PORTALFEUER. Michael Stuhr

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PORTALFEUER - Michael Stuhr

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Moulder nicht so gut an. So beschränkten sich Jeffs Kontakte auf zufällige Treffs in Hamburgerbuden und Milchbars und auf seltene private Besuche, aber eine richtige Freundschaft hatte sich daraus bislang nicht entwickelt.

      Das Leben in Moulder-City kam Jeff sowieso seltsam vor: Es gab hier viele, die, wie die O´Bannions, von außerhalb hierhergezogen waren. Eigentlich war Moulder bis vor ein paar Monaten eine ebenso sterbende Stadt gewesen, wie alle Gemeinden hier in der Gegend. Der ganze Reichtum der Gegend hier war dem Erdöl zu verdanken gewesen. Von Jahr zu Jahr war die Fördermenge jedoch gesunken, und niemand, der ein wenig vom Ölgeschäft verstand, machte sich Illusionen darüber, woran das lag: Die Vorkommen unter dieser Region von Texas waren völlig erschöpft, und die ehemals reichen Städte verödeten nach und nach. Die Facharbeiter waren in Scharen fortgezogen, um woanders Arbeit zu finden und viele Geschäfte hatten schließen müssen, weil nach und nach die Kundschaft ausgeblieben war.

      Auch Moulder-City hatte kein Geld mehr gehabt und selbst dringend notwendige Reparaturen waren vom Rat der Stadt aus finanzieller Not auf die lange Bank geschoben worden. Viele Häuser hatten leer gestanden und Moulder war langsam zur Geisterstadt geworden.

      Draußen, im weiten Weideland, hatte es nicht besser ausgesehen: Die alten Bohrlöcher und Pipelines waren verfallen, und so manche Erdölraffinerie rostete in den Weiten des Graslandes still vor sich hin, bis vielleicht einmal die Demontagetrupps kamen und allen verwertbaren Schrott abholten.

      In diese allgemeine Stimmung des schleichenden Untergangs hinein war die Nachricht, dass die Moulder-Oil-Company ein neues, reichhaltiges Vorkommen entdeckt hatte, wie eine Bombe eingeschlagen. Die Fachleute meinten zwar, dass auch diese Quelle nach wenigen Wochen versiegen würde, aber das war nicht so. Tag und Nacht wurden Millionen von Barrels besten Rohöls durch die Pipelines in die neu erbaute Raffinerie der Moulder-Oil-Company gepumpt, und Güterzüge und Tanklaster verteilten den wertvollen Treibstoff über das ganze Land.

      Das wertvolle Öl sprudelte nun schon seit Monaten, und der ‚M.O.C.‘ gelang es sogar, ihre Fördermenge von Woche zu Woche zu steigern. Ganz gleich, was die Fachleute meinten: die M.O.C. stellte Arbeitskräfte ein und die Menschen kamen von weither, um sich ihren Anteil am unverhofften Reichtum zu sichern.

      So war auch Jeffs Familie hierhergeraten; mitten hinein in den neuen Ölboom von Moulder. Alles sah sehr gut aus: Die Stadt blühte gewissermaßen über Nacht zu neuem Leben auf. Die M.O.C. zahlte gut. Die Häuser der Angestellten waren gepflegt und geräumig, auf den Straßen der Stadt wurde der Asphalt ausgebessert und nirgendwo sonst in der Region sah man so viele neue, große und teure Autos auf den Parkplätzen der Supermärkte.

      Alle Geschäfte der Stadt, vom Drugstore bis zum Klempner, lebten vor allem von dem Geld, das die Moulder-Oil an ihre mehr als zweitausend Angestellten auszahlte, und solange alles glatt lief, fragte niemand danach, wie so etwas möglich war.

      Es sah wirklich so aus, als würde es mit Moulder-City für viele Jahre nur noch bergauf gehen, denn noch ahnte niemand, dass der neue Reichtum nur darauf beruhte, dass die M.O.C. das Tor zur Hölle aufgestoßen hatte - und es nicht wieder zu schließen vermochte.

      KAPITEL 2

       DONNERSTAG, 04:30 PM

       DAS INSEKT

      Der dunkelgrüne Chevy Suburban bog in einem weiten Bogen in die Straße ein und Jeff nahm seine Schultasche vom Bürgersteig auf. Eigentlich hätte er schon lange zu Hause sein können, aber heute Morgen war sein alter Honda-Scooter nicht angesprungen und er hatte sich von seiner Mutter zur Schule bringen lassen.

      Jeff hob grüßend die Hand und der Chevy fuhr an den Randstein. Wegen der abgedunkelten Scheiben war vom Wageninneren kaum etwas zu erkennen.

      Kühle Luft mit einem Hauch von feuchter Windel wehte Jeff entgegen, als er die Tür öffnete und den Fuß auf das Trittbrett setzte. Er stellte zuerst die Schultasche in den Fußraum und stieg dann ein.

      “Hi, Dad!” Jeff zog die Tür ins Schloss. “Wo kommen die denn her?” Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter in Richtung Rücksitz, wo Danny und Paddy, die knapp anderthalbjährigen Zwillinge, in ihren Kindersitzen saßen.

      “Deine Mutter ist mit Edna Blenheim nach Dallas gefahren. Irgendein plötzlicher Notfall in Ednas Familie. – Da hat sie mir die beiden zur Firma gebracht. Deswegen auch die Verspätung. Hab fast ´ne halbe Stunde gebraucht, die Sitze hier einzubauen.”

      “Oh!”, sagte Jeff mitfühlend und traute sich kaum, seine Bitte auszusprechen, denn schließlich kam sein Vater gerade von der Arbeit. – Trotzdem musste es sein. “Äh, könnten wir noch kurz bei ‚Tools & Parts‘ vorbeifahren?”, fragte er. “Ich bräuchte ´ne neue Zündkerze für den Scooter.”

      “Hast du die denn immer noch nicht gewechselt?”, seufzte Steve O´Bannion und sah seinen Sohn vorwurfsvoll an. “Die war doch schon lange fällig.”

      “Man spart, wo man kann!”, meinte Jeff und grinste. “Hat doch bislang noch funktioniert.”

      “Ist auch ´ne Einstellung”, meinte der Vater gleichmütig und bog in die Straße ein, an der der Werkzeugladen lag.

      Zehn Minuten später hatte Jeff sich die neue Kerze besorgt und sie waren endlich auf dem Heimweg.

      Zurzeit war Moulder-City eine einzige Baustelle und sie mussten einen Umweg fahren, weil die Straße, die in ihr Viertel führte, gerade neu geteert wurde. Aber auch sonst sah man überall Scharen von Handwerkern herumlaufen, die Häuser renovierten. Telefonleitungen wurden verlegten und lange ungenutzte Geschäftsräume wurden nach den Wünschen der neuen Besitzer ausgebaut.

      Die ganze Stadt war im Aufbruch: Gipskartonplatten und Profilschienen standen und lagen auf den Bürgersteigen herum, Bauholz war in den Vorgärten aufgestapelt und überall parkten die Lieferwagen der Handwerker. Über der ganzen Stadt lag eine Aura hektischer Betriebsamkeit und darauf, dass Moulder bis vor einigen Monaten fast eine Geisterstadt gewesen war, wäre ein zufälliger Besucher niemals gekommen.

      “Beiß?”, kam Paddys Stimme zaghaft vom Rücksitz. Die Stimme klang ängstlich und Jeff drehte sich auf seinem Sitz halb um. “Beiß?”, fragte Paddy wieder. Er saß stocksteif in seinem Kindersitz und schielte mit halb abgewandtem Gesicht auf ein großes graues Insekt, das auf seinem nackten Ärmchen herumkroch.

      “Beiß!”, meinte Danny, Paddys Zwillingsbruder, fachmännisch vom Nebensitz aus, was bedeuten sollte, dass er überzeugt war, dass das Insekt gefährlich sei.

      Das Tier sah mit seinem fast fingerlangen Körper wirklich ziemlich bedrohlich aus. Mit einer raschen Bewegung schob Jeff seinen Oberkörper zwischen den Sitzlehnen hindurch und wischte es von Paddys Arm herunter. Es fiel auf die Sitzbank und Jeff gab ihm schnell noch einen Schubs, der es auf den Boden des Wagens beförderte. Dann schnappte er sich Paddys Arm und sah kurz nach, ob das Tier zugestochen hatte.

      “Aua!”, behauptete Paddy und strahlte seinen großen Bruder mit leuchtenden Augen an.

      “Kein Aua!” Jeff ließ den Arm wieder los. “Hast Glück gehabt.”

      “Lück!”, bestätigte Danny vom Nebensitz her und quiekte vergnügt.

      Das Insekt war auf den Rücken gefallen und einfach so liegen geblieben. Jeff zog die Augenbrauen zusammen und beugte sich ein wenig zu dem Tier hinab. Es schien ihm nicht gut zu gehen, denn es machte

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