MICHAEL STUHRS FANTASY-DOPPELBAND. Michael Stuhr

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу MICHAEL STUHRS FANTASY-DOPPELBAND - Michael Stuhr страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
MICHAEL STUHRS FANTASY-DOPPELBAND - Michael Stuhr

Скачать книгу

drehte sich von den leeren Webstühlen weg. Was er sah, ließ seinen Schritt stocken.

      Keiner seiner Sklaven arbeitete mehr. Alle hatten ihre Webstühle verlassen und warteten auf ihn. Haßerfüllte Augen starrten ihn an, aus tausenden von Kehlen ertönte die Hymne, jetzt verzerrt zu einem ewigen Schrei des Hasses und der Verachtung.

      "Genug!" Llauk wollte keine weiteren Sklaven mehr, auch keine Macht. Llauk wollte nur noch fort von diesem unheimlichen Ort, wo die Sklaven dem König der Stoffmacher trotzten.

      "Fort!" Aber die Sklaven gingen nicht fort. Als hätten sie nur auf seine Worte gewartet, stürzten sie sich auf Llauk und schleppten ihn in ihrer Mitte zu einem der Webstühle.

      Plötzlich sah Llauk schwere Metallreifen an seinen Armen und Beinen. Die Sklaven hatten ihn an den Webstuhl gekettet.

      Llauk mußte weben. Im Rhythmus der verhaßten Melodie, deren unverständliche Worte ihn demütigten und schmähten, ließ er das Schiffchen durch die Fäden sirren. Doch so schnell er auch arbeitete, es war den Sklaven, die ihn umstanden, nicht schnell genug. Sie begannen, nach ihm zu schlagen, ihm die Kleider vom Leibe zu ziehen.

      Nackt und gedemütigt arbeitete Llauk unter den Schlägen der Sklaven, so schnell er konnte. Tränen liefen über seine Wangen und ein stummer Schrei drohte ihn zu ersticken. Immer schneller, immer heftiger prasselten die Schläge auf ihn nieder, bis es ganz dunkel um ihn wurde. Llauk holte tief Luft und stieß einen markerschütternden Schrei aus.

      "Was war das?"

      Schlagartig hatten alle Sklaven in der Werkstatt zu arbeiten aufgehört, als der gellende Schrei, gefolgt von einem dumpfen Poltern, aus dem Verschlag drang; nur Ngawe webte gleichmütig an ihrer Stoffbahn weiter. "Nur ein dummes Tier", beruhigte sie die anderen Arbeiter." Ein böses kleines Tier. Es ist geflüchtet."

      Widerstrebend gingen die anderen Sklaven wieder an ihre Arbeit. Manch einer warf der Bretterwand zu dem Verschlag noch einen mißtrauischen oder ängstlichen Blick zu. Selbstverständlich wußten alle Sklaven von Llauks geheimem Astloch, und alle hatten Llauks Stimme erkannt. Wie er geschrien hatte: - So, als werde ihm das Herz bei lebendigem Leibe herausgerissen.

      Um das Astloch brauchten sich die Sklaven nie wieder Sorgen zu machen. Llauk war aus dem Verschlag geflüchtet und zwar für immer. Es graute ihm so sehr vor diesem Raum, in dem er aus dem schlimmsten Traum seines Lebens aufgewacht war, dass er ihn sogar am hellichten Tage mied wann immer er konnte.

      Spät am Abend setzte sich Tos eb Far, der Dramile noch ein wenig zu Ngawe, der Kraan-Frau und ihrem gemeinsamen Kind. "Hast du den Burschen verscheucht?", fragte er nach einiger Zeit seine Frau, die bestätigend nickte.

      "Mit deinem Lied?" Es war Tos nicht entgangen, dass Ngawes Gesang kurz vor Llauks Schrei härter geworden war, fordernder, nahezu haßerfüllt.

      Wieder nickte Ngawe nur stumm, aber Tos ließ nicht nach. "Was hast du da gesungen?", wollte er von Ngawe wissen.

      "Ein altes Lied der Kraan", antwortete die Frau leise. „Es geht darin um einen hochmütigen König, der immer mehr Krieger unter seinen Zwang nimmt, bis selbst Sonne und Mond ihm gehorchen."

      "Aber das war doch nicht alles."

      "Nein", bestätigte Ngawe. "Der zweite Teil des Liedes erzählt von demselben König, wie er von seinen eigenen Kriegern gefangengesetzt und gedemütigt wird."

      "Was hat ihn so daran erschreckt? Er konnte doch die Worte nicht verstehen." Tos begriff das alles nicht und machte auch keinen Hehl daraus.

      "Lieder sind wie Sklaven." Ngawe blickte zu Boden und sprach sehr leise. "Ein jeder nimmt sich davon, was er braucht, auch wenn er ihre Sprache nicht versteht. Wer kann wissen, was Llauk sich nahm und was er sah. - Aber", nun sah Ngawe auf und ihre Stimme wurde fester, "...Lieder sind auch grausame Herren! Sie treiben dich voran durch das Dickicht der Gefühle, ob du nun willst oder nicht. Und sei dein Panzer noch so stark. - Wie ein Schwert von einem Schild abgelenkt wird, so wirkt das sanfte Lied der Kraan. Gleitet die Klinge auch ab, ohne zu töten, so erhält der Schild doch einen Stoß, den sein Träger spürt.

      Mein Volk holt seine Nachkommen mit Liedern auf die Welt und bezähmt mit der Kraft sanfter Melodien wilde Tiere. Es gibt den Ängstlichen Mut durch gesungene Worte und tötet seine Feinde mit Liedern wie Speerspitzen aus Edelstein. - Sei willkommen, Freund, am Feuer des Dorfes, doch hüte dich, Feind, vor den Stimmen der Frauen. Ewiger Fluch wird fallen auf jeden, der bösen Gedankens!"

      "Ngawe!"

      Ngawe hatte sich während ihrer Worte immer mehr von der Welt zurückgezogen. Mit leerem Blick saß sie da und rezitierte den `Gruß der Warnung', den im Land der Kraan jedes Kind beherrschte. Tos hatte Angst bekommen, als sie so steif dasaß und mit monotoner Stimme die Verse sprach. Als sie sich auch noch wie in Ekstase vor- und zurück zu bewegen begann, hatte er sie sacht angestoßen. "Ngawe!"

      Sofort war der Bann gebrochen. Die Frau entspannte sich ein wenig und das Leben kehrte in ihre Augen zurück. "Ich hätte nicht gedacht, dass dieses dumme Erdhörnchen überhaupt etwas spüren würde", meinte sie nachdenklich.

      Tos lachte auf. "Ich weiß zwar immer noch nicht, wie du das eigentlich gemacht hast, aber ich hoffe, dass es dieses Ungeziefer tief getroffen hat!"

      "Sei ohne Sorge", meinte Ngawe nur schlicht. Dann begann auch sie zu lachen.

      Seit seinem furchtbaren Traum in dem Stofflager war Llauk den Sklaven gegenüber vorsichtiger geworden. Zwar ärgerten ihn ihre unverschämten Blicke, die ihm wissend folgten, sobald er sich in der Werkstatt sehen ließ, aber was konnte er schon machen?

      Llauk wußte sehr wohl, dass er sein Versteck selbst verraten hatte, als er brüllend vor Angst erwacht war. Da machte es schon nichts mehr aus, dass er bei seiner wilden Flucht vor den Traumgespenstern auch noch ein Regal umgerissen hatte. Kurzum: Die ganze Beobachterei, die Sklaven, die Werkstatt, alles war ihm verleidet. Wie konnte er je König der Stoffmacher werden, wenn seine Sklaven sich schon im Traum gegen ihn erhoben?

      Unwillig gab Llauk es vor sich selber zu: Er hatte Angst vor den Sklaven! Er würde nie mit Sklaven zusammenarbeiten können.

      Niedergeschlagen saß Llauk am Feuer der Wohnstube und starrte trübsinnig in die Flammen. Er hatte verloren. - Verloren, bevor er überhaupt eine Möglichkeit gehabt hatte, zu beweisen, was wirklich in ihm steckte. Angst vor Sklaven - lächerlich! Aber er konnte nichts dagegen tun. Sobald er nur an die Werkstatt dachte, überkam ihn eine tiefinnerliche Unruhe. Immer wieder mußte er an seinen Traum denken - diesen verfluchten Traum.

      "Und los!" Llauks Vater legte sich kräftig ins Geschirr, und der schwere Karren setzte sich zögernd in Bewegung. Neben ihm stemmte Tos eb Far, der Dramile, seine Zehen in den Sand des Weges und zog gleichfalls nach Kräften.

      Widerwillig zerrte auch Llauk ein wenig an den Strängen, die ihn mit dem kleineren Karren verbanden. Amüsiert tat es ihm der zwölfjährige Farrauq, sein Gespannpartner, der jüngste Fronarbeiter seines Vaters, gleich. "Ich glaube, so wird das nichts, junger Herr Llauk", meinte er dann grinsend, "wir werden schon richtig ziehen müssen."

      Mit einem Aufschrei der Wut warf Llauk sich ins Geschirr, dass der Sand unter seinen Füßen aufstiebte. Aufbäumen sollte sich der Karren, einen Satz nach vorn machen. - Zermalmen sollte er diesen unverschämten Sklavenlümmel!

      Aber das tat der kleine Karren nicht. Vielmehr stellte er sich durch den einseitigen Zug quer und es ging überhaupt nicht mehr vorwärts. Erst als Farrauq

Скачать книгу