Neuanfang oder so ähnlich. M. E. Wuchty

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Neuanfang oder so ähnlich - M. E. Wuchty

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„Wenn ich die Chorliste richtig gelesen habe, ganz in deine Nähe.“

      Meine linke Augenbraue ging nach oben. „Und wo ist „ganz in meiner Nähe“?“

      „Moselgasse.“ In seiner Stimme klang ein leises Lachen mit. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Ute Sonja etwas zuflüsterte, die kurz in unsere Richtung sah, lächelte und nickte. Was hatten die zwei Grazien denn zu tuscheln, hm?

      „Das ist in meiner Nähe“, bestätigte ich ihm trocken, dann lächelte ich mühsam. „Danke, ich fahr gerne mit.“

      Ich verabschiedete mich noch von den anderen, bevor ich ihm auf die Straße folgte. Als er den Knopf an seinem Autoschlüssel drückte, blinkten die Lichter bei einem Jaguar X-Type auf. Zuerst dachte ich, das sei Zufall, wurde aber eines Besseren belehrt, als er mir die Beifahrertür aufhielt. Unwillkürlich warf ich ihm einen spöttischen Blick zu. Autos sind für mich Mittel zum Zweck – das Mittel, mich in erlebbarer Zeit von A nach B zu bringen und dafür muß die Schüssel unter meinem Hintern kein Vermögen kosten. Ganz zu schweigen davon, dass der Mann, der dieses Auto fuhr von seiner Aufmachung her so gar nicht dazu passte! Seine Hosen waren schon wieder zu kurz und sein Jackett hätte einem Mann um die sechzig gestanden – wobei ich mich an dieser Stelle stumm bei meinem Vater entschuldigte, der hätte das Ding definitiv nicht angezogen: Brauner Hahnentritt-Tweed mit Lederflecken auf den Ellenbogen, kantiger, etwas formloser Schnitt - aua.

      „Du weißt schon, was man über Männer sagt, die so PS-starke Autos fahren?“ neckte ich ihn. „Baut Jaguar überhaupt irgendetwas, das weniger als 150 PS hat, außer möglicherweise die 1:25 Modelle ihrer Autos?“

      Ohne eine Erwiderung ging er um seinen Boliden herum, stieg ein und startete.

      So wenig ich ein so teures Auto brauchte, es war doch zugegeben ein erheblicher Unterschied, ob mein Skoda Diesel startete oder dieses schnurrende Kätzchen.

      Sebastian schwieg so lange, bis wir auf den Ring einbogen.

      „Du warst heute sehr ruhig“, stellte er fest. „Ist alles in Ordnung?“

      Falsches Thema, ganz falsches Thema! Ich schluckte einmal, atmete tief durch und sagte dann sehr leise „Ja“ in Richtung meiner Knie.

      Seine Erwiderung war ebenso leise: „Lügnerin.“

      Ich warf ihm einen Blick von der Seite zu. Ganz kurz sah er mich an. Im dunklen Auto konnte ich seinen Blick weder richtig sehen, noch deuten.

      „Du willst nicht drüber reden, oder?“

      „Nein.“ Meine Stimme schwankte ein wenig und ich mochte mich nicht dafür. Ich mochte es nicht, so emotional zu sein, ich fühlte mich dann so verletzlich und angreifbar.

      Sebastian tat mir den Gefallen, nicht weiter zu fragen oder irgendetwas zu sagen. Das gab mir Zeit, um mich wieder zu fangen.

      „Darf ich dich etwas fragen?“ Ich hatte beschlossen, wenigstens ein bißchen Konversation zu betreiben.

      „Sicher.“

      Wir standen an der Ampel am Ende der Prinz-Eugen-Straße.

      „Woher kommst du ursprünglich?“

      „Was meinst du?“ Die Ampel sprang auf grün und wir bogen nach links auf den Gürtel ein.

      „Du bist kein Österreicher, das hört man, aber ich weiß nicht, wo ich dich hintun soll, dazu ist dein Hochdeutsch zu sauber.“

      Er lachte erheitert auf und beschleunigte auf die erlaubten 50 km/h. Bei diesem Auto fühlte es sich an, als schiebe eine Mutter einen Kinderwagen, sehr liebevoll.

      „Ich bin Schweizer, aus Zürich.“

      „Ein Schweizer?!“ Unwillkürlich musste ich lachen. „Normalerweise gehen die Österreicher in die Schweiz, nicht umgekehrt.“

      „Ich hatte meine Gründe“, meinte er nur kryptisch.

      „Und du willst nicht darüber reden.“

      „Nein.“

      Als wir an der letzten Ampel vor der Autobahn standen, sahen wir einander ein paar Sekunden lang an – und mussten grinsen.

      „Gleichstand, würde ich sagen“, bemerkte ich.

      Er nickte nur und bis wir zu Hause waren, hielten wir beide den Mund. Erst, als er an der Kreuzung Moselgasse/Urselbrunnengasse anhielt, fiel wieder ein Wort.

      „Danke fürs Heimbringen“, sagte ich und machte Anstalten, auszusteigen.

      „Warte noch kurz, Carmen.“

      „Ja?“ Erwartungsvoll drehte ich mich in seine Richtung.

      „Wenn du doch einmal drüber reden willst …“ Er ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen.

      Ich rang mir ein Lächeln ab. „Danke, das ist lieb, aber das willst du nicht, glaub mir.“

      Als ich wirklich ausstieg, vermeinte ich, ihn sagen zu hören: „Doch, ich will, glaub mir.“

      Kapitel 3

      Mühsam hielt ich die letzten eineinhalb Arbeitstage bis zum Wochenende durch. Inzwischen brauchte ich diese Auszeiten, wie einen Bissen Brot! Ausschlafen, in Ruhe die Dinge tun, zu denen unter der Woche die Zeit fehlte und wenn ich in einem so miesen Zustand war, wie im Moment, eine ganze Menge Eigenmentaltraining. Am Freitagmittag freute ich mich darauf! Dummerweise machte ich mir selbst einen Strich durch die Rechnung.

      Am Samstagmorgen nämlich beschloss mein Körper einfach um halb Acht, er hätte jetzt genug geruht und ich möge doch meinen Kadaver gefälligst aus meiner Bettstatt heraus bewegen. Das hätte ja prinzipiell noch nicht der Untergang des Abendlandes bedeutet, wäre da nicht noch eine Nebenwirkung gewesen: Es war wieder einer dieser Tage. Ich war so unrund, dass ich mich selbst nicht mochte. Eine innere Unruhe machte unkonzentriert und unentschlossen, ich wollte nichts anfangen, obwohl ich weiß Gott genug zu tun gehabt hätte: Zum Beispiel Haushalt und die Diplomarbeit für meine Ausbildung zur Mentaltrainerin schreiben, um nur zwei zu nennen.

      Seufzend rang ich mich dazu durch, wenigstens das Geschirr abzuwaschen. Danach stand ich wieder unschlüssig herum. Soll ich laufen gehen? Mag nicht, zu faul. Bäh.

      Mein Handy düdelte los, Nummer kannte ich nicht.

      „Royner.“

      „Hallo? Carmen? Hier spricht Sebastian.“

      „Hallo!“ Hm? Woher hatte unser Neuzugang denn meine Telephonnummer? Ah ja, Chorliste, alles klar.

      „Hi! Ich wollte fragen, ob du heute schon etwas vorhast. Ich … ja … ich bin ja noch nicht so lange in Wien und hätte gern einen Spaziergang gemacht … in der Stadt vielleicht oder so etwas in der Art und brauche einen Location Guide.“

      Mühsam unterdrückte ich ein Seufzen. An jedem anderen Tag, nur nicht heute.

      „Sebastian, tut mir leid, ich …“

      „Nein,

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