PORTALFEUER. Michael Stuhr

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PORTALFEUER - Michael Stuhr

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spielte Jeff mit dem Gedanken, das Insekt zu behalten und morgen mit zur Schule zu nehmen, aber versprochen war versprochen, auch, wenn Shereen nichts davon wusste. Wenn es sich wirklich um ein ganz besonderes Tier handelte, dann wollte er die Lorbeeren dafür gern ihr überlassen.

      Er besah sich den kleinen Kadaver noch einmal gründlich: Grundfarbe Grau, ein hornissenartiger Körper, ledrig wirkende Flügel, wie die eines großen Nachtfalters geformt und vier Beinpaare. – Also immer noch ganz und gar eindeutig acht Beine!

      Plötzlich ging ein winziger Ruck durch das Tier und Jeffs Kopf zuckte zurück. Einen Moment lang dachte er, er habe sich getäuscht und das kleine Monster sei doch noch lebendig. Das war aber nicht so, wie er gleich darauf erleichtert feststellte. Es war immer noch ganz und gar tot, nur die Beine hatten auf einer Seite nachgegeben und standen jetzt nach außen ab. Gleichzeitig bemerkte Jeff einen matten Schimmer auf dem kleinen, toten Körper, so, als sei ein dünner Feuchtigkeitsfilm darauf. Der war ihm vorher nicht aufgefallen, aber schließlich besah er sich seinen Fund jetzt zum ersten Mal gründlich. Irgendwie sah das Biest mit diesem feuchten Glanz auf dem Leib noch ekliger aus, als vorher und zufrieden nahm Jeff die Schachtel auf, um sie in Shereens Zimmer zu balancieren.

      Nachdem er die Herzchenschachtel in der Mitte von Shereens Schreibtisch platziert hatte, riss er sich ein post-it vom Stapel herunter, schrieb seiner Schwester einen kleinen Gruß darauf und klebte es an den offenen Deckel.

      So, das war erledigt! Jeff trat zur Tür, drehte sich um und besah sich zufrieden sein Werk. - Vielleicht bekam Shereen sogar für die Entdeckung einer neuen Spezies den Nobelpreis. Mehr konnte man ja nun wirklich nicht tun, um ein guter Bruder zu sein.

      Ein Blick auf die Uhr sagte Jeff, dass bis zum Abendessen noch reichlich Zeit blieb, ein paar Sachen für die Schule zu erledigen. In Anbetracht der Tatsache, dass morgen der letzte Schultag vor den Sommerferien war, beschäftigte er sich allerdings lieber gut anderthalb Stunden lang mit ein paar Computerprospekten. – Irgendwo musste das Geld schließlich hin, das er demnächst in seinem Ferienjob bei ‚Jonnys eggs & more‘ verdienen würde, und ein neuer Computer war schon lange fällig.

      Irgendwann rumorte etwas unten im Haus und Jeff stellte mit halbem Ohr fest, dass seine Mutter zurückgekommen war. Er rieb die Fingerspitzen seiner rechten Hand an dem rauen Stoff der Jeans, weil sie ein wenig juckten und las weiter.

      Im Erdgeschoss klingelte das Telefon. Jeff kümmerte sich nicht darum. Er hatte sich gerade in den neuen Dell-PC mit Viertausender-Taktung verliebt – der allerdings auch ein wenig zu teuer war, um ihn mit dem Geld eines einzigen Ferienjobs bezahlen zu können.

      Die Stimmen von Danny und Paddy drangen von unten herauf. Sie hatten jetzt wohl ausgeschlafen und wollten wieder versorgt werden. Jeff rubbelte unbewusst die Fingerspitzen der rechten Hand mit dem Daumen. Er hörte, wie die Mutter seinen Namen rief, legte die Prospekte zur Seite und ging hinunter.

      “Noch nicht einmal vier Stunden kann man euch mit den Kleinen allein lassen!”, behauptete Julie O´Bannion und tippte zur Bekräftigung ihrer Worte mit dem Zeigefinger auf ihre Armbanduhr. “Noch nicht einmal vier Stunden!”

      “Aber es ist doch gar nichts passiert”, versuchte Jeffs Vater einzuwenden. Damit kam er bei seiner Frau allerdings schlecht an.

      “Nichts passiert?”, fragte sie in einem Ton, der nichts Gutes bedeutete. “Ist das etwa nichts?” Sie zeigte auf das Ärmchen von Paddy, den sie vor sich auf dem Schoß sitzen hatte. Jeff sah, dass sich ein gelblicher Streifen über die Haut zog und der Kleine mit der anderen Hand darauf herumrubbelte, weil es wohl juckte.

      “Du, das war vorhin noch nicht da”, beteuerte der Vater. “Ich hab ihn ins Bett gelegt und er ist eingeschlafen. Alles ganz normal!”

      “Nicht mal vier Stunden!”, zischte Jeffs Mutter, um dann mit völlig veränderter Stimme “Armer Paddy! Armer, kleiner Paddy!” zu gurren.

      Jeff wusste, dass er im Moment keine Chance hatte, sie zu beruhigen. Von den ganzen O´Bannions hatte seine Mutter das meiste Temperament, und wenn sie sich aufregte, dann tat sie es gründlich. Vor allem, wenn jemandem aus der Familie etwas passierte, dann rastete sie förmlich aus. – Und Paddy war etwas passiert, das konnte jeder sehen.

      “Zeig mal, du Zwerg”, sagte Jeff, trat näher heran und griff nach Paddys Ärmchen, um es sich anzusehen.

      “Du hast ja auch sowas!”, Die Mutter zog Paddy von Jeff weg. “Hat er das von dir?”

      Jeff zuckte zurück und sah sich seine Hand an. Jetzt wurde es ihm zum ersten Mal bewusst, dass er die ganze Zeit an seinen Fingerspitzen herumgerubbelt hatte, weil sie ein wenig juckten. “Shit!”, fluchte er. “Was ist das? Das muss von dem verdammten Vieh kommen.” Die Fingerspitzen seiner rechten Hand waren genauso gelb wie der Streifen auf Paddys Arm.

      “Was für ein Vieh? Was ist hier eigentlich los?”, blitzte die Mutter und versäumte es vor lauter Ärger sogar, Jeff für das Schimpfwort zu rügen. “Hätte vielleicht mal jemand die Güte, mich aufzuklären?”

      “Ja, klar doch!” Jeff erzählte in kurzen Worten, wie er Paddy im Wagen vor dem Insekt gerettet hatte, und das schien irgendwie beruhigend auf seine Mutter zu wirken. Jedenfalls gab sie ihm den Auftrag, die Anti-Juck-Salbe aus der Hausapotheke im Bad zu holen. Liebevoll versorgte sie Paddys Arm, während Jeff sich ein wenig von dem Zeug auf die Fingerspitzen rieb. – Das Zeug war wirklich gut, jedenfalls hörte der Juckreiz schlagartig auf.

      Genauso schnell wie sie explodierte, konnte Jeffs Mutter sich auch wieder beruhigen, und als sie sah, dass es Paddy wieder gut ging, setzte sie ihn zu Danny in den Laufstall und fing an, das Abendessen zuzubereiten.

      “Ist Shereen noch nicht da?”, wollte Jeff von seinem Vater wissen.

      “Die hat vorhin angerufen, dass sie spät kommt.”

      “Hm.” Jeff war ein bisschen enttäuscht. Er war doch zu gespannt, wie sie auf sein Geschenk reagierte. Na ja, dann würde sie es eben etwas später finden.

      Weil Jeffs Mutter mit Edna Blenheim unterwegs gewesen war, gab es heute Abend nur Fertigkartoffelbrei mit Fertig-Hamburgern und Fertigsoße, angereichert mit Fertiggemüse. Jeff und sein Vater nahmen das als gerechte Strafe dafür hin, dass sie nicht besser auf die Zwillinge aufgepasst hatten und da es zudem schnell zubereitet war, blieb Jeff gleich unten.

      Nach dem Essen ging Jeff auf sein Zimmer, schrieb ein paar E-Mails an alte Freude aus Fort Worth, ließ nebenbei MTV laufen und besuchte kurz zwei Chatforen. Da derzeit niemand online war, den er kannte, schaltete er den Computer aber schon bald aus und nahm sich einen Roman von Stephen King vor.

      Gegen elf Uhr zwang er sich dazu, das Buch zur Seite zu legen, wenn er auch gerne noch bis zum Morgengrauen weitergelesen hätte. Kurz vor dem Einschlafen hörte er Shereen die Treppe heraufkommen. Kurz bevor er endgültig wegdämmerte, bemerkte er noch, dass sein Daumen schon wieder an den Fingerspitzen herumrubbelte. So ganz war der Juckreiz doch noch nicht verschwunden.

      KAPITEL 3

       DONNERSTAG, 11:04 PM

       DIE MUTATION

      Gerade zog auf der Interstate wieder einer der schweren Tanklastzüge vorbei und Jeff drehte sich auf die andere Seite, als es heftig an der Tür klopfte.

      “Jeffrey O´Bannion, bist du da drin?”, rief Shereen

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