Neuanfang oder so ähnlich. M. E. Wuchty

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Neuanfang oder so ähnlich - M. E. Wuchty

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nur entsetzlich unrund und unleidlich und wäre dir heute eine furchtbar schlechte Gesellschaft“, erwiderte ich, mit ein wenig schlechtem Gewissen.

      „Unrund? Was bedeutet das?“

      Unwillkürlich musste ich lachen. „Kennst du das Gefühl völliger innerer Ruhe und Gelassenheit? Wenn du mit dir und der Welt völlig im Reinen bist?“

      Ein leises Lachen drang an mein Ohr. Bei diesem Geräusch stellten sich die Haare auf meinen Armen auf. Was für eine Stimme …

      „Ja, manchmal.“

      „Du Glücklicher. Unrund ist das genaue Gegenteil.“

      Für eine Sekunde war es still in der Leitung. „Oh und warum bist du so … so unrund?“

      „Wenn ich das wüsste“, seufzte ich und schalt mich gleich darauf eine dumme Nuss. Ich musste ja nicht gleich alle neuen Bekannten vergrämen mit meiner Jammerei! Ganz zu schweigen davon, dass ich es ja erst vor wenigen Tagen erfolgreich vermieden hatte, mit ihm über meinen Gemütszustand zu reden.

      „Vielleicht kann ich ja bei einer Fact finding Mission behilflich sein“, schlug er vor.

      „Danke, das ist lieb von dir, aber ich fürchte, das ist eine one woman show.“

      Er seufzte leise. „Dann wünsche ich dir viel Erfolg dabei.“

      „Danke, ich tue mein Bestes. Schönen Tag wünsche ich dir noch.“

      „Dir auch, trotz unrund.“

      Phantastisch, jetzt hatte ich auch noch ein schlechtes Gewissen. Grummelnd vergrub ich mein Gesicht in einem Polster. Und weil ich schon so schön auf mein Sofa drapiert war, blieb ich auch gleich da.

      Am frühen Nachmittag reichte es mir dann endgültig. In meiner Unruhe würde ich noch die Couch durchwetzen! Da erschien es mir doch vernünftiger, ein paar Kilometer auf die Sohlen meiner Sportschuhe zu bringen, auch gegen das laute Protestgeschrei meines inneren Schweinehundes.

      Nach ca. zwanzig Minuten, ich wurde gerade warm, kam mir eine männliche Gestalt in kurzen Laufshorts entgegen. Was ich aus der Entfernung erkennen konnte, rief in meinem Gehirn ein höchst unreifes Wort der Beschreibung hervor: Lecker! Groß, schlank, lange Beine – mmm! Als wir uns einander näherten, begann mein Gehirn noch etwas zu melden: Kenne ich, diese Gestalt!

      „Hi!“ rief Sebastian und winkte mir.

      „Hallo!“ Ein bißchen atemlos blieb ich stehen. „Ich dachte, du wolltest in die Stadt!“

      Er joggte locker auf dem Stand weiter, er atmete nicht einmal schneller – Angeber.

      „Du bist ja nicht mitgegangen.“

      „Na super, jetzt bin ich wieder schuld!“

      Für einen kurzen Moment stoppte er und hob die Hände. „Nein! Das war doch nur ein Scherz!“

      „Oh ja, das sagen sie alle!“ Jetzt war ich dran mit „scherzen“.

      „Nein, ehrlich …“ Seine Stimme verebbte, als er merkte, dass ich ihn auf den Arm nahm. Dann stützte er die Hände in die Seiten und senkte lachend den Kopf. Auf meinen Armen stellten sich schon wieder die Härchen auf. Ich musste meinen Körper irgendwie dazu bringen, diese Reaktionen einzustellen!

      „Trotz allen unrund Seins bist du aber trotzdem rausgegangen.“

      „Erschien mir die bessere Alternative … zum Durchwetzen der Couch … zu sein. Ist auf Dauer billiger.“ Langsam kam ich wieder zu Atem.

      Mein Tenorkollege kicherte erheitert, ob wegen meiner Atemlosigkeit oder etwas Anderem blieb mir verborgen. „Vielleicht kann ich ja doch noch etwas beitragen, um dein Wohlbefinden zu steigern.“

      Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch.

      „Ich biete eine Dachterrasse, gemütliche Möbel, wahlweise alkoholische und nicht-alkoholische Getränke und etwas zu essen“, zählte er an den Fingern auf. Schlanken, langen, sehr gepflegten Fingern. Himmel Herrgott! Carmen, was ist los mit dir?! Kaum hatte ich mich selbst wieder einigermaßen unter Kontrolle, kam eine leichte Brise auf und wehte mir aus seiner Richtung ins Gesicht. Sogleich stieg mir sein Geruch in die Nase. Unwillkürlich wollte ich die Luft anhalten, aber da trafen die Moleküle schon auf meinen Riechkolben. Sebastian roch ein wenig nach frischem Weichspüler, ein wenig süß, wie Vanille, aber auch Sandelholz und noch etwas anderem, das ich nicht erkannte. Bevor ich mich zu sehr ihn diesem Geruchserlebnis verlor, zwang ich mich dazu, mich wieder auf das zu konzentrieren, was er sagte.

      „Verzeihung?“ fragte ich und schüttelte kurz den Kopf.

      Er grinste geradezu unverschämt. „Du wirkst abgelenkt.“

      „Unrund-sein bringt das so mit sich“, sagte ich, dankbar für diese wunderbare Ausrede, „Sebastian, ich bin im Moment wirklich nicht die ideale Gesellschaft und ich will dir dein Wochenende nicht verderben, also …“

      „… ich biete eine Dachterrasse mit Aussicht, gemütlichen Möbeln und Getränken nach Wahl. Vertreibt Unleidlichkeit und Unrund-sein“, unterbrach er lächelnd. Langsam verwirrte er mich, aber das war ja nichts Neues. Ich seufzte tief, woraufhin er den Kopf schief legte.

      „Willst du immer allein sein, wenn es dir schlecht geht?“

      Mir entkam schon wieder ein Seufzen, das er offensichtlich als „Ja“ deutete. Schildkrötentaktik nannte meine Mutter das, tut sie noch.

      „Auf meiner Terrasse wäre es aber gemütlicher“, beharrte er.

      Lachend schüttelte ich den Kopf. „Du gibst wohl nie auf.“

      „Nope“, erwiderte er mit einem breiten Grinsen, „Nicht, wenn ich das Gefühl habe, dass es gut wäre, mich durchzusetzen. Also?“

      „Ok“, gab ich schließlich nach, „Aber ich will noch meine Runde fertig laufen und dann brauche ich noch ein wenig Zeit, um mich wieder zivilisationsfähig zu machen. Hm … eine Stunde?“

      „Perfekt.“

      „Ähm, wo genau wohnst du eigentlich?“ Wusste ich doch nicht, war ja nie vor seiner Haustür ausgestiegen.

      „Oberes Ende Moselgasse, linkes Haus neben dem Spielplatz, Top 26.“

      „Alles klar, bis später dann.“

      Mit einem Winken verabschiedeten wir uns für die nächste Stunde.

      Zur verabredeten Zeit stand ich mit einer Flasche Wein vor seiner Wohnungstür. Wie üblich hatte ich nichts Besseres zu Hause, um es mitzubringen.

      „Hi! Komm rein!“ begrüßte er mich und trat beiseite, um mich hineinzulassen. Irgendetwas war anders an ihm, ich konnte aber nicht genau sagen, was.

      „Hallo!“ Wie zur Verteidigung hielt ich die Flasche hoch und drückte sie ihm in die Hand.

      „Also Alkohol“, stellte er grinsend fest.

      „Nicht notwendigerweise, aber ich hatte nichts Anderes zu Hause“, stellte ich richtig

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