Möwenspur. Jean-Pierre Kermanchec

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Möwenspur - Jean-Pierre Kermanchec

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nebenher, Marc, ich kenne dich viel zu lange und viel zu gut. Du machst nichts einfach nebenbei. Aber wie du willst, es ist dein Urlaub.“

      Die beiden gingen zum Wagen von Marc. Zu Fuß hätte der Weg zurück zu seinem Haus jetzt doch länger gedauert als sein Magen aushalten wollte. Seit geraumer Zeit signalisiert dieser ihm, dass er gerne etwas zu verdauen hätte. Mit dem Auto dauerte es jetzt nur wenige Minuten um zurück zum Haus von Gerard Martinou zu gelangen, das an der sogenannten Corniche, unweit der Pointe de Trévignon lag.

      ‚Le Paradis‘ an der Pointe de Trévignon hatte er sich vor vielen Jahren als Ferienort ausgesucht. Er konnte nicht einmal sagen warum, vielleicht war es auch nur der Name, der ihn damals dazu bewog. Martinou lebte, wie sein Freund Marc auch, in Paris. Er hatte eine gutgehende internistische Praxis, im achten Arrondissement. Seit einigen Jahren hatte er sich eine Assistentin in die Praxis geholt und seine Anwesenheit deutlich reduziert. Er war Single und völlig unabhängig von Schulferien oder anderen Zwängen. Immer wieder fuhr er für einige Wochen in die Bretagne. Sein Hobby war die Malerei und so verbrachte er viele Stunden mit der Staffelei, an der Küste zwischen Concarneau und Lamor Plage. Am liebsten aber hielt er sich an dem Küstenstreifen zwischen der Pointe de Trévignon und Raguénez auf. Der Küstenverlauf hier war sehr abwechslungsreich. Auf kleine Sandbuchten folgten unmittelbar steinige Abschnitte, auf flache Küstenstreifen, steilabfallende Felsenküsten. Motive in Hülle und Fülle für einen Maler, der aber auch geruhsame Wanderwege entlang des Meeres schätzt.

      Louvin steuerte den Wagen in die Einfahrt und fuhr die knapp siebzig Meter bis zum Eingang.

      Sein Freund hatte den Platz rechts des Hauses mit Kies versehen, so dass ein großer Parkplatz für die Fahrzeuge vorhanden war. Vier oder auch fünf Autos konnten hier gut parken. Der Garten hatte etwa zweitausend Quadratmeter vor dem Haus und noch einmal gut tausend dahinter. Von vorne hatte man einen herrlichen Blick aufs Meer. Hier auf der Südseite befand sich die Terrasse, mit Tischen und allen Gartenmöbeln.

      Der Nachteil seines Hauses, direkt an der Küste mit dem Blick aufs Meer, war eine stark befahrene Straße vor dem Haus, und im Sommer eine nicht zu unterschätzende Belästigung durch die parkenden Autos der Strandbesucher. Völlig alleine war man im Garten dadurch nicht. Die Ligusterhecke hätte zwar vor den Blicken der promenierenden Menschen schützen können, aber dann hätte er sie deutlich höher wachsen lassen müssen. Der Blick auf das Meer wäre somit verdeckt. So hatte sich sein Freund für eine niedrigere Hecke entschieden und einen offenen Blick von außen in den Garten in Kauf genommen. Jetzt allerdings hielten sich sowohl der Verkehr als auch die Spaziergänger in Grenzen. Der Mai gehörte nicht zu den touristenreichsten Monaten. Ab Juni würde der Strom der Besucher wieder zunehmen.

      Louvin und Martinou stiegen aus dem Auto und gingen auf das Haus zu. „Was hältst du von dem Fall, Marc?“

      „Schon etwas seltsam“, antwortete Marc und fuhr dann fort: „Kerber hat mir gesagt, dass es noch einen zweiten Toten gibt, der ebenfalls abgestürzt und mit Fischabfällen bedeckt worden war. Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Dieser Kerber hat mich um meine Unterstützung gebeten, das macht mich auch stutzig. Kommt er nicht weiter? Gibt es Hinweise, dass die Spur nach Paris führt? Fragen, auf die ich keine Antworten habe. Ich sollte mir vielleicht einmal genau berichten lassen, was es bis jetzt in dem ersten Fall an Erkenntnissen gibt. Aber, lass uns nun erst einmal einen kleinen Brunch einnehmen. Für ein Frühstück ist es eindeutig zu spät.“

      Gerard hatte die Haustür aufgesperrt und Marc eintreten lassen.

      „Mein Magen knurrt in der Tat“, sagte Gerard und ging zu seiner Kaffeemaschine, um für sie beide einen Kaffe zu bereiten. Marc deckte den Tisch, an dem großen Fenster mit dem Blick aufs Meer und holte Brot, Käse und diverse Kleinigkeiten, die am Vorabend übrig geblieben waren aus dem Kühlschrank. Gerard hatte großzügig eingekauft. Sie setzten sich an den Tisch und genossen während des Essens die Aussicht. Ihr Gespräch drehte sich natürlich um den Toten, den Gerard gefunden hatte. Sie hatten schon gut über eine Stunde am Tisch gesessen, als Marcs Handy klingelte.

      „Louvin“, meldete er sich.

      „Kerber, Ewen Kerber hier, störe ich Sie oder hätten Sie etwas Zeit?“

      „Nein, Sie stören nicht, wir haben gerade unser kleines Mittagsmahl beendet. Was gibt es Neues?“

      „Ich wollte Ihnen zu dem ersten Toten noch einige zusätzliche Hintergrundinformationen geben. Ich hatte Ihnen ja bereits von dem Fund erzählt. Genau wie bei dem Toten von heute, so waren auch bei dem ersten diese Fischabfälle über den Körper verstreut. In den Taschen hatten wir keinerlei Ausweispapiere gefunden und auch die Fingerabdrücke waren polizeilich nicht erfasst. Der Mann ist immer noch ein Unbekannter für uns. Am Fundort konnten wir, genau wie bei dem heutigen Fund, keinerlei Spuren finden, die auf einen Kampf oder eine tätliche Auseinandersetzung hindeuteten. Die Kleidung des Mannes war sehr elegant, auch das eine Übereinstimmung. Wir fanden bei beiden Leichen Autoschlüssel, aber es fehlen die dazugehörigen Fahrzeuge. Auf irgendeine Art und Weise müssen die Herren ja an die Küste gekommen sein. Alle Befragungen, rund um die Absturzstelle haben uns bei der ersten Leiche nicht zu einem Fahrzeug geführt, das mit dem Toten in einen Zusammenhang gebracht werden konnte. Kollege Louvin, Sie sehen, wir haben noch nicht sehr viel Brauchbares gefunden. Vielleicht haben Sie ja eine Idee, in welcher Richtung wir suchen können.“

      Marc Louvin hatte Ewen Kerber erzählen lassen, ohne ihn zu unterbrechen. Jetzt, nachdem er seinen Bericht beendet hatte, stellte er die Fragen, die ihm schon seit längerem auf der Zunge brannten.

      „Herr Kerber, haben Sie die Vermisstenanzeigen schon durchgesehen oder die Fingerabdrücke vielleicht auch mit den Militärunterlagen oder denen der Einwanderungsbehörden verglichen? Manchmal findet sich ja etwas.“

      „Wir haben die Vermisstenanzeigen der gesamten Bretagne durchgesehen und auch die der Normandie.“

      „Ich schlage vor, die Suche auf ganz Frankreich auszudehnen. Wir sollten das Fernsehen und die Presse einschalten.“ meinte Marc Louvin.

      „Wir sind gerade dabei. Wir wollten in dem Ouest-France ein Bild des Toten veröffentlichen.“

      „Wenn Sie wollen, dann können wir die Bilder der beiden Toten sofort vom Fernsehen ausstrahlen lassen. Ich habe ganz gute Beziehungen zur Redaktion von TF1.“

      „Das Angebot nehme ich gerne an, ich lasse Ihnen sofort zwei Bilder zukommen. Haben Sie eine Email-Adresse?“

      Natürlich hatte Gerard einen Computeranschluss und die Möglichkeit eine Mail zu erhalten. Marc Louvin gab dem Kommissar die Adresse und beendete dann das Gespräch.

      „Wieso hat er die Presse noch nicht früher informiert? Wenn ich nach einer Woche noch immer keinerlei Informationen über die Identität des ersten Toten hätte, dann wäre das doch der erste Schritt. Gerard, hier in der Provinz scheint es nicht viele Morde zu geben. Selbst ein Anfänger würde in Paris sofort an die Presse denken.“

      Er erzählte seinem Freund alles, was er gerade von Kerber erfahren hatte.

      „Marc, ich kann es dir nicht sagen, ich komme auch aus Paris und kenne die Mentalität der Menschen hier nicht so gut. Auch wenn ich schon seit Jahren immer wieder für etliche Monate im Jahr vor Ort bin. Er wird davon ausgegangen sein, dass es sich um jemanden aus der Umgebung handelt. Vielleicht dachte er nicht, dass man hier, um diese Jahreszeit auch einen Touristen umbringen könnte. Es dürften jetzt nicht sehr viele hier sein. Die Menschen, die sich jetzt an der Küste aufhalten, sind meist Einheimische.“

      Louvin war damit nicht zufrieden und rief deshalb seinen Kollegen Jean-Paul Claude in Paris an.

      „Bonjour

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