Neuanfang oder so ähnlich. M. E. Wuchty

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Neuanfang oder so ähnlich - M. E. Wuchty страница 14

Автор:
Серия:
Издательство:
Neuanfang oder so ähnlich - M. E. Wuchty

Скачать книгу

hatte ich nicht gerechnet und stieß mit vollem Schwung mit einer anderen Person zusammen.

      „Verzeihung!“ brachte ich heraus und machte einen Schritt zurück. Für einen Moment dachte ich, es sei mein Nachbar aus dem Dachgeschoß, bis er sich umdrehte. Na phantastisch, mein Ex – über diesem Tag musste ein Fluch hängen.

      „Hallo Carmen“, sagte er und grinste etwas schief. Früher hatte ich das irgendwie süß gefunden, jetzt nervte es mich tierisch.

      „Was willst du hier?“ fragte ich unfreundlich.

      „Hm, ich dachte, wir könnten ein bißchen plaudern“, antwortete er hoffnungsvoll, während ich mit den Schlüsseln klimperte. Mir schlief augenblicklich das Gesicht ein. Diese Phrase kannte ich zur Genüge und sie hieß übersetzt: zwei Stunden Hühnergegacker ohne nennenswerten Inhalt. Wenn ich das wollte, setzte ich mich in der Firma in ein Meeting, dort wurde ich wenigstens dafür bezahlt!

      „Ist … ist jetzt ein schlechter Zeitpunkt?“ fragte er.

      „Jetzt, später, immer.“ Ich schüttelte nur noch den Kopf.

      „Aber … aber … ich …“, stotterte er.

      „Genau. Du. Falls du es noch nicht mitbekommen hast, du bist raus aus meinem Leben, jetzt, später, immer. Ich will nicht mit dir reden, nicht mit dir mailen, dich nicht mehr sehen und ich bin nicht der Typ „wir verstehen uns auch nachher noch super“! Schluss heißt bei mir Schluss und im Gegensatz zu dir, stehe ich zu meinen Entscheidungen und ziehe sie auch durch. Also“, sagte ich mit all den Emotionen, die sich im Laufe des Tages aufgestaut hatten und machte eine entsprechende Handbewegung, die ihn verscheuchen sollte. Es war vielleicht ein bißchen unfair und es saß, ich konnte es an seinem Gesicht sehen, an diesen ach so traurigen Augen, als er sich umdrehte und ging. Für einen ganz kurzen Moment hatte ich ein schlechtes Gewissen, doch dann kam die Erinnerung wieder an viele Gelegenheiten, als ich von ihm mit seinen ganzen aufgestauten Emotionen zugedeckt wurde, die mit mir nichts zu tun gehabt hatten. An die Vorwürfe, die sich eigentlich nicht gegen mich gerichtet hatten, aber weil ich schon mal da gewesen war, hatte er seine Chance genutzt, einfach mir seinen ganzen Mist vor die Füße zu kübeln. Sein Pech, dass die Entsorgungsbetriebe Favoriten heute Ruhetag hatten!

      Danke Herr, dass du diesen Kelch an mir vorübergehen ließest! Zwei beleidigte Sensible an einem Tag war einfach zu viel.

      Der Montagmorgen dräute und mir graute davor. Wenn diese Woche so weiterging, wie die letzte aufgehört hatte, zog ich mir am besten wieder die Decke über den Kopf und gab vor, an Migräne zu leiden! Seufzend schwang ich also meinen Kadaver aus dem Bett und begann den Tag.

      Als ich das Labor betrat, murmelte ich ein „Guten Morgen“ in Anitas Richtung, stellte die Tasche auf den Schreibtisch und warf den Computer an.

      „Morgen!“ zwitscherte sie. Dieser Frau konnte so schnell nichts die Laune verderben und dafür bewunderte ich sie ehrlich.

      Kaum hatte ich den ersten Blick auf die Inbox meiner E-Mail geworfen, wollte ich schon wieder heimgehen. Jemand war Freitagabend sehr fleißig gewesen, vor allem darin, unliebsame Arbeit an jemand anderen abzuwälzen.

      „Dumme Gans, mach deinen Job doch selber“, grummelte ich in mich hinein, als das Telephon losplärrte. Hach, wie ich es liebte, begehrt zu sein – nur nicht um Viertel vor Acht, wenn ich kaum richtig bei der Tür herein war! Das Display sprach: Herbert Meissner.

      „Ach ja, Herbert-Scherbert hat heftige Sehnsucht nach dir!“ bemerkte Anita grinsend.

      „Dies ist der automatische Anrufbeantworter von Carmen Royner. Ich habe heute keine Lust zu arbeiten …“, hob ich mit meiner besten Nachrichtensprecherinnenstimme ab. Am anderen Ende kicherte Herbert ins Telephon und plötzlich lehnte sich Anita zu mir und rief lachend in den Hörer: „Der Herbert ist in die Carmen verliebt! Der Herbert ist in die Carmen verliebt!“

      Mühsam unterdrückte ich ein Lachen und beendete meine Ansage mit den Worten: „Hinterlassen Sie Ihre Nachricht nach dem Piep, vielleicht habe ich ja morgen Lust, so zu tun, als täte ich etwas.“

      Der Chef der Rohwarenanlieferung schnurrte – jawohl, schnurrte! Das hatte ich noch nie von ihm gehört! – „Mag dich aber sehen!“

      „Aber ich dich nicht“, meckerte ich zurück.

      „Na geh. Und wenn ich dich ganz lieb bitte?“ säuselte er zuckersüß. Der Mann musste auf Drogen sein!

      „Na gut“, seufzte ich schließlich, „Mit oder ohne Kamera?“

      „Bring sie mit.“

      Menage a troi – in dem Haus ging´s zu wie in Sodom und Gomorrha!

      Ich erhob mich also wieder, verhüllte meinen Körper mit einem Arbeitsmantel und mein Haupthaar mit einem der kleidsamen Häubchen, die im Produktionsbereich Pflicht waren, stapfte zu den Schränken in der Garderobe und fischte die Kamera heraus. Ich war gespannt, was für eine Katastrophe sich wieder in der Anlieferung abspielte.

      Grinsend erwartete Herbert mich bereits.

      „Magst was Schönes sehen?“

      O je, das fing ja wieder gut an! Solche Begrüßungen führten meist zu Arbeit. Mir entkam ein Seufzen.

      An der Laderampe von Tor 12 stand ein LKW mit offener Ladeklappe, so dass ich ohne Probleme auf die Ladefläche sehen konnte, auf der sich eine ganze Menge Jutesäcke mit Muskatnüssen befanden. Dass es Muskatnüsse waren, konnte man daran erkennen, dass ungefähr ein Viertel von ihnen ohne Verpackung lustig zwischen den Säcken, auf dem Boden und auch sonst überall herum kugelte.

      „Sehr lustig“, knurrte ich.

      „Was machen wir?“

      „Klappe zu, LKW heimschicken. Das nehme ich nicht.“ Einfache Entscheidung, wenn die Sachlage so eindeutig war. Ich schoss noch ein paar Photos zur Beweissicherung, unterschrieb die Ladepapiere mit der Bemerkung, dass die Übernahme verweigert wurde und schlich wieder zurück an meinen eigentlichen Arbeitsplatz.

      Inzwischen waren auch Barbara und Elisa eingetrudelt und wir begaben uns gemeinsam auf die Jagd nach einer Tasse Kaffee.

      Der Tag verlief ruhig, geschuldet vor allem der Tatsache, dass unsere Chefin außer Haus war, was die Abläufe und die Stimmung immer positiv beeinflusste. Manchmal war das Universum auch lieb zu mir, vor allem dann, wenn ich es wirklich nötig hatte.

      Als ich nach einem langen Arbeitstag endlich die Wohnungstür hinter mir zumachte, konnte ich die Spannung und den Stress fast physisch von mir abfallen fühlen. Mein Singleleben hatte diesbezüglich außer Vorteilen nur Vorteile. Ich stellte mich auf einen gemütlichen Abend mit mir und einer meiner Lieblingsserien ein, als mein Telephon klingelte. Sieh an, Herr Sebastian.

      „Royner.“

      „Hallo Carmen, hier spricht Sebastian.“

      Weiß ich doch, Dummerle, wozu gibt´s Anruferkennung! „Hallo, was gibt´s?“ Ich war ein wenig abgelenkt, denn ich versuchte gerade, eine Kerze aus ihrer Verpackung zu befreien.

      „Äh … ich wollte nur hören, wie´s dir geht“, sagte er und er klang ein wenig verunsichert.

      „Gut, danke und selbst?“ Ich fluchte

Скачать книгу