Federträger. Yves Holland

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Federträger - Yves Holland

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Raunen lief durchs Zelt. Die Jungen hielten den Atem an, und Schauerwellen liefen ohne Ankündigung über ihre Rücken. Fandor schaute erschrocken. Seine Augen weiteten sich wenig hilfreich bei dem Unterfangen, das Gehörte zu verarbeiten.

      Sie konnten nicht in das Zelt hineinschauen, denn dafür hing die Plane zu niedrig, aber sie konnten gut hören, wie drinnen der schreckliche Bericht weiter erzählt wurde.

      Fandor und Thorn starrten sich an. Dies war ein Spiel für sie gewesen, in das sie ihren ganzen jugendlichen Ehrgeiz gesteckt hatten. Sie wollten insgeheim bei dem Thing dabei sein. Aber sie hatten nicht erwartet, solche Dinge zu hören.

      „Pitar stieg auf einen Felsen und sah in einiger Entfernung vier Schwarze nach Osten reiten. Sonst war niemand in der Nähe. Sie müssen die Mörder Shams sein. Auch die Art, wie sie töten, verrät sie“, führte die erste, kehlige Stimme weiter aus.

      „Sie benutzen grobe Beile und schlagen ihren Opfern die Köpfe ein“, warf jemand bestätigend ein, und seine Stimme hatte einen aufgeregten heiseren Klang.

      „Und das ist nicht der erste Todesfall, den es zu beklagen gibt. Weiter südlich, kurz bevor die Steppe in die langen Treibsande übergeht, lebt ein kleines Volk von Webern, die Usuru. Wir halten losen Kontakt zu ihnen, handeln hin und wieder etwas, wenn wir vorbeikommen. Auch sie haben von neuen Vorstößen der schwarzen Reiter berichtet und von Morden, die auf die gleiche Weise begangen wurden.“

      Stille machte sich breit, vereinzelt kamen leise Gespräche mit Sitznachbarn im Zelt in Gang.

      „Ruhe, Männer. Lasst Fas weiter erzählen“, schaltete sich Prakh von Wolff wieder ein. „Wir werden alle nacheinander berichten, was es zu diesem Thema zu sagen gibt und dann gemeinsam diskutieren und beratschlagen, wie immer.“

      „Hmja“, räusperte sich der, den die Jungen an der seltsam kehligen Stimme nun als Fas erkannten. „Das war eigentlich schon alles. Unruhen im Süden, vereinzelte Morde, immer werden die Schwarzen gesehen, und niemand weiß, was sie hier wollen.“

      Kurz wurde es wieder ruhig im Zelt.

      „Wie lange ist es eigentlich her, dass schwarze Reiter in unserer Gegend waren?“ fragte einer der Clanführer.

      Ein Mann mit einer sehr alten Stimme antwortete nachdenklich: „Mein Altvater erzählte mir so manches Mal davon, wie die Schwarzen über unser Land gefegt sind. Es ist lange her. Das Wenige, das ich von Arlok persönlich weiß, ist, dass unsere Zeitrechnung auf seiner Herrschaftszeit beruht. Niemand weiß, wie alt Arlok wirklich ist, aber wenn die Lieder stimmen...“ Er zögerte.

      „Wenn die alten Lieder auch nur annähernd stimmen, so ist Gramlodawik von Arlok schon mindestens sechs Jahrhunderte alt.“ Ein trockener Hustenanfall unterbrach ihn. „Und seine Herrschaft im Süden muss schrecklich sein.“

      Fandor wagte kaum zu atmen. Arlok! Wie oft hatten sie ihm als kleinem Kind die schrecklichen Geschichten von Arlok erzählt, seiner barbarischen Herrschaft über die Südlande weit hinter den Treibsanden, von den finsteren Verliesen in seiner Burg, in denen er seine Feinde Jahr um Jahr folterte. Er hatte diese Geschichten immer für Märchen gehalten, um kleine aufsässige Buben etwas gefügiger zu machen, und er hatte sich oft und gerne bei diesen Erzählungen am Lagerfeuer gegruselt. Und nun hörte er, dass es diesen Arlok tatsächlich geben sollte!

      Ungläubig schaute er Thorn ins Gesicht, der nur eine Nasenspitze neben ihm im Staub lag. Thorn, das linke Ohr fest an die Plane gepresst, schien gefesselt von dem Gehörten und achtete nicht weiter auf Fandor.

      Die Berichte im Thingzelt begannen sich mehr und mehr zu ähneln. Weitere Teilnehmer erzählten von Reiterüberfällen oder auch von fahrenden Händlern, die mit diesen oder ähnlichen Geschichten zu ihnen gekommen waren. Je mehr Clanführer ihre Meldungen machten, desto gedrückter wurde die Stimmung im Zelt.

      „Gramlodawik von Arlok“, ließ sich Prakhs Stimme gedehnt und nachdenklich vernehmen. „Arlok“, wiederholte er, und Fandor und Thorn hörten ihn scharf ausatmen, wie er das immer tat, wenn er am Überlegen war. „Was wissen wir eigentlich wirklich von ihm?“

      Der Mann mit der alten Stimme hüstelte wieder, bevor er zaghaft zu sprechen ansetzte. „Man sagt, Arlok sei einer der mächtigsten Dämonenmagier, die jemals existiert haben.“ Sein Atem rasselte, als er heftig einatmete, um weiter zu berichten.

      „Es gibt ein Lied, das von einem großen magischen Kampf berichtet, der vor Jahrhunderten zwischen Arlok und einigen anderen Dämonenmagiern und auch Elfen stattgefunden haben soll. Arlok der Schreckliche soll aus diesem Kampf, unterstützt von den dunklen Mächten des ewig Bösen, als Sieger hervorgegangen sein.“

      Ein Raunen zog sich durchs Zelt, das anschwoll und gleich darauf wieder abebbte, als der alte Mann weitererzählte.

      „Es heißt weiter, Arlok sitzt in seiner Burg und beherrscht seine riesige Armee allein mit seinen magischen Fähigkeiten. Er herrscht über ein gewaltiges Reich, das sich südlich der ewigen Treibsande über tausende von Meilen erstreckt. Seine Herrschaft ist grausam, und sein Herz ist kalt. Wer sich ihm nicht beugt, stirbt einen grauenvollen Tod.“

      Der Alte hielt inne.

      „Aber das“, er zögerte hörbar. „Aber das“, setzte er rasselnd wieder an, „sind alles nur Geschichten. Ich weiß nicht, ob sie sich so zutragen oder zugetragen haben. Die nördlichen Welten sind seit Jahrhunderten vollkommen abgeschnitten von den riesigen Südlanden. Arloks graue Berge sind unpassierbar, und die Treibsande sollen es auch sein. Obwohl früher immer wieder fahrende Händler und wandernde Stämme Informationen aus dem Süden zu uns gebracht haben, hört man nun nur noch hin und wieder von schwarzen Reitern, die vereinzelt in die Steppe gelangen.“

      Wieder musste der Alte einen Moment innehalten, um Luft zu schnappen. Das laute Reden schien ihn viel Kraft zu kosten.

      „Die Schwarzen sind dem Leben in den Treibsanden nicht gewachsen. Ihre schweren Pferde, ihre schweren Uniformen, das alles ist nicht geeignet für ein Leben im heißen Sand. Zudem kennen sie auch heute die Treibsande noch nicht zu einem Bruchteil. Die Treibsande verändern sich täglich, und Karten über dieses riesige Gebiet gibt es keine. Die Usuru, die dort leben, haben keine Karten. Sie kennen ihre Heimat auch so. Jooba weiß, wie sie das machen, aber sie laufen über die Treibsande, als ob es Wege aus Fels dort gäbe.“

      „Das heißt“, fiel der Mann namens Fas ihm ins Wort, „dass Arlok sich den Norden nie unterworfen hat, weil er so klein und unbedeutend für ihn ist, und er die großen Verluste seiner Armeen scheut.“ Sie hörten Fas laut atmen. „Wenn es nicht nur alles Geschichten sind.“ Fas hörte sich hin- und hergerissen an.

      Thorn und Fandor erkannten Larssos Stimme sofort, als er sie im Zelt erhob. „Und warum schickt Arlok seine Männer nun doch durch die gefährlichen Treibsande zu uns?“

      Gemurmel drang aus dem Thingzelt zu den beiden Jungen heraus.

      „Larssos Frage ist wichtig“, ließ sich nun wieder Prakh von Wolff vernehmen. „Aber wir finden keine Antwort darauf, wenn wir hier sitzen und reden. Wir werden noch auf diesem Thing eine Entscheidung treffen, wie wir weiter vorgehen werden. Doch nun lasst uns eine Pause machen. Der Tag ist weit vorangeschritten, und ich rieche bereits das Abendessen. Das Thing wird morgen fortgeführt.“ Und mit einigen rituellen Worten hob er die Versammlung auf.

      In der Tat war es schon spät, und die Dämmerung setzte langsam ein, aber weder Fandor noch Thorn hatten darauf geachtet, so gespannt hatten sie unter der Zelthaut gelegen und gelauscht. Hastig

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