Reisen Band 1. Gerstäcker Friedrich

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Reisen Band 1 - Gerstäcker Friedrich страница 10

Автор:
Серия:
Издательство:
Reisen Band 1 - Gerstäcker Friedrich

Скачать книгу

Schädel, Eingeweide, Hörner, Hufe, Knochen, Blutspuren. Tausende und Tausende von Aasgeiern, Raubvögeln und Möven umschwärmen diese Plätze, und die Nase muß sich erst wirklich an den im Anfang widerlichen frischen und faulen Fleisch- und Blutgeruch gewöhnen.

      Die sonst friedlichen und eigentlich nicht fleischfressenden Hausthiere lernen sich ebenfalls in das Unvermeidliche fügen und verändern ihre Natur. Hühner und Gänse, selbst die Truthühner, leben allein vom Fleisch, und die Schweine werden davon gemästet. Ueberall liegen frische Häute ausgespannt oder hängen zum Trocknen auf, und besonders in der Nähe der Stadt, wo die großen Saladéros oder Schlächtereien sind, begegnet das Auge, wohin es sich auch wendet, den Spuren der Verwesung. Sechs bis acht Fuß hohe Mauern sind allein ganz von Stierköpfen, die Hörner alle gleichmäßig überein errichtet, ja die Vertiefungen der Straße selbst mit Gebeinen und Knochen ausgefüllt. So sah ich zum Beispiel eine Stelle, wo Tausende und Tausende von unschuldigen Schafsköpfen dazu dienen sollten, eine sonst unbezweifelte Riesenpfütze in befahrbare Chaussee zu verwandeln. Ist es da ein Wunder, daß die Bewohner dieses Landes, von nichts als Fleisch genährt, fortwährend schlachtend und immer von Blut und Verwesung umgeben, selber wild und blutdürstig sind, und nur zu oft ein Menschenleben nicht höher halten als das eines Stiers oder Pferdes? Die rein animalische /44/ Nahrung muß den Menschen nothwendig verwildern, und die an das Messer gewöhnte Hand wird mit dem Gebrauch desselben zu sehr vertraut, um es nicht auch manchmal mißbrauchen zu sollen, oder doch wenigstens in „unbeschäftigten Stunden" damit zu spielen.

      Einen freundlicheren Anblick gewähren übrigens die weiten, nur vom Horizont begrenzten Wiesen, auf denen zahlreiche Heerden von Rindern, Schafen und Pferden, theils in zusammenhaltenden Massen, theils einzeln zerstreut weiden. Eine ungeheure Menge von wildem Geflügel belebl dabei jeden andern Platz, und nicht allein Raubvögel, sondern auch wilde Enten, Gänse, Schwäne, Reiher, Flamingos usw. durchziehen die Luft oder stehen in dem Sumpfwasser der Steppe. Die Jagd auf Wasservögel ist hier in der That ungemein ergiebig, und ich habe selbst in Louistana, wo es doch wahrlich Enten und Schnepfen zur Genüge gab, nichts Aehnliches gesehen. Wir gingen nur ein einziges Mal mit den Flinten hinaus, und zwar mehr um die verschiedenen Gattungen Wild zu sehen, als viel davon zu schießen; ich fand aber wirtlich meine kühnsten Erwartungen übertroffen.

      Das Wild, das wir in etwa einem halben Tag sahen, waren: Schwäne, Gänse, viele Arten von Enten und Tauchern. Zwei Arten von Flamingos, eine rosenrothe Art, die besonders wunderschön aussah, wenn sie mit ausgebreiteten Flügeln aufstieg, und eine andere, etwas größere mit dunklerem Roth und Schwarz. Unzählige Kibitze, die ebenfalls eßbar sind, hier aber, da man doch genug Geflügel hat, selten erlegt und dadurch fast zahm werden; Wasserschnepfen, Becassinen3 in Völkern von achtzig und neunzig Stück, Strandläufer, eine Art Wassertruthahn, so groß wie ein gewöhnlicher Truthahn, aber nicht genießbar; dann einen andern Vogel von der Größe eines Birkhuhns, auch wohl noch etwas größer, der ein so delicates Fleisch haben soll wie der Fasan; ferner Gott weiß wie viele Gattungen von Raubvögeln, Aasgeiern, Möven und kleinen Eulen, Reihern und Störchen.

      Außerdem giebt es hier noch in ungeheurer Menge ein Thier, das sehr große Aehnlichkeit mit dem Hamster hat, in Größe und Lebensart aber fast dem Dachs gleichkommt. Es /45/ lebt in Höhlen, in den Steppen, und kommt gegen Abend in's Freie. Ein junger Bremer, Namens Cäsar, der so freundlich war, mich dort herumzuführen, schoß eins, damit ich es näher beschauen konnte. Wenn man aber darauf ausging, glaub' ich sicher, daß man, besonders in mondhellen Nächten, gerade so viel davon erlegen könnte, wie man Ladungen von Pulver und Schrot bei sich hat. Es giebt Tausende davon in den weiten Wiesen.

      Höchst interessant war es mir, auf der Estancia einen Deutschen zu finden, der diese verwaltete, und nicht weit davon entfernt eine eigene zum Grundeigenthum hatte. Zufälliger Weise fand ich in ihm sogar einen Sachsen, Herrn Papsdorf, der mir Manches bestätigte, was ich auf meinem früheren Ausflug in das Land gehört hatte, und noch außerdem manche vortreffliche und nützliche Mittheilungen machte. Er hatte sich übrigens vollkommen naturalisirt und eine Tochter des Landes geheirathet; seine Söhne hingen, in Cheripa und Poncho, wie ächte Gauchos auf den Pferden, und warfen den Lasso so geschickt wie irgend ein anderes der wilden Steppenkinder.

      Das, was ich durchschnittlich über die Verhältnisse des Landes und besonders dieser Estancias hörte, ist etwa das Folgende.

      Das Eigenthum ist jetzt hier, wie mir von allen Seiten unwidersprochen versichert wurde, vollkommen geschützt, und Todesstrafe droht meistens bei fast geringen Uebertretungen den ertappten Verbrechern. Ich würde aber übertreiben, wollte ich sagen, der eigentliche Charakter des Volkes selber sei dadurch ebenfalls vollkommen im Zaum gehalten. Der argentinische Gaucho ist gar geschwind mit seinem Messer bei der Hand, und trotzdem, daß es ihm in der Stadt auf das Strengste verboten ist es zu tragen, fallen doch nur zu häufig noch Mordthaten, selbst in den Straßen, vor. Diese rühren aber fast jedesmal von Streitigkeiten untereinander her, und es soll dann auch, wie das ja ebenfalls an anderen Orten der Fall ist, das schlimmste Volk gerade in der Stadt versammelt sein. Sehr weit im Innern bedrohen allerdings die Indianer nur zu oft einzeln gelegene Estancias, und überfallen /46/ und morden die Bewohner. So weit braucht sich aber auch der deutsche Ansiedler, für den noch Land in Menge in der nächsten Nähe ist, nicht hinaus zu wagen, und in den benachbarten Provinzen hat er dann von den Eingeborenen, den „Pampas-Indianern" nichts zu fürchten.

      Sonst aber bietet das Land dem deutschen Auswanderer jeden Vortheil, den ihm nur irgend ein anderer Erdtheil bieten kann. Das Klima läßt kaum etwas zu wünschen übrig; Krankheiten fallen allerdings vor, sollen aber keineswegs bösartiger Natur fein. Der Boden ist, ungleich den meisten Prairien in Nordamerika, in den Pampas fast überall vortrefflich und liefert, selbst mit der ungemein einfachen Bearbeitung, herrliche Ernten. Der Hauptnahrungszweig des Landes ist übrigens, wie auch die Productenausfuhr von Häuten, Fleisch, Talg, Wolle usw. beweist, die Viehzucht, und einen ziemlich deutlichen Begriff von der Menge Vieh, die sich hier befindet, und der Leichtigkeit, mit der es gezogen werden kann, mag eine kurze Uebersicht der verschiedenen Preise hier an Ort und Stelle geben.

      Die Preise sind nach spanischen Dollaren gerechnet.

      Von Rindern, als dem Hauptnahrungszweig, kostet hier ein geschnittener fetter Ochse von 2 ½ Jahr etwa 2 ½ Dollar. Ein geschnittener fetter Ochse von 3 Jahren etwa 2 ²/³ Dollars. Eine Kuh 2 bis 2 ³/4 Dollars. Eine zahme Milchkuh wird (mit Kalb) bis zu 5 Dollars bezahlt.

      Kauft man das Vieh aber in der Heerde, wie es jedesmal beim Beginn einer Ansiedelung geschieht, so bezahlt man es durchschnittlich mit ¾ bis zu 1 Dollar. Man reitet bei einem solchen Kauf einen Theil einer Heerde, je nachdem man nun viel oder wenig Capital daran wenden kann oder will, ab, und zählt dann die also abgeschlossenen Thiere. Kälber werden aber auf diese Art nicht mitgerechnet, sondern dreingegeben.

      Von Pferden kostet ein zahmes Reitpferd gewöhnlich 5 bis 5 ½ Dollar, ein noch unzugerittener Wallach aber die Hälfte (Hengste werden höchstens mit einem Dollar bezahlt - eine Stute kostet von ¾ bis 1 Dollar - Stuten werden hier übrigens nie geritten.) /47/

      Der Preis der Schafe ist wohl der verschiedenste, denn man hat hier die sogenannten feinen Merinoschafe, die bis zu 6 Dollars das Stück bezahlt werden. . Das betrachten die hiesigen Landwirthe aber als einen enormen Preis, und es müssen dann ganz außergewöhnlich schöne Thiere sein. Im Ganzen ist der Durchschnittspreis für gute Schafe etwa 1/³ Dollar das Stück (also etwa 15 Silbergroschen), kauft man sie aber weit im Lande drin, und zwar die gewöhnlichste, ordinärste Sorte, so bezahlt man sie - in der Heerde - mit 1 ½ bis 2 Pesos (ein Peso hat noch nicht ganz 2 ½ Silbergroschen) das Stück. Schaffelle kosten dann auch das ganze Dutzend nur von 1 bis 2 Dollars. Das Schwein ist noch fast das theuerste Thier hier im Lande und wird mit 5, ein fettes mit bis zu 10 Dollars verkauft.

      Der Preis der von den Thieren gewonnenen Häute steht natürlich mit ihnen selber im Verhältniß. Rindshäute kosten die Pasado (35 Pfund) 2 bis 2 1/9 Dollar. Eine Haut wiegt von 26 bis 28 Pfund. (Das hiesige Gewicht ist etwa

Скачать книгу