Nach Amerika! Bd. 1. Gerstäcker Friedrich

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Nach Amerika! Bd. 1 - Gerstäcker Friedrich

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Kinder zahlen die Hälfte.»

       «Aber ganz kleine Kinder?» sagte Müller.

       «Nun, Säuglinge gehen ein», lachte Herr Weigel, «das ist die Beilage, die doch auch nur vom Schiff aus indirekte Nahrung bekommen.»

       «Leichten Zwieback?» frug Menzel.

       «Ja wohl», sagte Herr Weigel, etwas verlegen lächelnd, da er nicht wußte, ob der Bauer das im Spaß oder Ernst gemeint. – «Wie viel Personen sind sie denn aber wohl etwa?»

       «Nu, so einige sechzig möchten wir immer zusammen herausbekommen», meinte Müller.

       «Aber alle auf ein Schiff müßtet Ihr uns bringen», sagte Menzel.

       «Nun, das versteht sich von selbst», rief Herr Weigel, «und ein famoses Schiff geht gerade den 15. ab – ich glaube, das beste, das von Bremen und Hamburg überhaupt läuft – die Diana.»

       «Ne, das wär’ uns noch zu früh. »

       «Am 1. nächsten Monats geht ein noch besseres», sagte Herr Weigel, «wenigstens geräumiger und ein besserer Segler.»

       «Ne, das wär’ uns auch noch zu früh», sagte Menzel.

       «Gut, dann träfen sie es gerade ausgezeichnet mit dem Meteor», versicherte Herr Weigel, keineswegs außer Fassung gebracht, «ich wollte Ihnen den im Anfang nicht anbieten, weil ich fürchtete, daß Sie früher zu reisen wünschten; wenn Sie aber s o lange Zeit haben, dann kann ich Ihnen allerdings die vorzüglichste Reisegelegenheit bieten, die sich nur überhaupt denken läßt.»

       «So – na, das paßte schon besser», sagte Müller, «wie hieß das Schiff gleich?»

       «Meteor.»

       «Hm – werd’ es mir merken – aber nicht wahr, beim D u t z e n d kriegen wir die Passage doch auch ‘was billiger.»

       «Ne, d a s geht nicht», lachte Herr Weigel gerade heraus. «Es ist ja nicht so, daß ein Schiff nur eben so viel Menschen an Bord nehmen kann, wie darauf Platz haben, sondern es muß auch genug Raum und über und über genug Essen und Trinken für sie dabei sein, w e n n einmal die Reise in einem unglücklichen Fall länger dauerte als gewöhnlich. So ein Schiff hat deshalb auch nur eine bestimmte Zahl von Auswanderern, die es an Bord nehmen kann und nach amerikanischen Gesetzen nehmen d a r f , und auf die ist alles mit Kosten und Preis ausgerechnet, auf’s tz. Die kleinen Kinder werden eingegeben, aber die großen müssen bezahlen. Und wie war’s mit der Farm? »

       «Wo ist denn der andere Platz, zu dem der lange Zettel gehört?» sagte Menzel, der sich diesen indessen genau betrachtet und nach allen Ecken herum und herumgedreht hatte, ohne, wie er meinte, einen Handgriff dran bekommen zu können.

       «Der hier? Der ist in Wisconsin; auch ein guter Platz, aber kein so großer Strom dabei», sagte Herr Weigel. «Ist aber auch billiger. Dort kann ich Ihnen eine Farm, allerdings nur mit einigen vierzig Kühen, für etwa Siebenhundertundfünfzehn Dollars überlassen, und dann habe ich noch fünf andere von sechs-, acht-, elf-, neun- und, ich glaube, zwölfhundert Dollars – die letztere ist aber eine wirkliche Musterwirtschaft mit importiertem Schweizer Vieh, Backsteingebäuden und einer prachtvollen Lage, um Milch und Butter in die nicht zu entfernte Stadt zu bringen, wird Ihnen aber auch freilich wohl zu teuer sein?»

       «Zu teuer? – Warum?» sagte Menzel. «Wenn man sich einmal etwas kauft, soll man sich auch gleich ‘was Ordentliches anschaffen. Ich habe mir übrigens die Sache immer viel schwieriger vorgestellt mit dem Ankaufen und gedacht, daß man erst lange in der Welt umherfahren und sein Geld verreisen müßte. Wenn man das hier gleich an Ort und Stelle abmachen kann, ist das ja weit bequemer.»

       «Auf eins möchte ich Sie übrigens noch aufmerksam machen, meine Herren, was Sie ja nicht versäumen dürfen», sagte Herr Weigel, «nämlich sich hier gleich Ihre Billets zur Weiterfahrt ins Innere, wohin Sie auch immer wollen, zu lösen.»

       «Von New York aus?» fragte Menzel verwundert.

       «Jawohl, von New York oder Philadelphia, oder wohin Ihr Reiseziel liegt.»

       «Ja, aber kann man denn die h i e r bekommen?» frug Müller.

       «Gewiß kann man das», lächelte Herr Weigel, «und das ist gerade der ungeheure Vorteil unserer jetzigen Verbindung, die den Auswanderer von der Tür seiner alten Heimat fort vor die seiner neuen setzt, ohne daß er ein einziges Mal in die Tasche zu greifen und mehr zu bezahlen braucht, als was er gleich von allem Anfang entrichtet hat. Das eben macht auch das Reisen jetzt so billig, daß man mit e i n e m Blick imstande ist, sämtliche Kosten zu übersehen. Die E x t r a – Ausgaben fallen ganz weg.»24

       «Das wäre freilich ein Glück», sagte Müller, von dem erst vor einigen Monaten ein Bruder ,hinüber’ gegangen war. «Die Extra-Ausgaben fressen sonst das meiste Geld.»

       « O b sie’s fressen, bester Herr, o b sie’s fressen », sagte Herr Weigel, sich wieder vergnügt die Hände reibend.

       «Und wo kann man die Billete also bekommen?» frug Menzel.

       «Bei mir hier, versteht sich», sagte Herr Weigel. «Alle bei mir.»

       «Und die gelten dann drüben?»

       «Nun, versteht sich doch von selbst», lachte der freundliche Agent. «Ich würde sie Ihnen ja doch sonst nicht verkaufen. Sehen Sie, wenn die Deutschen hinüber kommen, dann sprechen sie gewöhnlich noch kein Englisch – oder haben Sie das etwa schon gelernt?»

       «Ne.»

       «Nun sehen Sie, und dann werden sie dort von ihren Landsleuten – denn der Amerikaner ist nicht halb so schlimm – die sich das richtig zunutze zu machen wissen, tüchtig übers Ohr gehauen und müssen gewöhnlich gerade noch einmal so viel bezahlen, als die Sachen eigentlich kosten.»

       «Aber es soll doch eine ,Deutsche Gesellschaft’ drüben in New York sein25», sagte jetzt Brauhede, der zum erstenmal bei der ganzen Versammlung den Mund auftat, «die sich eben der Deutschen annimmt und nichts dafür verlangt.»

       «Leben wollen wir a l l e », sagte Herr Weigel achselzuckend, «umsonst ist der Tod, und daß die Leute, wenn sie ihre Zeit darauf verwenden, für die Deutschen zu sorgen, auch etwas dafür nehmen werden, läßt sich wohl an den fünf Fingern abzählen. New York ist aber ein teures Pflaster, die Leute b r a u c h e n dort mehr, wie wir hier, und wer es daher b i l l i g e r tun kann, liegt auf der Hand. Ich will m i c h auch keineswegs empfehlen, lieber Gott, es gibt noch eine Menge Leute in Deutschland, die sich demselben schwierigen und undankbaren Geschäft unterzogen haben wie ich, und die es sich vielleicht ebenso sauer werden lassen, gerade und ehrlich durch die Welt zu kommen; aber einen, der es besser m e i n t dabei, werden Sie wohl schwerlich finden, und ich überrede gewiß niemand, nach Amerika auszuwandern. Jeder Mensch muß seinen freien Willen haben und auch am besten selber wissen, was ihm gut ist.»

       «Ne gewiß», sagte Menzel, «da habt Ihr ganz Recht, das ist auch mein Grundsatz; aber das mit dem Amerika leuchtet mir auch ein, und umsonst tut da gewiß niemand etwas. Das sind verflixte Kerle da, hab’ ich mir sagen lassen, besonders die Deutschen, und wo die nicht wollen, gucken sie nicht ‘raus.»

       «Also die Billete kann man hier bei Euch kriegen?»

       «Wohin Sie wollen, und ich stehe Ihnen dafür, daß sie nicht allein

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