Die beiden Sträflinge. Gerstäcker Friedrich

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die beiden Sträflinge - Gerstäcker Friedrich страница 7

Автор:
Серия:
Издательство:
Die beiden Sträflinge - Gerstäcker Friedrich

Скачать книгу

Zeit drin im trockenen Malleybusch. Bald spürten uns auch die Schwarzen aus, und nur mit Müh' und Noth entgingen /29/ wir endlich der doppelten Gefahr des Verschmachtens und ihrer hölzernen Speere, von denen einer meiner Gefährten ziemlich arg, wenn auch nicht lebensgefährlich, verwundet wurde."

      „In welcher Gegend war das?" fragte Mr. Powell, der sich besonders für diesen Bericht über einen neuen Weidegrund interessirte; ist es doch das im Buschleben, was dem Squatter vorzüglich und zunächst am Herzen liegt.

      „Zwischen dem Hindmarsch- und dem Curon-See," erwiderte Mac Donald.

      „Ich habe immer gedacht, daß dort noch einmal eine gute Stelle aufgefunden würde!" rief Mr. Powell, von seinem Stuhl aufspringend - „und Sie fanden gar nichts?"

      „Schwarze genug, aber keinen Tropfen Wasser für uns und für die Thiere, außer wenn wir zum Hindmarsch-See zurückkehrten, um dort unsere Gefäße wieder zu füllen und unseren Pferden Ruhe zu gönnen."

      „Dann sind Sie auch nicht weit genug im Innern gewesen ; ich bin fest überzeugt, daß innerhalb jener beiden Seen irgendwo ein alter Wassercurs und noch feuchtes Land liegen muß. Wär' ich nur bei Ihnen gewesen!"

      „Danken Sie Gott, daß Sie es nicht waren," erwiderte Mac Donald ernst; „ich möchte die Zeit nicht noch einmal durchleben."

      „Und haben Sie es jetzt aufgegeben, einen passenden Weideplatz zu finden?" frug die Mutter den jungen Mann mit vieler Theilnahme, „oder führt Sie gerade deshalb Ihr Weg hierher zurück?"

      „Das ist eine noch viel indiscretere Frage," rief lachend Ihr Gatte, „als die des Mr. Bale, was das Pferd gekostet habe. Du weißt, liebes Kind, daß ein angehender Squatter mchts auf der Welt so geheim hält, als welche Richtung er nehmen will, um einen Weidegrund zu finden."

      „Jedem andern Squatter gegenüber, ja," erwiderte Mac Donald, dem alten Herrn die Hand hinüberreichend, welche dieser nahm und herzlich drückte. „Ihnen kann ich ganz offen gestehen, daß es allerdings mein Plan ist, hier irgendwo am Murray noch einen Weidegrund aufzufinden /30/ obgleich die besten oder eigentlich brauchbaren Stellen schon lange und fest in Besitz genommen sind."

      „Und ich gestehe Ihnen, daß ich Niemanden lieber zum Nachbar hätte, als gerade Sie," erwiderte ihm eben so herzlich Mr. Powell. „Nur zu oft geschieht es, daß wir unter den Squattern eine Menschenklasse in die Nähe bekommen, die nicht allein an Bildung, nein, auch an gutem Betragen so weit unter uns stehen, daß wir bei dem besten Willen mit ihnen keinen Umgang pflegen können, wenn wir auch nicht im Stande sind, jeden Verkehr mit ihnen zu vermeiden. Was könnte uns da Lieberes geschehen, als uns auf solche Weise zu verbessern? Für unsere Heerden haben wir doch noch Raum genug; das Land ist groß, und bis dahin, daß sie sich so vermehrt haben, um uns zu zwingen einen andern Platz zu suchen, wird auch schon Rath werden. Zerstreuen sich die Kinder doch meist, wenn sie einmal das richtige Alter erreicht haben und flügge geworden sind! So wollen wir denn hier auf fröhliche und gute Nachbarschaft anstoßen, Mr. Mac Donald!" setzte er hinzu, als Sarah, die sich einen Augenblick auf einen Wink der Mutter entfernt hatte, mit einer Flasche Sherry und einigen Gläsern zurückkam, indem er diese füllte und das seinige dem Gast entgegenhielt.

      „Das gebe Gott!" erwiderte, sein Glas dem gebotenen entgegenbringend, mit einem recht aus tiefster Brust geholten Seufzer der junge Mann, und leerte es auf einen hastigen Zug. Ein lautes „ku—ih!" von draußen, der gewöhnliche Zuruf der Schwarzen untereinander, den sich übrigens auch die Weißen im Innern des Landes angeeignet haben, tönte in diesem Augenblick herüber.

      „Aha, da sind unsere schwarzen Gäste schon," lachte Mr. Powell; „das ließ sich denken, daß die nicht viel Zeit versäumen würden, von der erhaltenen Erlaubniß Gebrauch zu machen. Uebrigens thun sie höchstens beim Abziehen einigen Schaden, denn so lange sie an der Station lagern, hüten sie sich gar sehr, von irgend fremdem Eigenthum etwas anzurühren."

      „Wenn sie das aber beim Abschied thun, so setzen sie sich /31/ doch stets, sollten sie den Platz einmal später wieder besuchen, einem rauhen und unfreundlichen Empfang aus," meinte Mac Donald.

      „Daran denken sie nicht," erwiderte Mr. Powell. „Die Burschen haben untereinander übrigens irgend eine Art von moralischem Gesetzbuch - nach so luftigen Grundsätzen dieses auch entworfen sein mag - und irgend welche Bestimmungen und Ordnungen unter sich. Wir Weißen kennen überhaupt bis jetzt nur die alleräußerste Schale ihres politischen wie geistigen Lebens, und geben uns, aufrichtig gesagt, auch entsetzlich wenig Mühe, eine bessere Kenntniß von ihnen zu erlangen. Nach dem aber, was ich bis jetzt in meinen langjährigen Erfahrungen von ihnen gesehen und erlebt habe, scheint cs mir, daß hinsichtlich solcher und selbst anderer, schwererer Vergehungen eine Art Verjährungsrecht unter ihnen besteht, vermöge dessen nach einer gewissen Zahl von Monaten von irgend einer unangenehmen Sache nicht mehr gesprochen werden darf. So sind mir mehrere Fälle vorgekommen, daß Schwarze, nachdem sie einen Weißen erschlagen, plötzlich spurlos aus der Gegend verschwanden und von keinem nach ihnen Suchenden wieder aufgefunden werden konnten, bis sie plötzlich, gewöhnlich nach sechs Monaten, ganz ungenirt und von selbst wieder zum Vorschein kamen, und so unbefangen mitten in die Polizei hineinliefen, als ob sie mit der ganzen früheren Sache von Mord und Blut auch nicht das Mindeste zu thun gehabt hätten. Einige von ihnen haben sich auf diese Weise auch wirklich dem beleidigten Gesetz freiwillig oder vielmehr unbewußt in die Hände geliefert, und schienen bei dem ersten Verhör sehr entrüstet darüber zu sein, daß man jetzt noch einmal eine Geschichte aufrühre, die schon „sechs Monde alt wäre."

      „Das allerdings gäbe auch mir den Schlüssel zu manchen von ihren Handlungen“, sagte Mac Donald – „aber wollen wir nicht einmal lieber zu ihnen hinausgehen? Aufrichtig gesagt, kam mir heute, als ich an dem Stamm vorbeiritt, der Gedanke, ob ich nicht einen oder zwei von diesen Burschen bewegen konnte, mit mir in den Busch zu gehen irgend einem Weidegrund zu suchen." /32/

      „Ich würde Ihnen doch nicht rathen, sich mit ihnen einzulassen," sagte Mr. Powell.

      „Trauen Sie ihnen um Gottes willen nicht," warnte ihn auch Mrs. Powell - „sie sind Alle falsch, selbst die besten unter ihnen, und sollten Sie sich einen der schwarzen Menschen noch so sehr zu Dankbarkeit verpflichtet haben, so dürfen Sie es doch nicht wagen, ihm, wenn Sie mit ihm allein sind, den Rücken zuzukehren. Hat er seine Keule in der Hand, so kann er der Versuchung nicht widerstehen, Sie zu Boden zu schlagen."

      „Darin liegt allerdings viel Wahres" versicherte Mr. Powell. „Im Sidney-District, in dem ich doch eigentlich meine Schafzucht begann, hatte ich in der damals noch ziemlich wilden Gegend einen Nachbar - einen Schotten - der sich der Schwarzen ungemein annahm und einen jungen Burschen von sechzehn Jahren, dem er als Kind einmal das Leben gerettet, stets mit sich herumführte. Der junge Bursche war ihm auch wirklich ergebener, als ich es je von einem Schwarzen gesehen hatte. Einmal aber sind sie zusammen draußen im Wald, um einen Baum umzuhauen; auf einmal kommt der Schwarze mit einer blutigen Axt allein und heulend und schreiend zur Station gelaufen, und klagt sich mit den aufrichtigsten Zeichen der Reue und des Schmerzes selber an, seinen Herrn ermordet zu haben. Seiner eigenen Aussage nach hatte er, mit der Axt in der Hand, neben ihm gestanden und der Versuchung, als er ihm einmal den Rücken zukehrte, nicht widerstehen können, nach ihm zu schlagen. Der Schlag hatte den Tod des Unglücklichen zur Folge, und der Schwarze war im Anfang außer sich, seinen Wohlthäter getödtet zu haben. Als sie ihn aber dieser That wegen einsperren wollten, fand er Gelegenheit zu entspringen und hat sich nie wieder in der dortigen Gegend sehen lassen."

      „Das sind einzelne Fälle," sagte Mac Donald; „ich kenne dagegen andere Beispiele, nach denen sich Schwarze treu und ehrlich bewiesen haben, allerdings immer nur während eines sehr kurzen Zeitraums, denn daß ihnen auf die Länge zu trauen wäre, möchte ich selbst nicht behaupten. Aber sorgen Sie sich nicht um mich. Wenn ich wirklich einen Schwarzen /33/ mit mir in den Busch nehme, wähle

Скачать книгу