Dramatischer Tod. Günther Tabery

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Dramatischer Tod - Günther Tabery

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hätte kommen und Udo erstechen können!“

      „Ja, das könnte schon sein, aber mein Gefühl sagt mir, dass es anders ist. Denn warum sollte ein Fremder ausgerechnet an der Premierenfeier sein Opfer aufsuchen? An einer Feier, bei der so viele Menschen anwesend waren? Das wäre doch viel zu unsicher und er oder sie musste Gefahr laufen, gesehen zu werden. Nein, ich glaube nicht daran. Wenn ich der Mörder wäre und wollte Udo umbringen, dann würde ich mir einen Moment aussuchen, an dem ich mit dem Opfer alleine wäre.“

      „Der Mörder könnte aber auch versuchen es jemand anderem anzuhängen. Weißt du, was ich meine? Er könnte ihn gerade deswegen bei der Premierenfeier getötet haben, weil eben viele Leute anwesend waren.“

      Martin zögerte kurz. Das wäre auch eine Möglichkeit. Trotzdem mochte er daran nicht glauben. „Stimmt, so könnte es gewesen sein. Dennoch glaube ich nicht, dass es so war. Ich denke, der Mörder war einer von denen, die gestern Abend im Theater mitgefeiert haben.“

      Gerald stockte: „Das hieße, dass deiner Einschätzung nach einer aus dem Ensemble der Täter ist?“

      Unsicher antwortete Martin: „Ja, es könnte so sein.“

      Gerald schüttelte den Kopf: „Also nein, das kann nicht sein! Wieso sollte jemand von uns das Risiko eingegangen sein? Wir sahen Udo doch jeden Tag bei den Proben. Und nach den Proben waren wir auch oft unterwegs.“

      „Ich weiß es nicht. Es muss gestern Abend etwas passiert sein, was den Mörder zu der Tat gezwungen hat. Irgendjemand tat oder sagte etwas und der Mörder musste spontan reagieren. So stelle ich es mir vor.“ Er stützte nachdenklich seinen Kopf auf die Hände. „Und weißt du, auch die Wahl der Tatwaffe spricht für meine Theorie. Der Mörder muss im Affekt nach etwas Passendem gesucht haben. Und da sah er in der Garage den Schraubenzieher liegen, nahm ihn und stach zu. Ja, ich glaube der Mord war nicht geplant, sondern spontan im Affekt ausgeführt.“

      Gerald musterte ihn lange. Die Situation war für ihn fremd und surrealistisch. Beide saßen auf der Couch und sprachen über den Mord, wie zwei Kriminalkommissare oder zwei Privatdetektive. Er wusste aus Martins vielen Erzählungen, dass Martin schon früher mehrmals in Mordfälle verwickelt war. Dass er über Erfahrungen verfügte und mitgeholfen hatte, diese Morde erfolgreich aufzuklären. Bis gestern Abend hielt er Martins unglaubliche Geschichten für Flunkereien. Er hatte ihm nicht alles geglaubt und ihn belächelt. Aber jetzt war alles anders. Nun war ein echter Mord geschehen. Wenn Martin einen Verdacht oder ein beunruhigendes Gefühl hatte, so sollte er seine Meinung ernst nehmen. Für ihn war die Vorstellung, dass einer seiner Bekannten ein Mörder war, vollkommen unglaublich. Dennoch sagte er langsam: „Kimberly und Margot, die beiden waren schon früh nach dem offiziellen Teil gegangen. Sonst waren alle aus dem Ensemble da. Du, Veronika und Leni seid bis zum Ende geblieben.“

      „Ja, ich weiß. Es waren elf Menschen anwesend. Eingenommen uns beide.“ Martin sah ihn eindringlich an. Er legte den Kopf auf die rechte Seite. „Ich denke, wir müssen unsere Augen offen halten. Wir müssen jeden aus der Gruppe befragen. Irgendjemand muss etwas Wichtiges gesehen haben und das müssen wir herausbekommen. Vielleicht entdecken wir eine Spur.“

      Gerald nickte. „Aber du kennst die Gruppe ja nicht. Wie willst du mit ihnen ins Gespräch kommen?“

      „Du wirst es für mich übernehmen. Wir müssen nur einen geeigneten Grund dafür finden.“

      „Ich soll das Ensemble wie ein Detektiv ausfragen?“ Gerald schüttelte den Kopf. „Nein, das kann ich nicht. Das traue ich mir nicht zu.“

      „Ich sehe keine andere Möglichkeit, Gerald. Ich kenne ja das Ensemble nicht und kann es nicht selbst tun.“

      Gerald schluckte und dachte nach. Was würde die Gruppe in Zukunft miteinander verbinden? Welchen Grund hatte er, sich noch einmal mit allen zu treffen, nachdem die Aufführungen nun abgesagt würden? Da kam ihm eine Idee: „Ich könnte sie fragen, ob wir gemeinsam einen Kranz für die Beerdigung stiften wollen. Ich könnte sie deswegen aufsuchen. Wie findest du das?“

      Martin befand, dass dies eine gute und geeignete Idee wäre: „Ein persönlicher Besuch ist Anteil nehmend und zeigt, wie sehr dich das Geschehene beschäftigt. Anders, als wenn du nur einfach anrufen würdest. Sehr gut. Und du erfährst in einem persönlichen Gespräch unweit mehr über deren Gefühle, Einstellungen und Haltungen. Ein Blick verrät oft mehr als tausend Worte, oder wie heißt das berühmte Sprichwort noch gleich?“

      „Ja, du hast Recht. Das finde ich auch.“

      „Gut.“ Martin setzte sich aufrecht hin. Dann bat er: „Erzähle mir etwas über Udo. Wer war er, was hat er gearbeitet. Alles, was du über ihn weißt.“

      Gerald überlegte. Es mussten an die zehn Jahre sein, überlegte er, die Udo in der Muschel Theater spielte. Zeitweise war er auch im Vorstand als Schriftführer tätig gewesen. Regelmäßig spielte er in den unterschiedlichsten Inszenierungen mit und da meist die großen männlichen Hauptrollen. Udo war Mitte 40 und mit Katharina verheiratet. Sie war es, die ihn damals mit in die Muschel gebracht hatte. Gemeinsam hatten sie zwei kleine Kinder, Anna und Marie, und ein Einfamilienhaus im Wohngebiet `Augsteiner´, eine sehr gute Wohngegend in Bruchsal. Udo war von Haus aus Bankkaufmann. Später wurde er Filialleiter in Bruchsal, was ihm ein hohes Ansehen verlieh. Udo war ein Mensch, der alles im Leben erfolgreich erreicht hatte: Er hatte eine Frau, zwei Kinder, Haus und Karriere, ein erfülltes Hobby. Es gab nichts, was nicht zusammen gepasst hatte. Nach außen hin hatte er auf Gerald stets einen glücklichen Eindruck gemacht. Nichts bedrückte ihn und er war oft sehr gut gelaunt mit einem lustigen Spruch auf den Lippen. Im Ensemble hatte er seinen festen Platz. Er bekam von allen Seiten Anerkennung für seine schauspielerische Leistung. Gerald konnte sonst nichts Negatives, nichts Außergewöhnliches über Udo berichten.

      Martin hörte aufmerksam zu. Er bedankte sich bei Gerald für seinen detaillierten Bericht. Anschließend sollte sich Gerald an die Umstände von gestern Abend erinnern. War ihm etwas Besonderes aufgefallen im Verhalten Udos? Benahm sich jemand anderes auffällig? Alles war wichtig, auch die winzigste Kleinigkeit.

      Gerald sah den Theaterraum vor seinen Augen. Die Gruppe, die ausgelassen feierte und tanzte. Er hatte mit Udo draußen im Hof gestanden und sich unterhalten. Udo war sehr zufrieden gewesen mit seiner Leistung. Er machte nicht den Eindruck, als ob ihn etwas bedrückte oder beschäftigte. Es war etwa 23 Uhr gewesen, als Leni ihn bat wieder rein zu kommen. Es wurde das Lied `Raining Man´ gespielt und sie wollte mit ihm tanzen. Das musste der letzte Moment gewesen sein, als sie Udo bewusst lebend gesehen hatten.

      Gerald dachte an die anderen. War ihm da etwas aufgefallen? Olaf schien sehr aufgeregt zu sein. Er rauchte und trank auffällig viel.

      „Olaf ist der Regisseur, ist das richtig?“, fragte Martin zwischendurch.

      Gerald nickte. Er meinte, dass Olaf vielleicht wegen des Stücks aufgeregt gewesen sein könnte. Die Aufführung war zwar sehr gelungen, aber es war auch ein unbequemer Kritiker von der Zeitung da, der sich eher verhalten gegeben hatte. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es unheimlich stressig ist so ein Stück auf die Beine zu stellen“, befand Gerald. „Vielleicht war er deswegen hektisch und unausgeglichen.“

      In Gedanken ging er weiter die Gruppe durch. Da war noch Erik, der den Steve gespielt hatte. Das war ein unsympathischer Kerl, der stets sehr unzufrieden mit sich war. Er bildete sich ein, dass sein Talent verkannt wurde und er deswegen nur kleine Rollen zu spielen bekam. Er blickte gestern Abend finster drein und konnte sich nicht richtig über den Erfolg des Stückes freuen. Aber ein finsterer Blick macht noch lang keinen Mörder aus ihm, dachte Gerald.

      Dann berichtete er über Katharina,

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