Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II. Hymer Georgy

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Geheimauftrag für SAX (4): SPECTATOR II - Hymer Georgy Geheimauftrag für Sax

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dass ich zum Rennen herkomme und es doch nett wäre, mal wieder ein paar Litovel miteinander zu zischen…“

      „Und die Nohydlouhý?“ – unterbrach ihn Blansko. Er sagte es so, als befände die Frau sich überhaupt nicht mit im Raum. Freysing setzte ein anzügliches Grinsen auf.

      „Marius hatte mir mal von Irina erzählt. Als er dann heute nicht zum Rennen kam, habe ich gedacht, ich schau mal vorbei wo der Knabe steckt – oder in wem.“

      „Sie machen sich sehr viele Sorgen um einen Bekannten!“

      „Um einen guten Bekannten!“ stellte Freysing, nun wieder ernster, fest.

      „Gab es einen Grund, sich Sorgen zu machen, außer, dass er nicht zu ihrer Verabredung kam?“

      „Eigentlich nicht. Aber wo ich nun schon einmal hier war…“

      „Was genau hat er denn in der Botschaft gearbeitet?“

      „Er hatte mit Außenhandel zu tun.“ - Freysing blieb bewusst oberflächlich.

      Der Beamte war offenbar mit der Antwort nicht recht zufrieden. „Ich muss sie beide bitten, uns zu begleiten“, forderte er in einer Weise, die keine Alternative ließ.

      „Aus welchem Grund?“, wagte Freysing zu fragen.

      „Sie müssen den Toten identifizieren!“, erwiderte Blansko gleichmütig.

      „Was ist denn nun eigentlich mit ihm passiert?“

      „Wir haben ihn gestern Mittag aus dem Stausee gefischt.“ Ein kurzer Aufschrei von Irina war abermals zu hören.

      Die zwischen 1936 und 1940 errichtete Brněnská přehrada oder übersetzt die Brünner Talsperre, welche die Svratka staut, lag etwa acht Kilometer nordwestlich des Stadtzentrums und war ein beliebtes Freizeitgebiet. Freysing konnte sich gut vorstellen, wie erschrocken der ein oder andere Camper oder die Urlauber auf den Elektrobooten gewesen sein mochten, als die Wasserleiche entdeckt wurde. „Ein Unfall?“, fragte er, um Gleichgültigkeit bemüht.

      „Kaum.“ - Mehr sagte der Beamte erst mal nicht. Sie verließen Irinas Wohnung und begaben sich gemeinsam in dem Polizeifahrzeug, das der Assistent steuerte, zur Städtischen Leichenhalle. Die Fahrt dorthin verlief eher schweigend. Irina weinte leise und wirkte dabei in sich gekehrt, Freysing war zwar betrübt, aber hauptsächlich professionell gespannt. Zum einen wollte er natürlich nun mehr über Hollers gewaltsamen Tod erfahren, zum anderen aber nicht sich selbst ins Visier weiterer Ermittlungen der Tschechischen Polizei begeben.

      Als ein Bediensteter der Gerichtsmedizin die Kühlfach-Schublade öffnete und den Leichnam Hollers heraus zog, erkannte Freysing, was Blansko damit gemeint hatte, es sei kaum ein Unfall gewesen. Im Unterbauch des BND-Offiziers befanden sich drei deutlich sichtbare tiefe Einstichstellen, wie sie nur von einem Messer mit besonders breiter Klinge stammen konnten. Sie waren vom ausgetretenen Blut gereinigt, sahen aber dadurch nicht minder hässlich aus. Freysing tippte auf eine Art Kampfmesser, wie es Elitesoldaten tragen. Das Foto hatte die Einstiche nicht gezeigt, da darauf nur Kopf und Oberkörper abgebildet gewesen waren. Zweifellos war Holler ermordet worden, laut des Gerichtsmediziners bereits vor etwa einer Woche, möglicherweise sogar eher. Die Frage war nun, wo, von wem und warum. Für die Polizei standen jetzt zunächst Freysing und die junge Frau, die Marius´ Geliebte war, auf der Verdächtigenliste, das war ermittlungsbehördliche Routine. In Deutschland wäre dies nicht anders.

      Nachdem sie den Toten identifiziert hatten, wurden sie von Blansko und seinem Kollegen weiter ins Polizeipräsidium in der Kounicova 24 gefahren, wo man sie eine Weile lang in getrennten, jedoch nicht allzu zu strengen Verhören befragte. Freysing übernahmen dabei jene beiden Beamten, die sie auch hergebracht hatten. Blansko, der sich nebenbei höflich einschmeichelnd und anerkennend über das gute Tschechisch Freysings äußerte, ging sehr sorgfältig vor: Ein erfahrener Beamter, der sicher nicht einfach auszutricksen war. Freysing musste für die digitale Aufzeichnung alles wiederholen, was er bereits in Irinas Wohnung und danach in der Leichenhalle ausgesagt hatte, dann stellte Blansko detailreich gezielte Fragen und wiederholte auch die eine oder andere in abgewandelter Form, um vielleicht einen Wiederspruch zu erzeugen. Sax fiel nicht darauf herein – seine agentendienstliche Grundschulung beinhaltete die Vorbereitung auf derlei Situationen. Etwas heikel wurde es lediglich, als Blansko nach Freysings derzeitigem Logierort fragte. Die kleine Pension unweit der Festung in der Innenstadt war eben auch die Unterkunft Hollers gewesen, und aufgrund der Meldebestimmungen würde der Polizist das sicher schnell herausfinden. Sax entschloss sich daher, seine gegenwärtige Adresse wahrheitsgemäß anzugeben, denn auch hier würde eine Lüge nur mehr Verdacht erzeugen. Er begründete das sogar damit, dass die Pension ihm einmal von Holler selbst empfohlen worden war.

      Während der Zeit der Befragung lagen der Strohhut und das Fernglas mit der Speicherkarte von Kisci darin auf Blanskos Schreibtisch, aber glücklicherweise warf der Beamte keinen Blick in letzteres hinein. Das hätte dann in der Tat problematisch werden können. Spionage war mit Bestimmtheit kein Kavaliersdelikt, schon gar nicht aus Deutscher Richtung. Der Agent vermied es, dauernd zu dem verräterischen Glas hinzusehen.

      Freysing und Irina erfuhren ihrerseits, weshalb die Polizei auf letztere gekommen war. Zwar hatte Holler keinerlei Ausweispapiere mit sich geführt, jedoch ein kleines Amulett, in welchem sich ein winziges Bild von Irina befand. Das hatte Blanko im Zuge seiner Ermittlungen mit gespeicherten Bilddaten verglichen und der Computer hatte Irinas Namen gefunden. Sie war dort registriert, weil sie einige Male an politischen Demonstrationen teilgenommen und kurzzeitig festgenommen worden war. Die Daten hätten inzwischen gelöscht sein müssen, es war mehr als fünf Jahre her, aber nicht immer und überall funktioniert der Datenschutz wirklich – und in dem Fall war auch sicher bei der Polizei niemand besonders unglücklich darüber.

      Beide, Irina und Freysing, wurden nochmals gefragt, woher sie einander kannten, aber auch hier sagten beide übereinstimmend korrekt aus, dass sie sich heute erst kennengelernt hatten. Das entsprach den Tatsachen und keiner von ihnen musste diese besonders ausschmücken. Alles in allem schienen Blansko und sein Assistent mit dem Ergebnissen der Befragung dann doch erst einmal zufrieden zu sein.

      Es war gegen 22 Uhr, als sie gemeinsam entlassen wurden und mit einem Taxi zunächst zu Irinas Wohnung zurückgelangten. Als sie vor dem Wohnblock hielten, nahm er sie auf der Rückbank kurz in seine Arme, um ihr so etwas wie Trost zu spenden. „Es ist schlimm!“, meinte er. „Falls ich irgendetwas für Sie tun kann…“

      „Ich möchte jetzt allein sein!“, wies sie ihn jedoch an, während sie sich schnell löste und aus dem Fahrzeug ausstieg. Sie verabschiedete sich von Freysing und verschwand, ohne sich noch einmal umzublicken, in dem Wohnblock, während er dem Taxifahrer seine gegenwärtige Unterkunft als nächstes Fahrtziel angab. Er war erleichtert darüber, sich nicht weiter mit Irina und ihrer offenbar echten Trauer beschäftigen zu müssen. So etwas wie Mord kam vor in seinem Beruf. Er hatte oft damit zu tun. Für Irina war der Tod vielleicht nichts gänzlich Fremdes, aber Mord, dazu an ihrem Geliebten, besaß freilich eine ganz andere Dimension.

      Nachdem er in die Pension zurückgekehrt war, tippte er seinen Bericht ins Ipad und übermittelte diesen, eine speziell verschlüsselte Internetverbindung nutzend, an die Zentrale. Außerdem stellte er einige kleine Anfragen. Herauszufinden, warum Holler ermordet worden war, musste nicht zwingend seine Aufgabe sein. Die Tschechische Polizei war an der Sache dran, und da es sich bei Holler um einen Botschaftsangestellten handelte, konnte weiteres auf Internationaler Polizeiebene und über den Auswärtigen Dienst geklärt werden. Von dort aus würde man sich auch mangels Angehöriger – laut Dossier gab es keine näheren Verwandten - um die Überführung des Leichnams nach Deutschland kümmern.

      Blansko

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