Der Mädchenfänger. Peter Schmidt

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Der Mädchenfänger - Peter Schmidt

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ja, er brauchte es, um sich vor ihnen zu schützen. Vor der Faszination, die sie auf ihn ausübten. Er war der Schönheit verfallen, und irgendwann kam der Zeitpunkt, wo er keinen anderen Ausweg mehr sah, als sie zu zerstören."

      "Was für ein schrecklicher Gedanke."

      "Und doch nichts weiter als Selbstschutz."

      "Wenn es nach mir ginge, würden solche Menschen als Geisteskranke eingesperrt."

      "Aber warum denn?“, fragte er. "Wir hängen doch alle an irgend etwas. Am Leben, am Geld, an der Bequemlichkeit. Wir sind alle von irgend etwas besessen. Vom Gedanken, zu versagen, von unserer eigenen Minderwertigkeit. Selbst Buddha war auf seine Weise besessen – vom Nichts! Vom Ende des 'Hungers' oder 'Durstes' nach den Dingen, also dem Verlöschen der Lebensgier. Vom Gedanken, nicht mehr leiden zu müssen. Man kann auch vom Negativen besessen sein. Aber dann sind mir doch die schönen Dinge des Lebens lieber.

      Man darf nur nicht zu ihrem Sklaven werden, man muss einen Weg finden, um sich von ihnen befreien zu können, wenn es soweit ist."

      "Wie dein Vater?"

      "Ja, wie mein Vater."

      Während sie gemeinsam ihre Sachen vom Trockenboden holten, versuchte Angela gute Miene zum bösen Spiel zu machen und ihn sogar ein wenig aufzumuntern wegen ihrer kleinen Meinungsverschiedenheit. Nachdem sie ihr Zeug eingepackt hatte, hörte sie sich noch einmal Sighcores neue Platte an und fand, dass seine Stimme inzwischen ein wenig zu "rauchig", ja fast schon "krächzend oder senil" klang.

      Quant mochte Sighcore nicht besonders, von einigen eher instrumentalen Stücken abgesehen. Aber Angelas plötzliches Einlenken zielte offensichtlich darauf ab, ihn für seine Einladung zur Kirmes zu entschädigen und sich auf irgendeine Weise dankbar zu zeigen. Er war unschlüssig, ob sie sich noch einmal wiedersehen würden. Trotzdem lud er sie zu einem Film mit Jack Nicholson ein, der nächste Woche im Metropol laufen würde, ein Privatdetektivfilm als Fortsetzung von "Chinatown". Sie sagte so schnell zu, ohne die kleinste Frage über den Film zu stellen, dass er noch deutlicher das Gefühl hatte, nach dieser Nacht sei er erst einmal erledigt für sie.

      "Ruf mich an, falls Angelo wieder lästig wird", sagte er, während er sie zum Gartentor brachte.

      Den Rest des Vormittags verbrachte er damit, alle Spuren aus der Garage und dem Lieferwagen zu beseitigen. Er schrubbte sogar den Innenraum des Chevrolets mit einem starken Scheuermittel, wie er es in "Horwells Führer für Anwärter des gehobenen Polizeidienstes" gelesen hatte, und nahm seine Reisetasche heraus, weil sie vielleicht Verdacht erregen würde. Erst als er sicher war, dass es keine Haare oder Flusen von Franziskas Kleidung mehr im Wagen gab, warf er einen staubigen Sack Torf in den Laderaum, bewegte ihn ein paar Mal hin und her, damit der Blechboden wieder schmutzig wurde, und brachte den Sack in den Gartenschuppen zurück.

      Dann ging er ans Telefon, um die Polizei anzurufen und sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen. Nein, er hatte nicht das Geringste bemerkt. Er war Freitag oder Samstag in der Bibliothek gewesen. Ja, vielleicht auch am Montag, das konnte er – "ehrlich gesagt" – nicht mehr so genau rekonstruieren, da er sich oft dort aufhielt, ohne Bücher auszuleihen, an deren Ausleihdatum man den Tag hätte feststellen können.

      "Nein, warten Sie mal – wenn ich länger darüber nachdenke, glaube ich, es war doch Montag", sagte er schließlich. "Ja, jetzt bin ich ziemlich sicher. Aber ich war sehr in Eile. Ich hatte keinen Blick für meine Umgebung, ich könnte Ihnen nicht einmal sagen, ob die Buchausgabe besetzt war, geschweige denn, wer mir in der Bibliothek begegnet ist."

      Dieses freiwillige Eingehen auf die tatsächliche "Tatzeit", so hoffte er, würde die Polizei endgültig davon überzeugen, dass er nichts zu verbergen hatte.

      Danach wurde seine Adresse notiert. Ein zeitraubendes Unternehmen, das größte Sorgfalt erforderte.

      "Vielen Dank für Ihre Auskunft", sagte der Beamte. "Wir möchten Sie bitten, sich innerhalb der nächsten drei Tage noch einmal zu einem klärenden Gespräch auf dem Kommissariat einzufinden."

      "Zu einem 'klärenden Gespräch'? Aber was kann ich Ihnen denn noch sagen?"

      "Oh, es kommt oft vor, dass Zeugen gewisse Beobachtungen für unwichtig halten, die sich später als entscheidend herausstellen."

      Er hatte nicht damit gerechnet, dass man nach seinem "freiwilligen" Vorpreschen so hartnäckig blieb. Was brachte die Polizei darauf, zu glauben, ein Zeuge, der sich mühsam an den Tag seines Bibliotheksbesuchs erinnerte, könnte etwas über das verschwundene Mädchen aussagen?

      Aber er wagte es nicht, den Beamten danach zu fragen, warum Franziska ausgerechnet im Parkhaus entführt worden sein sollte.

      Wahrscheinlich würde man ihm das auch irgendwann von ganz allein mitteilen. Um die Sache schnell hinter sich zu bringen, beschloss er, schon am nächsten Morgen zum Kommissariat zu fahren.

      Und je nachdem, wie spät es nach dem Verhör war, würde er als Entschädigung für dieses lästige Zwischenspiel in Ballys Restaurant am Polizeipräsidium entweder ein spätes zweites Frühstück oder sein Mittagessen einnehmen.

       8

      Als er die Tür zum Keller aufschob, drückte er sie weit genug gegen die Wand zurück, um sicherzugehen, dass Franziska nicht dahinter stand. Sie war entweder im Bad oder in der Küche, und in solchen Fällen hatte er es sich angewöhnt, besonders vorsichtig zu sein.

      Es gab Dinge in ihrem Apartment, die sich als "Waffen" eigneten: Messer, Scheren, gusseiserne Bratpfannen, Nagelfeilen – und manchmal wurden sie auch dazu gebraucht, das wusste er aus eigener böser Erfahrung.

      Doch wenn man nicht alles beseitigen wollte, was in der Gefangenschaft ein halbwegs komfortables Leben ermöglichte, musste man dieses Risiko in Kauf nehmen.

      Er hatte verschiedene Strategien entwickelt, um Frauen davon zu überzeugen, dass solche Versuche völlig sinnlos, ja sogar lebensgefährlich für sie waren.

      In diesem Stadium allerdings würde es psychologisch noch verfrüht sein, sie derart vor den Kopf zu stoßen.

      "Hallo, Franziska. Wo stecken Sie? Sind Sie unter der Dusche?" Er schob vorsichtig seinen Kopf ins Zimmer und horchte. Von nebenan erklang ein Geräusch, das sich wie laufendes Wasser anhörte. Aber man konnte nicht unterscheiden, ob es aus dem Badezimmer oder aus der Küche kam. Dann sah er, dass das Bad unter Wasser stand. Es lag eine Stufe tiefer als die anderen Räume, und das Wasser schwappte bereits über die Kante.

      "Was, zum Teufel, haben Sie vor?“, fragte er. "Wollen Sie uns ertränken?"

      Ein paar Seiten seines "Tagebuchs" waren herausgerissen und zerknüllt über den Teppich verstreut. Als sein Blick zur Küche wanderte, entdeckte er, dass sich auch dort eine große Wasserlache ausbreitete …

      Er drehte den Hahn an der Spüle zu und zog den Stöpsel aus dem Becken. Auf der Anrichte stand ein ungeöffnetes Fertiggericht. Der tiefgefrorene Spinat hatte sich verflüssigt und sickerte als grüner Brei durch die Verpackung. Immerhin waren wenigstens der gekochte Schinken und das Brot angeschnitten. Und im Abfalleimer unter der Arbeitsplatte lagen zwei leere Joghurtbecher. Quant kehrte nach nebenan zurück und schob die Tür des Badezimmers gegen die Innenwand.

      Dann beugte er sich vorsichtig durch die Türöffnung.

      Franziska stand leichenblass an der gekachelten

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