Das letzte Schuljahr. Wilfried Baumannn

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Das letzte Schuljahr - Wilfried Baumannn

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man sich fest an die Sowjetunion. Der Wiedervereinigung erteilte man damit eine Absage.

      Die erwarteten Reisefreiheiten wurden nicht erfüllt. Zwar wurde das Einkommen der arbeitenden Menschen und die Renten erhöht, das Angebot an Industriewaren billiger, Arbeitszeitverkürzungen eingeführt und auch ein Wohnungsbauprogramm beschlossen, aber die bürgerlichen Freiheiten stießen immer noch an ihre Grenzen.

      Am 1. August 1975 unterzeichnete die DDR die Schlussakte der KSZE (Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) in Helsinki. Hier bekannte sich auch Honecker für die Einhaltung der Menschenrechtscharta der UN, die er mit Wort und Tat zu erfüllen versprach.

      Die Hoffnungen der DDR-Bürger, dass die Grenzen nun durchlässiger werden, erfüllten sich nicht. Die Mauer widersprach allen euphorischen Argumenten.

      Nach der KSZE-Schlussakte häuften sich die Anträge auf ständige Ausreise und Familienzusammenführung. Entgegen den Beteuerungen Honeckers wurden die Antragsteller diskriminiert, verloren ihre Arbeit, wurden als Staatsfeinde, Klassenfeinde und Verräter diffamiert. Da es in der DDR offiziell keine Arbeitslosen gab und damit auch kein Arbeitslosengeld, mussten diese Menschen vom Verkauf ihrer Habseligkeiten leben. In den krassesten Fällen wurden sie sogar vor Gericht gestellt.

      Wie bei den Nazis gab es die „Sippenhaft“. So konnte jemand beruflich nicht mehr vorwärtskommen, weil sein Bruder per Antrag in den Westen übergesiedelt war.

      Die diplomatische Öffnung nach außen führte auch zu einem größeren Bedarf an Devisen. Hochwertige DDR-Industriewaren wurden unter dem Preisniveau in den Westen exportiert. BRD-Bürger mussten für die Einreise einen Tagessatz bezahlen. Besonders schändlich war der Handel um den Freikauf von Häftlingen aus DDR-Haftanstalten.

      Der Kampf der SED gegen die Kirche trug Früchte. Die seit 1954 eingeführte Jugendweihe wurde von immer mehr Schülern der 8. Klasse und ihren Eltern akzeptiert. Sie stand im Gegensatz zur Konfirmation und war durch und durch atheistisch geprägt. Am Ende stand nach den vorbereitenden Jugendstunden das feierliche Gelöbnis auf den Sozialismus. Dazu gab es noch das Buch „Weltall, Erde, Mensch“.

      Gegen die zunehmende Gott- und Religionslosigkeit setzte am 18. August 1976 der Pfarrer Oskar Brüsewitz aus der Nähe von Leipzig ein Fanal. Er verbrannte sich vor der Michaeliskirche in Zeitz.

      Im November desselben Jahres wurde der Liedermacher Wolf Biermann während eines Aufenthaltes in der Bundesrepublik ausgebürgert. Er hatte dort DDR-kritische Lieder vorgetragen. Die Hetzkampagne der Partei gegen ihn förderte in ungewolltem Maße seine Popularität. Schriftsteller und Künstler, die gegen seine Ausbürgerung protestierten, wurden reglementiert, aus den Verbänden ausgeschlossen, diffamiert oder völlig ignoriert, was einem Berufsverbot gleichkam.

      Im August 1978 flog der NVA-Oberstleutnant Siegmund Jähn als erster Deutscher an Bord des sowjetischen Raumschiffes „Sojus 31“ in das Weltall.

      Das neue, von der Volkskammer beschlossene Verteidigungsgesetz vom Oktober 1978 erinnerte stark an die Verordnungen Hindenburgs gegen Ende des Ersten Weltkrieges, wobei die Belange der Armee und der Rüstung gegenüber den Bedürfnissen der Bevölkerung den Vorrang hatten.

      1979 wurden westliche Journalisten durch eine Verordnung zur Genehmigung von Befragungen und Interviews verpflichtet, weil immer mehr DDR-Bürger die Angst verloren, sich offen zu äußern.

      Um noch mehr West-Devisen abzuschöpfen, wurden die sogenannten Intershops, Intertanks und Genex eingeführt. Die Intershops waren eine Art Kramladen für Westwaren, die schon vom Duft her verlockend waren. Die Intertanks boten hochwertige Kraftstoffe und die Genex, die Geschenkdienst und Kleinetransporte GmbH, erlaubte es Westverwandten, in DM bezahlte Waren (z.B. Autos - in der DDR war der Kauf erst nach zehn Jahren Anmeldung möglich) an ihre Lieben im Osten zu verschenken. Dazu durften die DDR-Bürger ihre DM-Bestände bei einer Bank in sogenannte Forumschecks

      (nach der dafür gegründeten „Forum-Außenhandelsgesellschaft“ benannt) umtauschen, die zum Einkauf westlicher Waren und für Dienstleistungen genutzt wurden. So war eine bessere Kontrolle des DM-Umlaufs möglich.

      Wer nicht die Möglichkeit hatte, DM (Deutsche Mark - Westgeld) zu bekommen, sah voller Neid auf die, welche sich so etwas leisten konnten. Dadurch stieg auch der Unmut gegenüber dem System.

      Der Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan erschütterte den Glauben an die Friedenspolitik der Sowjetunion, da dieses Land nicht zum Ostblock gehörte.

      Angeblich hatte die dortige Regierung die Sowjets um militärische Hilfe gebeten.

      In Polen konnte sich eine freie Gewerkschaft, die Solidarnosc, durchsetzen, was auch bei Teilen der DDR-Bevölkerung begrüßt wurde. Die DDR-Regierung befürchtete ein Übergreifen dieser demokratischen Bewegung.

      Schon ein Jahr zuvor war das politische Strafrecht verschärft worden. So veröffentlichte man Bestimmungen über die „staatsfeindliche Hetze“ und stellte Publikationen im Ausland unter Strafe.

      1980 wurde die DDR für zwei Jahre Mitglied des UNO-Sicherheitsrates.

      Honecker drängte nun auf die Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft.

      Die DDR geriet Anfang der 80-er Jahre in Schwierigkeiten durch die hohe Auslandsverschuldung. Die Importe wurden daraufhin gedrosselt und der Export erhöht.

      Die Sicherheit an der Grenze wurde durch den Schießbefehl verschärft und Selbstschussanlagen installiert.

      Die Missstände in der Wirtschaft führten zu einem immer größer werdenden Ausreiswillen mit Antrag und den darauf folgenden Schikanen bis zur Ausreisegenehmigung.

      Auch die Hilfe durch den in den 50-er Jahren als Kriegstreiber verfemten Franz Joseph Strauß in Form eines Milliardenkredites konnte den langsamen wirtschaftlichen Niedergang nicht aufhalten.

      Unter der Losung „Schwerter zu Pflugscharen“ entwickelte sich, besonders von der evangelischen Kirche unterstützt, eine vom Staat unabhängige und verfolgte Friedensbewegung.

      Der von der SED-Führung definierte real existierende Sozialismus wurde unter dem Begriff „Hauptaufgabe“ strapaziert. Darunter verstand man die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik. Davon profitierte allerdings größtenteils die Hauptstadt Berlin, wo im Norden große Neubaugebiete entstanden wie Berlin-Marzahn und Hellersdorf und damit Wohnraum zu erschwinglichen Mietpreisen.

      In der Gesamt-DDR aber verfielen die Städte und verschlechterte sich die Versorgung der Bevölkerung.

      1985 distanzierte sich die DDR-Führung von Gorbatschows Perestroika- und Glasnost-Politik (Perestroika - Umgestaltung; Glasnost - Klarheit). Der neue Staatsführer der Sowjetunion wollte politische und wirtschaftliche Reformen durchführen.

      Die SED-Führung zeigte sich für neue Wege unfähig und beharrte auf dem alten Stil. Das führte zu ständig wachsendem Unmut mit den bestehenden Verhältnissen.

      Als im Januar 1988 Demonstranten ein Jahr vor dem 70. Jahrestag der Ermordung von Liebknecht und Luxemburg festgenommen wurden, weil sie ein Zitat von Rosa Luxemburg („Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“) auf einem Transparent vor sich her trugen, wurden Forderungen nach Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit lauter.

      Im Mai 1989 wurde der Wahlbetrug bei den Kommunalwahlen offenbar. Die erreichten 99% für die Kandidaten der Nationalen Front auf der Einheitsliste konnten einfach nicht wahr sein.

      Viele Menschen

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