Oblomow. Iwan Gontscharow

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Oblomow - Iwan Gontscharow

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abgetragener Kleider jahrelang in den Schränken liegt und sich im Winter eine ganze Ecke voll Brotrinden ansammelt . . . Bei denen liegt nicht einmal eine Brotrinde unnütz herum: sie machen sich Zwieback daraus und trinken ihn im Bier!« Sachar spuckte bei seiner Kritik einer so knauserigen Lebensweise sogar durch die Zähne aus.

      »Es hat keinen Zweck, darüber hin und her zu reden!« versetzte Ilja Iljitsch. »Räume lieber auf!«

      »Ich würde manchmal gern aufräumen; aber Sie selbst machen es mir ja unmöglich«, sagte Sachar.

      »Die alte Leier! Naja, immer bin ich das Hindernis.«

      »Gewiß sind Sie das! Immer sitzen Sie zu Hause; wie soll ich da in Ihrer Anwesenheit aufräumen? Gehen Sie mal auf einen ganzen Tag weg, dann werde ich aufräumen.«

      »Na, da hast du dir wieder mal etwas Schönes ausgedacht: ich soll ausgehen! Mach lieber, daß du auf dein Zimmer kommst.«

      »Nein, wirklich!« versetzte Sachar beharrlich. »Wenn Sie zum Beispiel heute ausgingen, würden Anisja und ich alles aufräumen. Aber zu zweien würden wir es nicht schaffen: wir müßten noch ein paar Frauen annehmen, um alles zu scheuern.«

      »Was sind das für Einfälle: Frauen annehmen! Scher' dich auf dein Zimmer!« sagte Ilja Iljitsch.

      Es tat ihm schon leid, daß er Sachar zu diesem Gespräche herausgefordert hatte. Er vergaß immer, daß er sich durch jede Berührung dieses heiklen Gegenstandes mit Notwendigkeit Verdrießlichkeiten zuzog.

      Oblomow hätte es gern gesehen, daß alles sauber wäre; aber er hätte gewünscht, daß das unmerklich, von selbst zustande käme; Sachar aber fing immer eine große Rederei an, sobald von ihm verlangt wurde, er solle den Staub ausfegen, den Fußboden scheuern und so weiter. Er begann in solchem Falle die Notwendigkeit eines gewaltigen Getreibes im Hause zu beweisen, da er sehr gut wußte, daß der bloße Gedanke daran seinen Herrn in Schrecken versetzte.

      Sachar ging hinaus; Oblomow aber versank wieder in seine Überlegungen. Nach einigen Minuten schlug es wieder halb. »Was ist das?« sagte Ilja Iljitsch ordentlich erschrocken. »Es ist bald elf, und ich bin noch nicht aufgestanden und habe mich noch nicht gewaschen? Sachar, Sachar!«

      »Ach, du mein Gott! Schon wieder!« erscholl es aus Sachars Stube, und dann kam das bekannte Geräusch des Sprunges.

      »Ist alles zum Waschen bereit?« fragte Oblomow.

      »Schon längst!« antwortete Sachar. »Warum stehen Sie nicht auf?«

      »Warum sagst du es mir denn nicht, daß alles bereit ist? Dann wäre ich schon längst aufgestanden. Geh nur; ich komme gleich nach. Ich habe zu tun; ich werde mich hinsetzen und schreiben.«

      Sachar ging hinaus, kehrte aber eine Minute darauf mit einem vollgeschriebenen fettigen Hefte und einigen Papierblättern zurück.

      »Da! Wenn Sie schreiben wollen, so seien Sie doch so gut, bei der Gelegenheit auch die Rechnungen durchzusehen; wir müssen sie bezahlen.«

      »Was sind das für Rechnungen? Was müssen wir bezahlen?« fragte Ilja Iljitsch unzufrieden.

      »Vom Fleischer, vom Gemüsehändler, von der Waschfrau, vom Bäcker: alle verlangen sie Geld.«

      »Immer nur Geldsorgen!« brummte Ilja Iljitsch. »Warum gibst du mir denn die Rechnungen nicht nach und nach, sondern alle mit einem Mal?«

      »Sie haben mich ja immer hinausgejagt. ›Morgen‹, sagten Sie, ›morgen!‹«

      »Na, kann man es denn also nicht auch jetzt bis morgen lassen?«

      »Nein. Die Leute sind schon sehr dringlich; sie wollen nichts mehr auf Kredit geben. Heute ist der Erste.«

      »Ach!« sagte Oblomow verdrießlich. »Eine neue Sorge! Na, was stehst du noch? Lege die Rechnungen auf den Tisch. Ich werde gleich aufstehen, mich waschen und sie durchsehen«, sagte Ilja Iljitsch. »Also zum Waschen ist alles bereit?«

      »Jawohl!« antwortete Sachar.

      »Na, jetzt . . .«

      Er begann stöhnend, sich im Bette aufzurichten, um aufzustehen.

      »Ich habe vergessen, Ihnen zu sagen«, begann Sachar: »vorhin, als Sie noch schliefen, hat der Hausverwalter den Hausknecht hergeschickt; er läßt sagen, wir müßten unbedingt ausziehen . . . er brauche die Wohnung anderweitig.«

      »Na, was ist denn? Wenn er die Wohnung anderweitig braucht, so ziehen wir selbstverständlich aus. Warum quälst du mich damit? Es ist schon das dritte Mal, daß du davon mit mir zu reden anfängst.«

      »Er quält mich auch damit.«

      »Sage ihm, wir würden ausziehen.«

      »Er sagt: ›Ihr habt schon vor einem Monat versprochen auszuziehen, zieht aber immer noch nicht aus; ich werde es der Polizei anzeigen‹, sagt er.«

      »Mag er es anzeigen!« sagte Oblomow in entschiedenem Tone. »Wir werden von selbst ausziehen, sobald es ein bißchen wärmer sein wird, so in drei Wochen.«

      »Was heißt: in drei Wochen! Der Verwalter sagt, in zwei Wochen würden die Arbeiter kommen und alles einreißen. ›Zieht morgen oder übermorgen aus‹, sagt er . . .«

      »Oh, oh, oh! Das ist doch gar zu eilig! Nun sehe einer so was an! Am Ende wird er uns noch befehlen, sofort auszuziehen! Daß du dich aber nicht unterstehst, mich noch einmal an die Wohnung zu erinnern! Ich habe es dir schon einmal verboten; und nun hast du es doch wieder getan. Nimm dich in acht!«

      »Was soll ich denn aber tun?« fragte Sachar.

      »Was du tun sollst? Also auf diese Art möchtest du von der Sache loskommen!« antwortete Ilja Iljitsch. »Mich fragst du! Ist das etwa meine Sache? Belästige mich nicht damit, sondern richte alles ein, wie du willst, nur daß wir nicht auszuziehen brauchen. Kannst du dir denn für deinen Herrn nicht ein bißchen Mühe geben?«

      »Aber wie soll ich es denn einrichten, Väterchen Ilja Iljitsch?« begann Sachar, indem er seiner heiseren, zischenden Stimme einen milden Klang zu geben suchte. »Das Haus gehört doch nicht mir; wie soll man es denn anfangen, daß man aus einem fremden Hause nicht auszuziehen braucht, wenn man hinausgejagt wird? Wenn das Haus mir gehörte, dann würde ich mit dem größten Vergnügen . . .«

      »Kann man ihn denn nicht irgendwie überreden? Sage ihm doch: ›Wir wohnen hier schon so lange und haben die Miete immer pünktlich bezahlt.‹«

      »Das habe ich ihm schon gesagt«, antwortete Sachar.

      »Nun, und was hat er darauf erwidert?«

      »Was er erwidert hat? Immer dasselbe: ›Zieht aus‹, sagte er; ›wir müssen die Wohnung umbauen.‹ Sie wollen aus der Wohnung des Arztes und dieser hier eine einzige große Wohnung machen, weil der Sohn des Wirtes sich verheiratet.«

      »Ach, du mein Gott!« sagte Oblomow ärgerlich. »Es gibt wirklich solche Esel, die sich verheiraten!«

      Er drehte sich auf den Rücken.

      »Sie sollten an den Hauswirt schreiben, gnädiger Herr«, sagte Sachar. »Vielleicht würde er Sie dann in Ruhe lassen und

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