Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen. Michael Schenk

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Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen - Michael Schenk Die Pferdelords

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Natur es mit Bedacht so eingerichtet, dass es nur

      wenige von ihnen gab.

      Hier oben, unter dem höchsten Gipfel der Schwarzen Berge von Uma’Roll,

      war die Luft dünn, und es war kalt. Obwohl die Männer die Unbilden dieser

      Höhen gewohnt waren, fröstelten sie unter dem scharfen Wind. Anschudar

      und Mordeschdar hatten sich fest in ihre dicken Pelzmäntel gehüllt, die

      Kapuzen hochgeschlagen. Sie hielten die Köpfe ein wenig gesenkt,

      verzichteten aber darauf, die Klarsteinscheiben vor ihre hölzernen Reithelme

      zu klappen.

      Unter Anschudars Fuß löste sich ein Stein, und er krallte seine freie Hand

      in eine Felsspalte, als er für einen Augenblick den Halt verlor.

      »Aufgeregt?« Mordeschdars Stimme klang nachsichtig.

      Im Grunde war Anschudar noch kein erwachsener Mann und, wenn man es

      genau nahm, auch noch kein Schwingenreiter. Jeden Morgen kämmte er sich

      den Bartflaum gegen den Strich, damit er dichter und kräftiger wirkte. Ja, er

      war aufgeregt, aber das war nur zu verständlich. An diesem Tag, wenn die

      Geburt gelang, würde Anschudar zum ersten Mal den Rücken einer

      Lederschwinge bedecken und sich auf ihr in die Lüfte erheben. Dann, endlich,

      würde er ein Schwingenreiter sein.

      »Gib mir den Sattel, Junge. Ich bin den Pfad schon oft mit

      Schwingenrekruten gegangen und weiß, wohin ich den Fuß setzen muss.«

      »Es ist mein Sattel«, erwiderte Anschudar störrisch. »Also muss ich ihn

      auch tragen.«

      »Stell dich nicht so an. Es ist auch dein Leben, Junge, und wenn du

      abstürzt, dann bin ich es, der dich bergen und zum Horst zurückschleppen

      muss.«

      Anschudar seufzte. Der alte Schwingenführer hatte recht. Zögernd zog er

      den ledernen Sattel unter dem Arm hervor und reichte ihn dem Alten. Die

      Sitzfläche war kaum zwei Handflächen groß und weich gepolstert, während

      die Steigbügel plump und massiv von ihren Lederriemen hingen.

      »Wir sind bald da, Anschudar«, meinte Mordeschdar. »Glaube mir, ich

      kann gut nachvollziehen, wie du dich jetzt fühlst. Mir erging es nicht anders,

      als ich meiner Lederschwinge zum ersten Mal begegnete.«

      »Vielleicht werde ich sie gar nicht zu Gesicht bekommen«, seufzte der

      Jüngere und tastete sich weiter den eisigen Pfad entlang.

      »Mag sein«, brummte Mordeschdar. »Wenn deine Schwinge schlüpft und

      gut aus dem Ei kommt, muss sie noch den Sturz überstehen. Viele sind daran

      schon gescheitert.«

      Das war eigentlich Anschudars größte Angst. Von klein auf war er zum

      Schwingenreiter erzogen worden. Nicht alle Männer seines Volkes waren

      dazu auserkoren, eines Tages den Bund mit einem dieser Wesen einzugehen.

      Man musste über die Fähigkeit der Verbindung verfügen, durch die man die

      Gedanken der Flugwesen spürte, wenn man ihre Haut berührte. Als er zum

      ersten Mal aus eigener Kraft auf seinen Beinen stehen konnte, hatten seine

      Eltern ihn zur Feedanaa gebracht, der Hüterin des Horstes. Sie hatte

      Anschudars Gaben erkannt und über seine Zukunft bestimmt. Doch all seine

      Erziehung und sein theoretisches Wissen würden vergebens sein, wenn das

      für ihn bestimmte Flugwesen zu Tode stürzte.

      Anschudar blickte nach oben. Nur wenige Längen noch, und sie hatten

      endlich den Gipfel des Geburtsfelsens erreicht. Diese höchste Erhebung des

      Uma’Roll fiel zu einer Seite steil ab. Gute eineinhalb Tausendlängen ging es

      dort hinab in die Tiefe. Dieser Abgrund würde über das Schicksal seiner

      Lederschwinge und Anschudars Zukunft entscheiden.

      Ein Stück über sich sah er das schwarze Rund des Eises. Anschudar

      bemerkte den Schatten, der über ihn fiel, und spürte einen leichten Luftzug,

      als das Muttertier dicht neben ihnen am Pfad vorbeistrich. Ihre ledrigen

      Schwingen bewegten sich auch hier, in der dünnen Höhenluft, mit anmutigen,

      sanft wirkenden Bewegungen. Sie hatte ihr Ei bebrütet und nun, da der

      Schlupf unmittelbar bevorstand, behutsam auf dem Geburtsfelsen abgelegt.

      »Sie ist sicherlich ebenso aufgeregt wie du, mein Junge.« Mordeschdar

      nickte unter seinem Helm und der Kapuze. »Auch für sie hängt viel davon ab.

      Es muss schwer sein, ein Junges zu verlieren.«

      Anschudar konnte das verstehen. Die Lederschwingen empfanden um den

      Tod eines ihrer Jungen nicht weniger Trauer als die Menschen des Volkes um

      den ihrer eigenen Kinder. Er sah erneut auf das Ei. »Ich glaube, es ist gleich

      so weit, Schwingenführer. Das graue Netz breitet sich aus.«

      »Dann sollten wir uns beeilen«, knurrte Mordeschdar. »Du musst deine

      Hände an die Schale legen, bevor sie bricht.«

      Die Schale begann sich unmerklich zu öffnen. Mit den zahlreichen

      Sprüngen, die ihre Oberfläche überzogen, wirkte sie, als habe man ein graues

      Netz

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