MICHAEL STUHRS FANTASY-DOPPELBAND. Michael Stuhr

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MICHAEL STUHRS FANTASY-DOPPELBAND - Michael Stuhr

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Bgobo Gerit vertraulich zu, als er zurückwinkend das Schiff betrat. "Du wirst dich noch wundern, Thedraner, wie andere Völker ihre Gäste behandeln."

      "Hom!" Neue Passagiere waren angekommen. Seltsame Männer in langen schwarzen Gewändern, deren Anführer jetzt gemessenen Schrittes über das Deck der Kao-lad ging und immer wieder dieses seltsame "Hom!" aussprach.

      "Pilger des Harmuged", erklärte der Kapitän, der Gerits fragenden Blick bemerkt hatte. "Habt ihr noch nie von ihnen gehört?"

      Gerit verneinte und auch Teri schüttelte den Kopf, hoffend, der Mann möge mehr über diese unheimlichen Pilger berichten.

      "Es sind Wanderprediger. Ihr Gott heißt Harmuged. Ursprünglich kommen sie aus Hestron, der Steinwüstenstadt."

      "Aus Hestron, der Magierfestung?" Gerits Stimme war die Erregung anzuhören. Von Magiern hatte er eine hohe Meinung.

      "Ja", bestätigte der Kapitän. "Allerdings haben sie mit den Magiern dort nichts zu tun. - Mehr noch. - Man sagt, sie leben mit ihnen in ständiger Fehde. Die Jünger des Harmuged halten nichts von den Dingen dieser Welt. Ihr ganzes Wirken ist auf ein Leben nach dem Tode ausgerichtet. Sie suchen nach dem Tisch der Macht, der die Welt zeigt, und an dem der alte Kaiser des Kontinents darauf wartet, die Menschen von sich selbst zu erlösen. - Hoffentlich ist der Kerl bald damit fertig, seine Segnungen über das Schiff zu sprechen. So etwas macht meine Mannschaft immer ganz nervös."

      Gerit schüttelte verwirrt den Kopf und auch Teri kam die Geschichte reichlich absonderlich vor.

      "Für einen Mann, der sein wahres Leben erst nach dem Tode beginnen will, gibt dieser Mann sich aber reichlich Mühe, das Schiff zu verzaubern", meinte Gerit halblaut.

      Der Kapitän zog vielsagend die Schultern hoch. "Auch Bronzestücke haben sie erstaunlich gerne", raunte er Gerit zu. "Nie sah man einen von ihnen irgend etwas arbeiten - aber Bronze haben die Burschen! Sie ziehen nur über Land und versprechen den Leuten einen Platz auf einer traumhaft schönen Insel, wenn sie nur fleißig opfern. - Das heißt, opfern müssen sie schon hier, auf die Insel kommen sie aber erst als Tote."

      Teri drehte sich weg und ging zu Tana. Das Gespräch der Erwachsenen wurde ihr zu kompliziert. Einen Tisch suchen, der die Welt zeigte und die Menschen erlöste, war das etwas, womit Erwachsene sich beschäftigen konnten?

      "Hom!" Der Pilger war mit seinen Segnungen jetzt beim Ruderbalken angekommen und kehrte zu seinem demütig wartenden Gefolge zurück.

      Mit diesen Leuten auf einem Schiff reisen zu müssen, schlug Teri aufs Gemüt. Sehnsüchtig schaute sie auf den Kai.

      Mittlerweile hatte das auflaufende Wasser die Kao-lad so weit angehoben, dass das Deck mit dem Hafenpflaster eine gerade Linie bildete. Plötzlich war die Angst wieder da. Der Augenblick der Abfahrt war nahe und rückte immer näher. Teri war versucht, vom Schiff zu fliehen, sich einfach auf die Laufplanke zu stürzen, über den Hafenplatz zu laufen und sich in einem ihrer vielen Verstecke zu verbergen.

      "He, Teri!" Aska, die älteste der Kraan-Frauen, winkte ihr zu. "Du nicht Angst vor Weggehen. Du Welt sehe. Das gut!"

      Teri lächelte schwach und zuckte hilflos die Schultern.

      "Du komme und sitze auf Decke! Ich singe Lied von Welt."

      Widerstrebend ließ Teri sich auf der Felldecke der Alten nieder. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich die Matrosen an den Leinen der Kao-lad zu schaffen machten. Panik breitete sich in ihr aus. Gleich würde es zu spät sein. Das Schiff legte schon ab. Wann würde sie Thedra wiedersehen? Es war ihr, als verlöre sie ihre Eltern ein zweites Mal. Mit tränenverschleiertem Blick saß sie da und spürte die Hand der Fremden auf ihrem Arm. Aska begann leise, ganz leise zu singen.

      Schon nach wenigen Takten der komplizierten Melodie spürte Teri, wie die Angst, die sie fast überwältigt hatte, einer sanften Traurigkeit wich. Aber in der Melancholie des Abschieds schwang noch etwas anderes mit: Erwartung.

      Schneller wurde die Melodie und fröhlicher. Teris Geist verließ voller Ungeduld den Hafen Thedras und flog weit auf das Meer hinaus. Ungeduldig strebte er den fernen, unbekannten Ländern zu, die so voller Wunder waren. Und dann sah Teri. - Sah, wie die Erzählungen des Großvaters Gestalt annahmen. - Sah die federleichten, dicken Drachen, die sich im starken Wind an Felsbrocken klammerten und wütend feurigen Rotz ausspien. - Sah die Menschen, denen die Zunge oben angewachsen war. - Sah die Türme aus Kristall, die die Einfahrt zur Kaiserstadt flankierten. - Sah alle Wunder dieser Welt, von denen sie je gehört hatte und konnte nicht genug davon bekommen. Jauchzend vor Glück überflog Teri die Welt. Tauchte tief in den Dschungel von Ceon und die Schluchten der Westlichen Berge. Schwang sich hoch über die Felsbarriere, die Estador vom restlichen Kontinent trennte und kehrte langsam, schwebend, wieder in den Hafen von Thedra zurück. Dann war Askas Lied zu Ende.

      Teri war vor überschäumender Freude kaum noch zu bändigen. Mit strahlendem Gesicht schnellte sie hoch und schaute sich um. Noch immer war die Kao-lad mit einem letzten Tau am Kai festgemacht. Ein Ruderboot lag parat, das große Schiff aus dem windgeschützten Hafen herauszuschleppen. Die Matrosen in den Rahen waren bereit, beim geringsten Windhauch die Segel zu setzen.

      Teri war glücklich. Endlich war es so weit. Sie würde die Welt sehen; die Kaiserstadt, Tigan, Gebirge und Wüsten und vieles andere mehr! Konnten die Matrosen sich nicht beeilen? Konnten die Ruderer nicht schneller rudern? Konnte der Wind nicht schon hier im Hafen wehen? Teri hatte es eilig. - Eilig, all die Wunder zu sehen, die auf sie warteten!

      Das letzte Tau fiel polternd auf die Planken der Kao-lad.

      "Es geht los! Endlich geht es los!" Teri hüpfte ausgelassen auf Tana und Gerit zu, die eng umschlungen vor dem kleinen Zelt auf dem Vorschiff saßen. Die ernsten, traurigen Gesichter der beiden Erwachsenen fielen ihr gar nicht auf. - Sie hätte auch kein Verständnis dafür gehabt. Die Welt wartete. Wie konnte man da traurig sein?

      Am dritten Tag nach der Abfahrt kam in der Morgendämmerung das Finderschiff.

      Zunächst war in dem Frühdunst über dem Wasser nicht genau zu erkennen gewesen, wer sich der Kao-lad in der Nacht genähert hatte. Der Matrose, der hoch oben im Mast in einem Segeltuchsitz Wache hielt, hatte ganz normal Meldung gemacht.

      Dann, als die Sonne etwa vier Höhen über der Kimm stand, wurde es offensichtlich. Ein Dramilischer Dreimaster lief mit voller Fahrt auf die Kao-lad zu. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Vorsichtshalber gab der Kapitän die notwendigen Kommandos für einen Kurswechsel.

      Sofort reagierte der Kapitän des fremden Schiffes und änderte ebenfalls den Kurs. Wieder lag die Kao-lad direkt vor dem Bug des Dreimasters. - Die Jagd war eröffnet.

      Der Kapitän der Kao-lad hielt die Besatzung des Finderschiffs in Atem. Jedes Mal, wenn der Finder sich auf einen Kollisionskurs eingerichtet hatte, wechselte die Seidenprinzessin eilig ihren Kurs. Da sie erheblich kleiner war als das Finderschiff, ging das auch recht schnell, so dass die Piraten ein ums andere Mal mit voller Fahrt ins Leere stießen.

      Aufgeregt verfolgten die Passagiere der Kao-lad die Bewegungen des feindlichen Schiffs; allen voran Teri, die mit großen Augen an der Reling stand und bewundernd auf den riesigen Dreimaster starrte, der jedes Mal, wenn er in Rufweite vorbeigerauscht war, behäbig wendete und die Verfolgung erneut aufnahm.

      Lange konnte dieses Spiel nicht mehr gutgehen. Die Kao-lad glich einem verzweifelten Mäuschen, das vor einer gierigen Katze flieht. Schon begann der Finder die Taktik des Frachterkapitäns zu durchschauen und änderte fast gleichzeitig mit ihm den Kurs. Bedrohlich nahe kam das

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