Perlen vor die Säue…. Inge Elsing-Fitzinger

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Perlen vor die Säue… - Inge Elsing-Fitzinger

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die Schulbank gedrückt, und kurz darauf Gert Wiesinger, Sohn eines europaweit anerkannten Schmuck- und Diamantenhändlers kennen gelernt. Ein absolutes Plus für diese Anstalt. Kommentarlos überzeugend.

      Mama hatte immer Recht. Kritik duldete sie keinesfalls. Papa liebte diese Frau tatsächlich sehr. Claudia kehrte also jeden Herbst planmäßig zurück in die Schweiz, um noch mehr dieser oft ausgeklügelten Wissenschaften, bezüglich „Männer um den Finger wickeln“, über sich ergehen zu lassen.

      Dennoch enttäuschte sie Mamas eigentliches Ziel. Sie hatte ihren eigenen Kopf, stellte Studium und Wissbegierde absolut vor eine Ehe mit irgendeinem charismatischen Mann.

      „Wer glaubt den Mond erreichen zu können, landet irgendwann auch dort oben“, meinte sie überzeugt. Eine Vision? Das Leben. Die Liebe. Das Geheimnis ihres inneren Glücks. Sie lächelt – ein untrügliches Seelenmorsezeichen. Sie wollte ein selbstständiger, interessierter Mensch werden, der die schönen Künste nicht nur als willkommenes Smalltalk-Thema sieht, um dem Göttergatten in spe zu imponieren.

      Ihre Erzrivalin Alexa hingegen entwickelte sich zu einem rassigen Teufelsweib. Ihr Leben, ein einziges Tohuwabohu. Nachtschwarze Augen, wiegender Schritt, betörend aufreizende Bewegungen. Leidenschaftliche Blicke männlicher Bewunderer, die sie in vollen Zügen genießt. Charmante Worte gelten eher ihren provokant zur Schau getragenen Brüsten, als ihren Augen.

      Früher schon hatte sie stets für gruppendynamischen Zunder in der Klasse gesorgt, sprühte über vor mitreißenden Ideen. Sie steigerte die Begeisterung der Mädchen und des Lehrpersonals gleichermaßen. Besondere schulische Leistungen wurden zur Nebensache. Erotischer Einsatz hatte stets Priorität. Äußerte sie doch einmal einen sinnvollen Beitrag zu einem ernsten Thema, schienen Gott und die Welt, vor allem aber die Lehrer, regelrecht überrascht.

      „Wenn ein wohlsituierter Mann es schafft, mich vor Lachen unter dem Tisch zu kugeln, kann er mich auf der Stelle ins Bett schleifen.“ Kurzfristig helles Entsetzen. Dann platzten die Gören vor Lachen. Die überraschte Professorin verzog die Lippen zu einem triumphierenden Lächeln. Absolute Überzeugung. Der Lehrplan, die ausgeklügelten Theorien waren auf fruchtbare Erde gefallen.

      „Schönheit kann Sicherheit verleihen, wenn sie naturgegeben ist. Vermessen wärs, alles auf die Schönheit zu setzen. Sie vergeht. Wichtig ist Selbstvertrauen, den Menschen ohne Angst in die Augen schauen können.“ Claudia meint, was sie sagt.

      Verträumt lächelnd erinnert sie sich an ihr erstes Liebesabenteuer. Ein schlanker Jüngling, Marcel. Nie würde sie seinen Namen vergessen. Sie hatte damals Mühe zu atmen. Herzklopfen bis zum Hals. Hilflos stand sie vor ihm, fühlte seine warmen Hände auf ihren Wangen.

      „Was hast du denn?“ Marcels Worte klangen liebvoll, berauschend. Eine Hand glitt zaghaft vom Hals über ihre Schultern, blieb auf ihrem zarten Busen liegen. Mit der anderen hielt er sie innig umschlungen. Ihr wurde schwindelig, die Knie gaben nach. Sein Gesicht, ganz nahe bei ihrem. Sie fühlte seinen Atem. Seine Lippen liebkosten ihre Augen, streiften über die Wimpern ihrer geschlossenen Lider, ihre Mundwinkel. Eine liebevolle, berauschende Berührung. Sie aber begann sinnloses Zeug zu quasseln, riss die Augen auf, wollte sich aus seiner Umarmung lösen und blieb regungslos.

      „Sei still“, hatte er mit heiserer Stimme geflüstert und ihren Hals geküsst. Dann presste er behutsam seine Lippen auf die ihren. Alles war wunderbar still. Mit seiner Zunge versuchte er zaghaft ihre Lippen zu öffnen, dabei streichelte er zärtlich ihren Nacken. Sie hielt den Atem an vor Entzücken.

      Endlich, nach unendlich langer Zeit haben die beiden engagierten Mädchen ihre Reifeprüfung geschafft. Claudia mit sensiblem Idealismus, Alexa als unbezähmbarer Freigeist und der Trophäe Verlobungsring.

      „Könntest du nicht versuchen einen Gang zurückzuschalten?“ Claudias vergebliche Versuche, das Temperament der Freundin etwas zu zähmen, missglückten kläglich.

      „Wenn ich noch weiter zurückschalte, bleibe ich stehen! Ich werde heiraten und ich bin im Gegensatz zu dir glücklich, du Langweilerin.“

      Wie lange ist das schon her? Wie viele Tragödien sind seither geschehen, und immer noch sehnt sie sich nach ihren unerfüllten Träumen. Sie ist eine hoffnungslose Romantikerin, die leichtfüßig durchs Leben geht. Ein seelisches Punching- Band bewahrt sie davor, von Überforderung und Stress auf den Boden geschleudert zu werden. Ein Paradies bürgerlichen Alltagsrituals.

      Irgendwann einmal ist sie aus dem Frust ins Surreale gekippt, stellte dadurch die bourgeoise Scheinheiligkeit an den Pranger. Ein menschlicher Prozess, der zum Positiven mutiert, hofft sie innig.

      Der Traummann, ein Naturereignis

      Jürgen Sandmann ist einundzwanzig. Seine Lehre als begabter Goldschmied hat er mit reichlicher Verzögerung abgeschlossen. Jetzt ist er auf dem Weg in ein neues Leben. Erstes Ziel, eine Reise in den Süden. Ein Traum seit Kindertagen. Höchste Zeit von zu Hause auszubrechen. Die Mutter, eine frustrierte, vom Ehemann verlassene Künstlerin, ist seit er denken kann auf der Suche nach neuen Vätern für ihren Sohn. Der leibliche Vater war schon vor seiner Geburt entsorgt worden, nachdem er versucht hatte seine schwangere Freundin kurzerhand vom Balkon des Mietpunkers zu stoßen. Wie durch ein Wunder überlebten beide. Mutters einziger Wunsch war, ihr Sohn sollte es einmal besser haben als sie.

      Doch wie das Leben so spielt, Jürgen hat die Gene seines Vaters geerbt. Anstatt brav zu Hause zu büffeln, schwänzt er häufig die Schule. Später hängt er mit falschen Freunden ab. Dann und wann kifft er ein Tütchen, um die Scheiße zu ertragen, die ihm allerorts entgegen stinkt.

      So verfrachtet er eines Tages seine dürftigen Habseligkeiten in einen klapprigen geliehenen Ford, fährt los. Eigentliches Ziel noch unbekannt. Nur die Richtung weiß er. Der sonnige Süden. Angenehmes Wetter. Fort aus dem frostigen Deutschland, wo es dauernd regnet und die Preise für Heizmaterial unerschwinglich sind.

      Eine turbulente Reise mit jeder Menge Hindernissen. Erst verschwindet die hintere Stoßstange, in Folge sein Reisepass, den ein andere sichtlich dringender benötigte. Schließlich verliert er seine Hemmungen. Zu guter Letzt auch noch sein Herz an eine feurige Schöne, die ihn mit lasziven Schmeicheleien um sein kärglich Erspartes bringt. Der Notgroschen. Gerade mal genug, Benzin für die Rückfahrt zu tanken. Nach Hause will er nicht mehr, dazu ist er zu stolz. Doch eines weiß er mit Sicherheit. Er muss raus aus der Provinz, hinein in die pulsierende Großstadt.

      Da steht er nun, mitten in Berlin, läppische zweihundert Mark in der Tasche, die er Gottlob noch auf seinem Sparbuch findet. Ein Nichts, unter Tausenden anderen Nobodys. Eine Adresse im Beutel, hochtrabende Pläne und ein tolles Aussehen. Eine Mischung von Präsens und Power.

      Erscheint ihm auch zu Beginn Vieles unübersichtlich, eines steht fest: Er muss Fuß fassen. Und das tut er, schneller als er es sich je erträumt hat. Seine von Natur aus satanische Ader zieht die faulen Motten scharenweise an. Dank zwielichtiger Freunde findet er rasch Anschluss. Man feiert, kifft, besäuft sich solange die Moneten reichen.

      Nach einigen wüsten Escarpaden lernt er sogar ein nettes Mädchen kennen. Das erste Date. Desaster pur. Er schleppt die zierliche Blondine auf die hinteste Bank eines Kinosaals, fackelt nicht lange, geht ihr brutal an die Wäsche. Mit gierigen, gefühllosen Händen packt er zu. Aus seinem Blick spricht Lüsternheit und Begierde. Sein unberechenbares Temperament. Brodelnder Zorn. Die plötzliche Explosion eines Vulkans in seinem Schädel. Er fühlt sich stark. Hysterisches Kreischen der völlig überrumpelten Kleinen hetzt ihm mehrere Kinobesucher an den Hals. Der kurzsichtigen Billeteuse entkommt er mit einem gewagten Sprung über drei Sitzreihen. Im letzten Augenblick entwischt er der Polizei.

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