Die chinesische Kreuzigung. Und andere Schauergeschichten. Hanns Heinz Ewers

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die chinesische Kreuzigung. Und andere Schauergeschichten - Hanns Heinz Ewers страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Die chinesische Kreuzigung. Und andere Schauergeschichten - Hanns Heinz Ewers

Скачать книгу

gib mir meines! Ist so besser!«, krächzte der andere.

      Alle Wetten waren eingetragen, der »Manager« ließ den beiden noch ein großes Glas Aguardiente reichen. Sie tranken es im Zuge aus, warfen dann die Zigaretten fort. Man gab einem jeden ein lan­ges rotes Wolltuch, eine Gürtelbinde, die sie sich fest um den linken Unterarm und die Hand schlangen.

      »Ihr könnt anfangen, kleine Burschen!«, rief der Patron. »Klappt die Messer auf!«

      Die Klingen der Navajen schnappten klirrend über die Zahnrädchen und hakten sich fest. Ein helles widerwärtiges Geräusch. – Aber die beiden Männer blieben ganz ruhig, keiner machte eine Bewegung.

      »Fangt doch an, Tierchen!«, wiederholte der Patron.

      Die Kämpfer saßen unbeweglich, rührten sich nicht.

      Die Andalusier wurden ungeduldig: »Fass ihn doch, Bombita, mein junger Stier! Stoß ihm das Hörnchen in den Leib!«

      »Fang an, Kleiner, ich habe drei Duros auf dich gesetzt!«

      »Ah – Hähnchen wollt ihr sein? Hennen seid ihr! Hennen!«

      Und der Chor grölte: »Hennen! Hennen! – Legt doch Eier! Feige Hennen seid ihr!«

      Bombita Chico reckte sich hoch und stieß nach dem Gegner; der hob den linken Arm und fing den matten Stoß in dem dicken Tuche auf. Die beiden Kerle waren augenscheinlich so betrunken, dass sie kaum Herren ihrer Bewegungen waren.

      »Warten Sie nur, warten Sie nur«, flüsterte der Pope. »Warten Sie nur, bis die Leute Blut sehen!«

      Die Andalusier hörten nicht auf, die beiden zu hetzen, bald mit Aufmunterungen, bald mit bei­ßendem Spott.

      Und immer wieder zischte es ihnen in die Ohren: »Hennen seid ihr! – Legt doch Eier! – Hen­nen! Hennen!«

      Sie stießen nun beide aufeinander, fast blind­lings. In der nächsten Minute erhielt der eine einen leichten Stich an der linken Schulter.

      »Brav, lieber Kleiner, brav Bombita! – Zeig ihm, mein Hähnchen, dass du Sporen hast!«

      Sie machten eine kleine Pause, wischten sich mit dem linken Arm den schmutzigen Schweiß von der Stirne.

      »Wasser!«, rief Lagartijillo.

      Man reichte ihnen große Kannen, und sie tran­ken in langen Zügen. Man sah, wie sie sich er­nüchterten. Die fast gleichgültigen Blicke wur­den scharf, stechend; hasserfüllt schauten sie auf­einander.

      »Bist du fertig, Henne?«, krächzte der Kleine.

      Statt aller Antwort stieß der andere zu, zer­schnitt ihm die Wange der Länge nach. Das Blut strömte über den nackten Oberkörper.

      »Ah, es fängt an, ein fängt an«, murmelte der Pope.

      Die Andalusier schwiegen; gierig verfolgten sie die Bewegungen des Kämpfers, auf den sie

      ihr Geld gesetzt. Und die beiden Menschen stießen zu, stießen zu –

      Die blanken Klingen zuckten wie silberne Fun­ken durch den roten Fackelschein, bissen sich fest in den wollenen Schutzbinden der linken Arme. Ein großer Tropfen siedenden Pechs flog von der Fackel dem einen auf die Brust – er merkte es nicht einmal.

      So schnell schleuderten sie die Arme in der Luft, dass man gar nicht sehn konnte, ob einer getroffen war. Nur die blutigen Rinnen, die über­all auf den Körpern sich zeigten, zeugten von immer neuen Rissen und Stichen.

      »Halt! Halt!«, schrie der Patron.

      Die Kerle stießen weiter.

      »Halt! Bombitas Klinge ist gebrochen!«, rief er wieder. »Trennt sie!«

      Zwei Andalusier sprangen auf, nahmen eine alte Tür, auf der sie saßen, und warfen sie roh zwischen die Kämpfer, richteten sie dann hoch, dass sie einander nicht mehr sehn konnten.

      »Gebt die Messer her, Tierchen!«, rief der Pa­tron. Die beiden gehorchten willig.

      Sein scharfes Auge hatte recht gesehn; Bombitas Klinge war in der Mitte gebrochen. Er hatte seinem Gegner die ganze Ohrmuschel durchsto­chen, an dem harten Schädel war die Klinge zer­sprungen.

      Man gab jedem ein Glas Branntwein, dann reichte man ihnen neue Messer und hob die Tür weg.

      Und dieses Mal fuhren sie aufeinander los wie zwei Hähne, ohne Besinnen, blindwütend, Stich um Stich –

      Die braunen Leiber färbten sich purpurn, aus Dutzenden von Wunden rann das Blut. Von der Stirn des kleinen Bombita hing ein brauner Haut­lappen herab, feuchte Strähnen des schwarzen Haares leckten in die Wunde. Sein Messer ver­fing sich in der Schutzbinde des Gegners, der­weil stieß ihm der andere zwei-, dreimal die Na­vaja tief in den Nacken.

      »Wirf die Binde weg, wenn du Mut hast!«, schrie der Kleine und riss sich selbst mit den Zähnen das Tuch vom linken Arm.

      Lagartijillo zögerte einen Augenblick, dann folgte er dem Beispiel. Unwillkürlich parierten sie nach wie vor mit den linken Armen, die in wenigen Minuten völlig zerfleischt waren.

      Wieder brach eine Klinge, wieder trennte man sie mit der morschen Tür; reichte ihnen neue Messer und Branntwein.

      »Stoß ihn, Lagartijillo, mein starkes Stierchen, stoß, ihn!«, rief einer der Männer. »Reiß ihm die Eingeweide aus, dem alten Klepper!«

      Der Angerufene gab, unerwartet, in dem Augenblick, als man die Türe wegzog, seinem

      Gegner von unten her einen furchtbaren Stoß in den Bauch und riss seitlich die Klinge hinauf. Wirklich quoll die ekelhafte Masse der Einge­weide aus der langen Wunde. Und dann, von oben her, stieß er blitzschnell wieder, traf ihn unter dem linken Schultergelenk und zerschnitt die große Ader, die den Arm ernährt.

      Bombita schrie auf, bog sich zusammen, wäh­rend ein armdicker Blutstrahl aus der Wunde spritzte, dem anderen mitten ins Gesicht. Es hatte den Anschein, als ob er ermattet umsinken wolle; doch plötzlich richtete er noch einmal die breite Brust in die Höhe, hob den Arm und stieß auf den blutgeblendeten Feind. Und er traf ihn, zwi­schen zwei Rippen durch, mitten ins Herz.

      Lagartijillo schlug mit beiden Armen in die Luft, das Messer entfiel der rechten Hand. Leb­los sank der mächtige Körper nach vorn über die Beine hin.

      Und als ob dieser Anblick dem sterbenden Bombita, dessen entsetzlicher Blutstrahl in brei­tem Bogen auf den toten Gegner spritzte, neue Kräfte verleihe, stieß er wie ein Wahnsinniger immer, immer wieder den gierigen Stahl in den blutigen Rücken.

      »Hör auf, Bombita, tapferer Kleiner, du hast gesiegt!«, sagte ruhig der Patron.

      Da geschah das Schrecklichste.

      Bombita Chico, dessen letzter Lebenssaft den Besiegten in ein feuchtes, rotes Leichentuch hüllte, stützte sich mit beiden Händen fest auf den Boden und hob sich hoch, so hoch, dass aus dem handbreiten Riss an seinem Leibe die Fülle der gelben Eingeweide wie eine Brut ekelhafter Schlangen weit hinaus­kroch.

      Er reckte den

Скачать книгу