Federträger. Yves Holland

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Federträger - Yves Holland страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Federträger - Yves Holland

Скачать книгу

um den Auftrag auszuführen. Die andere blieb genauso reglos stehen wie die steinernen Statuen.

      Ein Ruck lief durch Arloks riesigen und schweren Körper, als er aufstand und mit großen Schritten den Saal durchmaß, bis er vor der Landkarte zum Stehen kam.

      Konnte er etwas übersehen haben? Das Land war vollkommen unter seiner Kontrolle, schon seit Jahrhunderten. Im Westen lag das stürmische Eismeer, wo nichts und niemand leben konnte, mit solcher Brachialgewalt tobten dort die Stürme über das Wasser. Einzig dieses kleine Fleckchen im Norden, das hinter den tödlichen Treibsanden und über den Himmelsbergen lag, hatte er noch nicht vollständig unterjocht. Es war ein Nichts, ein Klecks Tinte auf der Karte, und Ordalik, sein alter Rabe, flog dort ab und zu Patrouille und berichtete von Bauern und dunkelhäutigen Webern, die vereinzelt dort vegetierten.

      Arlok überlegte, warum er es so viele Jahre aus den Augen verloren haben mochte. Er würde es ausradieren, obwohl es einem Fliegendreck glich, so winzig lag es da.

      Ja, das war wohl das Beste. Die Zeit der Prophezeiung nahte, und von ihm aus konnte sie sich erfüllen, er war vorbereitet. Aber der Traum irritierte ihn nach wie vor. Wer war dieser Mönch, und warum dachte er an die Prophezeiung? War es ein Zufall? Wohl kaum. Arlok würde keine Zufälle gelten lassen. Er würde ihn finden und töten.

      Die Tür des Thronsaals öffnete sich, und einer der schwarzen Reiter trat ein, M’r’welik, sein oberster Heerführer, der seit einigen Tagen in der Burg war, um Bericht über die Lage im Süden zu geben.

      M’r’welik, selbst kein kleiner Mann, sah im Vergleich zu Gramlodawik, dem größten der Dämonenmagier, aus wie ein kleines Kind.

      „Herr, Ihr habt gerufen?“ M’r’welik lief ein Schauer über den Rücken, als er den eisigen Saal betrat und, demütig den Kopf geneigt, auf Arlok zuging. In gebührendem Abstand blieb er stehen. Man konnte nie wissen. Arlok war für seine üblen Launen bekannt, und obwohl M’r’welik nicht irgendjemand war, so wusste er doch, dass Vorsicht allemal besser war als ein unvorhergesehener rascher Tod, wie er viele seiner Vorgänger ereilt hatte.

      Er schluckte hart und versuchte, die Gedanken an den Tod zu verdrängen, die sich immer in wilder Panik auf ihn stürzten, wenn er seinem Herrn so nahe war wie jetzt.

      Er spürte, wie Arlok in seine Gedanken eindrang und zwang sich, an seine Krieger zu denken, an die Pferde, den Lagebericht über die Bauern und Leibeigenen im Süden, an alltägliche Dinge, mit denen er sich zu beschäftigen hatte. Schweiß, gemischt aus Angst und Anstrengung, lief ihm über die Stirn und tropfte von seinem Kinn, trotz der Eiseskälte im Thronsaal. Sein Atem ging stoßweise, als wäre er gerade eine steile Treppenflucht hinaufgerannt.

      Arloks Blick schweifte gedankenverloren über seinen Heeresführer, dann wandte er sich wieder der Karte zu.

      M’r’welik zuckte zusammen, als Arloks gewaltiger Bass durch den Raum dröhnte. „Schick Ordalik auf Kundschaft in den Norden. Und sag ihm, er soll sich beeilen. Ich erwarte Bericht über diesen Flecken Land, dieses winzige Stück dort über den Treibsanden.“ Er drehte sich wieder zu M’r’welik um, und eine leichte Unmutsfalte teilte seine Stirn in zwei Hälften, die im Schein des grünen Feuers weit auseinanderzuklaffen schienen.

      „Was stehst du da noch rum? Los, mach schon!“

      M’r’welik war schon an der Tür, als er noch einmal die Stimme seines Herrn vernahm und ein gleißender Schmerz sich in seinen Kopf bohrte. „Und, M’r’welik? Schick ein paar mehr Kundschafter durch die Treibsande nach Norden. Damit es schneller geht. Ich erwarte Deinen Bericht.“

      Der Schmerz löste sich augenblicklich in nichts auf, gerade noch rechtzeitig, so dass M’r’welik nicht ohnmächtig wurde. Der Herr war nicht besonders gut gelaunt heute.

      Bruder Pak, Erster Gelehrter der Bruderschaft der Bewahrer im Kloster El Om, starrte auf die Papyrusrolle, die er vorsichtig auf seinem Studiertisch ausgebreitet hatte. Er schnaubte leise durch die Nase, fasste sich an die Nasenflügel und rieb gedankenverloren daran entlang. Huson, Novize im ersten Jahr und Bruder Pak zugewiesen, sah von seinem Platz am Ende des überlangen Studiertisches auf und hob fragend den blonden, fast kahl rasierten Kopf. Seine blauen Augen blickten wach und intelligent auf den Bruder Bibliothekar.

      Pak reagierte nicht. Huson kannte das schon. Bruder Pak hatte so seine kleinen Macken, wie er es für sich nannte. Dazu gehörten seine fortwährenden Schnaufer und seine merkwürdige Angewohnheit Selbstgespräche zu führen. Gerade jetzt hörte er vom gegenüberliegenden Ende des Tisches ein fast unverständliches Murmeln.

      „I-Brik – was mag das heißen? Sollte es eine Konjugation sein oder etwa doch...“ Bruder Pak, ein Mann von mittlerem Alter und korpulentem Aussehen, dessen breites gutmütiges Gesicht eingerahmt war von einem dunklen Vollbart, blies die Backen auf und streckte sich ächzend. Wie lange saß er wohl schon hier? „Huson, hol mir bitte das Vergrößerungsokular aus meiner Studierkammer. Es muss auf meinem Tisch am Fenster liegen.“

      Pak sah bei dieser Anweisung nicht auf, und Huson wartete auch nicht darauf. Er stand auf und ging lautlos zur Tür. „Und bring mir die Rolle mit, die auch auf dem Tisch liegen muss.“

      Huson entfernte sich, und Pak kniff die Augen zusammen, während er sich tief über den Papyrus beugte. „Oder doch kbtik? Ich kann es einfach nicht entziffern... Aber was gibt das für einen Sinn?“

      Bruder Pak stand auf und stieß verärgert den Stuhl zurück, auf dem er gesessen hatte. Schon viele Stunden hatte er damit zugebracht, diese Rolle zu lesen, die er vergangenen Mond tief unten in der Bibliothek entdeckt hatte, aber er kam nicht richtig voran mit seiner Übersetzung. Nicht nur, dass das Kata, in dem die Rolle geschrieben war, ein Uraltes war, auch die Tinte, einst wohl schwarz, war so verblasst, dass es fast unmöglich war, das Dokument zu lesen.

      Er ging langsam zum Ausblick, von dem man das ganze Grüntal und die große befestigte Stadt Grünberg am Hang der Himmelsberge überblicken konnte, und starrte gedankenvoll auf die Silhouetten der ineinander verschachtelten Türme und Dächer. Wieder fasste er sich an die Nasenflügel und rieb sie.

      „Ich sollte die Edle Malvea bitten, die Rolle mit mir zu untersuchen“, brummte er in seinen langen Bart. „Einen Versuch ist es wert. Ja, das mache ich.“ Sein Gesichtsausdruck entspannte sich ein bisschen. Malvea von Grünberg, seine gelehrigste Schülerin für alte Sprachen, insbesondere der alten Kata-Dialekte, wäre vielleicht eine echte Hilfe bei der Übersetzung des Schriftstücks. Sie hatte Talent und gute Augen, einen scharfen Verstand, Ehrgeiz und einen starken Willen. Ja, Malvea war die Richtige für diese Arbeit.

      Als Huson mit geröteten Wangen ein paar Minuten später wieder die große Bibliothek des Klosters betrat, und die schwere Eichentür mit einem hörbaren Laut ins Schloss krachte, was Bruder Pak immer sehr missfiel, stand dieser immer noch am Ausblick. Seine Laune schien sich während Husons Abwesenheit wesentlich gebessert zu haben, und er erwähnte das Zufallen der Türe mit keinem Wort. Huson legte die gewünschten Gegenstände hastig neben die alte Rolle und setzte sich leise wieder an seinen Platz, um weiter Papyrusrollen zu säubern.

      Er hatte noch eine ganze Menge zu tun bis zur Hochsonnandacht. Und danach wahrscheinlich auch, wenn er die Schriftstücke wirklich so penibel säubern sollte, wie Bruder Pak es von ihm erwartete. Huson runzelte leicht die Stirn und atmete einmal heftig ein und wieder aus. Novize sein war anders, als er sich das vorgestellt hatte und wahrlich nicht immer leicht. Und er hatte erst eins der zwei Jahre hinter sich gebracht. Im Reflex strich er über seine blonden Stoppeln auf dem Kopf und nahm sich dann eine der Rollen aus dem großen Stapel, der vor ihm lag.

      „Fandor, träum nicht! Bist

Скачать книгу