Tanz der Aranaea. Roman Ludwig Lukitsch

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Tanz der Aranaea - Roman Ludwig Lukitsch

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Zizanie? warte mal. Es war schon immer mein Spitzname. Es war einmal eine Kindersendung in die Radio, da war ein Frosch, grün, mit einem Vichykleid in rosa/weiß und die Sendung hieß la maison de Toutou. Toutou war mal ein Hund, so sagt man bei uns so wie man hier sagt, Mieze für Katze, so sagen wir Toutou zu eine Hund. Es war lauter Stofftieren, wie Marionetten, aber mit Klamotten. So ist es! So, und jetzt zu die Erklärungen. Meine Eltern, Brüder und Schwester haben alle solche Spitzname. Daniel ist Nanou; Micheline ist Michou; Sabi ist Loulou, die kennst du ja, und Phillipe ist Pilou; Frederick ist Kickou und ich, na ja, mein Opa, der von meinem Vater sagte immer, ach die Manie mit Spitznamen in "ou"-Form und irgendwann mal war ich auf seine Schoß und er sagt zu mir "oh ma Zouzou" wie die Frosch in Toutou heißt. Du kannst dir vorstellen Frantschi, wie die alle gelacht haben und sich lustig über Opa waren. War es das?«

      »Ja, Zouzou. Hast du wirklich so viele Geschwister und wie war das mit Zizanie?«

      »Zizanie, es ist bei uns in Frankreich, „durcheinander, verstreut“ sein. Man sagt Zizanie zu mir, weil ich verstreut bin.«

      »Du meinst „zerstreut“ sein!«

      »Sage ich doch. Du wirst es noch erleben, ich bin ein verstreutes Mädchen!«

      »Ein zerstreutes Mädchen - Zouzou!«

      »Kannst du dir jetzt alles vorstellen?«

      »Natürlich, aber verstehen tue ich jetzt gar nichts mehr.«

      Zouzou Zizanie stand auf und mit strahlendem lächeln drehte sie seitwärts eines Knicks und ging wieder in die Küche um die frischen aufgetauten, ausgebackenen Croissants aus dem Backofen zu holen.

      »Man muss nicht alles verstehen, mon ami.«

      Ihr braunes Haar, das etwa um fünf Zentimeter ihr Genick freigab und seitlich weit über ihre Ohren hing, ließ sie dabei kräftig wehen. Ihre fast schwarzen Augen und die kerzengerade große Nase gaben ihr ein meditteranes Aussehen. Sie war eine seltsame Schönheit. Nicht wie die Mädchen auf den Glamourseiten der Schönheitsmagazine und dennoch unübersehbar und mit unwiderstehlichem Charisma. Ähnlich ihrer Schwester Sabi Loulou, doch diese schien mehr das normannische Blut der Nordwestfranzosen zu besitzen.

      »Zouzou, bleibst du bei mir, bis wir abreisen?« Ich wusste, dass sie hier bleiben würde um meine Amme spielen. Aus Harrys Gespräch letzte Nacht im Auto. Soviel habe dann doch noch mitbekommen und ich spielte das Spiel mit.

      »Ja, Frantschi, ich fahre noch in meine Wohnung, löse alles auf und verkaufe meine Aquarium mit Harry und Loulou.«

      »Verstehe ich nicht, dass mit Harry und Loulou!«

      »Das sind meine Fische, Cheri Francesco!«

      »Glaubst du, dass irgendjemand in Zürich deine Heringe kauft?«

      »Beleidige meine Harry und Loulou nicht! Böser Frantschi! Und dann kündige ich noch meine Job und verkaufe meinen Schlitzer.«

      »Du verkaufst deinen ... was?«

      »Meinen knallroten Schlitzer, den Engländer!«

      »Du meinst deinen Flitzer, den englischen Sportwagen!«

      Ich lag fast unter dem Tisch vor lachen und Zouzou warf mit blitzenden Augen und zornigem Gesicht die etwas zu hart gewordenen Croissants nach mir.

      Wie eine Wildgewordene Imme rauschte sie zur Türe hinaus. Die Wände bebten und ich bekam einen erneuten Lachkrampf. Ich hatte meine kleine Burg wieder für mich, und legte mir eine Scheibe der Beatles auf. Ein warmes Bad braucht der Mensch, dachte ich, und ich suhlte mich im Schaume wie ein übernächtigtes Trüffelschwein. Sollten sie doch alles organisieren, es war mir auch recht. Ich mache Urlaub, dachte ich, bis zu unserem Abflug, um mich dann nach Mopti treiben zu lassen. Keine Meile weiter. Nicht nach dem Kongo, nicht nach Katanga, nur nach Mali!

      Es wäre ein schöner Urlaub bis zu unserem Abflug nach Algier geworden. Wenn nicht, ja wenn nicht Willy gewesen wäre! Einige Stunden später stand sie wieder freudestrahlend in der Tür, mit Willy.

      »Coucou, Frantschi, ich bin’s, ich habe meinen Willy mitgebracht!«

      »Du hast was - wen?«

      Ich legte das Tagesblatt zur Seite und sah Willy. Willy schaute mich mit treuherzigem Blick an und kam Schwanz wedelnd auf mich zu.

      »W I L L Y ist hier«, rief vergnügt sie mir zu.

      »Du hast einen eigenen Köter?«

      »Willy ist keine Köter. Sie ist sehr lieb und gebadet ist sie auch! Der Hund ist eine liebe Toutou! Willy ist ein sehr großer, alter französischer Dackelherr, keine Köter! Willy ist ein Grandseigneur mit dem blauen Blut! Du gehst jetzt mit Willy zu dem Gassi. Willy liebt den Weg durch die Altstadt hinunter zu dem See. In die See lässt du Willy aber nicht schwimmen, er wird sonst zu bitter kalt. Wenn du bei Madame Berninger vorbei kommst, dann kaufe noch Nudeln ein. Ich mache eine Nudelgratin für uns drei.« Ich ging mit Willy durch die Züricher Altstadt hinunter zum See. Unterwegs rief ich Markus Helmer an, einen Kollegen aus der Agentur Wegener und verabredete mich mit ihm zum Abendessen. Ich wollte ihn ein wenig ausquetschen. Vielleicht um mehr zu Erfahren, was es mit seiner dubiosen Reise nach der portugiesischen Kolonie Guinea-Bissau auf sich hatte. Im Jahr zuvor gab es einen gnadenlosen geführten Kampf zwischen der Unabhängigkeitsfront von Amilcar Cabral gegen die Portugiesen. Nach allen Ungereimtheiten die ich letzte Nacht undeutlich vernommen hatte, war mir ein Bedarf an Information von Nöten.

      Auf das Nudelgratin von Zouzou Zizanie, hatte ich keinen Appetit. Willy und ich unternahmen einen derart großen Gassi, so dass wir bei Madame Berningers Geschäft für Spezereien vor verschlossener Tür standen.

      Metzger Lange hatte auch schon seinen Laden dicht gemacht und somit musste Willy auf seine herrlich eklig fetten Schweinswürste verzichten. Jedenfalls, wir hatten soviel Zeit vertrödelt, dass es sich nicht mehr lohnte nach Hause zu gehen. Ehrlich gesagt traute ich mich nicht mehr nach Hause. Keine Nudeln! Stunden zu spät! Und Zouzou Zizanie kannte ich noch zu wenig! Wer konnte schon erahnen, was sie mit uns anstellen würde, oder besser gesagt mit mir, denn was konnte Willy schon passieren? Vielleicht war sie von der Sorte Frau, wie sie in Witze beschrieben werden; hinter den Türen stehend und mit erhobener Hand Nudelhölzer schwingend.

      Es war spät geworden und Willy, ich und Markus Helmer saßen nun im Restaurant Seeblick. Willy unter dem Tisch bei einer Bratwurst, die freundlicherweise von Victor dem Oberkellner spendiert wurde, und ich mit Markus Helmer bei frittierten Zucchiniblüten als Vorspeise und Bohnensalat mit mariniertem Lachs. Nicht unter dem Tisch, sondern davor! Es lebe halt doch noch der kleine Unterschied. Willy war auch so zufrieden. Ein Stück Aprikosenkuchen mit heißer Schokolade rundete die süße Angelegenheit ab.

      Markus Helmer, etwa dreißig Jahre alt und wie gesagt ein Kollege von mir und Mitarbeiter der Agentur von Ullrich Wegener, war bester Laune und genoss sichtlich das von mir ausgewählte Menü.

      »Einen Gruß von Heribert Pichler soll ich dir ausrichten Markus.« Stimmte zwar nicht, aber ich wollte Helmer provozieren. Vielleicht war ein Nerv bei Markus zu treffen, dachte ich.

      »Heribert Pichler? Kenne ich nicht. Wer ist denn das, Francesco?«

      »Na, Harry, von Harrys Pub, gegenüber der Zunft der Schneider! Du gehst am Großmünster vorbei, zum Stüssihofstatt. Ist leicht zu finden.«

      Markus

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