Dramatischer Tod. Günther Tabery

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Dramatischer Tod - Günther Tabery

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erkennen. Dann sah er, wie Olaf, der Regisseur, einen Schritt ins Licht trat und in die Garage kam. Er starrte auf den Toten. „Also ist es wahr, was die Frau eben sagte? Es ist furchtbar!“ Er erblickte Katharina und erschrak: „Oh mein Gott, und was ist mit Katharina?“

      Gerade wollte Olaf Martin zu Hilfe kommen, da sagte dieser: „Sie ist in Ohnmacht gefallen. Sie wird bald wieder zu sich kommen. Ich kümmere mich um sie.“

      Martin hörte, wie draußen leise jemand zu weinen anfing. Dann sagte er: „Bitte, geht wieder ins Theater, es gibt hier nichts zu sehen. Die Polizei wird gleich da sein. Ich bitte euch.“

      Langsam und stumm ging die Gruppe wieder hinein. Die Musik wurde abgestellt und im Theater wurde es still. Veronika kam wieder zurück: „Die Polizei wird gleich hier sein.“

      „Gut. Wir müssen uns um Katharina kümmern.“

      Veronika strich ihr über die Wange. Dann hörten sie einen leisen Seufzer. Katharina kam wieder zu sich. Sie blickte Martin in die Augen. Schlagartig war ihr wieder bewusst, was geschehen war. Sie bat flehend „Ich muss zu meinen Kindern. Bitte, lasst mich nach Hause gehen. Ich will meine Kinder sehen, bitte!“

      Martin versuchte sie zu beruhigen und nahm sie in seinen Arm. Daraufhin fing sie zu weinen an: „Warum nur? Warum tut jemand so etwas? Was soll nur jetzt geschehen?“

      Martin und Veronika konnten die Frage nicht beantworten. Überhaupt konnten sie in dieser Situation nichts Sinnvolles sagen, was Katharina in ihrem Schmerz hätte helfen können. In der Ferne hörte man Sirenen heulen. Es dauerte keine fünf Minuten bis mehrere Polizisten und ein Notarzt in die Garage kamen. Der Arzt beugte sich über den Toten und fing an, ihn zu untersuchen. Die Polizisten baten, dass vorerst alle am Abend beteiligten Personen im Theater warten und sich für Verhöre bereithalten sollten. Katharina stütze sich auf Martin. Veronika ging voran. Als sie in den Theaterraum eintraten, sahen sie, wie die Gruppe zusammen saß, teilweise gefasst, teilweise mit Tränen in den Augen. Gerald kam auf Martin zu: „Wie konnte das nur geschehen? Es ist unfassbar! Wer konnte Udo so etwas Grausames angetan haben? Die arme Katharina.“

      „Das weiß ich nicht, Gerald. Die Polizei wird es hoffentlich herausfinden. Lass mich erstmal einen Schluck Wasser trinken.“ Er nahm sich einen Becher und goss sich ein. Dann fragte er in die Runde: „Sind denn alle hier versammelt oder fehlt noch jemand?“

      Olaf sah sich um: „Es sind einige bereits gegangen. Das hier war der harte Kern.“

      Martin schaute in die Runde. Es waren fast alle Schauspieler hier geblieben außer Margot, die das Buffet angerichtet hatte und Kimberly, die Blanche spielte. Angehörige und Freunde der Schauspieler waren ebenso frühzeitig gegangen. Nur noch er, Veronika und Leni waren mit den Schauspielern hier geblieben. Mit Veronika und mir sind es elf Personen, die also zu später Stunde noch anwesend waren, dachte Martin. Laut fragte er: „Wer hat Udo als letztes noch lebend gesehen?“

      Die Gruppe sah sich an.

      Armin antwortete: „Ich habe ihn draußen mit Gerald auf dem Hof rauchen sehen. Das mag vielleicht so gegen 23 Uhr gewesen sein.“

      „Stimmt, das kann ich bezeugen. Das habe ich auch gesehen“, bestätigte Erik.

      „Und später? Hat ihn noch jemand anderes gesehen?“

      Alle blickten sich an, doch niemand sagte etwas.

      „Also niemand?“, fragte Martin.

      „Es ist schwierig genau zu sagen, wo jemand war, denn alle tanzten durcheinander und tranken und unterhielten sich. Also, ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wen ich wo gesehen habe“, wandte Frederick ein.

      Die anderen nickten zustimmend. Ja, das ist wohl wahr, dachte Martin. In dem Trubel konnte man wirklich nicht genau sagen, wer sich wo aufgehalten hatte. Er setzte sich nun zu Gerald, Leni und Veronika an den Tisch und verstummte. Die Tür ging auf und zwei Polizisten betraten den Raum. Nach einer angemessen dezenten Begrüßung, baten sie förmlich alle Anwesenden nacheinander zu einer Befragung ins Foyer 2 zu kommen. Jeder musste seine Personalien angeben und ausführlich aus eigener Sichtweise beschreiben, was am Abend und in der Nacht geschah.

      Als Martin ins Foyer eintrat, hatte er ein ungutes Gefühl. Er konnte nach seinem Dafürhalten nichts Nennenswertes bei der Befragung beisteuern. Er kannte niemanden näher außer Gerald. Auch war ihm nichts weiter aufgefallen. Er konnte es sich nicht erklären, wie der Mord stattgefunden haben könnte. Als der Polizist ihn fragte, ob er jemanden mit Udo zusammen gesehen hatte, versuchte er sich den Abend bildlich noch einmal vorzustellen. Ja, es hatten mehrere Leute mit Udo gesprochen. Auch war Udo zwischendurch aus dem Theaterraum verschwunden. Aber er tauchte immer wieder auf. Es war ein Kommen und Gehen. Auf die Frage, welche Stimmung herrschte, konnte Martin nicht eindeutig antworten. Es war im Grunde eine ausgelassene Stimmung, jedoch konnte er sich auch daran erinnern, einige ernstere Gespräche beobachtet und ernstere Gesichter gesehen zu haben. Freundlich bedankte sich der Polizeibeamte.

      Nachdem alle ihre Aussage gemacht hatten, verabschiedeten sich die Polizisten mit der Bitte, sich für eventuelle Verhöre bereit zu halten. Außerdem durfte niemand die Stadt verlassen. In einem Leichenwagen wurde der Leichnam Udos abtransportiert.

      Als die Polizei gegen vier Uhr morgens die Muschel verließ, waren nur noch Martin, Gerald und Olaf zurückgeblieben. Die Übrigen waren schon nach Hause gegangen.

      „Wir müssen die weiteren Vorstellungen absagen“, sagte Gerald matt.

      Olaf nickte. „Ja, ich kümmere mich gleich morgen darum.“

      „Vielleicht sollten wir auch einen gemeinsamen Gottesdienst feiern, im Gedenken an Udo.“

      „Das ist eine gute Idee. Das werde ich in die Wege leiten.“ Nach einer Pause sprach Olaf weiter: „Es ist einfach nur schrecklich. Ich weiß nicht, wie so etwas Furchtbares überhaupt geschehen konnte.“ Er stand auf, nahm sein Jackett und verabschiedete sich. Gerald und Martin entschieden sich, auch Schluss zu machen. Gemeinsam schlossen sie das Theater ab.

      Als Martin gegen fünf Uhr in seinem Bett lag, dachte er über das Geschehene nach. Er konnte es sich nicht vorstellen, aber logisch betrachtet gab es nur eine Erklärung. Der Mörder musste jemand gewesen sein, der am späten Abend noch anwesend war. Jemand, der in Verbindung mit Udo gestanden hatte. Und irgendwer müsste etwas gesehen haben, befand er. Da war er sich ganz sicher. Morgen würde er sich noch einmal mit Gerald treffen und vielleicht würde er etwas unternehmen.

      Martin betätigte den Klingelknopf. Nach ein paar Minuten öffnete Gerald verschlafen die Tür. Er schaute verdutzt, als er Martin zu so früher Stunde sah. Mit einem derart schnellen Wiedersehen hatte er nicht gerechnet. Nach einer zurückhaltenden Begrüßung führte er Martin ins Wohnzimmer. Er bot ihm einen Platz und eine Tasse Kaffee an. Es dauerte nicht lange, bis der Kaffee aufgebrüht war und sich beide auf der Couch gegenüber saßen.

      „Wieso bist du so früh schon wach? Es ist erst neun Uhr! Ich würde am liebsten im Bett liegen bleiben und nie mehr aufstehen“, befand Gerald. „Und alles vergessen, was gestern geschah!“ Ihm wurde etwas übel.

      „Ich konnte nicht schlafen. Ich bin total aufgeregt. Mir gingen die Geschehnisse von gestern nicht aus dem Kopf.“ Er stand auf und ging ziellos im Zimmer umher. „Ich habe lange darüber nachgedacht. Es klingt absurd, aber es kann einfach nicht anders sein.“ Er machte eine Pause und schaute Gerald an: „Der Mörder muss jemand sein, der gestern an der Feier teilgenommen hat. Jemand, der nach 23 Uhr noch in der Muschel war. Ich glaube nicht, dass ein Fremder Udo aufgespürt und in

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