Die Midgard-Saga - Jötunheim. Alexandra Bauer
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„Da hat aber jemand gewütet“, kommentierte Wal-Freya.
„Vielleicht ein Riese, der nach Midgard drängte“, brummte Heimdall.
„Und von Thor zurückgeworfen wurde“, scherzte Tyr.
Tom stand der Mund offen. „So groß sind die, dass sie diese Bäume knicken können?“
„Sind doch nur ganz kleine Bäume“, meinte Heimdall.
„Allenfalls zehn Meter“, bestätigte Tyr.
Wal-Freya runzelte die Stirn. „Vielleicht auch zwölf“, schätzte sie.
„Und das bedeutet?“, fragte Tom.
„Dass das, was auch immer sich da den Weg gebahnt hat, maximal acht Meter groß war, würde ich sagen“, erwiderte Wal-Freya.
„Acht?“, ächzte Tom.
„Die wirklich großen Brocken leben tief in Jötunheim, nicht im Eisenwald“, erklärte Tyr. „In einem Wald haben sie keinen Platz.“ Er deutete auf die Verwüstungen. „Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es die Bewohner nicht gerne sehen, wenn ihr Wald zertrampelt wird. Der hier war sicher eine Ausnahme.“
„Ziemlich sicher? Es ist wirklich faszinierend, wie wenig ihr euch in eurer eigenen Welt auskennt“, erwiderte Thea mit leichtem Vorwurf.
„Thor würde es wissen, er reist oft nach Jötunheim“, erwiderte Tyr achselzuckend.
„Und Odin“, pflichtete Heimdall offenherzig bei. „Er hat viel Wissen angehäuft.“
„Und warum ihr nicht? Woher kommt das Desinteresse?“
„Was will ich in einem Land voll mit Riesen?“, erwiderte Wal-Freya. „Mein Hauptaugenmerk liegt auf den Menschen.“
„Meines auch“, antwortete Tyr.
Heimdall hob entschuldigend die Augenbrauen.
„Sag nichts“, schmunzelte Thea. „Deins auch?“
„Ja. Und bei Bifröst.“ Er nickte Heimdall zu und lachte.
„Ist doch auch völlig übertrieben, wenn man sich um alles kümmern müsste“, stimmte Wal-Freya zu und gab Thea einen Knuff. „Du wohnst in Midgard, oder nicht? Kennst du alle Tiere, die in Afrika oder Südamerika leben?“
„Nein“, antwortete Thea geschlagen. „Aber ich bin ja auch kein Gott!“
„Wann kam eigentlich dieser Glaube auf, dass Götter immer alles können?“, fragte Heimdall in die Runde, aber er schien keine Antwort zu erwarten, denn schon fügte er an: „Los jetzt! Mein Bifröst wartet auf mich.“ Und schon stiefelte er los.
Sie liefen bis zu den Wurzeln der abgeknickten Bäume. Dort formierten sie sich. Heimdall führte die Gruppe an. Gleich hinter Tom stellte sich Thea auf, die fest entschlossen war, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen und ihren Freund nicht aus den Augen zu lassen. Neben Thea stellte sich Wal-Freya. Sie erwiderte Theas Lächeln, die dankbar zu ihr aufblickte. Als sie das erste Mal auf die Walküre getroffen war, glaubte sich Thea verflucht. Nun fühlte sie sich gesegnet und war dankbar, dass die Wanin sie an ihrem Abenteuer teilhaben ließ. Wer in Midgard konnte von sich schon behaupten, Götter zum Freund zu haben?
„Freu dich nicht zu sehr, Thea. Unser Sparziergang wird enden, wenn wir auf Fenrir treffen“, hörte sie Wal-Freya in ihrem Geist.
Ertappt drehte Thea den Kopf.
Wal-Freya lächelte. „Es tut mir leid! Ich habe nicht in deinen Gedanken gewühlt. Du hast mich geradezu angerufen. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich nicht weghören können. Denke einfach nicht so laut!“
Thea zog eine unglückliche Grimasse. „Das war keine Absicht!“
Wal-Freya schmunzelte. „Ich weiß.“ Sie machte eine Pause. „Und ich fühle mich ebenfalls gesegnet von deiner Begleitung.“
Thea lächelte stolz. In diesem Moment lenkte ein Krächzen ihre Aufmerksamkeit um. Hugin und Munin überflogen die Gruppe, ließen sich auf einem Ast nieder und beobachteten sie.
„Jetzt kann wirklich nichts mehr schief gehen“, kommentierte Tyr.
Sie bahnten sich den Weg durch ein Gestrüpp abgebrochener Äste. Wenige Schritte später reckten sich die Bäume mächtig und dunkel zum Himmel auf. Durch das dichte Blätterdach strömte Sonnenlicht in einem weitgefächerten Vorhang aus einzelnen Lichtstrahlen und malte hier und da helle Punkte auf den Boden, die Farn- und Moosgewächse beleuchteten. Fasziniert berührte Thea einen Baumstamm.
Zwischen den Rindenleisten zeichneten sich silbern schimmernde Adern ab, die das Holz in langen Furchen durchzogen. Die Blätter erinnerten an die einer Erle, jedoch waren sie größer und dunkelgrün – beinahe schwarz. Auch sie wurden von feinen, silbrigen Adern durchzogen. Thea begann zu verstehen, weshalb dieser Wald Eisenwald genannt wurde. Gefesselt von seiner magischen Aura und zugleich abgeschreckt von seiner Fremdartigkeit folgte sie der Gruppe, verlor ihren Blick jedoch irgendwo im blaugrünen Zwielicht.
Plötzlich löste sich ein Tier aus dem Unterholz. Ein Hase mit dem Schwanz und den Flügeln eines Auerhahns querte mit langen Sprüngen ihren Weg und flüchtete in einen Bau unter einer hohen Wurzel. Thea blickte staunend zu
Wal-Freya. Diese hob die Augenbrauen und zuckte schmunzelnd mit der Schulter.
„War das ein Skvader?“, fragte Tyr.
„Sieht ganz danach aus“, brummte Heimdall.
„Dieser Wald ist erfüllt von Magie“, wisperte Wal-Freya.
Thea runzelte die Stirn. Wal-Freya hatte ihre Worte leise gewählt, aber ihr war die Last nicht entgangen, die dabei auf jedem Wort lag. „Und das heißt?“ Thea sah sich verunsichert um.
„Dass das, was immer hier bekämpft werden muss, selbst Magie anwenden kann.“
Thea richtete ihren Blick in die Baumkronen. Sie waren schon so weit gelaufen, dass man die Ebene vor dem Wald nicht mehr erkennen konnte. Nur die Lichtfäden, die aus dem Blätterdach fielen, spendeten ein wenig Licht. Dort, wo es die Umgebung berührte, wurde es funkelnd zurückgeworfen. Das Eisen schien in jeder Pflanze zu stecken. Trotz der dunklen Umgebung wirkte der Wald nicht bedrohlich auf Thea, im Gegenteil. Er schien geradewegs dem Wunderland entsprungen.
„Wie finden wir nun diese Angrboda?“, fragte Tom in die Stille.
„Fragen. Einfach fragen“, brummte Heimdall.
Tom staunte. „Wen denn?“
„Still!“ Wie auf Kommando hob Heimdall die Hand und blieb stehen. Er drehte sich um, legte den Zeigefinger