Federträger. Yves Holland

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Federträger - Yves Holland

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Wille derer von Grünberg schien ihm nicht in die Wiege gelegt worden zu sein.

      Brom, noch kalt in den Knochen, schüttelte die unwillkommenen Gedanken ab und kletterte auf eine kleine Anhöhe. Er kniff die Augen zusammen. Die Rauchsäulen, die vor zwei Tagen von der Stadt aus so gut zu sehen gewesen waren, waren jetzt beinahe verschwunden. Sie mussten im Laufe des Tages endlich das Bergdorf erreichen, wo sie den Brandherd vermuteten, also war keine Zeit zu verlieren. Wer wusste schon, was sie dort erwartete? Brom ließ zum Weiterritt blasen.

      Ira war sehr besorgt. Als der erste Tag des Things vorüber war und sie endlich mit Prakh das Nachtlager teilte, hatte er sie über die ernste Lage informiert. Wohl waren schon die ganze Woche, seit die Freien Reiter sich in der Steppe zur Sonnwendfeier versammelt hatten, Gerüchte von Mund zu Ohr getragen worden, schreckliche Gerüchte, von denen natürlich kaum eine Handvoll wahr sein konnte, aber auch diese Handvoll reichte aus, um die Besorgnis in Ira zu schüren.

      Als Prakh ihr nun in knappen Worten von den Übergriffen der schwarzen Reiter berichtete, wurde ihr das Herz schwer und gleichzeitig kalt wie ein Eisblock. Ihr erster Gedanke galt den beiden Jungen, die, kaum dass sie ihre Schwerter erhalten hatten, einer solchen Gefahr würden trotzen müssen.

      Ira war bewusst, dass mit dem Tag der Schwertübergabe ihre beiden jüngsten Söhne mit allen Pflichten zu Männern geworden waren, und dass ihnen womöglich in kürzester Zeit ein Krieg die sowieso kurz bemessene jugendliche Unbeschwertheit abringen würde. Sie lag lange wach in der Nacht und überlegte und grübelte.

      „Ihr werdet wohl nach Grünberg reiten müssen, um die hier gesammelten Berichte weiterzutragen“, murmelte Ira am Morgen wie in Gedanken versunken. „Man sagt, nicht nur die Stadt verfügt über eine große Garde, sondern auch das benachbarte Kloster El Om. Sie sollen dort die besten Kämpfer der ganzen nördlichen Welten ausbilden.“

      Prakh sah sie erstaunt an. Er hatte gar nicht gewusst, wie informiert seine Frau über solche Dinge war. Die Gerüchteküche musste wohl schwer brodeln, wenn selbst die Frauen, die man, so wie er fand, nicht mit diesen Dingen belasten sollte, schon über einen hereinbrechenden Krieg nachdachten. Er räusperte sich.

      „Ja, das waren auch meine Gedanken“, bekannte er mürrisch. „Wenn es wirklich zu einem Krieg kommen sollte, und Jooba bewahre uns davor, dann müssen wir uns alle zusammentun. Es heißt, die Armeen Arloks seien übermächtig und skrupellos. Ich weiß nur nicht, warum er nach Jahrhunderten seiner Herrschaft in den südlichen Landen plötzlich auf die Idee gekommen ist, in den Norden einzufallen. Wir sind ein so kleines Land, gemessen an dem seinen, dass er uns noch nie Aufmerksamkeit geschenkt hat.“

      Ira strich die Schlafdecken glatt. „Weißt du, Prakh, wir hatten doch neulich schon einmal darüber geredet.“ Prakh runzelte die Stirn. „Über was?“ Seine Frau überreichte ihm sein prächtiges Thinggewand. „Darüber, die Jungen mit nach Grünberg zu nehmen. Fandor ist nun alt genug, um etwas über seine Wurzeln zu erfahren, und die Bibliothek im Kloster El Om wird sicher Aufschluss geben können.“ Sie half Prakh, das Gewand überzustreifen.

      „Wenn du mit Larsso und den anderen Clanführern sowieso nach Grünberg reitest, um dich mit dem Edlen Olerich zu treffen und über die Vorkommnisse zu beraten, dann könnten die beiden Jungen doch auch mitkommen. Eine Reise würde ihnen guttun, und nun, da sie Männer geworden sind, musst du auch daran denken sie zu fordern. Junge Männer müssen sich beweisen. Auf so einer Reise, die womöglich gefährlicher ist, als wir auch nur ahnen, wird es allerlei für sie zu lernen und zu tun geben, das ihnen helfen wird, sich in ihrer neuen Rolle zurechtzufinden.“

      Prakh, der sein Weib mit neuem Respekt ansah, ließ den Unterkiefer wenig anmutig herabhängen. „Ira, diese Beschlüsse werden die Clanführer auf dem Thing zu treffen haben. Bleib du bei deinen häuslichen Entscheidungen. In die mische ich mich auch nicht ein“, brauste er wenig überzeugend auf. „Natürlich werde ich Thorn und Fandor mitnehmen. Als Männer müssen sie die harte Wirklichkeit kennenlernen, je eher, desto besser. Das ist ihre Aufgabe im Leben.“

      Ira blickte zu Boden, fast ein wenig demütig. „Ja, natürlich, Prakh“, murmelte sie kaum hörbar.

      Und „Genau“, dachte sie leise für sich, „nimm die beiden Jungen mit nach Norden, Prakh von Wolff. Dann sind sie wenigstens hier unten im Süden nicht den schwarzen Reitern ausgeliefert.“ Sie drehte sich um, und ein kleines Siegeslächeln huschte um ihre Mundwinkel.

      Gegen Mittag erreichten sie eine Weggabelung. Den Männern fiel das Atmen immer schwerer, denn die Luft wurde zunehmend dünner, je höher sie kamen. Hier und da lagen kleine Schneefelder auf der schattigen Seite des Hangs, die Stunde um Stunde größer wurden.

      Der Edle Malvin hatte mit Kennerblick am Wegesrand einige Blätter von einzeln stehenden Pflanzen gezupft und diese an die Reiter verteilt. Die Blätter, gut gekaut, hatten etwas die beklemmende Atemnot lindern können. Brom von Bordur ließ anhalten. Sie waren nicht so weit gekommen, wie er gehofft hatte. Aber der Pfad war eng, und sie konnten das Risiko nicht eingehen, schneller zu reiten und noch ein Pferd zu verlieren.

      „Wir machen eine kurze Rast“, rief er sich umdrehend. Sein jüngerer Bruder Sadraigh, der die Gruppe nach hinten absicherte, ritt an ihn heran. „Eine Weggabelung. Auch das noch.“

      „Ja, wir werden uns wohl aufteilen müssen.“ Brom blickte auf die Kreuzung. „Der große Pfad scheint in Richtung des Dorfs zu führen. Der kleine geht mehr gen Südosten." Sadraigh, noch voller Energie, hatte bereits einen Plan. „Gib mir drei Männer mit, Brom, und wir werden den kleinen Pfad eine Tageslänge weit hineinreiten. Wenn wir nichts finden, kehren wir morgen wieder um.“

      Brom überlegte und sah seinen hünenhaften Bruder abschätzend an. Der Kleine, wie er ihn immer noch frotzelnd nannte, war voller Tatendrang. Das war schon immer so gewesen, selbst als kleines Kind.

      Sadraigh und Brom sahen sich zwar äußerlich sehr ähnlich, beide breitschultrig, flachsblond, gute Kämpfer und Strategen, aber innerlich waren sie sehr verschieden. Brom war besonnen, nachdenklich und hatte auch schon im elterlichen Heim nach dem Tod des Vaters die Position des Abwägenden, des Beschützers innegehabt.

      Sadraigh hingegen war stürmisch, aufbrausend, ein Kraftbündel ohnegleichen.

      Brom nickte kurz. Die Idee war ohne Frage gut. „Wir machen es so. Nimm dir die drei Männer, die du brauchst, und reitet den linken Pfad. Wenn ihr bis morgen Abend nichts gefunden habt, kehrt ihr um. Wir treffen uns dann wieder in Grünberg.“

      Sadraighs Augen strahlten. Das war der erste Auftrag außerhalb der Stadtmauern, den Brom ihm alleine übertragen hatte. Er umarmte kurz den älteren Bruder, der ihm etwas steif überrascht auf die Schulter klopfte, dann sah er sich um, die Gardisten auszuwählen, die ihn begleiten sollten.

      Ehre und Ruhm würde er einst erringen, die Stadt beschützen und sein Leben lassen für seine Aufgabe, wenn nötig. Er würde Brom zeigen, dass auf ihn unbedingt Verlass war. Dies war seine Stunde!

      Die Sonne stand hoch am Himmel, als Sadraigh mit seinen Mannen um eine Pfadkehre ritt und aus dem Blickfeld der übrigen Reiter verschwand.

      Das Thing endete noch am selben Tag. Wieder versuchten Fandor und Thorn dem Treffen beizuwohnen, aber sie hatten kein Glück. Mome Ira erwischte sie, bevor sie sich davonmachen konnten, und verlangte einige unliebsame Arbeiten von ihnen, wie das Säubern der großen Feuerstellen, das Häuten einiger Gunas und peinlicherweise auch, dass sie den Festplatz mit großen Reisigbündeln von den Überresten der Feier befreien sollten.

      Ihre lautstark vorgebrachten Proteste halfen nichts, und so entging ihnen

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