Königin der Spiegelkrieger. Werner Karl

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Königin der Spiegelkrieger - Werner Karl

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meiner Erklärung.« Ein zweiter strafender Blick traf sie und sie hielt ihm stand. »Kennaigh hatte sich in jungen Jahren auf dem Festland herumgetrieben, wie er es ausdrückte, und kam auf unsere Insel mit einer schweren Last beladen zurück. Wir beide hatten bei einem Treffen auf Ynys Môn über die Tafel mit dem Rezept diskutiert. Ich wollte schon damals seine Kraft nutzen und vielleicht wäre es dann nicht zu diesem Massaker gekommen. Kennaigh aber hatte zu viel Angst vor dem Trank und verriet mir weder das Rezept noch den Aufbewahrungsort der Tafel.«

      Das ist es!, durchfuhr es Arianrhod. Er hätte längst weitere Spiegelkrieger erweckt, wenn er die Tafel besitzen würde. Er weiß auch jetzt nicht, wo sie sich befindet! Und vielleicht denkt er sogar, dass ich sie haben könnte.

      »Es tut mir leid, Sétanta, auch ich weiß nicht, wo Túan die Tafel aufbewahrt hat. Und das Rezept des Trankes kenne ich ohnehin nicht, auch wenn ich viele Bestandteile gesehen habe, die er dafür verwendet hat.«

      Sie blickte zuerst zu Inga, dann zu Swidger und danach mit einem langen Blick auf den immer noch schlafenden Brannon. Auch er würde seinen Vater brauchen. Sie fasste einen Entschluss.

      »Also schön. Du bist dir völlig sicher, dass du mir meinen Túan mac Ruith wiedergeben kannst? Kein Spiegelbild?«

      Sétanta nickte nur.

      »Dann sag mir wie!«, befahl sie und wieder hörte jeder ihre Eisenhärte in der Stimme und die wenig versteckte Drohung darin.

      Seine steingrauen Augen blitzten und er sprach jedes Wort mit klarer Betonung aus.

      »Es darf nur ein Tropfen sein!«

      Um die Gruft standen einige Hundert Krieger und Kriegerinnen. Zuvorderst natürlich Maelchon mac Cean, Catriona maqq Horestiani und all die anderen wiederbelebten Fürsten und Clanchefs.

      In Windeseile hatte sich durch das ganze Winterlager des Heeres die Nachricht verbreitet, dass sie Túan mac Ruith, ihren Druiden, wieder aus der Gruft holen wollten. Das einzige, was die Ausbreitung der Nachricht behindert hatte, war der brusthohe Schnee gewesen, der das ganze Land blütenweiß bedeckte.

      Arianrhod, Inga, Swidger und selbstverständlich Sétanta waren allein in die Gruft gestiegen und hatten eine ganze Reihe von Fackeln an den Wänden entzündet. Die Luft in der Grabkammer war erfüllt von den Ausdünstungen der verdorbenen Speisen und Getränke, die man Túan für seine Reise in die Anderswelt mitgegeben hatte und die immer noch unberührt in ihren Gefäßen vergammelten. Niemand hatte es gewagt, sie durch frische zu ersetzen.

      Die Fackeln rußten ein wenig und fast alle waren für den Rauch dankbar, der ein wenig die Fäulnis der Lebensmittel überdeckte. Mit wenigen Handgriffen hatten Inga und Sétanta den Sarg geöffnet, das mit Runen bedeckte Leichentuch entfernt und mit einem Lappen und warmen Wasser die Schicht aus Staub und Reif auf dem Gesicht des Toten abgewaschen. Es war eiskalt in der Grube. Sein Haar hatte man schon bei der Beisetzung so gekämmt gehabt, dass die schwere Kopfwunde, welche ihm Trebius Servantus zugefügt hatte, nicht besonders ins Auge fiel. Bei einem oberflächlichen Blick hätte man meinen können, dass der Druide nur schlief.

      Vielleicht tut er das ja auch, überlegte Arianrhod und beobachtete jeden einzelnen Handgriff Sétantas.

      Túans Haare und Fingernägel waren ein wenig gewachsen, aber das geschah auch bei richtigen Toten.

      Sétanta blickte sie noch einmal fragend an, aber innerlich triumphierte er bereits. Er wusste, dass niemand die wahre Bedeutung der Worte erkennen würde, die er gleich in ein Ohr des Toten flüstern würde. Mit scheinbarer Ergebenheit wartete er Arianrhods stumme Erlaubnis ab und öffnete mit übertriebener Sorgfalt den fast leeren Schlauch. Er hielt sogar noch schützend eine Hand unter die Öffnung und ließ wirklich nur einen einzigen Tropfen in den zuvor geöffneten Mund seines Glaubensbruders fallen. Danach schloss er den Mund wieder und beugte sich tief zu ihm hinunter. Aber dies tat er in Wahrheit nur, damit niemand auch nur eine Chance hatte, die Worte zu verstehen.

      Mit leiser Stimme sprach er zu dem Toten.

      «Fy mbrawd wedi marw, llongyfarchiadau i ti! Cymer fy rhodd, defnyddia dy ail gyfle di a wranda: Fydd yna ddim un arall, felly ei ddefnyddia e yn iawn! Bydded ti'n cael dy rwymo arna i am byth a chyfodi di'n fuan!

      Beim letzten Teil des Spruches wusste er, dass sich der Wiedererweckte nicht an ihn gebunden fühlen würde. Schließlich hatte Sétanta dem Trank nicht von seinem eigenen Fleisch und Blut gegeben. Trotzdem hatte er die Worte gesprochen. Er wagte es nicht, an der uralten Magie auch nur eine Silbe zu verändern. Und einen vollständig neuen Ansatz eben mit seinen eigenen Zusätzen konnte er nicht brauen, da er nicht im Besitz des Rezeptes war und schon gar keine Kenntnis der richtigen Dosierungen hatte.

      Nun, das wird sich hoffentlich bald ändern, grinste er in sich hinein und konnte gerade noch seine Heimtücke in diesem Grinsen verbergen, ehe er sich erhob und immer noch lächelnd an Arianrhod herantrat.

      »Wie ich hörte, hast du schon einer Erweckung beigewohnt. Also wird es dir keine Angst mehr bereiten, wenn du bei ihm bleibst. Ich bin davon überzeugt, dass es für ihn von Vorteil ist, wenn du bei ihm bist, wenn er erwacht.« Mit gespielter Fürsorge fasste er sie an den Schultern und drückte sie leicht. »Freue dich, meine Königin. Dein Mann wird bald wieder bei dir sein.« Er lächelte immer noch und Arianrhod war so aufgeregt, dass sie die Falschheit darin nicht sah. »Und es spricht nichts dagegen, dass ich euch in den Bund der Ehe führe, sobald sich seine anfängliche Verwirrung gelegt hat.«

      Er verneigte sich kurz vor ihr und verließ die Kammer.

      Inga und Swidger hatten sich an den Händen gefasst und traten nun zu Arianrhod mac Ruith und ergriffen auch ihre zitternden Hände.

      Es dauert länger als damals bei Swidger und Trebius, dachte Arianrhod und auch die beiden Germanen wurden langsam unruhig. Aber vielleicht liegt es daran, dass er schon so lange … tot ist … war. Sorge und Aufregung verwirrten ihre Gedanken und mit jeder Sekunde, die verging, konnte sie weniger klar denken. Längst hatte sie sich erhoben und eine seiner Hände ergriffen, erschrocken über die anhaltende Kälte diese sofort wieder losgelassen, nur um sie schließlich erneut zwischen ihre bebenden Hände zu nehmen.

      Von den Fackeln waren einige erloschen, aber drei brannten noch und verbreiteten ein gespenstisches Dämmerlicht. Es musste mittlerweile schon nach Mitternacht sein und draußen verharrte nur noch ein Bruchteil der anfänglichen Massen. Kälte und Müdigkeit trieben viele in ihre Zelte und Hütten.

      Gerade wollte auch Arianrhod die beiden in ihre Behausung schicken, als sich das Licht im Raum änderte. Ein grüner Schein mischte sich in das goldgelbe Licht der letzten verbliebenen Fackeln.

      Erleichtert wandte sich Arianrhod an ihre Freunde.

      »Es beginnt.«

      Beide antworteten mit einem gequält aufmunternden Lächeln und beobachteten mit wachsender Spannung das Ansteigen des Leuchtens. Keiner der Drei konnte sagen, wie viel Zeit verging, bis das Licht eine Intensität erreicht hatte, dass es die Leuchtkraft der Fackeln übertraf. Arianrhod sah natürlich an dem vor ihr liegendem Körper das Licht unmittelbar.

      Wie eine zweite Haut schmiegte sich der grüne Schimmer um Túan. Einzelne Schwaden züngelten wie Schlangen über den Leichnam und wanden sich unstet kreuz und quer über Kleidung und Haut. Selbst durch die wenigen Kleidungsstücke drang das immer stärker und stärker werdende Licht. In dem Moment, als Arianrhod glaubte, nicht mehr hinsehen zu können, bildeten sich an beiden Beinen und am Kopf blendend helle Sonnen und umspielten

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