Liebe und das Schicksal. null michelle_werner

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Liebe und das Schicksal - null michelle_werner

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erhob sich Meinke und verließ mit einem großen Gefühl der Dankbarkeit und der Geborgenheit das Zelt und langsam ging sie ihrer Zukunft entgegen - bloß dass sie nicht genau sehen konnte, wohin sie ihre Schritte lenkten, denn ihre Augen waren erfüllt von den Tränen der Dankbarkeit und Gnade.

      Liebe dankte dem Meister für diese Geschichte und vor allem, dass er sie auf diese Weise auch hören durfte, nicht nur Meinke. Liebe wusste in diesem Augenblick, dass ihm das Leben noch viele Fragen beantworten würde, auch wenn er nicht mehr draußen bei seinem Panther...

      Der Weg der Reinigung

      Liebe war heute mit seinem linken Bein zuerst aufgestanden. Die meisten Dinge schienen sich gegen ihn verschworen zu haben. In seinem Innersten machte sich behäbiges, würgendes als auch ätzendes Unwohlsein breit. Liebes Atmung wurde immer flacher und irgendwie lag die Frage im Raum, wie weit Liebe seine Lebendigkeit noch einengen konnte. Auch wurde sein Pulsschlag immer schneller, als ob er von einer Lawine verschüttet worden wäre und die Luft allmählich zu Ende ginge. In einem Wechselspiel aus Panik und Resignation hatte er die ersten Stunden dieses Tages zugebracht und dabei den ihm begegnenden Stammesbrüdern von weitem schon abgewunken.

      Diesen heutigen Tag war er nicht in der Lage, seinen Dienst an der Gemeinschaft zu tun, denn heute brauchte er einmal ein Weilchen für seine innere Wirklichkeit.

      Niemand konnte von ihm verlangen, dass er ohne Ablass den Anderen helfen könnte, ohne sein Innerstes wieder ins Lot zu bringen. Ihm fielen Worte seines Lehrmeisters ein: "Gib von allem, über welches du verfügst. Sollte er denn von jenem inneren Drängen und Stöhnen auch ein Teil den Anderen geben? Wäre es nicht gerecht, wenn er selbst einmal die Hilfe der Anderen bekäme, so wie er ansonsten versuchte das Helferlein der Bedürftigen zu sein?

      Tief in seinen Gedanken sah er zum Himmel empor und suchte zwischen den Wolken nach einer Antwort. Doch heute zeigten selbst die Wolken nur Grimassen und Fratzen, ohne irgendeinen Anflug von Freundlichkeit. Natürlich hatte er einst erfahren, dass die Welt um ihn herum stets ein Spiegelbild seines Inneren darstellte, aber insgeheim hoffte er doch darauf, auf die Ausnahme dieser Regel zu stoßen. Dabei dachte er auch an die vielen Hilfsdienste die er anderen schon geleistet hatte und erhoffte, dass dies im kosmischen Rechenbuch Berücksichtigung fände.

      Offenbar hatte er an diesem Tage auch Grund, mit dem Kosmos unzufrieden zu sein und so passte sich auch dieses Puzzleteil in das Gesamtbild der gegenwärtigen Geschehnisse. Schwarze Raben zogen krächzend über ihn hinweg und heute war es Liebe nicht gegeben, ihre Zurufe zu verstehen. Wenn es nicht so banal klingen würde, dann hätte Liebe gesagt, dass er heute nicht er selbst wäre und dennoch wusste er, niemals etwas anderes sein zu können, als er selbst.

      Auch war ihm unverständlich, dass trotz all seinem Bemühen und Erweiterung seines Bewusstwerdens ein solch schwarzes Loch sich seiner bemächtigen konnte. Wie oft hatte er anderen davon erzählt, dass der Weg zum Licht ein steter Pfad der Erhellung wäre und wenn sie nur daran blieben, könnte es nur aufwärts gehen. Auch dachte Liebe, dass er die Zeit der Prüfungen längst hinter sich gebracht hätte - schließlich wäre er zum Meister auserkoren worden, nachdem er all seine Prüfungen mit Bravour bestanden hatte.

      Natürlich wusste er auch, dass ihm viele dieser Prüfungen von sterblichen Menschen auferlegt worden waren, aber wenn der da oben etwas dagegen gehabt hätte, dass Liebe zum Meister ernannt würde, so hätte er doch einfach bei der Bewältigung der Aufgaben ein Machtwort sprechen können!

      Fast unbemerkt schlich sich Zorn in Liebes Gedanken - seine Atmung kollabierte fast und doch schien eine rettende Hand unerreichbar zu sein. Immer mehr hörte er das lautstarke Pochen aus seinem Inneren, gerade so, wie wenn eine Dampflok außer Kontrolle gerät und die Dampfkolben demnächst explodieren würden. In seinen Ohren meinte er das Rauschen eines Wasserfalls zu hören, während um sich herum sich so etwas wie eine Sonnenfinsternis einstellte, denn immer weniger konnte Liebe wahrnehmen. Gleich einem Schleier wurde seine Umgebung immer schemenhafter und verschwommener. Schließlich glitt Liebe zu Boden und hielt sich nur mehr verzweifelt an eine Baumwurzel, unwissend was diese für ihn tun sollte oder konnte.

      Während Liebe leblos am lehmigen Boden lag, umgab ihn ein Mantel der Dunkelheit und immer mehr brannte die Wurzel in seiner linken Hand. Eine höhere Macht schien ihn aus seinem Körper zu ziehen und obwohl Liebe kaum mehr Kontrolle über sein Wesen hatte, konnte er dennoch ein gewisses Verlassen bemerken. Ebenso bemerkte er ein virulentes Ziehen, welches ihn im elementaren Sog nach oben brachte.

      Nicht dass es um ihn deutlich heller wurde, vielmehr war es eine Art von innerem Wissen, welchen Geschehnissen er ausgesetzt war. Um sich herum hörte er das Rascheln der Blätter einer Baumkrone und zu alledem fing es auch noch zu regnen an, aber dies war weniger eine körperliche Wahrnehmung des benetzt Werdens, als ein aufmerksames Lauschen auf das Aufschlagen vereinzelter Regentropfen. Tausende Male hatte er diese Irdischen Wispertöne schon gehört, jedoch hatte er bisher niemals ein bedrohliches Gefühl empfunden. Diesmal war es jedoch anders, denn er wusste, dass wenn ihn der erste Tropfen treffen würde, etwas Unabwendbares geschehen würde.

      Als Beherberger seines physischen Körpers hätte er angesichts der bedrohlichen Lage schnell das Weite gesucht, was aber aus unerfindlichen Gründen diesmal zur Unmöglichkeit wurde. Nach einer Ewigkeit des bangen Wartens und vielen Momenten des frustrierten Hoffens konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, von einem riesengroßen Tropfen erfasst worden zu sein. Obwohl Liebe die optische Wahrnehmung unmöglich war, so machte er dennoch die Erfahrung, von etwas Flüssigen, seinem Körper vergleichsweise Übergroßen mitgerissen zu werden und diesmal immer mehr in die Tiefe. Diese Bewegung geschah aber nicht wie in einem Fluss, von dessen Wellen man fortgespült wird, sondern eher auf einem Tropfen Regen, der sich auf einem Blatt seine Bahn im Zick und Zack allmählich suchte, immer wieder nach unten ziehend und doch dazwischen Momente des Stillstandes, wo scheinbar die Trägheit des Körpers mit der Anziehungskraft eine hastige Verhandlung abführte und stets mit dem Sieg des Soges nach unten.

      Liebes Zeitempfinden hatte sich ganz im Augenblicksgeschehen ersäuft und so konnte er nicht im Mindesten beurteilen, ob er denn erst einige Minuten oder schon Jahre auf diesem Wege war. Zwischendurch nahm er beengende Räumlichkeit war, so wie wenn er in den Rissen und Fugen einer Baumrinde zu laufen hätte. Aber trotz der Rauheit, in welcher ihm seine Umwelt begegnete konnte er sich auf das gegenwärtige Geschehen keine rechte Erklärung machen. Bloß, dass er geführt wurde, eben nicht allein war und sich einer anderen Kraft anzuvertrauen hätte.

      Schließlich gab es einen gewaltigen Ruck und mit zunehmender Geschwindigkeit nach unten fiel, bis er schließlich an einem spitzen langen Ding ankam, welches seinen Sturz zu lindern schien. Doch all seine Kräfte schienen nicht auszureichen, sich festzuhalten und so glitt er noch ein kleines Stück tiefer, bis ein festerer Untergrund erreicht war.

      Nachdem sich Liebe einige Augenblicke erholt hatte, realisierte er allmählich, dass er zu einer Flüssigkeit geworden war und dabei die Symbiose mit einem Regentropfen eingegangen war. Lange Zeit verbrachte Liebe damit, sich nach dem weiteren Geschehen zu fragen, ohne jedoch irgendeinen Einfall, einen Zufall oder ein inneres Licht zu registrieren. Dabei war er unbemerkt in den Erdboden eingesunken und gleich einem Erdgeist bahnte er sich seinen Weg zwischen den lehmigen Brocken des kargen Bodens.

      Vor seinem inneren Auge tauchten Bilder auf, wie eine Regenwolke über den höchsten aller Berge gezogen war. Dabei wurde ihm klar, dass es auch über der Schneedecke des Berggipfels noch höhere Stufen des Daseins für einen Wassertropfen gäbe. Es konnte also auch für eine solche Wesenheit einen Weg nach oben geben und der höchste aller Berge wäre eben auch nur eine Stufe auf einer unendlich

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