Schattendasein - Der erste Teil der Schattenwächter-Saga. Sandra Grauer

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Schattendasein - Der erste Teil der Schattenwächter-Saga - Sandra Grauer

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Hannah musste irre sein. Kaum hatte Herr Müller den Raum betreten und seine Sachen auf dem Tisch ausgebreitet, war er gleich zu den Referatsthemen übergegangen. Hannah hatte sich als Erste gemeldet und stolz verkündet, dass sie und ich das Thema Satanismus behandeln würden. Ich hatte ihr einen schockierten Blick zugeworfen, zwecklos. Herr Müller schrieb unser Thema auf, gab uns zwei Wochen Zeit und rief dann Jessica auf. Und ich hatte ganze fünfundvierzig Minuten warten müssen, bevor ich Hannah endlich zur Rede stellen konnte.

       Nun legte sie einen Finger auf die Lippen und flüsterte: »Ich erklär dir ja alles, aber bitte schrei nicht so. Muss ja nicht gleich die ganze Klasse mitbekommen.«

       Ich atmete ein paar Mal tief durch. »Okay, ich bin ganz ruhig. Also?«

       Hannah schob sich eine dunkle Strähne hinters Ohr, bevor sie begann. »Also das Ganze war so: Mir ist eingefallen, dass Gabriel ja mal ein Referat über Satanismus gehalten hat. Ich dachte, es wär ganz nett, wenn wir dasselbe Thema nehmen, um an ihn ranzukommen. Wir sind in der Mittagspause mit deinem Bruder verabredet, er stellt uns Gabriel vor. Vielleicht leiht er uns ja seine Materialien.«

       »Und was wenn nicht?«

       »Keine Sorge, ich werd ihn schon überzeugen.«

       Ich seufzte. »Ja, so wie du meinen Bruder überzeugt hast. Er hat sich doch sicher nicht freiwillig auf die Sache eingelassen.«

       Hannah grinste. »Natürlich nicht, aber Tränen ziehen bei Mark immer.«

       Ich musste lachen und stieß Hannah in die Seite. »Du kannst froh sein, dass du meine beste Freundin bist. Jemand anderem hätt ich das nämlich nicht durchgehen lassen.«

       »Ich weiß«, meinte sie und grinste schon wieder.

      Als es endlich zur Mittagspause klingelte, machten Hannah und ich uns auf den Weg nach draußen, um uns dort mit meinem Bruder zu treffen. Mir war nicht wohl bei der ganzen Sache, auch wenn ich gar nicht so genau sagen konnte warum, aber Hannah fand die Idee nach wie vor toll. Vor lauter Aufregung bekam sie kleine rote Flecken am Hals. Ich hielt sie am Arm fest, als wir nach draußen in die Sonne traten.

       »Was ist denn?«, fragte Hannah und blieb endlich stehen.

       »Bist du dir wirklich sicher? Herr Müller akzeptiert bestimmt noch ein andres Thema.«

       »Kommt gar nicht in Frage, wir ziehen das jetzt durch«, erwiderte sie und ging zielstrebig auf Mark zu, der an dem Tisch lehnte, auf dem wir schon in der Frühstückspause gesessen hatten.

       Er warf mir einen genervten Blick zu. »Also wirklich, Emmalyn, dass du bei der ganzen Sache mitmachst.«

       Abwehrend hob ich die Hände. »Hey, ich kann nichts dafür, Hannah hat mir überhaupt keine Wahl gelassen.«

       »Und ihr seid euch auch wirklich sicher?«, fragte Mark.

       Hannah stöhnte und verdrehte die Augen. »Die Familienähnlichkeit ist echt nicht zu übersehen. Nun kommt schon.«

       Sie holte ein paar Mal tief Luft, dann warf sie ihre Haare nach hinten, setzte ihr süßestes Lächeln auf und marschierte geradewegs auf Gabriel zu, der am anderen Ende des Schulhofs mit ein paar Freunden in der Sonne saß. Mark und ich hatten Mühe, ihr zu folgen. Als wir drei vor Gabriel stehen blieben, sah er uns etwas irritiert an.

       »Ja?«, fragte er.

       »Hey Gabriel, sorry, dass wir stören«, begann mein Bruder. Er hatte mit Gabriel in der Regel nicht allzu viel zu tun, und ich merkte ihm an, dass ihm das Ganze etwas unangenehm war. »Das sind Hannah und meine kleine Schwester.«

       Meine kleine Schwester. Am liebsten hätte ich ihn umgebracht. Aber gut, es hätte auch noch schlimmer kommen können. Wenigstens hatte er mich nicht als Emmaliehn vorgestellt. So nannte er mich seit unserer Kindheit immer wieder gerne, und blöderweise blieb den Leuten das sofort im Gedächtnis. Gabriel grinste und stand auf. Ich war ganz froh darüber, denn indem er vor uns stand, fühlte ich mich von seinen Freunden weniger beobachtet. Gabriel reichte erst Hannah die Hand und dann mir.

       »Hallo Hannah. Hallo Marks kleine Schwester.«

       »Emmalyn«, korrigierte ich ihn.

       »Gabriel. Also, was gibt's?« Er sah mich an, doch ich antwortete nicht, um Hannah nicht die Show zu stehlen. Schließlich taten wir das Ganze nur für sie.

       »Wir müssen in Religion bei Herrn Müller ein Referat über Satanismus halten.«

       »Sehr interessantes Thema«, unterbrach Gabriel Hannah mit einem Grinsen, und ich hätte am liebsten laut gestöhnt.

       »Du hast doch mal zum selben Thema ein Referat gehalten«, fuhr Hannah unbeirrt fort. »Wir dachten, du könntest uns vielleicht ein paar Tipps geben oder hättest vielleicht sogar noch deine Materialien.«

       Gabriel verschränkte die Arme vor der Brust. »Na ja, ich hätt da schon einiges anzubieten. Die Frage ist nur, was krieg ich dafür?«, fragte er mit einem süffisanten Grinsen auf den Lippen.

       Wie wär's mit einem Tritt in den Arsch, dachte ich mir, sprach es aber nicht laut aus. Hannah war weniger auf den Mund gefallen. Sie verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust und erwiderte Gabriels Grinsen. »Mir würd da schon was einfallen. Ich könnt dich ja mal zum Essen einladen.« Gabriel zog amüsiert die Augenbrauen hoch. »Klingt nicht schlecht, aber man soll ja nie das erste Angebot annehmen. Was legst du drauf?« Ich räusperte mich. Wenn ich nicht schnell was unternahm, würde Hannah noch anbieten, sich bei irgendeinem satanischen Ritual entjungfern zu lassen. »Vielleicht können wir das später besprechen, wir haben's nämlich gerade etwas eilig. Irgendwie werden wir uns bestimmt einig, also würdest du uns die Materialien ausleihen?« Ich spürte, dass mir Hannah einen wenig begeisterten Blick zuwarf, doch ich ignorierte sie. Gabriels Grinsen verwandelte sich in ein Lächeln. »Wenn du mich so lieb bittest, will ich mal nicht so sein. Montag, okay?« »Super, du rettest uns das Leben«, entfuhr es mir, und das meinte ich wirklich ernst. Ich hatte nicht vor, mich länger als nötig mit Satanismus zu befassen, und Gabriels Materialien halfen da ungemein. Nun grinste Gabriel wieder. »Gut zu wissen, dann lass ich mir mal was Schönes als Bezahlung einfallen.« Doch bevor ich etwas erwidern konnte, wandte er sich an Mark. »Also, morgen dann?« Mark nickte. »Sieht so aus.« Gabriel nickte ebenfalls, dann setzte er wieder sein Grinsen auf und blickte von Hannah zu mir. »Tschüss Hannah. Tschüss Marks kleine Schwester.« Dieses Mal verkniff ich es mir, ihn auf meinen Namen hinzuweisen, auch wenn ich das liebend gern getan hätte. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken, während wir uns auf den Weg in die Cafeteria machten, um etwas zu essen. Hannah war alles andere als begeistert, dass ich ihr Geplänkel mit Gabriel unterbrochen hatte. Das hielt sie allerdings nicht davon ab, meinen Bruder zu fragen, warum er am nächsten Tag mit Gabriel verabredet war, und ich war ehrlich gesagt auch neugierig. »Wir sollen nach den Osterferien in Spanisch ein Referat zusammen halten, zur Vorbereitung auf die mündliche Abiprüfung.« »Lass mich raten, spanische Inquisition?«, fragte ich. »Nee, Opferrituale der Maya.« Ich stöhnte. Was sonst, warum fragte ich überhaupt noch? Aber warum ließ sich mein Bruder ein so beknacktes Thema aufschwatzen?

      Den Samstagmorgen verbrachte meine Mutter wie üblich im Supermarkt, um den Wocheneinkauf zu erledigen, und mein Bruder stand noch unter der Dusche. Tim und ich hingegen ließen den Tag in aller Ruhe starten, schließlich war Wochenende. Wir saßen in unseren Schlafanzügen in der Küche und frühstückten gemütlich. Ich wollte mir gerade ein weiteres Brötchen aus dem Brotkorb nehmen, als es an der Tür klingelte. Erschrocken hielt ich inne und sah an mir hinunter.

       »Mist, wer kann das sein?«

      

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