Moby Dick. Herman Melville

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Moby Dick - Herman Melville

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um leben zu können. Jahrelang bekommen sie vom Lande nichts zu sehen. Wenn sie heimkommen, erscheint ihnen das Land seltsam. Die Seemöwe, die das Land nicht kennt, faltet bei Sonnenuntergang ihre Schwingen weit auseinander und ruht zwischen den Wellen im Schlafe aus. Die Bewohner von Nantucket ziehen fern vom Lande des Nachts ihre Segel ein und legen sich zur Ruhe nieder, während unter ihren Ruhekissen Herden von Walrossen und Walfischen ihr Unwesen treiben.

      Drittes Kapitel

      Nach langem Umherlaufen und vielem Fragen erfuhr ich, daß drei Schiffe eine dreijährige Fahrt planten. Es waren der »Devil-dam«, der »Tit-bit« und der »Pequod«. Was »Devil-dam« bedeuten sollte, wußte ich nicht. »Titbit« ist ja allgemein bekannt, und »Pequod« ist ja der Name eines berühmten Stammes der Indianer in Massachusetts, der nun, wie die alten Meder, vollständig erloschen ist.

      Ich guckte mir den »Devil-dam« lange an, dann den »Tit-bit« und ging schließlich an Bord des »Pequod«, besah ihn mir einen Augenblick von allen Seiten und kam zu dem Ergebnis, daß dieses das richtige Schiff sei.

      Du hast gewiß manches komische Schiff gesehen, aber so etwas wie den alten »Pequod« hast du sicher noch nicht gesehen. Es war ein Schiff der alten Schule und ziemlich klein. Es war mit allen vier Ozeanen gesalzen, und Wind und Wetter hatten ihm die Farbe gegeben. Es war gebräunt wie ein französischer Grenadier, der in Ägypten und Russland gekämpft hat. Die ehrwürdigen Schiffsbuge schienen Barte zu tragen. Die Masten waren bei einem Sturm an der Küste von Japan abgebrochen, und es waren nur noch die Stümpfe zu sehen wie bei den drei heiligen Königen in Köln. Die alten Decks waren abgenutzt und sahen wie die von Pilgern verehrte Steinplatte in der Kathedrale zu Canterbury aus, wo Thomas Becket verblutet ist.

      Aber das war noch nicht alles. Noch andere merkwürdige Züge erinnerten an das abenteuerliche Leben, das das Schiff ein halbes Jahrhundert geführt hatte. Der alte Kapitän Peleg, der viele Jahre lang darauf Erster Offizier gewesen war, bevor er ein anderes eigenes Schiff kommandierte und der sich nun zur Ruhe gesetzt hatte und Mitbesitzer des »Pequod« war, dieser alte Peleg hatte dies merkwürdige Schiff gebaut.

      Wie der Kaiser von Abessinien, war es am Halse mit Schmuck aus Elfenbein behangen. Es waren lauter Trophäen. Wie ein Kannibale hatte sich das Schiff mit dem erbeuteten Gebein der Feinde geschmückt. Das Schiffsgerüst war offen, und überall hingen die langen Zähne des Pottwals, so daß man sich wie in einem Walfischrachen vorkam. Die Zähne dienten statt der üblichen Haken, und an ihnen befestigte man die alten Hanftaue und Stricke. Die Taue hingen nicht an den hölzernen Halteblöcken, sondern liefen über Rollen von Walfischbein. Das übliche Steuerrad war nicht vorhanden, statt dessen diente ein Handgriff aus einem Stück, der aus dem Unterkiefer des Walfisches, des Erzfeindes, geschnitzt war. Der Steuermann, der sich dieses Griffes im Sturm bediente, musste sich wie ein Tartar vorkommen, der sein feuriges Schlachtross durch einen kühnen Griff am Gaumen zum Stehen bringt.

      Es war ein edles, wenn auch schwermütiges Schiff. Alle edlen Dinge auf der Welt sind das nun mal zu gleicher Zeit!

      Als ich auf dem Achterdeck Umschau hielt, um mich als junger Kandidat einer Autoritätsperson vorzustellen, sah ich vorerst niemand. Aber mir fiel ein seltsamer Verschlag, beinahe Wigwam, auf, der hinter dem Hauptmast aufgeschlagen war. Anscheinend war das nur eine vorübergehende Einrichtung für den Hafen. Das Zelt hatte die Form eines Kegels, war zehn Fuß hoch und bestand aus den riesigen Stäben des elastischen dunklen Knochenbeins, das dem mittleren und oberen Teil der Kiefer des gewöhnlichen Wals entnommen war.

      Ich fand schließlich jemand, der in diesem merkwürdigen Gehäuse verborgen war. Dem Aussehen nach war er eine Autoritätsperson, und da um die Mittagszeit die Arbeit auf dem Schiff ruhte, erholte er sich nun von der Last des Kommandos. Er saß auf einem altmodischen eichenen Stuhle, der mit merkwürdiger Schnitzerei verziert war.

      Der alte Mann sah übrigens gar nicht mal so sonderbar aus. Er war braun und sonnenverbrannt wie die meisten alten Matrosen und trug einen blauen Matrosenanzug von dem Schnitt der Quäker. Um die Augen hatte er ein mikroskopisch feines Netz sehr kleiner Falten, die er wohl von den langen Seefahrten in den vielen Meeresstürmen bekommen hatte. Bei einem Seitenblick sind solche Falten sehr wirkungsvoll.

      »Ist hier der Kapitän des ›Pequod‹?« sagte ich und ging auf den Eingang des Zeltes zu.

      »Wenn du glaubst, es ist der Kapitän des ›Pequod‹, was willst du denn von ihm?« sagte er.

      »Ich dachte, ich wollte mit dem Schiff.«

      »Verstehst du denn etwas vom Walfischfang?«

      »Nein, aber ich denke, daß ich es bald lernen werde. Ich habe verschiedene Fahrten auf einem Handelsschiff mitgemacht, und ich glaube –«

      »Mit deinem verdammten Handelsschiff, komm mir nicht damit. Ich schlage dir die Beine ab, wenn du mir noch einmal von dem Handelsschiff anfängst. Ich glaube, ihr seid sehr stolz darauf, daß ihr auf Handelsschiffen gefahren seid, aber wie kommst du darauf und willst auf ein Walfischschiff? Das scheint mir sehr merkwürdig zu sein. Du bist am Ende ein Seeräuber gewesen und hast deinen letzten Kapitän beraubt, nicht wahr? Du ermordest am Ende die Offiziere, wenn es auf See geht?«

      Ich beteuerte meine Unschuld gegenüber diesen Vermutungen. Ich sah, daß dieser alte Seemann trotz seiner humoristischen Bemerkungen ein richtiger Nantucketer war, ein Quäker und ein Inselmensch mit allen Vorurteilen, der allen Fremden nicht traute, wenn sie nicht vom Kap Cod oder vom Vineyard herkamen.

      »Aber weshalb willst du auf die Walfischfahrt? Das will ich erst wissen, bevor ich dich mit an Bord nehme.«

      »Nun, ich will die Walfischjagd eben kennenlernen. Ich will die Welt kennenlernen.«

      »Du willst die Walfischjagd kennenlernen? Hast du schon mal den Kapitän Ahab gesehen?«

      »Wer ist denn der Kapitän Ahab?«

      »Ich dachte, du wüßtest es. Ahab ist der Kapitän dieses Schiffes.«

      »Da habe ich mich geirrt. Ich dachte, ich spräche mit dem Kapitän selbst.«

      »Du sprichst mit dem Kapitän Peleg, junger Mann. Ich und der Kapitän Bildad müssen den ›Pequod‹ ausrüsten für die Reise und mit allem Nötigen versehen, auch mit der Mannschaft. Wir sind Teilhaber. Aber wenn du die Walfischjagd kennenlernen willst, wie du sagst, so will ich dir einen Weg angeben, und du kannst es dir überlegen, bevor du wieder ausreißt. Sieh dir den Kapitän Ahab an, junger Mann, dann wirst du finden, daß er nur ein Bein hat.«

      »Was wollen Sie damit sagen? Hat er das andere durch einen Walfisch verloren?«

      »Durch einen Walfisch verloren! Junger Mann, sieh her. Es wurde verschlungen, aufgekaut und von dem scheußlichsten Pottwal, der jemals ein Boot umgekippt hat, zerschmettert! Ach!«

      Ich war ein wenig beunruhigt durch seine Heftigkeit und vielleicht auch ein wenig gerührt von dem Leid, das in seinem Ausruf am Schluss lag. Ich sagte so ruhig wie möglich: »Sie sagen natürlich die Wahrheit, aber wie konnte ich wissen, daß der Wal, von dem Sie erzählen, unglaublich wild war.«

      »Sieh hierher, junger Mann. Deine Lungen sind noch nicht widerstandsfähig genug, deine Stimme ist noch nicht rau genug, du bist doch schon vorher auf See gewesen?«

      »Ich glaube, ich habe schon gesagt, daß ich vier Fahrten auf einem Handelsschiff gemacht habe.«

      »Mund gehalten! Denk' daran, was ich von den Handelsschiffen gesagt habe. Wir wollen davon

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