Wilde Welt. Gerstäcker Friedrich

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Wilde Welt - Gerstäcker Friedrich

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Wangen, dem Brennen ihres Auges den furchtbaren Haß, dessen Erfüllung sie von dem Schicksal brünstig erbat, als sie den Becher an die Lippen brachte.

      „Ihr aber, Compaňero," wandte sich der Officier, dem das Betragen der Beiden nicht recht gefiel, plötzlich an den Fremden - „habt bei Eurem Toast die üblichen Beiworte weggelassen – salvajes, immundos asquerosos Unitatrios, die Devise unserer Bänder - doch ich sehe nicht einmal eins bei Euch? wo ist das?"

      „Fragt den Pampero," lachte Don Diego, „in welchen Winkel der Pampas er es gefegt hat, wenn er es nicht in diesem Augenblick selber nach Buenos Ayres hinüberträgt. /18/ Außerdem bin ich ein freier Gaucho und kann tragen was ich will."

      „Die Montevideer und die verdammten Unitarier nennen sich auch Gauchos," rief der Officier, emporfahrend, „ich hoffe nicht, daß -"

      „Musik, Seňorcs, Musik," fiel hier der Wirth ängstlich in das Gespräch, denn den Officier durfte er nicht beleidigen, und den freigebigen Fremden hätte er um Alles nicht an seinem Tische missen mögen - „Ihr vergeßt ganz die Hauptsache. Die Seňoritas sitzen da und warten mit Schmerzen auf die versprochenen Lieder, und die Guitarre liegt stumm und todt auf dem Tisch. Das ist nicht Sitte in den Pampas, wenn Ihr's auch so vielleicht in Buenos Ayres haltet."

      „Wahr, wahr, Amigo!" rief der Fremde, dem selber daran lag, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben. „Wir dürfen die Seňoritas nicht kränken und langweilen. Gebt uns ein Lied, Seňor, Ihr spieltet so meisterhaft, als ich das Haus betrat, daß Ihr es mir nicht übel nehmen dürft, wenn ich mehr davon verlange."

      „Dann haben wir nachher einen Rundgesang," rief der Wirth, dem fröhlich beistimmend, „ich hole alle Guitarren zusammen, die zu haben sind. Caramba, das soll ein fröhlicher Abend werden!"

      Der Officier, durch das Lob des Fremden geschmeichelt, hatte die Guitarre aufgenommen, und ohne seine vorige Frage zu wiederholen, griff er einige Accorde und schien seine Gedanken zu dem bevorstehenden geistigen Wettkampf zu sammeln; Don Diego aber war aufgestanden und zur Thür getreten, zu sehen, ob der Sturm nachgelassen hätte. Der Pampero war auch in der That vorübergebraust; ein ziemlich frischer Südwind strich über die Ebene, und hell und klar funkelten die Sterne am Himmel. Nur fern im Norden lag noch eine düstere Wolkenschicht, und das Wetterleuchten dort drüben verrieth den Weg, den die furchtbaren Gewitter genommen hatten.

      Don Diego lauschte die Straße auf und ab. Hatte Osantos wirklich gewagt, den mit Militär erfüllten Ort zu betreten? - Nirgends ließ sich ein Reiter erkennen; die Straße /19/ war vollkommen menschenleer, und nur aus einigen der benachbarten Häuser tönte der Klang von Guitarren und Liedern.

      Als er in's Zimmer zurückkam, faud er die Tische schon zur Seite gerückt und die Stühle gestellt. - Die jungen Mädchen saßen an der einen Seite der Stube; dicht vor ihnen, und ihnen halb zugedreht, der argentinische Officier, die Guitarre im linken Arm und mit den Fingern der rechten Hand leicht die Saiten im Fandangotact schlagend. Drei oder vier andere Gauchos, die ihm gegenüber saßen, hielten ebenfalls Guitarren in den Händen, und suchten sie alle gleich zu stimmen, daß der Wechselgesang nicht durch einen Mißton gestört würde.

      „Und spielt Ihr auch das Instrument, Seňor?" frug der Officier, als Don Diego durch die Stube schritt und, die Plätze neben den jungen Damen besetzt findend, einen Stuhl dem Soldaten gegenüber einnahm.

      „Ein wenig wohl," erwiderte der Fremde, „aber meine Hand scheint sich besser mit den Schnüren von Lasso und Bolas, wie mit den dünnen Saiten der Guitarre zu befreunden. Nichtsdestoweniger ist mir der Gesang das Liebste auf der Welt."

      Der Officier nickte lächelnd mit dem Kopf, und dann einige kräftige Accorde als Introduction anschlagend, begann er mit melodischer Stimme ein kleines spanisches Liebeslied, bei dem er ziemlich deutliche Blicke nach der schweigend vor sich nieder sehenden Josefa warf:

      „Sag' mir, daß Du mich magst, Caramba,

      Liebst von ganzem Herzen -

      Lieb' ich's, wenn Du mir's sagst, Caramba,

      Wollen dann singen und scherzen.

      Heute wag' ich es kaum, Caramba,

      Alles Dir zu verkünden.

      Morgen wird wie ein Traum, Caramba,

      Sorgen und Leid verschwinden. -

      Sag' mir. daß Du mich magst, Caramba,

      Liebst von ganzem Herzen,

      Lieb' ich's, wenn Du mir's sagst, Caramba,

      Wollen dann singen und scherzen."

      /20/

      Eins der jungen Mädchen hatte indessen ihrem Nachbar die Guitarre aus der Hand genommen, und mit einem leisen Lächeln präludirend, sang sie mit einer glockenhellen Stimme:

      „Es sprengt ein Reiter die Steppe her -

      Die Hufe berührten den Boden kaum.

      Er kam herüber vom weiten Meer -

      Und fand in den Pampas 'nen Ombubaum.

      Einen Ombu, so hoch wie er keinen gesehn.

      Und oben im Wipfel in Glanz und Licht,

      Da saß ein Vogel so wunderschön -

      Der Reiter verlangt ihn - bekommt ihn nicht."

      Rasch griff der Argentiner in die Saiten:

      „Da nimmt er den Lasso und wirft ihn hinein -

      Die Schlinge fliegt aus und der Vogel ist sein."

      In der Ecke saß ein alter Gaucho mit wildem, wirrem Bart, den Hut fest über die Augen gezogen. Er hatte bis jetzt mit seiner Guitarre die vorigen Melodien begleitet. Jetzt that er einen schrillen Griff und antwortete mit hoher, komisch klingender Fistelstimme, die Erwiderung des Mädchens nachahmend :

      „Der Lasso ist kurz, und der Ombu ist hoch;

      Das erste Mal nicht, daß der Wurf ihn betrog."

      Die Zuhörer lachten, aber trotzig sang der Soldat:

      „Und reicht nicht der Lasso - die Bolas zur Hand,

      Die bringen den Vogel gewiß in den Sand."

      Da sang die eine Wirthstochter wieder:

      „Ei wollt Ihr mit Bolas ein Mädchen frei'n,

      So möcht' ich Euch rathen, Seňor, laßt es sein.

      Eine freundliche Statt findet wohl ein gut Wort,

      Aber droht mit Gewalt und - der Vogel fliegt fort."

      „Und flög' er auch fort," - sang der Officier,

      „laß ihn fliegen, mein Kind, Ich sitze im Sattel und folge geschwind.

      Den Zügel verhängt und den Lasso zur Hand,

      /21/

      Durch Dornen und Busch und den lockeren Sand,

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