Sky-Navy 18 - Rettungskommando. Michael Schenk

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fanden ihre schlimmsten Befürchtungen rasch bestätigt.

      Während das Schott allen Belastungen standgehalten hatte, galt dies nicht für die Maschinen, Aggregate und Konsolen im Raum. Sie waren teilweise aus ihren Verankerungen gerissen worden. Rohre waren geknickt und gebrochen, Leitungen zerfetzt, Maschinenblöcke auf eine Weise beschädigt, die jeden Versuch einer Reparatur aussichtslos machte. Einige Schalttafeln und Konsolen waren eingedrückt oder in sich verzogen.

      Joana fand sich, dank ihrer Ausbildung, in nahezu jedem Maschinenraum zurecht und trat zu dem Einzelplatz, von dem aus ein Maschineningenieur alle Funktionen steuern konnte. Der Platz war normalerweise nicht besetzt, da die Steuerfunktionen während des Flugs auf die Systemkontrolle im Cockpit übertragen wurden. Er diente vornehmlich der Wartung und Überwachung sowie der Identifikation eines eventuell aufgetretenen Schadens.

      Joana schob sich auf den Sitz, überlegte kurz und berührte dann angespannt einige Schaltfelder der Konsole. Wie in allen Raumschiffen üblich, so gab es auch hier keine Sensorfelder oder Touch-Screens, deren Verwendung sich in der Raumfahrt immer wieder als gefährlich und beim Tragen eines strahlungsisolierten Raumanzugs als sinnlos erwiesen hatte. Hier herrschten die klassischen Schalter, Knöpfe und Regler vor, oft durch zusätzliche Sicherheitseinrichtungen gegen unabsichtliche Betätigung gesichert.

      Joana seufzte, als ihre Schaltungen keine Aktivitäten hervorriefen. „Ich kann keine Systemdiagnose aufrufen. Hier ist alles völlig ohne Energie.“

      „Verfügen menschliche Schiffe nicht auch über Notstrom?“, fragte Kenlor.

      „Jedes Schiff besitzt Speicherzellen, welche Notbeleuchtung und Lebenserhaltung speisen und mehrere Tage in Betrieb halten können“, antwortete Joana. Sie stieß ein leises Schnauben aus und drehte sich mit dem Sitz in Richtung des Hoch-Kommandanten. „Erinnern Sie sich an die zunehmenden Ausfälle, als die Beecher in diesem Sonnensystem aus der Nullzeit kam?“

      Eher unbewusst stampfte Kenlor mit dem linken Fuß auf und signalisierte so seine Zustimmung. „Ich erinnere mich, Major Menschenfrau. Es gab eine Fehlfunktion in der Navigations-Tetronik dieses Schiffes und dieser Fehler hat sich rasend schnell auf andere Funktionen ausgeweitet.“

      „Auch auf die Lebenserhaltung. Uns blieb gar keine andere Wahl, als auf diesem Planeten zu landen. Auch wenn ich es nur ungern sage, aber wir verdanken der Veränderten Clifford wohl unser Leben. Sie hat ein wahres Wunder vollbracht, als sie uns trotz der zunehmenden Schäden halbwegs heil nach unten gebracht hat.“

      „Wir werden der Veränderten Nathalie Clifford in Ehren gedenken“, sagte Kenlor leise. „Doch es ist jetzt nicht die Zeit für ehrenvolles Gedenken, Major. Es ist die Zeit, an das Überleben zu denken. Dieses Schiff wird sich wohl nie wieder von dieser Welt erheben. Also müssen wir es für eine Weile als unser Heim betrachten, bis wir gerettet werden. Und um gerettet zu werden, da brauchen wir ein funktionierendes Funkgerät und wir brauchen Energie, um es zu versorgen.“

      Pearl Stevens trat demonstrativ gegen die Verschalung eines der Energieerzeuger. „In diesem Raum ist jedenfalls nichts, was uns auch nur ein Fünkchen Saft liefern wird.“

      Joana bemerkte den irritierten Blick des Negaruyen. „Wir bezeichnen elektrische Energie gelegentlich auch als Saft. So wie Blut unser ‚Lebenssaft‘ ist, ist Strom nun einmal der Lebenssaft für alle elektrisch oder tetronisch betriebenen Dinge.“

      „Ich verstehe.“ Kenlor starrte düster um sich. Doch dann hellte sich sein Gesicht auf. „Wir haben dieses Schiff zu einem Mond gelockt, auf dem wir angeblich eine neue Menschenkolonie gegründet hatten. Das Schiff kam, um uns Ausrüstungen für den weiteren Aufbau zu bringen. Dazu haben auch Werkzeuge, Maschinen und sicherlich auch transportable Stromerzeuger gehört. Wir müssen die Fracht durchsuchen.“

      „Immerhin eine Chance“, murmelte Pearl Stevens. „Übrigens sollten wir auch nach den kleinen Energiezellen suchen. Unsere Headsets dürften bald erschöpft sein und sie sind im Augenblick unsere einzige Fernkommunikation.“

      Joana sah Kenlor ernst an. „Es gibt eine Menge Aufgaben, Hoch-Kommandant. Die Verletzten versorgen, alles Brauchbare zusammensuchen, einen Notruf ermöglichen und zudem feststellen, wo wir uns genau befinden und was uns hier erwartet.“

      „Dessen bin ich mir durchaus bewusst“, knurrte Kenlor. „Willst du auf etwas Bestimmtes hinaus?“

      „Unsere Chancen sind wesentlich größer, wenn wir zusammenarbeiten“, schlug Joana vor. „Wir könnten eine Art Waffenstillstand vereinbaren, bis wir gerettet werden.“

      Kenlor-dos-Alonges schien tatsächlich ernsthaft zu überlegen. Doch bevor er sich zu einer Antwort durchgerungen hatte, war in Joanas Headset eine wohlbekannte Stimme zu vernehmen.

      „Hoch-Kommandant, am Status der Gefangenen hat sich nichts geändert“, waren die ruhig und kalt wirkenden Worte von Primär-Kommandantin Desara-dal-Kellon zu hören. „Die Gefangenen bleiben im Frachtraum, es sei denn, ich befehle etwas anderes. Im Übrigen stimme ich zu, dass unsere Verletzten mit den Menschenmitteln versorgt werden, soweit dies möglich ist. Kenlor, du bist mir persönlich dafür verantwortlich, alle für unser Überleben nützlichen Dinge zusammenzutragen, über deren Verwendung ich mir die Entscheidung vorbehalte. Komm nun mit meinen Leibwachen in den Aufenthaltsraum. Ich habe weitere Entscheidungen zu treffen.“

      „Es wird Eurem Wunsch entsprechend geschehen“, bestätigte Kenlor. Seinem Gesicht war die Erleichterung anzumerken, dass die Primär-Kommandantin wieder aktionsfähig war.

      Joana warf Pearl hingegen einen grimmigen Blick zu. Sie ahnte, dass sich die Zusammenarbeit mit dem Feind nun weitaus schwieriger gestalten würde. Desara mochte eine hochintelligente Frau und fähige Befehlshaberin sein, doch sie war zugleich ihren persönlichen Gefühlen unterworfen und sie war, ohne Frage, ein unversöhnlicher Feind, der die Niederlagen nicht vergaß, welch die Menschen ihm bislang zugefügt hatten.

      Kapitel 3 Konsequenzen

       Sky-Base Arcturus, Sky-Navy High-Command

      Während seiner Abwesenheit hatte Hoch-Admiral John Redfeather das Kommando über das High-Command und die Sky-Base Arcturus in die Hände von Admiral Carl Uddington gelegt. Uddington war ein schlanker, sehnig wirkender Offizier, der die Tradition der Navy über seine persönliche Ahnenreihe bis zur nassen Royal Navy des alten England zurückführen konnte. Er pflegte diese Erinnerungen voller Stolz und das äußere Anzeichen hierfür war der ungewöhnliche Schnauzbart, den er trug. Carl Uddington war durchdrungen von Stolz und Ehre, doch zugleich kein Narr. Er hatte jahrelang das Kommando über ein Patrouillenboot und später einen Kreuzer innegehabt, bevor ihn Redfeather in seinen Kommandostab berief. Die beiden Offiziere schätzten einander und waren befreundet, auch wenn es Uddington nie an einem gewissen „respektvollen Abstand“ fehlen ließ.

      Diese Eigenschaften sorgten im Augenblick für erhebliche Missstimmung.

      Carl Uddington hielt sich mit seinen Gästen im Amtsraum des Hoch-Admirals auf. Er stand vor der gläsernen Vitrine, deren indirekte Beleuchtung auf die Federhaube eines Sioux-Häuptlings fiel, denn Redfeather war der Chief der vereinigten Ethnie der Indianer. Der Anblick der Haube erinnerte Carl schmerzhaft an seinen Freund und an den Anblick, der sich ihm vor der großen Panoramascheibe des Raumes bot. Von dort konnte man einen Teil der zehn Andock-Pylone erkennen, die den zehn Kilometer durchmessenden Diskus der Raumbasis umgaben.

      Arcturus war der Hauptankerplatz der Sky-Navy. Derzeit lagen hier drei der großen Trägerschlachtschiffe, fünfzig moderne APS-Kreuzer und fast einhundert

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