REMEMBER HIS STORY. Celine Ziegler
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Die glasigen Schiebetüren öffnen sich und er läuft hinaus. Total perplex stehe ich noch in dem Gang und sehe ihm weiter hinterher. Er dreht sich etwas in meine Richtung und sieht über meine Schulter genau in meine Augen. Es fühlt sich an wie eine stumme Warnung, ihn jetzt besser nicht zu verraten.
Und es hat gewirkt. Ich bezahle meine Medikamente und laufe nach Hause.
„Papa! Mama!“, rufe ich durchs Haus, als ich die Haustür hinter mir schließe und meine Tasche mit dem Koffer ordentlich auf den Boden stelle. „Ich bin zu Hause!“
„Wir sind in der Küche, Liebling!“, ruft meine Mutter zurück und ich gehe mit den Tabletten und der Milch in die Küche.
Ich stelle die Milch zu Mama neben den Herd, an dem sie steht und gerade eine Suppe kocht, und küsse sie auf die Wange. Dann setze ich mich zu Papa an den Tisch, der mich erstarrt anblickt.
„Wie war die Probe?“, fragt Mama.
Ich spiele mit der Gabel neben meinem Teller rum und ignoriere Papas Blick. „Gut“, lüge ich. „Es könnte nicht besser laufen.“ Mama soll nicht wissen, dass ich mich ständig verspiele und hinterherhänge. Sie würde mich sonst nur noch öfter zu den Proben schicken, auch an den Wochenenden, anstatt mich etwas mit Freunden unternehmen zu lassen.
„Das freut mich.“ Mama stellt den Kochtopf auf den Tisch und setzt sich neben Papa, dem sie etwas in seinen Suppenteller schöpft.
Seine Augen sind immer noch groß, während er mich perplex anstarrt. „Wer bist du?“, fragt er leise.
Ich lächle ihm zu und schütte ihm Tee ein. „Honor, Papa. Deine Tochter.“
Sein Blick zeigt Verwirrung. „Meine Tochter?“
„Ja, Liebling“, sagt meine Mutter und streicht ihm liebevoll über die Hand. „Du scheinst noch viele Kopfschmerzen zu haben. Aber jetzt iss erst mal, ja?“
Kurz sieht er mich noch eindringlich an, dann nickt er wie benebelt und nimmt den Löffel in die Hand. Mama und ich beginnen ebenfalls zu essen.
Papa hat schon vor ein paar Jahren begonnen, dement zu werden. Es gibt Tage, an denen man es ihm kaum anmerkt und dann gibt es Tage – wie heute –, an denen er vergisst, dass ich seine Tochter bin. In der sechsten Klasse hat es angefangen. Mittlerweile habe ich mich schon daran gewöhnt, dass er mich vergisst und ich ihm immer wieder sagen muss, dass er tatsächlich mein Vater ist, doch es tut immer noch ein wenig weh, wenn das passiert. Es ist einfach traurig. An manchen Tagen wird er auch wütend. Er rastet einfach aus, weil ihm alles zu viel wird, doch das dauert oft nicht lange an, weil die Erinnerungen in seinem Kopf wie Flashbacks wieder zurückkehren. So hat es der Arzt zumindest beschrieben. Doch Mama und ich können damit umgehen. Es ist Alltag für uns und er ist trotzdem noch immer mein Vater, mit dem ich an manchen Tagen in seinem Zimmer sitze und seine Eisenbahnen aufbaue, während wir seine alten Platten auf seinem Plattenspieler hören.
Das Einzige, das alles nur schlimmer macht, ist, dass es nicht besser wird, eher jeden Monat schrecklicher. Manchmal vergisst er sogar Mama. Sie versucht dann, nie ihren Schmerz dahinter zu zeigen, doch ich merke es immer wieder. Es macht sie einfach traurig. Vor allem, weil er gerade mal sechsundfünfzig ist.
Während des Essens erzählt Mama von ihrer Arbeit im Krankenhaus und ich höre ihr neugierig zu. Ich räume den Tisch ab und sie sagt, als sie ins Wohnzimmer geht: „Ich habe dir etwas mitgebracht.“
„Was denn?“
„Hier.“ Sie holt eine Vase mit ein paar kleinen rosa Blumen hervor. „Ein Patient hat sie mir geschenkt und du kannst sie mehr gebrauchen als ich.“
Glücklich nehme ich ihr die Vase ab und drücke sie liebevoll. „Danke! Die sind echt schön.“ Sanft fahre ich über die rosa Blüten. „Das sind Bartnelken, solche habe ich noch nicht.“
„Dann kannst du ja von Glück reden, dass sie mir geschenkt wurden“, lacht Mama und setzt sich neben Papa auf die Couch, der gedankenverloren durch die Sender schaltet.
Ich trage erst die Blumen in mein Zimmer und hole dann meinen Violinenkoffer und meine Schultasche, um gleich noch Hausaufgaben machen zu können. Doch erst ziehe ich ein Buch aus dem Regal. Ich setze mich damit auf mein Bett und schneide die Köpfe der Blumen ab, um sie vorsichtig zwischen die Buchseiten zu legen, damit sie dort gepresst werden. Zufrieden stelle ich es wieder ins Regal.
Schon seit ich klein bin, presse ich Blumen und klebe sie dann in Bücher mit leeren Seite, um eine Art Album zu kreieren. Nur eben nicht mit Fotos, sondern mit Blumen. Ich habe mindesten schon zwanzig Stück davon und alle stehen in meinem Regal. Sie machen viel Arbeit, doch ich liebe es. Blumen sind, neben der Musik, meine große Leidenschaft. Meine Granny hat das damals mit mir gemacht, als ich klein war, und heute kann ich nicht mehr aufhören. Vor zwei Jahren ist sie gestorben, doch ich trage ihr Hobby weiter. Das verbindet mich irgendwie mit ihr.
Um Punkt zehn Uhr bin ich fertig mit meinen Hausaufgaben und gehe ins Bett, nachdem ich mir eine warme Dusche gegönnt habe. Die Abende sind meine tägliche Entspannung. Die Stunden von morgens bis abends um sieben sind mehr als anstrengend, weil ich diesen Stress nicht gewohnt bin.
Doch es muss sich auszahlen. Ich muss dieses Stipendium für die Musikhochschule in Birmingham einfach bekommen. Ich denke, dass ich es verdient hätte. Ich lerne wirklich hart, auch wenn es nicht immer klappt.
Kapitel 3
„Ich bin mehr als bereit für die Ferien“, stöhnt Olivia, meine beste Freundin und setzt sich neben mich in die U-Bahn. „Auch wenn ich die Matheprüfung versaut habe. Was soll’s? Wer braucht Mathe?“
„Na ja, du wirst es noch oft brauchen“, kichere ich und klemme mir meine Mappe enger an meine Brust.
„Quatsch. Wenn ich Sportlehrerin werde, brauche ich kein Mathe. Alles Quatsch.“
Kopfschüttelnd lache ich. Oli geht mit mir seit der sechsten Klasse auf die gleiche Schule und seitdem sind wir unzertrennlich. Sie ist zwar das genaue Gegenteil von mir und lebt eher ein rebellisches Leben, doch wir sind ein Herz und eine Seele. Umso trauriger ist es, dass wir uns die ganzen Weihnachtsferien nicht sehen werden, weil sie nach Australien zu ihrer Familie fliegen wird.
Heute ist Freitag und vor einer Stunde haben wir die letzte Prüfung hinter uns gebracht. Mathematik. Ich habe ein gutes Gefühl, genauso wie in Englisch, Französisch und Spanisch. Das viele Lernen hat sich definitiv ausgezahlt, somit kann ich beruhigt in die Ferien starten.
„Du tust mir echt leid, dass du die ganzen Ferien arbeiten musst“, sagt Oli und versteckt ihre schwarzen Haare unter einer Wollmütze.
Ich zucke nur mit den Schultern. „Das kannst du nicht arbeiten nennen. Das ist nun mal das Hotel meines Grandpas und ich denke nicht, dass Mama und Grandpa mich dort hart arbeiten lassen.“
„Aber du musst morgens früh aufstehen. Und das reicht schon.