Möwenspur. Jean-Pierre Kermanchec

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Möwenspur - Jean-Pierre Kermanchec

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nicht schon wieder Verbrecher jagen!“

      „Bin da einfach so rein geschlittert, aber ich brauche von dir zweierlei. Erstens schicke ich dir zwei Bilder von unbekannten Toten. Gib diese bitte an TF1 weiter, mit einem Gruß von mir und sie sollen sie sofort ausstrahlen. Wir wüssten gerne, wer die Toten sind. Zweitens brauche ich von dir eine Auskunft über einen Kommissar in Quimper, sein Name ist Ewen Kerber. Versuche, alles was du über ihn finden kannst herauszubekommen.“

      „Traust du einem Kollegen nicht?“

      „Doch schon Jean-Paul, aber es gibt hier einige Ungereimtheiten. Du kennst mich, lieber verschaffe ich mir sofort Klarheit, anstatt tagelanges Misstrauen zu hegen.“

      „Wie kann ich dich erreichen?“

      „Am besten über mein Handy Jean-Paul, oder über diese Mail-Adresse. Er gab seinem Kollegen auch die Verbindungsdaten seines Freundes und beendete das Gespräch.

      „Was versprichst du dir von der Überprüfung deines Kollegen?“ fragte Gerard, als Marc das Handy zur Seite legte.

      „Keine Ahnung, einige seiner Handlungen finde ich seltsam. Vielleicht liege ich auch komplett daneben, wäre nicht das erste Mal. Aber besser danebenliegen, als einen Fehler begehen oder etwas zu übersehen.“ Marc sah seinen Freund an und bemerkte, dass er seine Stirn in Falten gezogen hatte.

      „Du findest das nicht gut, habe ich recht?“

      „Nun, ich denke mir, dass man seinen Kollegen, zumal wenn man sie noch nicht gerade lange kennt, ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenbringen sollte.“

      „Du hast ja recht Gerard, aber wenn man so lange bei der police judiciaire ist wie ich, dann entwickelt man ein Gespür für Unstimmigkeiten. Das muss nachher nicht unbedingt zu einem Fehlverhalten führen, aber es genügt schon, wenn die Person nur bestimmten Spuren nicht nachgehen will, weil man zum Beispiel einen Bekannten, Verwandten oder Freund schützen möchte. Manchmal liege ich natürlich auch daneben und muss mich dann entschuldigen. Lass uns den Nachmittag bei einem Glas Rotwein genießen.“

      Gerard war sofort einverstanden und sie gingen, jeder ein Weinglas in der Hand in den Garten. Gerard hatte noch eine zweite, angefangene Flasche Pomerol mit hinaus genommen. Sie setzten sich unter die große Kiefer. Der mächtige Baum überspannte mit seinen weit ausladenden Ästen den ganzen Tisch und die Gartenstühle darunter. Die Sonne stand schon recht hoch und die Temperaturen waren bereits deutlich auf über zwanzig Grad angestiegen. Von dem Tisch aus hatten sie einen herrlichen Blick über den kleinen Badestrand auf der gegenüber liegenden Straßenseite, auf die rechts davon liegenden Felsen und das offene Meer.

      Zahlreiche weiße Segel waren am Horizont zu erkennen. Wer ein Boot besaß, war bei diesem strahlenden Wetter unterwegs. Der Sturm der vergangenen Nacht schien vergessen zu sein. Auch die leichte Brise vom Vormittag war verschwunden. Das Meer war so ruhig wie selten. Die beiden Freunde genossen den Wein und Marc sah zu seinem Freund auf, als er sagte: „Es geht uns schon recht gut, findest du nicht? Mit einem Glas Wein bei sonnigem Wetter an einem schattigen Plätzchen zu sitzen, keine Gedanken an die Arbeit zu verlieren und die Seele so richtig baumeln lassen zu können, das ist schon ein Stück vom Glück.“ Marc war ins Philosophieren gekommen. Auch Gerard musste zugeben, dass man nicht viel mehr brauchte um zufrieden sein zu können, fügte dann aber doch hinzu: „Das stimmt, aber man muss auch die finanziellen Möglichkeiten dazu besitzen.“

      „Klar, ich könnte mir so ein Haus nicht leisten, höchstens für zwei oder drei Wochen zur Miete. Gut, dass wir alte Freunde sind.“

      Sie verbrachten den restlichen Nachmittag mit Erzählungen aus der Vergangenheit. Es war schon etwas später, als das Mobiltelefon Marc Louvin mitten in einer Geschichte abrupt unterbrach.

      „Louvin“, meldete er sich.

      „Jean-Paul hier, Marc ich habe einige Informationen für dich. Dein Kollege ist sehr erfolgreich. In den letzten Jahren hat er zahlreiche Fälle, jeweils in kurzer Zeit gelöst. Er hat die besten Beurteilungen, von der Polizeischule angefangen bis heute. Er gilt als etwas eigenbrötlerisch, ist aber durchaus beliebt. Seine Frau ist vor einigen Jahren bei einem Autounfall verunglückt. Der Fahrer hatte Unfallflucht begangen. Kerber hat den Fall selbst gelöst und den Schuldigen vor Gericht gebracht. Kerber ist ein unbeschriebenes Blatt, wenn ich das so sagen darf.“

      „Wie sieht es mit der Veröffentlichung der Bilder von den beiden Opfern aus?“

      „TF1 strahlt sie um 20 Uhr aus. Das ging problemlos.“

      „Danke Jean-Paul, solltest du noch weitere Informationen bekommen, dann weißt du ja, wie du mich erreichen kannst.“ Damit beendete Marc das Gespräch.

      Es war kurz nach 17 Uhr als sie ins Haus gingen und mit den Vorbereitungen für ihr Abendessen begannen.

       Kapitel 3

      Yannick Detru von der Rechtsmedizin trat in das Büro von Ewen Kerber ein und legte die mitgebrachte Akte vor dem Kommissar auf den Schreibtisch.

      „Es war keinerlei Fremdeinwirkung festzustellen, Ewen. Wie ich dir schon am Strand gesagt habe, schlichtweg ein Unfall. Der Mann ist abgestürzt und ist mit dem Kopf auf die Felsen aufgeschlagen. Sein rechter Unterarm war gebrochen. So wie der Bruch lag, nehme ich an, dass er versucht hat sich abzustützen, was aus so einer Höhe ein vergebliches Unterfangen ist. Für ein Gewaltverbrechen konnte ich keine Hinweise finden. In seinem Blut fanden sich keine Spuren von Alkohol oder Betäubungsmitteln oder sonst irgendwelchen Drogen oder Medikamenten. Hat die Spurensicherung etwas Brauchbares gefunden?“

      Ewen Kerber hatte sich den Bericht des Pathologen ruhig angehört und an der einen oder anderen Stelle zustimmend genickt.

      „Die Spurensicherung hat bei dem Mann, wie bei dem ersten Toten, keinerlei Ausweispapiere gefunden. Auch er trug kein Portemonnaie bei sich, was doch recht seltsam ist und den Verdacht auf einen Raubmord nährt. Yannick, ich würde dir ja zustimmen, dass es sich um einen Unfall handelt, wenn da nicht die Fischabfälle auf seinem Leichnam wären. Das kann ich nicht einem Unfall zuordnen.“

      „Das mit den Fischabfällen ist schon sonderbar, da gebe ich dir recht Ewen, aber wieso sollte jemand einen Mann eine Böschung hinunter werfen und ihn anschließend mit Fischabfällen bedecken. Das macht irgendwie keinen Sinn.“

      „Vielleicht ist das eine versteckte Botschaft? Eine Botschaft, die wir noch nicht entschlüsselt haben.“

      Yannick erhob sich von dem Stuhl, auf den er sich während seines Berichtes hatte fallen lassen und schlenderte wieder gemächlich zur Tür.

      „Bis zum nächsten Mal, Ewen, mach’s gut.“

      Ewen hatte den Bericht des Pathologen zur Hand genommen und angefangen zu lesen. Als Yannick die Bürotür hinter sich geschlossen hatte, klingelte das Telefon und Carla Rozier war am Apparat.

      Die Stimmung von Ewen hellte sich spontan auf.

      „Liebling, wie geht es dir?“ rief er ins Telefon und sein Gesicht entspannte sich.

      „Es geht mir ganz gut, danke, ich wollte dich nur fragen, wann wir uns heute sehen können. Ich will Marie noch zur Kontrolluntersuchung begleiten und danach wäre ich frei. Wir könnten uns vielleicht schon zu einem kleinen Aperitif, so gegen 17 Uhr im Café Finistère treffen, was hältst du davon?“

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