Nach Amerika! Bd. 1. Gerstäcker Friedrich

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Nach Amerika! Bd. 1 - Gerstäcker Friedrich

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der Post, wo die, die sich zuerst und auf der längsten Station haben einschreiben lassen, den Vorrang erhalten müssen vor denen, die nachher kommen.»

       «Ahem, das ist klar», sagte Menzel. «Na also, da dächt’ ich, ließen wir uns gleich einmal Plätze belegen und gäben das Draufgeld, damit wir die Sache richtig hätten, und nachher können wir ja einmal über die Farmen sprechen. Ich habe verwünschte Lust.»

       «Du, das hat noch Zeit», sagte aber jetzt Brauhede wieder, Menzel am Rocke zupfend. «Erst müssen wir es uns doch einmal mit den anderen zu Hause überlegen.»

       «Wenn aber nachher die Plätze auf dem ganz guten Schiff fort sind», sagte Müller mit einem sehr bedenklichen Gesicht.

       «Ja, s t e h e n kann ich Ihnen n i c h t dafür», versicherte Herr Weigel, die Achseln zuckend, daß sie beinahe seine Ohrläppchen berührten.

       «Na, meintwegen», sagte Brauhede, der allerdings auch in der Absicht hierher gekommen war, ihre Passage fest zu akkodieren, jetzt aber, da es dazu kam, Geld zu zahlen, nur ungern damit herausrückte. «Aber von wegen der Farm müssen wir noch erst mit den anderen sprechen, und eine Farm kriegen wir auch noch immer.»

       «Ja, aber w a s für eine», sagte Herr Weigel.

       Brauhede blieb aber bei seiner Meinung, und Menzel bestand jetzt nur wenigstens darauf, die beiden Pläne einmal mitzunehmen, damit sie sich zu Hause ordentlich hineindenken könnten. Wenn auch Herr Weigel sie im Anfang nicht außer Händen geben mochte, ja sogar versicherte, er habe nicht übel Lust, die eine Farm für sich selber auf Spekulation zu kaufen, ließ er sich doch zuletzt überreden, ihnen, aber allerdings nur auf zwei Tage, die Pläne zu überlassen, und dann das weitere über den Ankauf mit einer zweiten Deputation der Gesellschaft zu besprechen.

       Menzel bezahlte dann das Aufgeld auf ihre Passage im M e t e o r für siebenundfünfzig Personen und dreizehn Kinder, die sämtlich aus e i n e r Ortschaft auswandern wollten, und nahm dann auch noch, nach einer kurzen Beratung mit den beiden anderen, die nötigen Billete auf der Eisenbahn von New York aus, oder machte wenigstens eine Anzahlung darauf, daß sie ihnen der Agent aufbewahrte, da dieser versicherte, er sei nur noch in Besitz einer sehr kleinen Anzahl und wisse nicht, wenn er gleich wieder andere bekommen würde, während die Anfrage danach sehr stark wäre.

       Außerdem kauften sie sich auch noch ein halbes Dutzend kleine Broschüren, die Herr Weigel, wie er sagte, gerade frisch aus der Druckerei als etwas g a n z N e u e s bekommen hatte – ein Datum stand nicht darauf – und die drei Männer verließen dann wieder, von dem schmunzelnden Agenten bis an die auf den Markt führende Tür begleitet, das Haus.

       «Höre Du», sagte Brauhede, als sie wieder vor dem Haus und auf der Straße waren, und langsam über den Markt weggingen, «mit dem Landkaufen wollen wir uns doch lieber hier noch nicht einlassen, das ist eine wunderliche Geschichte und will mir nicht recht in den Kopf.»

       «Nicht in den Kopf?» rief aber Menzel. «Und warum nicht? – Der Mann bekommt alle Tage Briefe aus Amerika, warum soll der nicht wissen, was dort zu verkaufen ist?»

       «Wenn’s aber so gut und billig wäre, brauchten sie’s doch nicht hier herüber zu schicken», meinte Brauhede kopfschüttelnd.

       «Das ist alles, was Du davon verstehst», sagte Müller. «Amerikaner könnten sie gewiß genug zu Käufern kriegen, aber deutsche Bauern wollen sie, die ihnen zeigen, wie man das Land behandeln muß, und darum schicken sie herüber. Die sind froh drüben, wenn unsereins hinüberkommt.»

       «Nun, mag sein», brummte Brauhede. «Aber sicher ist doch sicher, und wenn ich mein Geld hier weggegeben habe, und kann das Land, was mein sein soll, nachher nicht finden, wie’s dem Niklas seinem Bruder gegangen ist, nachher wäre die Geschichte faul.»

       «Dem Niklas sein Bruder war aber auch ein Esel», sagte der andere, «der sich hier Land von einem herumziehenden Vagabunden gekauft; da sollt’ er nachher wohl suchen. Aber d e r Mann hier ist in der Stadt ansässig und hat ein Geschäft; was der verkauft, das muß gut sein, sonst wär’ er ja gar nicht sicher, daß man ihn einmal deshalb beim Kragen kriegte.»

       «Ja, krieg’ ihn einmal, wenn Du drüben in Amerika bist», sagte Brauhede ruhig. «Das ist ein verwünscht weiter und umständlicher Weg und – wenn man sich einmal hat anführen lassen, will man auch nicht gern noch dazu ausgelacht werden.»

       «Papperlapapp!» sagte Menzel. «Dafür hat jeder seine Augen, daß er sie offen hält, und ehe ich ihm mein gutes Geld gebe, werd’ ich mich schon sicherstellen, daß er mir nichts aufbindet.»

       Und die Männer schritten, jeder von jetzt mit seinen eigenen Gedanken über die nahe Auswanderung beschäftigt, langsam die Straße hinunter, während in seinem kleinen Büro, vergnügt die Hände zusammenreibend, Herr Weigel auf und ab spazieren ging, und sich im Geist die nächst zu ziehenden Summen zusammenaddierte, die er in kurzer Zeit, nach eifriger Aussaat, einzuernten hoffte. Die Geschäfte gingen vortrefflich; Lust zur Auswanderung hatte in der Tat ein Drittel der sämtlichen Bevölkerung, und es bedurfte nur manchmal wirklich einer leisen Anregung, die Leute zu etwas zu bewegen, zu dem sie schon halb und halb selber entschlossen gewesen waren.

       Herr Weigel war sehr guter Laune; er legte jetzt die Hände auf den Rücken und summte leise ein Lied vor sich hin, seinen Marsch dabei fortsetzend. Aber er sang falsch, er hatte keine Idee von irgendeiner Melodie, doch das schadete nichts, er m e i n t e wenigstens eine, und da er selber nicht hörte, w a s er sang, genügte es ihm vollkommen.

       Die Tür ging auf und der Tischler oder Schreiner kam herein, irgendetwas an dem Pult auszubessern – er hatte zweimal angeklopft, ohne daß der vergnügte Agent darauf geantwortet hätte.

       «Guten Morgen, Herr Weigel.»

       «Ah, guten Morgen, Meister – nun, können Sie endlich ? Ich hatte schon ein paarmal nach Ihnen hinübergeschickt.»

       «Ja, lieber Gott, Herr Weigel, ich war gerade drüben beim Herrn Geheimen Rat Bärlich beschäftigt – die Leute sind so eigen, wenn man von der Arbeit fortgeht.»

       «Sehen Sie, hier das Bein möcht’ ich gemacht haben; der Tisch wackelt da immer, und wenn man etwas darunter legt, verschiebt es sich doch jedesmal wieder. Können Sie es mir wohl bis heute Nachmittag in Ordnung bringen?»

       «Ja, gewiß», sagte der Mann, «das ist nur eine Kleinigkeit.»

       «Und wie ist es mit den Auswandererkisten, die ich bestellt habe – werden sie bis heute Abend fertig?»

       «Jawohl, Herr Weigel, sechs habe ich schon in das Gasthaus ,Stadt Breslau’, wie Sie mir sagten, abgeliefert.»

       «Nun, das ist gut, denn der ganze Zug wird noch heute Vormittag ankommen und will morgen früh wieder fort – es sind doch noch keine Auswanderer heute Morgen hier eingetroffen?»

       «Nicht, daß ich gesehen hätte – aber gestern Abend zogen viele durch.»

       «Ja, ich weiß – von Hessen herüber – die armen Teufel; denen wird’s einmal wohl drüben werden. Nun, wie gehen denn bei Ihnen die Geschäfte jetzt?»

       «Ih nu, gut, Herr Weigel, ich kann gerade nicht klagen, das Brot wird freilich immer teurer, aber man schlägt sich so durch. Kinder haben wir nicht, und was verdient wird, reicht eben ordentlich aus.»

       «Ich begreife nicht», sagte Herr Weigel da kopfschüttelnd vor dem Mann, der seine Mütze eben wieder aufgegriffen hatte und sich zum Fortgehen

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