch die Auseinandersetzung mit dem Bolschewiken im Bergwerksschacht war ich über den Ausgang nicht sicher. Schon bei dem Kampf mit nur einem Mann war der Sieg schwer zu erringen gewesen. Waren ihre Kugeln nicht schneller? Vielleicht war ich gar nicht unsterblich? Vorsicht war zu Beginn allemal besser. Es waren die Unsrigen, also keine Feinde.

      „Ich wollte mir hier Sachen besorgen!“, log ich. Das erschien mir glaubhaft, da ich noch immer vollkommen unbekleidet war. „Die Rotgardisten haben mir alles gestohlen.“

      Die Männer schwankten und begutachteten erstaunt meine Nacktheit.

      „Wieso bist du so blutverschmiert? Du bist schwer verletzt!“ „Ja, sie haben mich mit ihren Bajonetten gestochen und hielten mich für tot. Später habe ich mich versteckt! Zur Tarnung habe ich mich stundenlang zu den Toten gelegt!“ Die Gruppe wirkte unsicher. „Das sah fast aus, als wenn der noch lebte!“

      Der Rotgardist war zum Glück inzwischen verstorben und konnte deswegen nichts mehr dazu sagen. „Es war einer von denen!“, log ich. „Streck deine Hände vor!

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