PORTALFEUER. Michael Stuhr
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“Ist ja gut! Komm wieder runter!” Jeff schaute aus dem Seitenfenster und hielt ein paar Minuten lang den Mund, um seiner Schwester Gelegenheit zu geben, sich wieder zu beruhigen.
Im Krankenhaus hatten Jeff und Shereen noch mit ihrer Mutter gesprochen. Sie hatte auf jeden Fall noch bei ihrem Mann bleiben wollen und sich für die Nacht schon ein Zimmer in einem kleinen Hotel in der Nähe reservieren lassen. Also waren Jeff und Shereen dann auch bald mit dem Nova in Richtung Moulder gestartet, um die Zwillinge von der Nachbarin abzuholen, die sie netterweise genommen hatte. Vorher mussten sie aber noch kurz beim Sheriff von Moulder vorbei, den der Arzt noch in ihrem Beisein angerufen hatte.
Im Büro des Sheriffs dauerte es einen Moment, bis sie zum Chief vorgelassen wurden und Jeff sah sich ein wenig um. Drei Schreibtische standen in dem großen Raum und einer davon war im Moment besetzt. Ein kleiner Mann mit einer Halbglatze mühte sich mit einem hohen Aktenstapel ab. Er legte die einzelnen Blätter nach einem bestimmten System in Ablagekästen, die vor ihm standen, wobei er alle Anzeichen der Unlust zeigte. ‚Deputy T. F. Harris‘ stand auf dem Schild auf seinem Schreibtisch.
Jeff wandte seine Aufmerksamkeit einem großformatigen Schwarzweißfoto an der Wand zu, auf dem drei Männer vor dem Hintergrund etlicher Öltürme zu erkennen waren. Ihre Kleidung war altmodisch, sie trugen gewaltige Cowboyhüte und lehnten an einer dunklen Limousine mit geschwungenen Kotflügeln und verchromten Suchscheinwerfern neben der langen, schmalen Motorhaube. ‚Sheriff Dwight Harris und die Deputys Blank und Foster 1937‘ stand unter dem Bild.
“Mein Großvater!” Deputy Harris hatte Jeffs Blick bemerkt und zeigte auf die Fotografie. “Hat den Laden hier damals geschmissen, als der Ölboom richtig losging!”
“Muss ´ne heiße Zeit gewesen sein!” Jeff verglich schnell die Gesichter, konnte aber keine Ähnlichkeit feststellen.
“Vergiss den Wilden Westen!”, meinte der Deputy prahlerisch. “Das hier war die wirklich heiße Zeit!”
Wenn Jeff sich so ansah, wie auffällig tief der Sheriff auf dem Bild seinen Colt an der Hüfte trug, war er geneigt, das zu glauben – und die Schrotflinten seiner Begleiter waren bestimmt auch nicht nur zur Zierde da gewesen.
“Die Wochenenden waren die Hölle!”, sagte der Deputy, als sei er selbst dabei gewesen. Hunderte von Ölarbeitern, alle mit reichlich Geld in der Tasche, fast alle betrunken, fast alle bewaffnet – da ging´s ab, das kannste glauben!”
“War bestimmt ´n harter Job!”
“Harter Job?” Der Deputy sah Jeff missbilligend an. “Ein Selbstmordkommando war´s! Eine Woche, nachdem dieses Foto gemacht worden ist, hat so ein Irrer ihm die Halsschlagader mit ´ner zerbrochenen Whiskeyflasche aufgeschlitzt.”
“Tot?”, wollte Jeff wissen, aber da öffnete sich eine Tür an der Seite des Büros und der Deputy gab keine Antwort mehr.
Sheriff Freeman Duran war ein Südstaatenpolizist wie aus dem Bilderbuch, mit der einzigen Ausnahme, dass er ganz offensichtlich von den amerikanischen Ureinwohnern abstammte. Ansonsten stimmte alles: Er war Mitte dreißig, einen guten Kopf größer als Jeff, schlank aber muskulös und seine markanten Gesichtszüge verrieten jedem, dass es nicht ratsam war, sich mit ihm anzulegen. Die tiefschwarzen Haare waren millimeterkurz geschnitten und das sandfarbene Uniformhemd sah so glatt aus, als habe er es erst vor einer halben Stunde aus dem Schrank geholt. Die makellose Bügelfalte seiner Hose stieß auf blankgeputzte Schuhe, die so strahlten, dass es den Augen wehtat.
‚Mindestens fünf Jahre Armydrill‘, schätzte Jeff. ‚Zeugpflege sehr gut! - Aber jetzt ist er ein Büropolizist, der seinen Hintern den ganzen Tag lang vor die Klimaanlage hält!‘
“Sorry, dass ich Sie beide heute noch bemühe.” Sheriff Duran geleitete seine Besucher zu zwei Stühlen. “Aber ich fahre morgen früh Streife und bin den ganzen Vormittag lang weg.”
‚Tja, so kann man sich täuschen!‘, stellte Jeff still für sich fest und leistete dem Mann in Gedanken Abbitte.
“Weswegen ich Sie hergebeten habe” fuhr der Sheriff fort. “Ich brauche von Ihnen alle Auskünfte, die Sie mir über die Arbeit Ihres Vaters bei der Moulder-Oil geben können.”
“Viel wird das nicht sein”, meinte Shereen. “Über seine Arbeit hat er zu Hause nicht viel gesprochen.”
“Was hat er denn alles so erzählt?”
Jeff und Shereen erinnerten sich an einige belanglose Geschichten, die ihr Vater zu Hause erzählt hatte, aber viel war es wirklich nicht, was sie dem Sheriff berichten konnten. Eigentlich nur, dass ihr Dad in Wechselschicht gearbeitet hatte und dass es nie irgendwelche besonderen Vorkommnisse gegeben habe. Seit Monaten war er zu den verschiedenen Schichtzeiten zur Moulder-Oil rausgefahren und neun Stunden später wieder nach Hause gekommen. Es hatte keine außerplanmäßigen Überstunden gegeben, keine Sondereinsätze und erst recht keine Verletzungen im Dienst, die er hätte behandeln lassen müssen. Ein paar Mal hatte er erzählt, dass er mit anderen Wachleuten zusammen Wanderer oder Jäger vom Gelände herunter begleitet hatten, und einmal hatten sie einen wilden Siedler in die Stadt zurückgebracht, der sich eines der alten Pumpenhäuser gemütlich ausgebaut hatte. Es war nach Jeffs und Shereens Meinung das übliche Leben eines Wachmanns in der Provinz gewesen: Eher ruhig als aufregend und eher harmlos als gefährlich. Ein absoluter Durchschnittsjob, der allerdings recht gut bezahlt wurde.
“Also keine größeren Streitigkeiten mit Landstreichern oder Jägern?”, vergewisserte der Sheriff sich.
“Nicht, dass ich wüsste”, sagte Jeff und Shereen schüttelte den Kopf.
“Streitigkeiten mit den Kollegen?”
“Nein!”
“Was ist mit verwilderten Hunden oder tollwütigen Coyoten auf dem M.O.C.-Gelände?”
“Nie davon gehört.”
“Was könnte seine Kollegen veranlasst haben, einen falschen Unfallort und eine falsche Unfallzeit anzugeben?”
“Der Doc meinte, vielleicht aus Versicherungsgründen. Aber sonst? Keinen Schimmer!”
“Tja, dann kommen wir wohl nicht weiter!”, stellte der Sheriff fest und stand auf. “Vielen Dank für Ihre Mühe!”
“Und was passiert jetzt?”, wollte Shereen wissen und erhob sich ebenfalls.
“Wir werden ein paar Coyoten töten und sie auf Tollwut untersuchen lassen!”, sagte der Sheriff.
“Aber der Doc sagte, dass es keine Coyoten gewesen sind!”, platzte Jeff heraus.
“Haben Sie eine bessere Idee?”, fragte der Sheriff.
“Bei der Moulder-Oil nachsehen vielleicht?”, schlug Jeff vor. “Vielleicht haben die ja irgendwo in den Labors Tiere, zu denen die Bissspuren passen.”
“Das mache ich sowieso!”, erklärte der Sheriff. “Anderson wird mir schon erklären müssen, was da vorgefallen ist!”
“Anderson?” Jeff hatte diesen Namen noch nie gehört.
“Der Chef der Moulder-Oil-Company! – Also seien Sie sicher, dass