Perlen vor die Säue…. Inge Elsing-Fitzinger

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Perlen vor die Säue… - Inge Elsing-Fitzinger

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zum Himmel.

      „Danke für das wundervolle Geschenk“, lispelt die Angebetete aufgeregt. Die Augen strahlen vor glühender Begeisterung.

      Dünnlippig lächelnd rauscht Jürgen ab. Die Bellezza funkelt mit einem aus Smaragden und Rubinen kunstvoll gearbeiteten Halsschmuck durch den Abend. Prominenz aus Wirtschaft und Politik überhäufen sie mit Komplimenten. Ein Filmregisseur scheint sich das ergraute Haupt zu zermartern, dieser begehrenswerten Diva möglicherweise eine Rolle in einem seiner nächsten Filme anzubieten. Ein namhafter Operntenor schmettert das Geburtstagsständchen.

      Papa Friedemann von Breest hat weder Kosten noch Mühen gescheut, dieses Fest als „Ereignis des Jahres“ an die Presse zu verhökern. Ein Event. Ein Magnetpunkt. Jedermann will sehen und gesehen werden. Wer bei den de Breests zu Gast ist, zählt zur Crème de la Crème. Der exklusive Circle umfasst nur Auserwählte.

      Claudia Wiesinger und ihr geliebter Papa sind „bedauerlicher Weise“ zu einer unaufschiebbaren Geschäftsreise aufgebrochen. Sie lassen sich diskret entschuldigen, versäumen jedoch nicht ein überdimensionales Blumenarrangement überbringen zu lassen.

      „Diesem ekeligen Tamtam geschickt zu entkommen, lasse ich mir gerne Einiges kosten“, meint Wiesinger angewidert. „Typische Schmarotzer, die sich im Glanz der Gastgeber suhlen. Wie ich diese Großkotzerei hasse.“

      Jürgen fährt nach dem Fest kurz zurück nach Berlin, um nach „dem Rechten“ zu sehen. Von einigen seiner einstigen Favoritinnen will er sich mit massivem Körpereinsatz verabschieden. Mit diplomatischem Geschick beteuert er seine schwierige Situation. Den klassischen Ausreden fügt er phantasievolle Varianten hinzu. Sein einziges Ziel, möglichst lukrativ und schadlos auszubrechen, um seine neue Gefährtin in Wien mit all seinen Qualitäten zu umgarnen. Dank ihres Vaters, würden ihm bald Tür und Tor offen stehen. Tollkühne Pläne warteten darauf, in die Tat umgesetzt zu werden.

      Ihrer beider Anderssein ist wie ein Dorn in ihrem Fleisch, der Gefühle und Seele masochistisch durchbohrt. Sie ignorieren die Zerbrechlichkeit. Ihre Stärke offenbart sich in der Widerstandskraft, alle Hindernisse des Lebens zu ignorieren. Schwierigkeiten werden in Chancen gewandelt. Bedenkenlos setzen sie sich über Konventionen und Skrupel hinweg, reflektieren ihre Einzigartigkeit als gegenseitigen Spiegel.

      Eines können die beiden allerdings nie, wahre Liebe leben. Ihre Zweisamkeit ist übertüncht von Macht und Reichtum, von besitzergreifendem Egoismus, vernichtender Eitelkeit, purer Geilheit. Sie hassen und lieben, verachten und vergöttern einander gleichermaßen.

      Alexa ist eine Kronprinzessin. Verwöhnt, bewundert, beneidet. Zu den Schönsten und Reichsten zu gehören, ist ihr von einer guten Fee in die Wiege gelegt. Sie hat Macht durch die Millionen ihres Vaters. Macht, die sie allerorts demonstriert. Ein Leben auf dem Olymp.

      Als kleines Mädchen war sie laut, trug Hosen statt Kleidern, spielte mit Jungs, die sie verprügelte, wenn sie ihre Coolness anzweifelten. Sie war Vaters ganzer Stolz, ersetzte ihm den so sehr gewünschten Sohn. Stahlhart und draufgängerisch nahm sie es mit der Ehrlichkeit nie so genau, was Vater allerdings nur zu einem verschmitzten Lächeln reizte. Er vergab seiner Tochter jedwede Unart. Bisweilen belohnte er sie sogar für ihren Einfallsreichtum.

      „Der Fratz wird einmal seinen Mann stellen“, so sein wohlwollendes Urteil. Alexas Mutter war bei der Geburt der Tochter gestorben. Kinderfräuleins wechselten im Monatsrhythmus. Hauslehrer ergriffen nach wenigen Wochen händeringend die Flucht – und Vater lächelte immer noch.

      Musik dröhnte durch das Haus. Alexas Stimme schmetterte lauthals durch die weiten Räume der Villa. Vaters Erziehungsstil war extrem liberal. Sein Augenstern. Ihr wurden alle Freiheit dieser Welt zugebilligt. Selbst den verflixten Steinwurf nach dem Muttersöhnchen des Nachbarn, der mit einer heftigen Platzwunde und einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, verzieh der geblendete Vater großzügig.

      Alexa wurde immer rücksichtsloser, räumte alles aus dem Weg, was sie an ihrem Tatendrang hinderte. Geschäftspartner ihres Vaters vergrämte sie, Freunde beleidigte, attackierte sie. Eine gespenstige Mischung aus Selbstbewusstsein, Hochmut, Groll und Vergnügen. Ständig in Verteidigungsposition, fühlte sie sich stets angegriffen und hintergangen. Sie schlug um sich wie ein Naturphänomen. Vater schlichtete was der kleine Teufel aufmischte. Er verhandelte, hörte geduldig zu. Regelmäßig beschwichtigte er Klagen der Geschädigten mit einem großzügigen Scheck.

      Heftiger Protest der letzten Gouvernante veranlassten Friedemann von Breest schließlich schweren Herzens, die Zügel etwas straffer zu ziehen. Ein Internat in der Schweiz. Alexas blindwütiges Toben und Heulen überhörte Papa schweren Herzens.

      Aus dem Wildfang wurde nach zahlreichen Katastrophen ein Mädchen, das sich sogar gesittet benahm, wenn Gäste im Haus waren. Messer wurden nicht mehr abgeleckt.

      In ihrem Herzen aber blieb sie die Rebellin, die ihre Mitmenschen mit Ränken und Verleumdungen zur Verzweiflung brachte. War Papa in der Nähe, zeigte sie sich als tugendhaft und liebeswürdig. Ein falsches Spiel, von dem sie nicht mehr loskam.

      Jetzt überrollt sie mit geradezu besessener Sturheit jedermann. Ob Freund, ob Feind. Ihr Größenwahn nimmt absurde Formen an. Unabsehbare Konsequenzen folgen. Mit Jürgen an ihrer Seite sollen alle Ränke pures Gold werden.

      Furioso pur

      Alexa sitzt vor dem riesigen Spiegel im Ankleidezimmer. Ihr Blick fällt auf ein Foto aus der Internatszeit. Madame Chantal. Diese Fistelstimme. Jahrelang hat die elegante Lehrerin versucht, ihr das Rüstzeug für eine später in Luxus lebende Frau zu vermitteln.

      „Meine Damen, vergessen sie niemals, dass sie eine Lady sind“, krächzt die Stimme aus dem Bild, wird immer eindringlicher, lässt sich nicht mehr abstellen.

      „Eine Frau von Format geht niemals ohne Hut und Handschuhe aus dem Haus. Sie stimmt Schuhe und Taschen aufeinander ab, sorgt immer für das richtige Fundament. Einst waren es Hüft- und Schulterpolster für rasante Rundungen, später Korsagen und Hüftgürtel für die perfekte Wespentaille. Sie, meine Damen, sind und bleiben immer das Statussymbol ihrer Männer.“

      Alexa wäre es nie in den Sinn gekommen Jeans zu tragen. Sie trägt immer hohe Absätze, Dekolleté allerdings erst am Abend. Brokat nie vor achtzehn Uhr. Das hat sich bei ihr durch jahrelangen Drill festgesetzt.

      „Die Gattin eines erfolgreichen Mannes muss sich bis zu sieben Mal am Tag umziehen“, hört sie Madame abermals sprechen, „dazu immer passende Accessoires. Frisur und Make-up anpassen! Nicht einmal dem Briefträges dürfen sie sich ohne Make-up zeigen.“

      „Gott sei Dank hat sich seit damals Einiges geändert“, kreischt Alexa erheitert auf. Die Liebe zum Detail hat sich in ihr dennoch krankhaft festgesetzt.

      Auch heute föhnt, toupiert und sprayt sie ihr tizianrotes Haar mit Akribie und Ausdauer. Sie braucht Stunden für sorgfältig gewähltes Make-up. Schimmernder Teint, Silberglitzer auf den Lidern, exakt gewählter Ton des Lippenstiftes zur Farbe des Kleides.

      Ihr Garderobenschrank quillt über von neusten Modellen, die sie von diversen Reisen Kofferweise nach Hause schleppt.

      Im Moment genießt sie das heilige Ritual. Die Vorbereitung zu einer Einladung ihrer zahlreichen Geschäftspartner, das sie zelebriert. Stunden- manchmal tagelang.

      Mit glänzenden Augen begutachtet sie den überquellenden Schrankinhalt. Ihr persönlicher Schatz. Handtaschen von Hermes, Cavalli, Louis Vuitton, Ferragamo – jedes Stück eine Augenweide,

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