Neuanfang oder so ähnlich. M. E. Wuchty

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Neuanfang oder so ähnlich - M. E. Wuchty

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schnitt ihm eine Grimasse. Meine Ernährungsgewohnheiten gehörten zu den Dingen, die ich nicht diskutierte. Kichernd wies er mit dem Arm in Richtung Wohnzimmer, von wo aus eine offene Terrassentür nach draußen führte.

      „Also, was darf´s sein?“

      „Mm? Saft?“ Mal schauen, was der Mann so zu bieten hatte.

      „Orange, Apfel, Weichsel-Kirsche, Birne, Guave, Mango?“ zählte er auf.

      „Holla, hast du eine Saftbar überfallen?“ Ich war ehrlich überrascht.

      „So ungefähr. Ich bin ein Fruchtsaftjunkie“, erklärte er zwinkernd und stellte die Weinflasche auf einen kleinen Tisch im Vorzimmer, bevor er nach rechts in die Küche ging. Neugierig warf ich einen Blick in den Raum. Schön, stellte ich fest, sehr klassisch in hellem Holz, mit silbergrauen Arbeitsplatten, hellgrauem Fliesenboden und einem großen Fenster. Dazu noch sehr aufgeräumt und sauber. Ein ziemlicher Gegensatz zur Küche meines Ex, die er nur alle heiligen Zeiten einmal zu putzen pflegte und da er keine Putzfrau bezahlen wollte, sah es dort auch entsprechend aus. Sebastian hatte offenbar eine Putzfrau oder er selbst griff regelmäßig zu den Reinigungsutensilien.

      „Guave bitte“, sagte ich, als er mich fragend ansah.

      Für einen Moment räumte er im Kühlschrank herum, bevor er mit einer Saftpackung wieder auftauchte und begann, zwei Gläser zu befüllen.

      „Mit Wasser oder Sprudel oder pur?“

      „Sprudel!“ dachte ich amüsiert. „Wasser bitte.“

      „Warum lächelst du so versonnen?“ fragte er, obwohl ich hätte schwören können, dass er mich gar nicht richtig angesehen hatte.

      „Kein besonderer Grund.“

      Mit den Saftgläsern in der Hand drehte er sich wieder um und da fiel es mir auf: Er hatte seine Haare ganz aus der Stirn gekämmt, seine Augenbrauen ein wenig unter Kontrolle gebracht, wodurch seine Augen besser zur Geltung kamen, seinen wuchernden Bart gestutzt und er trug helle Chinos, die die richtige Länge hatten und ein weißes, makelloses Poloshirt. War ich paranoid oder hatte der Mann zwei „Stylingpersönlichkeiten“?

      „Gehen wir raus?“

      Ich machte zwei Schritte zur Seite, damit er vorgehen konnte. Als er an mir vorbei ging, beugte er sich ein wenig in meine Richtung und schnupperte. „Du riechst nach Schwimmbad und Urlaub“, stellte er leise fest.

      „Sonnencreme, Sebastian, Sonnencreme“, sagte ich, so ruhig es mir möglich war. Heilige Maria Mutter Gottes, was war nur los mit mir? Es stimmte schon, dieser Mann hatte eine außergewöhnlich schöne Stimme, aber warum brachte er mich damit so aus der Fassung, dass mir die Knie weich wurden? Abgesehen von seiner Stimme, seinen Augen und Händen fand ich ihn ja nicht besonders attraktiv. Vielleicht, na ja, seine Größe und Statur – groß und athletisch schlank, wie ich es bei Männern mochte. Oh Gott, ich tat es schon wieder!

      Fragend zog er die Augenbrauen hoch.

      „Was soll ich machen? Meine Melaninerzeuger sind eine stinkfaule Partie und bescheren mir sogar im Frühherbst noch einen Sonnenbrand, wenn ich nicht aufpasse. Die Jungs stehen mehr auf Mitternachtssonne und solche Scherze.“

      Von einer Sekunde auf die andere brach er in schallendes Gelächter aus. „Ich liebe deinen Humor!“

      „Danke“, erwiderte ich trocken.

      Noch immer kichernd zeigte er auf die Terrassentür, die am anderen Ende des Wohnzimmers offen stand. „Geh schon einmal vor, ich komm gleich. Nimmst du mein Glas auch mit, bitte?“

      Nickend nahm ich die beiden Gläser und ging auf die Terrasse, wo ich sie auf einem Holztisch, der zwischen zwei Liegestühlen stand, abstellte.

      Er hatte wirklich nicht zu viel versprochen, der Ausblick war wunderschön, direkt auf den Laaer Wald, dahinter die Stadt. Alles war in strahlendes Sonnenlicht getaucht und schien zu leuchten. Ich lehnte meine Ellenbogen auf das Geländer und stützte den Kopf in die Hände.

      „Und? Wie gefällt dir die Aussicht?“ fragte er plötzlich von der Seite. Erschrocken zuckte ich zusammen.

      „Bist du des Wahnsinns knusprige Beute?“ keuchte ich und atmete einmal geräuschvoll aus.

      „Verzeih, war keine Absicht.“

      Ich atmete noch einmal tief durch, dann drehte ich mich zu ihm um. „Darf ich mein Zelt auf deiner Terrasse aufschlagen? Ich gieße auch die Pflanzen.“

      Derer gab es genug auf dieser Außenfläche.

      Sein Bart hob sich und um seine Augen bildeten sich Fältchen. „Ich habe ein Gästezimmer, aber wenn du das Campingfeeling vorziehst, gerne.“

      „Wo ist die Gießkanne?“

      Er lachte leise und auf meinen Armen stellten sich wieder die kleinen Härchen auf.

      „Erzähl mal, warum hat eine Frau wie du am Wochenende nicht ein Date nach dem anderen?“

      Wie bitte? Das war eine abrupte Änderung des Themas und sehr direkt gefragt, etwas zu direkt für die Tatsache, dass wir einander so wenig kannten. Verwundert sah ich ihn an. So hätte ich ihn nicht eingeschätzt.

      „Verzeihung.“ In einer entschuldigenden Geste hob er die Hände. „Ich … ich wundere mich nur. Im Chor gibt es so viele tolle Frauen ohne Partner und ich verstehe es nicht.“

      Mein linker Mundwinkel hob sich in einem spöttischen Lächeln. „Nun, ich auch nicht. Aber wenn ich raten soll, liegt es vermutlich daran, dass wir etwas zu toll sind.“ Zu meinem Lächeln gesellte sich die linke Augenbraue. Verstand er die Andeutung?

      Sebastian schüttelte den Kopf. „So gesehen sind wir Männer irgendwie blöd.“

      Ich musste laut lachen.

      „Willst du nicht … ich meine, magst du keine Männer?“ fragte er vorsichtig.

      What the heck? War das wirklich seine Art, oder wurde ich hier gerade Opfer der versteckten Kamera? Auf der anderen Seite – war es nicht völlig egal?

      „Meinst du, ob ich auf Frauen stehe?“ fragte ich zurück und lehnte lässig einen Arm auf die Brüstung.

      „Mhm.“ Ebenso lässig spiegelte er meine Haltung. Irgendwie hatte ich das dumme Gefühl, dass es bei ihm besser aussah.

      „Nein.“ Trotzdem dieses Gespräch immer persönlicher zu werden schien, irgendwann ging meine Zurückhaltung einfach über Bord. „Ich mag Männer durchaus, allerdings habe ich festgestellt, dass die meisten Männer mich nicht mehr mögen, wenn sie feststellen, dass ich mehr Mann sein kann, als so mancher Vertreter deines Geschlechtes und das scheint euch zu verschrecken.“

      Sein Gesichtsausdruck war für einen Moment verblüfft, dann senkte er die Augen.

      „Stimmt“, meinte er schließlich und sah mich wieder an, „Wie sollen wir dir denn in unserer absolut und unwiderlegbar logischen Art erklären, wie die Welt funktioniert, wenn du es schon weißt?“

      „Absolut und unwiderlegbar logisch“, wiederholte ich und

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