Das Lied des Steines. Frank Riemann

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Das Lied des Steines - Frank Riemann

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riss und einige Meter weit mitschleifte. Um einige Autos herum fuhr er in den Gegenverkehr, um kurz darauf nach links in die W 3rd Street abzubiegen. Die gleiche Szenerie wie zuvor bot sich ihm dar. Er musste erneut bremsen und umkurvte einen Fahrradfahrer, der mitsamt seinem Rad auf der Straße lag. Dann trat er das Gaspedal voll durch. Der Motor des Chevrolet Impala röhrte auf und beschleunigte rasch.

      Auf der Dritten kam Greg besser durch. Hier war weniger Verkehr, als zuvor. Dennoch tauchten immer wieder beschädigte Fahrzeuge und verletzte Fußgänger auf.

      Anhand der Meldungen von Wagen Drei erfuhr er, dass der Flüchtige sich wieder dem Hamilton Blvd näherte, wo er ursprünglich einmal hergekommen war. Greg fragte sich, warum er das tat. Warum fuhr er diese Schleife und kehrte zum Hamilton zurück? Suchte er etwas? Wusste er gar nicht genau, wohin er wollte? War er verwirrt oder unter Drogen?

      »Zentrale? Hier Wagen Drei.«

      »Hier Sioux City, sprechen Sie!«

      »Der flüchtige Jeep biegt nach rechts ab auf den Hamilton Blvd Richtung Süden.«

      »Sioux City, verstanden!«

      Der Cherokee musste sich erst durch den Verkehr pflügen. Greg kam dagegen auf dem freigeräumten Weg schneller voran. Er war inzwischen zwei Querstraßen vor dem Hamilton, Höhe der Isabella Street, und konnte bereits in der Ferne die Alarmlichter von Wagen Drei ausmachen, die einen Augenblick später nach rechts abbogen.

      Greg erreichte die Kreuzung zum Hamilton, wollte abbiegen und knallte das Bremspedal nach unten. Sein Impala kam stotternd zum Stehen als auch schon drei weitere Streifenwagen mit Höchstgeschwindigkeit genau vor seiner Motorhaube vorbeirasten. Greg gab wieder Gas, bog ab und rauschte hinter ihnen her.

      Momente später führte die Jagd unter der Interstate 29 her. Der flüchtige Wagen hielt unvermindert auf die Staatsgrenze zu. Greg merkte, dass es verdammt eng werden würde, wollten sie den Jeep stoppen.

      Da Wagen Drei sie alle permanent per Funk über die Fluchtroute auf dem Laufenden hielt, bog der Polizeikonvoi direkt hinter der Unterführung nach links auf den Zubringer zur I 29 ab. Sie fuhren aber nicht auf die Interstate auf, sondern hielten sich rechts Richtung Wesley Parkway. Greg vermutete, dass der Cherokee dort nach rechts zur Combination Bridge über den Missouri River abbiegen würde. Und dann wären es nur noch wenige Meter bis nach Nebraska. Der Fluss bildete die Staatsgrenze. Wäre der Wagen erst einmal auf der Brücke, dann hätten Greg und seine Kollegen keine Möglichkeit mehr, ihn zu stoppen.

      Ihm fiel ein, dass Wagen Drei gemeldet hatte, das Fahrzeug besäße kein Nummernschild. War das Auto gestohlen? War mit ihm ein Verbrechen begangen worden? Oder sollte eines begangen werden, als irgendetwas dazwischen kam?

      Der Tross bog am Wesley Pkwy nach Süden ab, das Gelände stieg jetzt leicht an und führte hinauf zur Brückenauffahrt. So konnte Greg das erste Mal den schwarzen Wagen sehen, der für das ganze Chaos verantwortlich war. Ihm folgten vier Streifenwagen, er selbst fuhr den Fünften und im Rückspiegel konnte er noch zwei weitere Wagen erkennen.

      Der Jeep war beinahe auf der Brücke, sie würden zu spät kommen. Ein Polizeihelicopter stand in der Luft über dem Missouri, bloßer Beobachter des Endes der Hochgeschwindigkeitsverfolgung auf Iowa Staats Territorium.

      Der Geländewagen brauste die Auffahrt hinauf und hatte nur noch wenige Meter vor sich, die vorderen beiden Streifenwagen bremsten scharf ab, wollten ihn ziehen lassen und kamen am rechten Fahrbahnrand zum Stehen. Die nächsten Zwei rollten an ihnen vorbei und hielten ebenfalls an, sie schalteten die Sirenen ab, ließen aber die Rundumleuchten noch kreisen.

      Gregs Gedanken schienen mit dem Fahrer des schwarzen Jeeps zu entschwinden. Er hatte noch gar nicht reagiert, raste am ersten stehen gebliebenen Streifenwagen vorbei und hörte gar nicht auf den Funkverkehr: »Hier Wagen Drei, der Flüchtige fährt soeben auf die Combination.«

      »Verstanden. An alle Einheiten, Verfolgung abbrechen, die Behörden in Nebraska sind bereits verständigt. Kommt erst mal alle zurück in den Stall.«

      Alle Wagen, bis auf Greg, bestätigten die Anweisung. Er war seltsam abwesend und dachte gar nicht daran, dass er sich der Staatsgrenze näherte. Sollte er sie im Dienst überqueren, würde das eine Disziplinarmaßnahme nach sich ziehen. Er dachte eigentlich an gar nichts, seine Gedanken flogen einem Vogel gleich durch die Lüfte.

      Plötzlich bremste der Jeep stark ab. Seine Bremsleuchten strahlten hell und rot auf, sein Fahrer riss das Steuer herum und wendete fast auf der Stell um hundert achtzig Grad und der Wagen kam so zum Stillstand. Greg sah tanzende Lichtreflexe auf seiner Windschutzscheibe und raste heran.

      Da gab der Jeepfahrer Gas und der Cherokee schoss auf ihn zu.

      Wollongong / Neusüdwales, Montag 26. April, 13:00 Uhr

      Henry O`Mailey saß noch immer so an seinem Schreibtisch, wie er zuvor an ihm zusammengesunken war. Niemand kümmerte sich um ihn und Keinen interessierte, was mit ihm los war. Der gedrungene Mann, der immer so aussah, als hätte er die vergangene Nacht durchgemacht, hatte keine Freunde im Revier. Man wollte so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben und so ließ man ihn schlafen.

      Aber Henry hatte nicht geschlafen. Die gesamte Zeit hindurch, über eine Stunde lang, hatte er so dagelegen und hatte nachgedacht. Zuerst hatte er sich ungefähr einhundert Mal gefragt, warum immer ich? Dann dachte er eine Weile an gar nichts und er wäre tatsächlich beinahe eingeschlafen, so süß zog die Dunkelheit an ihm. Doch plötzlich fiel die komplette Last seiner trüben Situation auf ihn hernieder und er war wieder hellwach, ohne sich jedoch zu regen.

      Dann begann er zu grübeln. »Hier mag mich Keiner. Es gibt Niemanden, der mich achtet oder mir helfen würde. Die warten doch nur darauf, dass ich erneut versage. Dann gäbe es wieder ein großes Trara. Mittlerweile wird ja noch nicht einmal mehr hinter der Hand getuschelt, sondern ganz offen mit dem Finger auf mich gezeigt, wie auf einen räudigen Straßenköter. Dann der Fall. Wie soll ich denn so etwas anpacken? Wie soll ich den denn aufklären? Das ist der absolute Überhammer. So ein Gemetzel. Das Schlimmste, das ich je bearbeitet habe, war die versuchte Vergewaltigung, bei der die Frau den Angreifer auch noch mit einem Hundeabwehrspray in die Flucht geschlagen hatte. Das hier, das packe ich nie. Dem Captain traue ich mich erst gar nicht unter die Augen. Wer weiß, was der sich schon wieder ausdenkt, um mich zu drangsalieren. Vielleicht wäre eine Versetzung nicht verkehrt. Ich könnte in einem neuen, unbelasteten Umfeld, ohne Vorurteile mir gegenüber, von vorne anfangen und versuchen, mir wenigstens im Beruf einen Platz zu suchen, an dem ich zurecht komme und an dem das Leben zumindest halbwegs erträglich wäre. An mein Privatleben wage ich erst gar nicht zu denken. Denn meint man, man kommt nach Hause und einen erwartet eine liebende Frau, öffnet mir mein Hausdrache die Tür. Wenn sie wenigstens mal zur Tür käme, wenn ich heimkehre, aber selbst das ist ja schon zu viel verlangt. Sie tut so gut wie nichts im Haus, und so sieht es bei uns auch aus. Soll ich etwa noch putzen, wenn ich nach Hause komme, oder einkaufen? Unsere beiden Kinder, Paul und Maureen, sind vor einigen Monaten ausgezogen, und sie waren froh, dass sie weg waren; wer weiß, wofür es gut ist? Juliette macht sich auch nicht mehr zurecht. Sie läuft den ganzen Tag im Bademantel durchs Haus, wenn sie sich mal von der Couch erhebt. Und wozu auch? Immer wenn ich sie motivieren will, sich mal aufzuraffen und sie ausführen will, und wenn es nur auf einen Drink in Joey`s Bar ist, keift sie mich an. Die Beine hat sie auch schon lange nicht mehr breit gemacht, aber ist vielleicht auch besser so. Sie war mal so schön, ich hatte sie gar nicht verdient. Jetzt wirft sie mir nur noch vor, ich hätte mein Leben weggeworfen und ihres gleich mit.«

      Ein klatschendes Geräusch riss O`Mailey aus seinen Gedanken und er blickte auf. Wilson Maddicks, der Kollege,

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