PORTALFEUER. Michael Stuhr

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PORTALFEUER - Michael Stuhr

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in der er mich nicht einlädt, mir das alles mal anzusehen.”

      “Tja”, der Arzt räusperte sich und riss seinen Blick einen Moment lang von Shereens Bauchnabel los. “Vermutlich will die Firma sich auf diese Tour vor Schadenersatzforderungen drücken. Wenn der Unfall Ihres Vaters auf fremdem Privatgrund stattfand, dann ist sie natürlich auch nicht dafür verantwortlich.”

      “Ja, aber wie kann man denn nur so dumm lügen?”, regte Shereen sich auf. “Mein Vater weiß doch, wo er den Unfall hatte. Die Sache musste doch früher oder später auffliegen!”

      “Sie unterschätzen die Schwere der Verletzungen Ihres Vaters!”, sagte der Arzt mit ernstem Gesicht. “Als er hier bei uns eingeliefert wurde, da sah es nämlich absolut nicht so aus, als wenn er die Sache überleben würde!”

      “Oh!”, sagte Shereen nur und wurde blass, und auch Jeff wurde es ganz flau.

      “Ich, ich glaube, wir haben Ihnen viel zu verdanken!”, sagte Shereen, was der Arzt mit einem bescheidenen Lächeln quittierte.

      “Ich habe nur meinen Job gemacht”, wehrte er ab.

      “Aber den wohl verdammt gut”, sagte Jeff. “Danke dafür!”

      “Jetzt ist´s aber gut!” Die Dankbarkeit schien dem Mann wirklich peinlich zu sein, denn bärbeißig fügte er hinzu: “Und ‚verdammt‘ gesagt wird hier nicht, junger Mann. Wir sind hier in einem Baptistenhospital!”

      Das kam so komisch raus, dass Shereen kurz auflachte.

      “Tschuldigung!”, grinste Jeff. – Der alte Knabe war schon Klasse! Eben noch hatten sie blass und ängstlich auf dem Flur gesessen und jetzt hatte er sie schon so weit, dass sie auf seinen Spaß eingegangen waren.

      Irgendwie war dem Arzt das Lob wohl wirklich schlecht bekommen, denn plötzlich begann er, sich viel umständlicher auszudrücken, und Jeff hatte ein wenig den Eindruck dass er sich vor Shereen aufspielen wollte:

      “Also, die gesamten Unfallumstände sind in meinen Augen mehr als dubios!”, begann er seinen Vortrag. “Abgesehen von den sonstigen Unstimmigkeiten passen auch die Bissverletzungen zu keinem Tier, das im Grasland von Texas umherstreift. Wir behandeln hier alle möglichen Arten von Bissen", erklärte er weiter. "Hunde, Katzen, Papageien ..."

      "Papageien?", fragte Jeff ungläubig und fing sich dafür einen unwilligen Blick von Shereen ein. Bei aller Sorge um seinen Vater war er jedoch nicht bereit, sich von diesem Arzt einen Bären aufbinden zu lassen.

      "Die haben unglaublich starke Schnäbel! Wenn die richtig zubeißen, dann fehlt schon mal ein gehöriges Stück Fleisch! - Ansonsten haben wir hier noch Bisse von Coyoten, Schlangen und Wildkatzen - und dann kommen auch noch viele von den Irren zu uns, die sich unbedingt exotische Haustiere halten müssen: Warane, alle Sorten Affen und letztens hatten wir sogar einen Patienten, den sein Leopard ziemlich übel zugerichtet hat. Aber solche Verletzungen wie Ihr Vater sie hat, habe ich hier in der Gegend noch nicht gesehen."

      "Sonst aber schon!" vermutete Jeff.

      "Allerdings!", bestätigte der Arzt, sprach aber nicht weiter. So langsam ging diese sämig-zähflüssige Art zu reden Jeff ein wenig auf den Geist.

      "Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz." Shereen sah den Arzt fragend an.

      "Können Sie auch nicht!" sagte der Arzt und nickte wissend mit dem Kopf, was ihn wohl klug aussehen lassen sollte. "Aber sehen Sie, ich habe mein Praktikum in den späten Siebzigern an einer Klinik in Florida gemacht. - In Key West, um genau zu sein. Dort hatte ich Gelegenheit, zwei Patienten zu versorgen, die ganz ähnliche Bissverletzungen davongetragen hatten."

      "Und?", drängte Shereen. Jeff merkte, dass auch sie langsam genug von dem Drumherumgerede hatte.

      "Tja!" Der Arzt ließ sich von den Anzeichen der Ungeduld, die sein junges Publikum zeigte, nicht aus der Fassung bringen. "Das ist nun schon einige Jahre her, aber wer einmal die Verletzungen gesehen hat, die solch eine Attacke hervorruft, der wird sich immer daran erinnern!"

      Shereen warf einen kurzen Blick auf das Namensschild, das der Arzt am Kittel trug. "Was für eine Attacke bitte, Doktor Doukakis?" Ihre Stimme hatte plötzlich einen gefährlichen Unterton, und – Lebensretter oder nicht - wenn der Typ jetzt nicht umgehend zur Sache kam, würde sie explodieren, das war sicher.

      Der Arzt mochte in seine eigene Stimme und in seltsame Rätselspiele verliebt sein, aber er hatte in seinem Leben wohl schon genug mit Iren zu tun gehabt, und er war nicht dumm genug, sich mit einer O´Bannion anzulegen, die sich Sorgen um ihren Vater macht. Also entschloss er sich, endlich sein Wissen preiszugeben - aber nicht, ohne sich doch noch schnell einen kleinen Umweg zu genehmigen:

      "Ich werde in dieser Sache auch das Büro des Sheriffs einschalten", stellte er fest und sah Shereen und Jeff ernst an "Ich lasse mich nämlich nicht gerne belügen", fuhr er fort. "Und ich würde doch zu gerne wissen, was Ihrem Vater wirklich zugestoßen ist! Wenn die Kleidung Ihres Vaters nass oder wenigstens feucht gewesen wäre, dann würde ich sagen, er sei in ein Haifischbecken gefallen. Aber so, wie die Dinge liegen, ist mir die Sache ein absolutes Rätsel!"

      KAPITEL 6

       FREITAG, 06:32 PM

       SHERIFF

      "Haifische!" Shereen stieß das Wort halb belustigt, halb ärgerlich heraus. Sie ließ den Nova den Highway entlang rollen, hielt das Lenkrad fest umklammert und starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe.

      Sie und Jeff hatten sich nach der überraschenden Eröffnung des Arztes noch ein paar Minuten lang mit ihm unterhalten, aber es war nichts dabei zutage getreten, was dessen abenteuerliche These hätte stützen können. Auch wenn die Bissspuren wegen der vielen, hintereinander angeordneten Zahnreihen eindeutig auf einen Hai hinwiesen, so war doch die Kleidung von Steve O´Bannion absolut trocken und mit Blut verkrustet gewesen. Wenn er also von einem Hai gebissen worden wäre, dann hätte das auf trockenem Land geschehen sein müssen.

      Das war nun aber schwer vorstellbar, dass sich ein Wachmann auf dem Weg zum Dienst, ausgerüstet mit Schlagstock, Pfefferspray, Bowiemesser und einem geladenen 44er Coltrevolver einem Hai, der vielleicht von einem Lastwagen gefallen war, so weit näherte, dass der ihn mehrfach beißen konnte. Schwer vorzustellen vor allem bei Steve O´Bannion, der bei der Militärpolizei der US-Army gewesen war.

      "Der ist doch verrückt!", schimpfte Shereen weiter auf Doktor Doukakis. "Ein Hai! Ha! Und wo soll der geblieben sein, bitte? Weggelaufen, oder was?"

      Jeff vermutete, dass ihr das Geglotze des Arztes ziemlich peinlich gewesen war und sie jetzt ein Ventil brauchte, um Dampf abzulassen.

      "Ach, der Doc wollte dich doch bloß mit seiner Key-West-Story beeindrucken!", meinte er. "Weiß ja auch nicht, was der an dir findet, aber du schienst ihm zu gefallen."

      "Na, toll!", schnaubte Shereen. "Ist mir auch aufgefallen. Dann hab ich jetzt wohl ´nen Verehrer, dem die Haare schon aus Nase und Ohren wachsen. - Mann, das macht mich echt stolz!"

      "Ältere Männer lieben junge Frauen!", grinste Jeff.

      "Bääh!", machte Shereen und Jeff staunte, wie lang sie dabei ihre Zunge herausstrecken konnte. "Ältere Männer lieben vor allem das eigene Gefasel!", stellte sie dann fest. “Wenn der Typ glaubt,

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