PORTALFEUER. Michael Stuhr

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hermetisch abgeschirmten Labortrakt gab. Konnte es sein, dass die M.O.C. sich dort auf das endgültige Versiegen der Ölquellen vorbereitete und einen Einstieg in das Gentechnik-Geschäft plante?

      Jeff beschloss, seinen Vater ganz konkret danach zu fragen. Irgendetwas von dem, was dort gemacht wurde, musste doch einfach nach außen gedrungen sein. Die Wachleute hatten doch bestimmt Zutritt zu den meisten Abteilungen und redeten hier und da schon mal mit Leuten vom Personal. Da musste einfach was durchgesickert sein, davon war Jeff zu hundert Prozent überzeugt, und jetzt wollte er, verdammt nochmal, wissen, was dort gemacht wurde.

      Ein paar Leute auf der Mainstreet drehten sich um und lächelten, als der rotblonde, junge Kerl mit dem grimmigen Gesichtsausdruck auf dem putzigen kleinen Roller an ihnen vorbeiröhrte, und das war auch nicht gerade das, was Jeffs Laune im Moment verbessern konnte.

      Shereen hatte sich vor drei Jahren einen himmelblauen Scooter gewünscht und ihn auch bekommen. Weil sie sehr schmal und nicht sehr groß war, hatte es immer richtig gut ausgesehen, wenn sie darauf unterwegs war. Jetzt, wo die Familie sich ein Auto mehr leisten konnte, fuhr sie den alten Chevy-Nova der Mutter, und nun hatte der viel größere und breitere Jeff dieses strampelanzugfarbene Ding am Hals. Ein paar Tage lang hatte Jeff überlegt, den Scooter vielleicht schwarz zu lackieren, aber er war wieder davon abgekommen. Das viel zu große, schwarze Topcase ließ das Teil jetzt schon aussehen, wie einen Katzensargtransporter, der kleine Motor kreischte schon bei mäßiger Geschwindigkeit wie eine Kettensäge, und mit seinen winzigen Rädern war und blieb der kleine Honda Jeffs Meinung nach auf ewig ein reines Mädchenfahrzeug. Dieser Roller würde sowieso niemals wirklich zu ihm passen, ganz egal in welcher Farbe. – Wozu sich also die Arbeit machen?

      Trotzdem hatte das Ding auch seine Vorteile, hatte Jeff dann nach und nach erkannt: Erstens brauchte er sich nie Sorgen um einen Parkplatz zu machen und zweitens war das Teil enorm flink und wendig. Innerhalb der Stadt hätte er es jederzeit mit Billybobs Mustang und mit jedem anderen Wagen aufgenommen.

      Bis zur Ecke seiner Straße ließ Jeff das Gas stehen und bog dann mit mäßiger Geschwindigkeit in die Siedlung ein, was ihm die beifälligen Blicke einer Mutter einbrachte, deren kleine Kinder im Vorgarten Ball spielten. Kurz vor dem Haus nahm er das Gas ganz zurück und ließ sich vom letzten Schwung an Shereens Nova vorbei die Auffahrt hinauf tragen.

      Die Garage war leer und Jeff stellte den Scooter auf dem schmalen Plattenweg daneben ab. Das Schloss vom Topcase hakte, und als Jeff seine Tasche endlich herausgezerrt hatte, wollte er durch den Kücheneingang ins Haus. Die Tür war von innen verriegelt.

      Jeff fluchte leise und ging zum Vordereingang. Aber auch der war abgeschlossen. Er kramte sein Schlüsselbund wieder heraus. Da weder der Suburban des Vaters, noch der Space-Wagon seiner Mutter in der Garage standen, waren die beiden wohl unterwegs, und Shereen war wahrscheinlich zu Fuß zu irgendeiner Freundin in der Nachbarschaft gegangen.

      Im Flur blinkte das Lämpchen am Anrufbeantworter, aber Jeff kümmerte sich nicht darum. Wahrscheinlich war es ja doch nur wieder eine von Shereens Freundinnen, die sie zum Shopping oder zu sonst was einladen wollte, was Mädchen so Spaß macht. Irgendwie kam es Jeff immer so vor, als würde es Frauen leichter fallen, Kontakte zu knüpfen. Sowohl Shereen, als auch seine Mutter hatten sofort etliche Leute hier aus der Nachbarschaft kennen gelernt, während Jeff und sein Vater sich nach einem knappen Vierteljahr in Moulder immer noch mit den unbedingt notwendigen Bekanntschaften in Schule und Arbeit begnügten. Bei Jeff lag das daran, dass er in Fort Worth ein paar wirklich gute Kumpels gehabt hatte und nicht bereit war, die so schnell zu vergessen. Andererseits wurde es jetzt langsam Zeit, sich auch hier mit ein paar Leuten anzufreunden, sonst würde man ihn in der Schule als ‚Loner‘ abstempeln, als Außenseiter, der immer nur allein herumlief.

      Großen Hunger hatte Jeff nicht. Der Ärger mit Hoodson war ihm wohl auf den Magen geschlagen, also ging er direkt auf sein Zimmer. Die Schachtel mit dem Glibberklumpen stand noch immer unberührt auf seinem Schreibtisch.

      Wenn man gerade sowieso keinen Hunger hat, dann ist das die beste Zeit, eklige Arbeiten zu erledigen; also stellte Jeff seine Tasche ab und griff nach der Schachtel, um im Bad den Schleimpfropfen, der mal ein Tier gewesen war, herauszuspülen. Dann entschied er sich aber doch anders und stellte die Schachtel wieder ab. Es war an der Zeit, sich endlich von dem Ding zu trennen. Er wollte sie beim nächsten Mal, wenn er nach unten ging, mitnehmen und in den Mülleimer werfen.

      Eigentlich musste Jeffs Vater jetzt jeden Moment von der Frühschicht kommen. Er legte sich angezogen aufs Bett und wartete darauf, dass er den Suburban die Straße entlangkommen hörte.

      Auf dem Highway und der Interstate zog eine endlose Kette von Fahrzeugen vorbei und das ferne Summen wirkte einschläfernd. Es dauerte nicht lange, und Jeffs Gedanken fingen an, sich in seltsamen Bahnen zu bewegen. Er sah seinen Vater vor sich, wie er nach Hause kam und eine riesige Herzchenschachtel von der Ladefläche des Suburban wuchtete. “Für dich!”, sagte er, als er den Deckel öffnete und Jeff sah, dass die Schachtel voll von diesen seltsamen Viechern war, die zu hunderten durcheinanderwimmelten.

      Jeff ruckte hoch und riss sich aus den Traumfragmenten, mit denen sich bei ihm immer der herannahende Schlaf ankündigte. Jetzt merkte er, dass er doch Hunger hatte. Er stand auf, griff nach der Schachtel und klappte den Deckel auf dem Weg zur Tür ein letztes Mal auf.

      Erstaunt blieb Jeff stehen, denn der Inhalt hatte sich schon wieder verändert. Kristalliner Staub, so wie verstreuter Zucker, der feucht geworden und teilweise zerlaufen war, klebte in einem dicken Klecks auf dem Boden. Das war alles, was von dem Insekt noch übrig war.

      “Hoodson, wir haben da ein Problem!”, murmelte Jeff. “Dieses Vieh ist zu verrückt, und ich bin fast Ihrer Meinung, dass es so etwas überhaupt nicht gibt!” Nach dieser kurzen Zwiesprache mit seinem abwesenden Lehrer klappte Jeff den Deckel wieder zu und ging nach unten.

      Eigentlich fand Jeff die Zwillinge ja eher nervig, aber jetzt, wo kein Gebrabbel und Genörgel die Stille im Haus auflockerte, war es doch verdammt ruhig hier drin. Bewusst laut polterte Jeff die Treppe hinab, damit seine Ohren ein wenig Arbeit bekamen. Er durchquerte das Haus und entriegelte die Hintertür, die von der Küche in den Garten führte. Dort steckte er die ungeliebte Schachtel in die Mülltonne und ruckelte an einem Beutel Küchenmüll herum, damit sie tiefer rutschte, sonst kam seine Mutter vielleicht noch auf die Idee, sie für ihn zu retten.

      Als er in die Küche zurückkam, sah Jeff den Zettel auf dem Tisch liegen und runzelte die Stirn. Manchmal ließ seine Mutter irgendwelche Anweisungen für ihn zurück, so wie: ‘Der Rasen müsste mal wieder gemäht werden‘, oder: ‚Leg mal bitte deine ganze getragene Wäsche neben die Maschine‘, aber auch nette Sachen, wie: ‚Im Kühlschrank steht Pudding, der ist für dich‘.

      Neugierig, was es dieses Mal gab, trat Jeff näher, aber es war nicht die Schrift seiner Mutter. Es war eine Nachricht von Shereen, die mit großen, fahrig hingeworfenen Buchstaben geschrieben war. Es dauerte einen Moment, bis Jeff begriff, aber dann merkte er, wie ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Knie weich wurden. ‚Dad hatte einen Dienstunfall‘ stand da. ‚Er ist im Krankenhaus in Dallas. Wir fahren hin‘.

      Jeff wich einen Schritt vom Tisch zurück, drehte sich um und ging in den Flur, um den Anrufbeantworter abzuhören.

      Shereens Stimme war kaum zu erkennen. Sie musste geweint haben. “Hallo Jeff”, sagte sie. “Wir sind in Dallas, im Baptist Memorial Hospital. Dad ist von irgendeinem Tier angegriffen worden. Er ist schwer verletzt. Er ist immer noch nicht bei Bewusstsein. Wir bleiben hier, bis wir was Genaues wissen. Ruf mich an, wenn du nach Hause kommst.”

      Jeff nahm den Hörer hoch und wählte hastig die Handynummer. Shereen meldete sich sofort. Zwei Minuten später saß Jeff schon in dem Nova und startete in Richtung Dallas. Es sah nicht gut

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