Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II. Hymer Georgy

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Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II - Hymer Georgy Geheimauftrag für Sax

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neu. Immer ein As im Ärmel behalten! „Mein Gott!“, entfuhr es ihm dabei, beinahe theatralisch. „Wissen Sie mehr darüber?“

      Steiner schien einen längeren Moment zu überlegen. Dann meinte er ernst: „Hören wir auf mit dem Laienspiel. Marius Holler war der Vize-Resident des BND in Prag. Ich habe mir schon gedacht, dass irgendjemand herkommen würde, um nach ihm zu suchen – und damit meine ich nicht die Polizei. Dass ausgerechnet Sie das sind, macht es vielleicht einfacher. Es hieß damals eine Weile in gewissen Kreisen, sie seien auch bei dem Verein hängen geblieben, nach ihrer Studienzeit.“ Er wartete ab, bis ein miteinander locker umschlungenes Ehepaar mittleren Alters an ihnen vorübergeschlendert war, und fügte dann hinzu: „Die Botschaft schickt sie daher, nehme ich an?“

      Freysing lächelte nur, antwortete aber nicht weiter darauf, sondern wartete schweigend, dass Steiner fortfuhr, ihm ergänzende Details preiszugeben.

      „Marius und ich, wissen sie, das ist eigentlich eine drollige Geschichte“, sagte der ehemalige Stasi-Bedienstete schließlich in beinahe schon vertraulichem Ton, während er eine Hand locker kurz auf Freysings Schulter legte. „Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob und wie viel ich ihnen davon wirklich erzählen kann.“

      Freysing mochte die zutrauliche Berührung nicht, und nach einem Seitenblick nahm Steiner die Hand wieder fort. „Sie können mir gern alles erzählen!“, versuchte der Agent gleichwohl, das Vertrauen Steiners zu gewinnen. Möglicherweise war er einer derjenigen, der Holler zuletzt lebend gesehen hatte – und möglicherweise ergab das ja eine Spur. „Aber beschränken wir uns zunächst auf die Umstände, die zu Hollers Tod geführt haben.“

      „Gehen wir ein Stück! Hier sind mir zu viele Leute unterwegs!“ Sie verließen den inneren Bereich der Burg und begaben sich in den rückseitig gelegenen Park. Dort herrschte kaum Betrieb. Nur einige wenige der Sitzbänke waren von älteren Paaren frequentiert, die sich hier vom anstrengenden Rundgang erholten. Sie suchten sich selbst eine etwas abgelegene gusseiserne Sitzbank, um darauf Platz zu nehmen, und sahen von dieser aus ein paar spielenden Kindern zu, welche sich auf den kleinen Rasenflächen zwischen den Beeten tummelten.

      „Gut. Also zur Sache: Unser gemeinsamer Freund Holler ist einer Angelegenheit auf die Spur gekommen, die ihn veranlasste, alte Kontakte zu reaktivieren.“

      „Holler und Sie kannten sich ebenfalls von früher?“

      „Nein. So alt war er ja noch nicht. Er und ich sind uns erst viel später erstmals begegnet, als es die DDR schon längst nicht mehr gab.“

      „Und was war das für eine Sache, der er auf die Spur gekommen ist?“

      „Galileo, Prag.“

      „So heißt ein Hotel da, ja. Ich habe dort früher mal übernachtet. Was ist damit?“

      „Ich meine nicht das Hotel, sondern das europäische globale Navigations-Satteliten-System, das Europa von den Amerikanern unabhängig machen soll. Dessen Sitz wurde dieses Jahr von Brüssel nach Prag verlegt. - GNSS.“

      „GNSS, ich weiß darüber ein wenig Bescheid. „Das europäische GPS, wenn man so will. Die Amerikaner sind nicht allzu sehr erfreut darüber, dass wir diesbezüglich etwas Eigenständiges aufbauen.“

      „Deren eigenes GPS könnten sie für den Fall einer militärischen Krise stören. Aber nicht ein separates Europäisches System. Angesichts der Situation mit Russland ist das Thema sehr brisant geworden. Sicherheitsrelevant für die gesamte NATO.“

      „Und da hat Holler sich ausgerechnet an Sie gewandt? Was haben Sie denn für einen Bezug dazu?“

      „Er sprach davon, dass er Hinweise darauf erhalten habe, dass in der neuen GNSS-Sicherheitszentrale Sabotage betrieben werden solle, und das ich möglicherweise diejenigen kennen könnte, die damit zu tun hätten.“

      „Klingt alles sehr vage. Was hat er ihnen sonst noch gesagt?“

      „Dazu kam es nicht. Wir wollten uns hier treffen, vorgestern, auf der Burg. Ich hatte die Absicht, ihm alles zu erzählen, was ich weiß. Was indes nicht viel ist. Aber er ist nicht erschienen. Auf dem Rückweg nach Brno habe ich dann zufällig das Polizeiaufgebot am Stausee-Ufer gesehen, und gleich ein ungutes Gefühl bekommen. Ich bin hingefahren und habe mich unter die Schaulustigen gemischt, konnte aber nichts erfahren. Offenbar trug Holler keinerlei Papiere bei sich.“

      „Dann erzählen Sie es einfach mir.“

      „Eines nach dem anderen. Wir beide kennen uns zwar, und standen damals auf derselben Seite. Aber tun wir das heute auch noch? Ich meine, wie kann ich sicher sein, dass Sie wirklich für den Dienst arbeiten, so wie Holler?“

      „Erwarten Sie jetzt vielleicht so etwas wie einen Ausweis?“

      „Nein. Aber deswegen bin ich ihnen von Brünn hierher gefolgt. Ich musste vor allem sichergehen, dass sie niemandem im Voraus von unserer kleinen Zusammenkunft hier erzählen. Das haben sie wohl nicht. Und ich musste auch sichergehen, dass die Polizei sie nicht beschattet und wir vielleicht zusammen gesehen werden.“

      „Wir haben es mit tschechischer Kriminalpolizei von 2014 zu tun, nicht mit dem SB von 1989!“, entgegnete Freysing. Er hatte sich also bei der Herfahrt nicht geirrt gehabt: Jemand war dem Taxi nachgefahren, und das war demnach nicht die Kripo.

      „Und sie meinen, da gäbe es einen Unterschied? Der ermittelnde Beamte, Blansko oder so ähnlich, wenn ich mir den Namen am See unten richtig gemerkt habe, das ist doch einer von der alten Garde.“ Sie warteten ab, während ein älterer Herr mit einem Stockschirm gemächlich vorüberging und schließlich auf einer anderen Bank Platz nahm, die sich dreißig Meter entfernt befand. Weit genug weg, dass er sie nicht würde hören können. „Es gibt eine einfache Möglichkeit, mir zu zeigen, dass sie zum Dienst gehören“, sagte Steiner dann. Er zog eine „Sprachlos“ aus der Packung und steckte den Zigarillo in den Mund.

      Freysing wusste, was Holler meinte. Es war zwar etwas aus der Mode gekommen, aber es gab immer noch so eine Art von Erkennungszeichen zwischen befreundeten, aber einander fremden Agenten. Daher fasste er in seine Hosentasche und holte ein Feuerzeug hervor. Es war eines von „Dunhill“ mit einer eingravierten Widmung.

      „Woher wissen Sie davon?“, fragte er, als er dem Mann Feuer gab, es anschließend deutlich vor seinem Gegenüber in der Hand wechselte und in der anderen Hosen-tasche wieder verschwinden ließ. Ein unauffälliges kleines Zeichen, kaum zu bemerken von möglichen Beobachtern.

      „Holler natürlich. Und vergessen Sie nicht, ich war mal bei der Stasi!“, antwortete Steiner sphinxhaft, der aufmerksam zugesehen hatte.

      „Überzeugt Sie das?“

      „Möglicherweise. Aber wer ist Susanne?“ Die Gravur auf dem Feuerzeug beinhaltete diesen Namen, und Steiners Augen hinter der Brille schienen noch sehr gut zu sein. „Hieß ihre große Liebe damals nicht Sieglinde?“

      „Eine weitere verflossene Freundin“, tat Sax es mit einer kurzen, unwirschen Hand-bewegung ab. Er mochte darüber nicht so sehr reden.

      „Na gut“, fuhr Steiner fort. „Kommen wir wieder zur Sache. Nach dem endgültigen Zusammenbruch unseres schönen Arbeiter- und Bauernstaates musste jeder sehen, wo er bleibt. Insbesondere diejenigen, die vorher für das System gearbeitet haben. Ich gehörte dazu, aber auch mein damaliger Vorgesetzter und noch ein paar andere. Einige der Kollegen haben nach der Wende

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