Raban und Röiven Rückkehr dunkler Zauberer. Norbert Wibben
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Читать онлайн книгу Raban und Röiven Rückkehr dunkler Zauberer - Norbert Wibben страница 8
»Da du schweigst, werde ich meine Überlegungen darlegen:
1. Es gibt Kolkraben, die über Zauberkräfte verfügen und die diese an Menschen weitergeben können.
2. Wir haben in Barans Büchern über magische Sprüche und Artefakte einen Hinweis gefunden, wie das Haupt der Medusa zum Leben zu erwecken ist. Also wird er die Skulptur aus dem Museum gestohlen haben, um sie zu verwenden.
3. Barans Versuch, die Elfen zu vernichten, ist offenbar nach hinten losgegangen. Er wurde dabei versteinert und wird jetzt im Museum ausgestellt.
4. Wir könnten Zauberkräfte erlangen, wenn wir uns an die Raben wenden. Elfen werden uns dagegen vermutlich nicht helfen.
5. Wir wissen nicht, welche Raben über Zauberkräfte verfügen und wie wir das erkennen können. Wenn es möglicherweise nicht alle Rabenarten, sondern nur Kolkraben betrifft, haben wir ein Problem.
6. Im letzten Jahr sind massenweise Kolkraben gestorben. Es wird schwierig werden, geeignete Exemplare zu finden. Wir sollten recherchieren, wo diese Vögel noch leben.
7. Baran hat sein Wissen, dass Raben zaubern und diese Kräfte übertragen können, irgendwoher bezogen. Wir müssen diese Quelle finden.
8. Wichtig ist außerdem, wie Raben veranlasst werden können, Zauberkräfte zu übertragen. Freiwillig werden sie es möglicherweise nicht tun. Vielleicht hat Baran den Raben in Stein verwandelt, damit dieser sich nicht rächen kann.
9. Wir sollten Barans Hinterlassenschaft erneut durchsuchen. Vielleicht hat er entsprechende Aufzeichnungen hinterlassen. Die müssen aber gut versteckt sein, da sie uns bei einer ersten Sichtung nicht aufgefallen sind.
10. Der letzte Punkt: Wir sollten uns gut überlegen, ob wir Barans Vermächtnis erfüllen sollen. Die Herrschaft im Land übernehmen, ist ja in Ordnung, aber die Elfen vernichten? Warum sollten wir das tun, solange sie uns nicht behelligen? Aber dafür müssten wir wissen, wie stark unsere Magie sein wird. Ich möchte nicht wie Baran enden. Darum entscheiden wir das besser erst später.«
»Ich stimme allen deinen Schlussfolgerungen zu, obwohl ich nicht glaube, dass wir etwas in Barans Sachen übersehen haben.«
»Es trifft sich gut, dass wir noch in seiner Wohnung sind. Unsere erste Untersuchung war eher oberflächlich, da wir uns einen Überblick verschaffen wollten. Jetzt wissen wir, wonach wir suchen: Aufzeichnungen, vielleicht ein Tagebuch oder einfach Bücher. Auf jeden Fall etwas mit einem Bezug zu Raben. Darum sollten wir nochmal damit anfangen. Jetzt!«
Erschrocken springt Oskar hoch. Das letzte Wort hat Morgana derart scharf hervorgestoßen, dass es fast wie ein Peitschenknall klang.
»Sie mag atemberaubend schön und übermenschlich klug sein«, denkt der Nachfahre der Dubharan. »Ich möchte ihren Reizen aber lieber nicht erliegen. Und zur Feindin haben sollte ich sie schon gar nicht. Es ist besser, ich tue was sie sagt. Jedenfalls so lange, wie es in meine Pläne passt.«
Laut entgegnet er nur:
»Ist ja schon gut. Ich beginne im Keller. Kommst du mit?«
»Was meinst du wohl? – Natürlich! Vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei.« In Gedanken fügt sie hinzu: »Ob ich dir trauen kann, weiß ich nicht. Ich bleibe lieber in deiner Nähe, damit du nichts vor mir verheimlichen kannst!«
Beide verlassen den Raum, um mit der Suche zu beginnen.
Verschwunden
Am frühen Morgen, es dämmert noch nicht einmal, kehren der Junge und der Kolkrabe von Serengard wieder heim. Raban stellt seinen Haselstab, den er diesmal ungenutzt mitgenommen hatte, in eine Zimmerecke. Bevor er nach unten gehen will, verlieren sich seine Gedanken in den Ereignissen vom letzten Sommer.
Vor seinem geistigen Auge sieht er, wie er sich vergeblich bemühte, den Stab abzubrechen, bevor es ihm gelang, nachdem er sein Messer zu Hilfe genommen hatte. Raban fühlt, wie sich die Härchen in seinem Nacken aufrichten, genau wie damals, als er dort auf dem Gelände zwischen den Ruinen des Klosters eine lauernde Gefahr spürte. Er meint sogar, erneut das Kribbeln im Nacken zu fühlen, während er gedanklich erneut auf den eingefallenen Turm steigt. Sein suchender Blick findet nochmals den Raben, der bewusstlos auf dem Boden liegt, während ein Wolf auf dem Weg dorthin ist. Raban stürmt in seinen Gedanken wieder laut rufend auf den Wolf zu.
Er ist derart in Erinnerungen versunken, dass er zuerst nicht registriert, wie eine geistige Verbindung zu ihm hergestellt werden soll:
»… was ist denn los? Ich brauche dich. RABAN, antworte!«
Im ersten Moment grübelt er darüber nach, was das jetzt in seiner Erinnerung zu suchen hat. Dann ist er hellwach.
»Entschuldige, Röiven. Was ist los?«
»Du musst sofort zu mir kommen. Ich bin vermutlich verrückt, aber hilf mir!«
»Bleib ruhig, mein Freund. Ich komme.« Damit ergreift der Junge den Haselstab und die Luft flirrt.
Die Dämmerung lichtet sich und ein sonniger Tag kündigt sich an. Raban steht unter der Buche, in der Zoe und Röiven ihr Nest errichtet haben. Er ist automatisch davon ausgegangen, dass der Rabe ihn hierher gerufen hat. Doch das Nest und die beiden Vögel sind nirgends zu erblicken. Hat der Junge einen Fehler beim magischen Sprung gemacht? Laut ruft er nach seinem Freund:
»Röiven, wo bist du?«, als auch schon ein schwarzer Schatten auf ihn herunterfällt.
Im ersten Moment fährt er vor Schreck zusammen. Sein Arm schnellt mit dem Stecken nach oben, um einen möglichen Angriff abzuwehren. Wie selbstverständlich murmelt er dabei »Sgiath!«, und errichtet eine Schutzglocke um sich.
»Endlich!«, knarzt die vertraute Stimme, während der Kolkrabe auf seinem Arm zu landen versucht. Der Schutz um den Jungen leuchtet bereits auf, als der Vogel ihn berührt. Sofort erklingt nun:
»Inhibeo«, und Röiven vermag auf dem Arm seines Freundes zu landen.
»Was ist denn los?«, will der Junge erstaunt wissen. »Bin ich hier nicht an der Stelle, wo ihr euer Nest gebaut habt? Ich sehe es gar nicht.«
»Das ist es ja, was mich verwirrt«, ist die unerwartete Antwort. »Ich zweifel bereits an meinem Verstand. Ich kann Zoe und das Nest nirgends finden. Erst dachte ich, es liegt an dem Zwielicht der Dämmerung. Da du aber auch hierher gekommen bist und das Nest vermisst, muss der Ort richtig sein. Aber, wo sind dann Zoe und unsere Kinder?« Laut erklingt sein fordernder Ruf: »ZOE! Zeige oder melde dich! Wo bist du, Zoe?«
Raban grübelt, welche Möglichkeiten es für das Verschwinden geben könnte.
»Kann Zoe ein weiteres Nest an anderer Stelle gebaut haben? Vielleicht, um irgendwelchen Feinden zu entgehen?«
»Das ist möglich«, bestätigt Röiven frohlockend. »Wir Fithich errichten manchmal mehrere Nester, um Ausweichmöglichkeiten zu haben. – Das kann es aber doch